Ein Pantun ist eine malaiische Gedichtform, bei der einzelne Zeilen nach einem vorgegebenen Schema wiederholt werden. Durch die Wiederholung ergeben sich ganz von selbst spannende Inhalte und die letzte Strophe schreibt sich sozusagen von selbst, da alle Zeilen schon geschrieben sind.
Was hat nun das Pantun mit Glaubenssätzen zu tun?
Glaubenssätze oder unsere Haltungen zu verändern ist eine anstrengende Aufgabe. Ein bisschen Kreativität kann helfen durchzuhalten. Hier also die Idee:
(A) Überlegen Sie Sich wie Sie über sich selbst denken wollen (–> Giftige Gedanken).
(B) Dann nehmen Sie die Form des Pantuns (Vorlage unten als Download) und schreiben sich ein Glaubenssätze-Pantun. Hier ein Beispiel, wie so etwas dann aussehen könnte. Die Zahlen vor den Zeilen zeigen das Wiederholungsschema an:
(1) Ich bin sicher in der Welt
(2) Ich bin liebenswert und gut
(3) Das Leben meint es gut mit mir und ist leicht
(4) So komme ich zu Recht darin, denn Gott sorgt für mich
(2) Ich bin liebenswert und gut
(5) Kompetent und auch ein Sturkopf, wenn es nötig ist
(4) So komme ich zu Recht darin, denn Gott, der sorgt für mich
(6) ich bin furchtlos und mutig wegen ihm
(5) Kompetent und auch als Sturkopf, wenn es nötig ist,
(7) erreiche ich meine Ziele und habe Erfolg
(6) ich bin furchtlos und mutig und fühle mich geliebt
(8) so treffe ich vertrauensvolle Menschen und bin nicht allein
(7) Ich erreiche meine Ziele und habe Erfolg
(1) Ich bin sicher in der Welt
(8) So treffe ich vertrauensvolle Menschen und bin nicht allein
(3) Das Leben meint es gut mit mir und ist leicht
(C) Hängen Sie Sich das Pantun neben das Bett und lernen Sie es auswendig!
Möglicherweise freut sich der Nikolaus, wenn Sie es aufsagen können 😉
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, Gesundheit und Freude und alle Freiheit im Innen uns Außen.
Bevor als nächster Artikel „Innere Wahrheiten, unser Autopilot und wie man ihn abschalten kann“ erscheint, dachte ich mir, es wäre sinnvoll, einmal kurz zu definieren, wovon wir da reden. Denn alle drei Begriffe beschreiben das gleiche Phänomen, das gleiche menschliche Verhalten.
Ein Glaubenssatz ist eine Haltung wie zum Beispiel „Ich stehe immer an der falschen Kasse“ oder „Niemand liebt mich“ oder „Nur wenn ich dafür sorge, dass es anderen gut geht, bekomme ich Liebe“ oder etwas Ähnliches. Jeder hat diese Glaubenssätze. Sie helfen uns durchs Leben zu kommen und deswegen glauben wir diese Sätze, diese Haltungen. Als Ergebnis suchen wir Informationen in unserer Umwelt, die uns bestätigen, was wir sowieso schon immer wussten: „Niemand liebt mich, ich bin nicht liebenswert. Wenn mir eine Frau sagt, dass sie mich liebt, dann hat sie bestimmt Hintergedanken, sie meint das nicht, sie kann es nicht meinen. Wenn sie mich wirklich lieben würde, dann würde sie IMMER Rücksicht auf mich nehmen.“
Sie wissen, dass dieser Gedankenfluss einen gravierenden Denkfehler enthält: das „immer“. So schafft sich der Denker von „Niemand liebt mich, ich bin nicht liebenswert“ die besten Chancen, seine Überzeugung bestätigt zu bekommen. Denn NIEMAND kann IMMER Rücksicht nehmen. Das bedeutet, in dem Moment, in dem der eine Fehler geschieht, sieht der Denker von „Ich bin nicht liebenswert“ den Beweis, dass er Recht hat. Damit bestätigt er sich seinen Glaubenssatz, seine Überzeugung. Bestätigen heißt lateinisch affirmare, daher der Begriff Affirmation, etwas, dass ich mir selbst bestätige und bekräftige.
Natürlich ist der Denker von „Ich bin nicht liebenswert“ nicht nur davon überzeugt, dass diese Feststellung stimmt, er weiß genau, dass es so ist, es ist seine Innere Wahrheit, die er nicht anzweifeln wird. Oder werden Sie ohne Beweise anzweifeln, dass die Erde rund ist und auf den Tag die Nacht folgt?
Auf der anderen Seite: Folgt nicht auf die Nacht der Tag? Was Sie nun glauben, entscheiden Sie selbst. Zwei Techniken, Glaubenssätze, Innere Wahrheiten und Affirmationen zu ändern sind das Kopfkinound der Umgang mit giftigen Gedanken.
Mein Freund hat eine Dissoziative Identitätsstörung (DIS, multiple Persönlichkeitsstörung). Er hat mir von seinen extremen Gewalterfahrungen seit frühester Kindheit erzählt. Er lebt seit über 20 Jahren im Obdachlosenmilieu, nachdem er bei einem Unglück Frau und Kind verloren hat.
Seit wir uns ineinander verliebt haben treten diverse „Freunde“ (so nennt er die anderen Persönlichkeiten) auf. Ein Täterloyaler sagte zu mir, seine inneren Freunde sagten, ich würde ihn zerstören. Diverse „Beschützer“ verhindern den Kontakt zu meinem Freund regelrecht!
Mein Freund ist anderen hilfsbedürftigen Menschen oder Tieren gegenüber sehr hilfsbereit. So haben wir uns kennengelernt. Er hat einem Hund das Leben gerettet, weil er ihn aufgenommen und gepflegt hat. Ich habe die Tierarztkosten etc. übernommen.
Mein Eindruck ist, dass er sich nicht helfen lassen kann. Hilfe gesundheitlicher Art wie z.B. Psychotherapie kann er für sich nicht machen.
Er würde aber mit Ärzten oder Therapeuten reden, wenn es um mich gehen würde.
Frage: Mein Eindruck ist das da ein Antihilfe Programm oder ähnliches läuft bei ihm. In einem Heim muss was „Hilfe“ betrifft etwas passiert sein.
Meine zweite Frage: Wie kann ich helfen? In welcher Klinik oder welcher Therapeut kennt sich mit DIS gut aus? Und kann helfen? Könnte die Lösung sein, ich mache Therapie und der Therapeut bekommt darüber auch Zugang zu ihm?
Habe selber auch traumatische Erlebnisse die ich verarbeiten möchte.
Liebe Leserin,
Menschen mit einer Dissoziativen Identitätsstörung haben viel erlebt und selten war das hilfreich. Dazu kommt, dass Täter kein Interesse daran haben, dass ihren Opfern jemand glaubt oder sie sich trauen, anderen zu erzählen, was passiert ist. Da ist es erstmal kein Wunder, wenn diese Menschen besonders vorsichtig sind. So vorsichtig vielleicht, dass es ihnen weiterhin schlecht geht, weil sie sich niemandem anvertrauen können. Natürlich wissen Sie und ich und alle Helfenden, dass schlimme Dinge passieren und was diese Erfahrungen mit einem Menschen machen können.
Insofern können wir – und damit auch Sie – nur ganz geduldig unsere Unterstützung anbieten. In den letzten Monaten habe ich eine Artikelreihe veröffentlicht, in der ich darüber geschrieben habe, wie ich mit meinen Klientinnen arbeite.
Aus meiner Erfahrung geht es darum, immer wieder zu beweisen, dass man anders als die Täter ist. Das ist unendlich schwer, wenn man mit jemandem befreundet ist, weil wir alle unsere guten und schlechten Tage haben. Wir sind alle verletzt und tragen alle unsere eigenen Narben mit uns herum. Diese Narben, psychologisch als Filter oder Überzeugung oder Affirmation oder Glaubenssatz bezeichnet, führen dazu, dass wir die Welt aus unserer ganz speziellen Perspektive sehen. Wir nehmen bevorzugt Reize wahr, die zu unserem Selbst- und Weltbild passen.
Mir kann niemand helfen
Wenn ich also erwarte, dass mir niemand helfen kann, kann es niemandem gelingen, mir zu helfen. Zumal diese Aussage bei psychologischen Problemen ja sogar stimmt. Da kann mir tatsächlich niemand helfen. Ich kann nur jemanden finden, der mir erklärt, warum es mir schlecht geht, und was ich tun kann, um das zu ändern. Anders als bei einem gebrochenen Bein, kann man eine Seele nicht schienen. Aber so wie der Körper den Knochen zusammenwachsen lassen kann, können wir mit unserem Verstand und unserem Bewusstsein die Abläufe in unserem Gehirn so ändern, dass es uns besser geht.
Es geht also nicht darum, dass mir jemand hilft, sondern dass mir bewusst wird, dass nur ich es ändern kann. Ich übernehme Verantwortung für meine Beschwerden und dann suche ich mir jemanden, der mir erklärt warum es mir so geht wie es mir geht und wie ich es ändern kann. Dieser jemand, ein Therapeut oder eine Therapeutin, kann mich dabei anfeuern und neue Gedanken und neue Verhaltensweisen auch mit mir üben. In letzter Konsequenz muss ich es aber immer selbst tun.
Wir Psychotherapeutinnen können niemanden heilen.
Das kann jeder nur selbst tun, indem er lernt, anders zu denken und deswegen anders zu fühlen und daraus abgeleitet anders zu handeln und deswegen neue und angenehmere Erfahrungen zu machen.
Der erste Schritt dazu ist, diesen Überzeugungen (Mir kann sowieso niemand helfen) auf die Schliche zu kommen und diese mal ganz sachlich in Frage zu stellen.
Also wenn einer dieser inneren Freunde behauptet, sie würden ihn zerstören, dann frage ich nach, was er damit meint oder was die anderen damit meinen. Was heißt denn „zerstören“.
Ich würde auch nachfragen, warum er diese inneren Freunde als „Freunde“ bezeichnet? Was ist für ihn ein Freund? Für mich sind Freunde Menschen, die mich unterstützen, die mich annehmen wie ich bin, die für mich da sind, wenn es mir schlecht geht. Die mich beschützen, wenn sie wissen, dass ich in Gefahr bin und die mir helfen, dass es mir besser geht, wenn es mir schlecht geht.
Was also sind die Kriterien dafür, ob ihr Freund einen anderen Menschen als „hilfreich“ empfindet? Gibt es die überhaupt? Wenn es Kriterien gibt, kann er prüfen, ob Sie diese Kriterien erfüllen oder auch eine Therapeutin.
Überzeugungen zu prüfen ist für mich eine Grundstrategie. Sind die Überzeugungen, die ich habe wirklich zu 100% richtig? Oder gibt es auch Ausnahmen? Und wenn es Ausnahmen gibt, dann kann es auch immer noch mehr Ausnahmen geben. Die kann ich suchen gehen.
Dem Freund helfen, indem ich Therapie mache?
Da vermute ich jetzt mal, dass Sie keinen Therapeuten finden, der auf diese Art arbeiten würde, also Sie behandeln, um sich über Sie an ihren Freund „ranzuschleichen“.
Wenn Sie eigene Belastungen haben, dann machen Sie Therapie, damit Sie besser zurechtkommen. Dabei lernen Sie sich selbst besser kennen und gewinnen neue Erkenntnisse. Es ist denkbar, dass Sie auch etwas dabei lernen, was Sie ihrem Freund dann auch beibringen können. Das wäre dann eher der „Trick“.
Helfer Coaching – In eigener Sache zu Ihrer Unterstützung
Ich bekomme ähnliche Fragen wie Ihre immer mal wieder. Es geht darum, dass Angehörige oder Freunde gerne helfen wollen, aber nicht wissen wie. Dazu kommt, dass wir einen Mangel an (kassenzugelassenen und nicht-kassen zugelassenen) Psychotherapeuten haben, die sich mit DIS gut auskennen und bereit sind, jemanden mit dieser Störung zu begleiten. Schwer traumatisierte Menschen zu begleiten ist sehr anstrengend.
Deswegen habe ich für mich entschieden, Helfer Coaching anzubieten. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen, die im Alltag mit jemandem mit DIS engen Kontakt haben, und der betroffenen Person mehr geholfen ist, wenn das Umfeld etwas darüber lernt, was DIS ist und wie man da gut helfen kann. Und das an den konkreten Problemen, die im Alltag auftreten.
Mein Helfer Coaching soll genau das bewirken: Interessierte Menschen dazu zu befähigen und dabei zu unterstützen, ihre Freundin oder Freund oder Lebensgefährten mit DIS besser zu verstehen und im Alltag zu begleiten. Diese Individuellen Fortbildungen können in Einzelsitzungen oder auch in einem Helferkreis stattfinden und am einfachsten über eine Onlinekonferenz. Das spart lange Wege. Wenn Sie daran interessiert sind, können Sie hier weitere Informationen bekommen.
Liebe Leserin, ich wünsche Ihnen viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch
Unter einer Überzeugung oder einem Glaubenssatz verstehe ich eine Grundhaltung gegenüber sich selbst oder gegenüber der Welt. Weil das sehr abstrakt klingt, kommen hier ein paar Beispiele für gesunde Überzeugungen:
Ich kann mein Leben gestalten, indem ich Entscheidungen treffe.
Ich habe Einfluss darauf, wie es mir geht.
Die Welt ist ein sicherer und guter Ort.
Ich kann für meine Sicherheit in der Welt sorgen.
Ich bin es wert, ein zufriedenes Leben zu führen.
Ich bin wertvoll und liebenswert.
Ungesunde Überzeugungen sind dagegen:
Die Welt ist ein durch und durch gefährlicher Ort.
Ich bin anderen Menschen und deren Entscheidungen ausgeliefert.
Ich bin wertlos. Ich bin nicht gut genug.
Ich bin ungeliebt und unwillkommen.
Der oder die ist schuld, dass ich …..
Andere bestimmen, wie es mir geht und ich habe darauf keinen Einfluss.
Ich bin für die Gefühle von anderen verantwortlich.
Niemand glaubt mir.
Ich bin eine Last für andere.
Überzeugungen sind also Gedanken, die man in einem Satz zusammenfassen kann. Ein einzelner Mensch hat sehr viele Überzeugungen. Manche Überzeugungen haben wir mit anderen Menschen gemeinsam und manche Überzeugungen unterscheiden uns von anderen Menschen. Das nennt man dann auch „Meinung“.
Überzeugungen beeinflussen unser Erleben, unsere Gefühle und unser Verhalten
Überzeugungen filtern, oder sieben, unsere Wahrnehmungen. Wenn ich die Überzeugung „Ich bin wertvoll“ habe, so verstehe ich das Lächeln der Nachbarin als freundlichen Gruß. Wenn ich die Überzeugung „ich bin wertlos“ habe, so verstehe ich das Lächeln der Nachbarin möglicherweise als spöttisches Grinsen.
So können Überzeugungen das Erleben desselben Ereignisses (Lächeln der Nachbarin) in verschiedene Richtungen lenken, wodurch unsere Stimmung und Sicht auf die Welt beeinflusst werden. Das macht Überzeugungen so mächtig. Umso wichtiger ist es, dass wir uns unserer Überzeugungen bewusst werden, sie überprüfen und entscheiden, welche wir behalten und welche wir durch andere Überzeugungen ersetzen wollen. Wie Sie das machen können, habe ich in der Artikelreihe „Giftige Gedanken“ beschrieben.
Überzeugungen haben eine selbstbestätigende Wirkung
Das ist die Filterfunktion von Überzeugungen: selbstbestätigende Informationen. Filter oder Siebe lassen nur bestimmte Dinge durch. Das kennen Sie vom Abgießen der Nudeln oder von der Maske, die Sie beim Einkaufen oder im Bus tragen müssen. Jeder Filter, jedes Sieb ist so geschaffen, dass es bestimmte Stoffe oder Größen von Teilchen durchlässt und den Rest auffängt oder behält.
Wenn ich also aufgrund meiner Überzeugung „Ich bin wertlos“ das Lächeln der Nachbarin als spöttischen Blick verstehe, dann bestätigt der spöttische Blick die Überzeugung „ich bin wertlos“. Ich bin überzeugt davon, dass die Nachbarin deswegen so spöttisch grinst, weil sie mich nicht mag, weil ich ja wertlos bin. Damit wird die Überzeugung immer stärker.
Aber dass die Nachbarin spöttisch grinst, ist meine Interpretation. Die Nachbarin würde das vielleicht ganz anders sehen, wenn man sie fragen würde, warum sie lächelt.
Wie entstehen diese Überzeugungen?
Überzeugungen sind grundsätzlich erlernt. Alles, was wir gelernt haben, können wir auch wieder verändern, verlernen, neu lernen oder umlernen. Das macht Überzeugungen und die Filter veränderbar.
Können uns Überzeugungen in die Wiege gelegt werden?
Ja, weil auch ein Kind im Mutterleib schon seine Umgebung wahrnimmt und Eindrücke sammelt, die zu Filtern werden können. Das hat mit Genetik erstmal nichts zu tun. Auch die Überzeugungen, die aus diesen frühen Eindrücken entstehen, sind veränderbar. Sie sind oft besonders hartnäckig und schwer zu fassen, aber letztendlich greifbar und veränderbar. Diese frühen Überzeugungen findet man vor allem im Zusammenhang mit sogenannten Entwicklungstraumata oder der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung.
Überzeugungen können während der gesamten Entwicklung eines Menschen gelernt werden. Je früher im Leben sie entstehen, desto tiefer sind sie in uns verankert. Wenn wir eine Überzeugung von früher Kindheit an haben, dann kann sie als Filter auf unsere ganze Entwicklung Einfluss nehmen. Das macht sie besonders stark, da sie sich über lange Zeit immer wieder selbst bestätigen kann.
Wenn wir glauben, wertlos zu sein, dann macht uns das unglücklich. Jede Bestätigung wird als seelische Verletzung erlebt, weil wir geliebt und geschätzt werden wollen. Wer mehr wissen will, kann meine Artikelreihe „Grundbedürfnisse“ lesen.
Wenn ich über meine gesamte Entwicklung hinweg glaube, ich sei wertlos, verbringe ich eine vollkommen andere Kindheit, als wenn ich glaube, ich sei wertvoll. Wenn ich glaube wertlos zu sein, ist mein Risiko für eine psychische Störung größer als wenn ich glaube, wertvoll zu sein.
Wenn Sie wissen möchten, wie Überzeugungen entstehen und ob sie uns in die Wiege gelegt werden können, dann schauen Sie nächste Woche wieder vorbei. Sie können den vollständigen Artikel auch für 3 Euro hier vorab erstehen und damit diesen Blog unterstützen. Vielen Dank!
Wenn Ihnen meine Seiten Unterstützung sind, freue auch ich mich über eine freiwillige Gabe. Sie können diese Internetseite und im Besonderen diesen Blog über meinen PayPal-Link fördern. Oder Sie können meine Arbeit mit ermöglichen, indem Sie sich oder ihren Lieben ein Geschenk aus unserem Zuflucht-Shop gönnen. In beiden Fällen setzen Sie sich für die kostenlosen Inhalte dieser Seiten ein. Herzlichen Dank für Ihr soziales Engagement und Ihre Großzügigkeit. Ihre Stefanie Rösch
Für die Entstehung einer Depression werden unter anderem eine Fehlsteuerung von Botenstoffen im Hirn angenommen oder auch eine Fehlsteuerung von Stresshormonen. Allerdings ist das nach wie vor eine Henne-Ei-Frage. Man beobachtet bei Menschen mit Depression veränderte Stoffwechselvorgänge. Inwieweit diese Veränderung aber Ursache oder aber Folge der Depression sind, bleibt nach wie vor ungewiss. Dass diese Botenstoffe etwas mit der Störung zu tun haben, dafür spricht die Wirksamkeit von entsprechenden Medikamenten. Die Wirksamkeit von psychotherapeutischen Methoden spricht für psychische Ursachen der Depression.
Wobei psychotherapeutische Methoden durchaus das Gehirn in seiner Arbeitsweise verändern. Psychotherapie führt auf körperlicher Ebene dazu, dass bestimmte Nervenverbindungen gestärkt und andere gelöst werden. Das ist so als würde man einen Muskel trainieren. Häufige Benutzung baut den Muskel oder die Nervenverbindung auf. Wird der Muskel oder die Nervenverbindung nicht mehr benutzt, werden die Muskelzellen abgebaut und die Nervenverbindungen gelöst.
Bei der Depression geht es häufig um langjährige Überforderungssituationen im familiären Umfeld. Überforderung führt zur Anpassung von Überzeugungen, die in der Folge krankmachen können. Dann redet man von Ausbrennen (Burnout), also Erschöpfung. Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit und der Verlust von Freude im Leben breiten sich aus. Egal, wie sehr man sich anstrengt, man erreicht nie, was man sucht. Was immer das ist. Schließlich hat man keine Kraft mehr zu kämpfen. Das ist der Moment, in dem man zusammenbricht und aufgibt. Man hat gelernt, hilflos zu sein. Man hat allen Antrieb, etwas im Leben bewirken zu wollen, verloren. Das nennen wir dann Depression.
Es gibt also die Vermutung, dass die Depression durch eine genetisch bedingte Schwäche im Bereich der Botenstoffe (Serotonin), bzw. eine Schwäche bei den körperlichen Anteilen der Stressreaktion (Noradrenalin) zusammen mit überfordernden Lebensumständen entsteht.
Vererbbar ist das nicht.
Wenn man eine psychische Störung nicht erbt, wie kriegt man sie dann?
Man lernt sie. Nicht, dass man sie lernen wollte, das ist klar. Aber der Mechanismus, über den die meisten psychischen Störungen, vor allem die häufigen, entstehen, ist meiner Meinung nach das Lernen.
Man könnte auch sagen, Anpassung. Anpassung ist ein anderes Wort für Lernen. Lernen verbinden wir damit, dass wir es aktiv tun, vor allem zum Wissenserwerb oder um einen Beruf zu lernen. Anpassung wird eher damit verbunden, dass es Umstände gibt, die wir nicht ändern können und deswegen müssen wir uns anpassen. Ungewollt.
Letztendlich, um es einfacher zu machen, geht es darum, dass ein Mensch sein Verhalten ändert, mehr oder weniger freiwillig oder aber aus einer Notwendigkeit heraus. Das meine ich mit Lernen. Lernen bedeutet hier, dass jemand sein Verhalten ändert. Dazu gehören auch die automatischen Denkprozesse (besonders Filter = Überzeugungen), die uns das Leben schwer machen. Wenn wir aufgrund von unseren Lebensumständen lernen auf eine bestimmte Art zu denken, dann verursacht das Leid. Die Art und Weise wie wir denken beeinflusst wie wir uns fühlen. Wenn ich beispielsweise die ganze Zeit denke, dass ich in meinem Leben sowieso nichts bewirken kann (wie bei der Depression), dann fühle ich mich ständig hilflos und ohnmächtig. Wir leiden unter den Gefühlen, die durch unsere Überzeugungen entstehen.
Das ist er Zeitpunkt, ab dem wir von einer psychischen Störung sprechen.
Was heißt Denken?
Als Denkprozess bezeichne ich alles, was wir in die Form von Gedanken, also in Worte fassen können. Ich unterscheide für meine Erklärungen in Denken, Gefühle und Handeln.
Handeln ist das, was man von außen beobachten kann.
Gefühle sind automatische Körperreaktionen, denen wir einen Namen gegeben haben und die sich in einem typischen Gesichts- und Körperausdruck zeigen. Im Wesentlichen gibt es fünf Gefühle: Freude, Trauer, Wut, Angst und Ekel. Allesamt wichtig zum Überleben und wichtige Triebfedern, wenn es um Anpassung und Lernen geht. Natürlich gibt es auch sowas wie Scham und Schuldgefühle, die gerne als soziale Gefühle bezeichnet werden. Das werde ich an dieser Stelle jedoch nicht weiter ausführen.
Als Denken bezeichne ich alles, was man in Worte fassen kann und im Innern eines Kopfes stattfindet. Egal ob ein Gedanke automatisch von unserem Hirn ausgeführt wird oder von unserem Bewusstsein oder unserer Seele bewusst gesteuert wird. Ob Sie diesen Teil Bewusstsein oder Seele nennen, hängt davon ab, woran sie glauben.
Dazu gehören vor allem unsere Filter, die allen Reizen, die wir über unsere Sinnesorgane wahrnehmen, Bedeutung geben. Diese Filter sind notwendig, um mit den vielen Reizen dieser Welt klarzukommen und überleben zu können.
Sie entstehen in der Regel automatisch, sind aber veränderbar. Einen Teil dieser Filter bezeichnen wir auch als Überzeugungen = Glaubenssätze = Affirmationen.
Wenn Sie wissen möchten, was eine Überzeugung ist und welchen Einfluss Überzeugungen auf unser Leben und die Entstehung von psychischen Störungen haben, dann schauen Sie nächste Woche wieder vorbei. Sie können den vollständigen Artikel auch für 3 Euro hier vorab erstehen und damit diesen Blog unterstützen. Vielen Dank!
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meine Freundin ist seit sechs Wochen wegen ihrer komplexen PTBS in einer Klinik.
Am Anfang der Therapie suchte sie zu mir den Kontakt und brauchte ihn sehr. Gleichzeitig versuchte sie immer wieder Abstand zu haben. Wir telefonierten viel und schickten uns Nachrichten. Nach zwei Wochen trennte sie sich von mir. Sie begründete diesen Schritt damit, sie bräuchte eine Pause. Sie könne gerade nicht damit umgehen, dass jemand sie liebt und sie deswegen braucht. Sie könne keine Verantwortung für die Beziehung übernehmen.
Ich weiß, wie schwer ihr das gefallen ist und wie überfordert sie mit dieser Situation war. Sie hat sehr viele Gefühle für mich. Nach mehreren Jahren hin und her mit ihrem letzten Freund, trennte sie sich und kam mit mir zusammen.
Seitdem ging es ihr immer schlechter und schließlich wurde die PTBS diagnostiziert. Zwischen uns lief es gut, allerdings konnte sie nur noch mit mir Kontakt haben. Sie zog sich von ihren Freunden zurück. Ende letzten Jahres wurde sie krankgeschrieben und ist seitdem arbeitsunfähig.
Ich habe mich vor dem Klinik-Aufenthalt intensiv um sie gekümmert und war immer für sie da. Sie brauchte mich sehr. Wir hatten einen liebevollen und vertrauten Umgang. Wir sprachen auch über Zukunftspläne.
Die Trennung sprach sie in einer kühlen, sachlichen Mail aus. Wir telefonierten anschließend per Video. Sie bekräftigte die Trennung mehrfach, nahm sie aber auch mehrfach zurück als sie merkte, wie sehr mich das überforderte.
Sie brach das Telefonat ab und ging ins Stationszimmer, weil es ihr sehr schlecht ging. Später an dem Tag schrieb sie, dass sie „kurz Pause“ brauche.
Seitdem ist so eine Art Schwebezustand eingetreten. Ich bin ratlos. Ich habe seit zwei Wochen keinen Kontakt zu ihr, bis auf eine kurze Nachricht, dass in ihrer Wohnung alles ok ist. Sie bedankte sich. Dann wieder nichts mehr.
Soll ich sie unterstützen? Und wie kann ich das tun? Soll ich sie weiter in Ruhe lassen. Ist es ratsam, mit der Klinik Kontakt aufzunehmen?
Ich beschäftige mich seit Wochen sehr mit komplexer PTBS, finde auch vieles dazu an Lektüre, aber nirgends finde ich Rat, wie ich mich in so einer Situation als Partner verhalten soll.
Ich schwanke hin und her zwischen „Beziehung aufgeben“ und „auf sie warten“. Ich muss auch schauen, was für mich gesünder ist, egal wie sehr ich sie liebe. Ich weiß nicht, wann sie wieder zurückkommt. Ich weiß nicht, wie ich mich in den nächsten Wochen verhalten soll und kann.
Lieber Leser,
Ihre Schilderung macht sehr deutlich, wie schwierig die Situation für Sie ist und wie Sie versuchen, mit dieser Herausforderung umzugehen. Bevor ich ihre Fragen konkret beantworte, möchte ich ein paar Worte zum Thema komplexe PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) schreiben.
Was ist eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung?
Belastende Lebenserfahrungen wirken auf zwei Ebenen. Die Wirkung auf den Körper/Hirn bewirkt die Beschwerden der Posttraumatischen Belastungsstörung mit Erinnerungsattacken, häufig dissoziativem Erleben (Notabschaltung), erhöhter Erregung und vor allem Vermeidungsverhalten, weil die Erinnerungsattacken so unangenehm sind.
Belastende Erfahrungen, vor allem wenn sie häufig geschehen und früh im Leben ertragen werden müssen, bewirken, dass wir die Welt und uns selbst auf eine bestimmte Weise sehen. Es ist als wenn man die Welt und sich selbst durch Filter sieht, die nur bestimmte Informationen durchlassen. Das macht es oft schwer, gesunde Beziehungen zu leben. Misstrauen in den anderen oder ein übersteigertes Verantwortungsgefühl sind zwei sehr häufige Filter, die Beziehungen erschweren. Ein Filter ist eine Überzeugung, die bewirkt, dass wir Informationen durch diese Überzeugung wahrnehmen und bewerten. Diese Filter oder Überzeugungen werden auch als Glaubenssatz oder Affirmation bezeichnet.
Filter bestimmen, wie wir Informationen verstehen
Ich könnte zum Beispiel davon überzeugt sein, dass ich dafür verantwortlich bin, dass es dem anderen gut geht. Wenn ich das glaube, dann werde ich besonders darauf achten, wie es dem anderen geht. Bemerke ich, dass es dem anderen nicht gut geht, neige ich dazu zu glauben, dass es an mir liegt. Ich werde versuchen, den anderen aufzumuntern. Wenn ich Glück habe, dann gelingt mir das. Wenn nicht, dann werde ich mich schlecht, hilflos und womöglich noch schuldig fühlen. Wenn mein Partner ebenfalls davon überzeugt ist, für meine Gefühle verantwortlich zu sein, könnte es ja sein, dass er bereits gemerkt hat, wie anstrengend und erschöpfend das ist und wie oft er sich deswegen hilflos fühlt. Wenn er für sich sorgen will, weil er einfach nicht mehr kann, würde er sich erstmal zurückziehen.
Einfach, um etwas anderes auszuprobieren, anstatt so wie immer zu reagieren. Bisher hat er immer versucht, mich aufzumuntern oder es mir Recht zu machen. Jetzt zieht er sich zurück, um in Ruhe zu spüren, wie es ihm damit geht, dass es mir nicht gut geht. Vielleicht kommt er dann zu dem Schluss, dass er gar nicht für meine Gefühle verantwortlich ist. Alleine dieser Gedanke könnte ein Gefühl von Erleichterung bewirken. Und er könnte sich überlegen, wie er anders damit umgehen kann, wenn es mir schlecht geht.
Filter schicken uns in Hamsterräder
Wenn beide Partner glauben, für die Gefühle des anderen verantwortlich zu sein, kann das im Alltag zu unglücklichen Situationen führen. Zum Beispiel:
Der eine fühlt sich schlecht, weil er eine PTBS hat. Der andere versucht zu helfen. Aber weil es eine PTBS ist, greift die Hilfe nicht. Er kann nur ohnmächtig zuschauen, wie es dem anderen immer schlechter geht. Das bewirkt, dass die Person ohne PTBS, aber mit der gleichen Überzeugung (Filter) sich überfordert fühlt. Sie möchte, dass es dem anderen besser geht, kann aber nichts tun. Die Person mit PTBS möchte ebenfalls, dass es dem Partner gut geht, kann aber nichts tun, weil sie PTBS hat. Sie fühlt sich zusätzlich schlecht, weil sie glaubt, dass der andere sich wegen ihr schlecht fühlt.
Jetzt sind beide in einem Hamsterrad. Jeder sieht die Situation aufgrund seines Filters, kann aber nichts tun, weil die Überzeugung verhindert, andere Lösungen zu finden.
Noch ein Beispiel:
Wie kommt man aus einem Hamsterrad wieder raus?
Jetzt kommen wir zur Beantwortung ihrer Frage: Sie wollen wissen, was Sie tun können? Sie wissen schon, dass sie für sich sorgen müssen. Das ist unser aller Pflicht: Zuerst für uns zu sorgen, damit wir gut für die da sein können, die wir lieben.
Liebe ist selbstlos. Das heißt, die Liebe sieht nur, was der andere zum Glücklichsein braucht. Sie respektiert den anderen bedingungslos und erträgt auch den Schmerz, wenn der andere für sein Glück vorübergehend oder dauerhaft allein weiterleben möchte. Das ist die schwerste Form: Den anderen in Liebe gehen lassen. Aber das wissen Sie ja schon.
Zum Hamsterrad gehören immer zwei
Aus dem Hamsterrad kommt man am besten raus, wenn man akzeptiert, dass immer zwei dazu gehören. Wir alle haben Filter, sprich Überzeugungen, die unsere Wahrnehmungen filtern. Wir alle haben gelernt, auf bestimmte Reize mit bestimmten Gedanken, Gefühlen und Handlungen zu reagieren. Wir alle haben die Möglichkeit, unser Verhalten, unsere Gefühle und unsere Gedanken zu hinterfragen.
Als Menschen können wir uns selbst hinterfragen. Welche Lebenserfahrungen haben dazu geführt, dass wir zum Beispiel davon überzeugt sind, für die Gefühle von anderen verantwortlich zu sein? Andere häufige Überzeugungen sind: Ich bin wertlos, ich bin nicht liebenswert, niemand glaubt mir, niemand interessiert sich für mich, ich werde nur geliebt, wenn ich es dem anderen Recht mache und so weiter.
Überzeugungen sind schwer zu entdecken. Manchmal geht das nur mit einem Therapeuten oder in einer Klinik. Ganz besonders wenn die Überzeugungen zusammen mit einer PTBS auftreten. Manchmal kann man das nur über Abstand herausfinden.
Ist es ratsam, mit der Klinik Kontakt aufzunehmen?
Die Klinik sollte Ihnen aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht (§ 203 StGB und Verschwiegenheit) keine Auskunft geben. Insofern können Sie es lassen.
Soll ich sie weiter in Ruhe lassen?
Im Moment ja. Sie können ihr einen Brief schreiben. Darin können Sie sagen, wie Sie die Situation gerade erleben. Was Sie brauchen. Zum Beispiel einmal die Woche ein Lebenszeichen. Übernehmen Sie volle Verantwortung für Ihre Gedanken, Ihre Gefühle und Ihr Handeln. Das klingt einfacher, als es ist. Sie könnten ihrer Freundin sagen, dass sie nicht dafür verantwortlich ist und auch keine Schuld daran hat, wenn Sie überfordert sind. Versuchen Sie herauszufinden, welche Überzeugungen für Sie zentral sind. Es ist gut, das zu wissen. Situationen, in denen wir sehr emotional reagieren sind ein guter Hinweis dafür, dass gerade ein alter Filter aktiv ist. Übermäßig starke Gefühle sind sozusagen ein Indiz für einen aktiven Filter. Wenn wir wissen, warum wir uns fühlen, wie wir uns fühlen, können wir leichter Verantwortung dafür übernehmen.
Soll ich sie unterstützen? Und wie kann ich das tun?
Ja, sie können Ihre Freundin unterstützen – wenn sie es will und wenn Sie keine Gegenleistung erwarten. Die beste Unterstützung für ihre Freundin ist, wenn Sie selbstlos handeln können.
Lassen Sie ihre Freundin bestimmen – so lange es Ihnen damit gut geht. Fragen Sie, was sie von Ihnen braucht, was ihr guttut. Geben Sie ihr die Freiheit herauszufinden, was sie will und braucht. Erwarten Sie, dass der Heilungsweg bei einer komplexen PTBS oft Jahre dauert. Selten ist es mit einem Klinikaufenthalt getan.
Deswegen ist es immer auch gut, selbst Unterstützung zu haben. Gehen Sie diesen Weg nicht alleine. Freunde und Freundinnen sind gute Begleiter.
Für Ihren Weg wünsche ich Ihnen viel Kraft,
Ihre Stefanie Rösch
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In letzter Zeit tauchte das Thema Affirmationen und Glaubenssätze wieder vermehrt in meiner Umgebung auf. Wenn man sich damit beschäftigt, dann stößt man unweigerlich auf Giftige Gedanken.
Die Fragen, die man sich immer mal wieder stellen kann, sind:
Wie WILL ich über mich selbst denken?
Wie WILL ich über die Welt denken?
Auf diese Weise kann man an Glaubensätze kommen, mit denen es sich lohnt zu arbeiten.
„Dem Begriff Wahrheit werden verschiedene Bedeutungen zugeschrieben, wie Übereinstimmung mit der Wirklichkeit, einer Tatsache oder einem Sachverhalt, aber auch einer Absicht oder einem bestimmten Sinn bzw. einer normativ als richtig ausgezeichneten Auffassung oder den eigenen Erkenntnissen, Erfahrungen und Überzeugungen.“ Wikipedia, 25.05.15
In meinen Worten ist Wahrheit vereinfacht gesagt etwas, das wir an einem Kriterium messen und das wir als wahr bewerten, wenn die Übereinstimmung gegeben ist.
Da wo Wahrheit überprüfbar ist, anhand von Kriterien, die wir alle oder zumindest die meisten anerkennen wie zum Beispiel anhand der Naturgesetze, benötigen wir unseren Wahrheitssinn nicht. Wir können die Wahrheit „objektiv“ prüfen.
Sinne haben immer etwas mit unserer persönlichen Erfahrung zu tun. Unsere Sinnesorgane sind der Kanal, über den wir die Welt erfahren und unsere eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen. Wir können die Reize, die wir wahrnehmen zwar beschreiben, aber so etwas Konkretes wie die Schmerzwahrnehmung zeigt uns, dass unser Schmerzerleben (Die innere Wahrheit: Das hat sehr weh getan!) nicht von dem Reiz abhängt, z.B. einer 49 Grad heißen Metallplatte, sondern davon, für wie kontrollierbar wie den Schmerz halten oder was uns gesagt wird, wie schmerzhaft der Reiz sein wird (Rüegg, 2010). Was wir also für wahr halten muss nicht notwendigerweise an äußeren Kriterien überprüfbar – und damit allgemeingültig – sein, sondern kann auch inneren Kriterien, z.B. eigenen Erfahrungen genügen, was uns zu der Bewertung bringt, dass etwas wahr ist, dass wir nicht so ohne weiteres – im Außen – überprüfen können.
Das bedeutet für mich, dass wir einen Sinn haben, um Wahrheit wahrzunehmen, auf jeden Fall unsere Innere Wahrheit. Für mich ist diese innere Wahrheit vor allem in Bezug auf meinen Glauben offensichtlich. Ich kann Gott nicht „objektiv“ beweisen, und trotzdem habe ich ganz persönliche Erfahrungen, die mich zu dem Schluss kommen lassen, dass es Gott gibt. Diese Erfahrungen sind mir Beweis genug für meine innere Wahrheit. Wenn etwas erstmal meine Wahrheit ist, bin ich auch nicht so leicht wieder davon wegzubringen.
Das wiederum ist etwas sehr Menschliches, dass wir an unserer Wahrheit festhalten, zur Not auch mit Gewalt. Man denke nur an all die Religionskriege in der Geschichte bis heute oder an Jeanne D´Arc. Wie viele Vordenker mussten für ihre innere Wahrheit das Leben lassen? Einer bekanntesten ist sicher Mahatma Gandhi, der für seine Überzeugung, die unter anderem das Festhalten an der Wahrheit beinhaltete, ermordet wurde. Andere wurden ignoriert wie zum Beispiel Mendelfür seinen Beobachtungen zur Vererbungslehre oder heute noch Hahnemann und seine Entdeckung der homöopathischen Wirkweise von Stoffen.
Denken Sie nur an all die wissenschaftlichen „Beweise“, die wir inzwischen haben, weil wir die Methoden verändern, genauer oder anders hinschauen (z.B. Mikroskope, DNA-Analysen, fMRT oder CT) und damit die Welt auch anders begreifen können. Doch es gab immer die Menschen, die all das, was „die Wissenschaft“ heute „beweist“ schon vor Jahrhunderten wussten, oder Menschen, die heute schon wissen, was erst in 20 Jahren bewiesen werden kann. Menschen, die die Wahrheit kennen, auch ohne wissenschaftlichen Beweis.
Unterschätzen wir nicht, dass wir in uns ein Gespür für die Wahrheit haben. Das wir wissen, in unseren Herzen, was – für uns – wahr ist, und was nicht. Es schadet sicher nicht, diese Überzeugungen immer wieder am allgemeinen Wissen zu überprüfen, eben weil das, was wir glauben zu wissen, oft davon beeinflusst ist, was unsere Umwelt weiß/glaubt oder uns gesagt hat. Vor allem, wenn es darum geht, was wir für wahr über uns selbst halten (Glaubenssätzeund Giftige Gedanken).
Da wo man Dinge prüfen kann, sollte man es meines Erachtens tun. Dennoch kann es sein, dass man zu dem Schluss kommt, die innere Wahrheit ist eine andere als die „objektive/wissenschaftlich beweisbare“ Wahrheit. Und was dann?
Wahrheit geht für mich mit Verantwortung einher. Meine innere Wahrheit enthebt mich nicht eines verantwortungsvollen Umgangs damit. Vor allem dort, wo das Handeln nach dieser inneren Wahrheit die Freiheit anderer beschneidet, bin ich gefragt, gerechte und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Was ja sozusagen das Motto dieses Blogs ist und worum es teilweise im letzten Artikel ging und im Artikel über den Gerechtigkeitssinn noch gehen wird.
Bei der Beschäftigung mit diesem Thema fiel mir ein weiterer Aspekt zur Wahrheit ein:
Aus meiner Arbeit weiß ich, dass Wahrheit oft besser ist als Nichtwissen. Wenn Menschen verschwinden, dann möchten die meisten Angehörigen wissen, was passiert ist. Selbst wenn das bedeutet zu erfahren, dass die verschwundene Person tot ist. Die Wahrheit ist an der Stelle hilfreicher als nicht zu wissen und sich der Phantasie zu überlassen. Denn die Phantasie ist meist schlimmer als jede Wirklichkeit und jede Wahrheit.
Ähnlich habe ich es immer wieder bei Opfern sexueller Gewalt erlebt, die mit KO-Tropfen betäubt wurden. Die meisten wüssten lieber, was der Täter mit ihnen gemacht hat als mit diesem unklaren (Körper-)Gefühl und der fehlenden Erinnerungen klarkommen zu müssen.
So ist unser Wahrheitssinn vielleicht auch Ausdruck dessen, dass es zu einem gesunden Menschen dazugehört, sich der Wahrheit zu stellen.
Der Möglichkeitssinn von Robert Musil: „Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberechtigung hat, dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; und wenn man ihm von irgendetwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.“
Kein ganz einfacher Text. Zumindest musste ich ihn mehrmals lesen, bis ich verstand, worum es geht. Oder zumindest eine Idee hatte, was er mir sagte.
Dann fand ich die Botschaft berauschend schön.
Wie wäre es, ich müsste nicht mehr fest davon überzeugt sein, dass der andere mir nicht glaubt, wenn ich ihm etwas erzähle?
Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt wäre, dass das Schweigen meines Partners Ausdruck dafür ist, dass er sich nicht für mich interessiert?
Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass die Welt sich gegen mich verschworen hat?
Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass mein Nachbar nur deswegen laut ist, weil er mich ärgern will?
Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass mein Partner mich nicht liebt, wenn er erst spät von der Arbeit nach Hause kommt?
Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass ein Täter es ernst meint, wenn er sagt: „Ich bring Dich um, wenn Du nicht so tust wie ich das will.“?
Wie wäre es, wenn mir sofort tausend andere Erklärungen einfallen würden?
Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass der andere mir nicht glaubt,
weil er zu wenig Phantasie hat,
oder Angst davor hat, was ich ihm erzähle und dass es wahr sein könnte.
Wenn er es nicht glaubt, weil er andere Informationen hat, von denen ich nichts weiß.
Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Partner schweigt,
weil er mit dem, was ich tue oder sage überfordert ist
oder weil er so gestresst ist, dass er nicht mehr sprechen kann
oder er einfach müde ist und keine Lust hat zu reden
oder in Gedanken noch mit etwas beschäftigt ist und mich gar nicht gehört hat und deswegen nicht antwortet?
Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mir unangenehme oder belastende Dinge passieren,
weil ich einfach Pech hatte
oder die Menschen um mich herum feige sind
oder selbst schlechte Erfahrungen gemacht haben und mit sich selbst beschäftigt sind und sich deswegen nicht interessieren können
oder weil ich Mundgeruch habe
oder weil ich tue, was den anderen ein schlechtes Gefühl macht und sie mich deswegen nicht mögen und mich ignorieren? (neue Haltung/neuer Glaubenssatz: Jeder hat das Recht auf sein eigenes Problem –> siehe giftige Gedanken)
Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Nachbar laut ist,
weil er schwerhörig ist und selbst nicht hört, was er für einen Krach macht,
oder wenn er unzufrieden mit seinem Leben ist und das an seinen Möbeln rauslassen muss
oder ich einfach etwas geräuschempfindlich bin und die anderen Nachbarn den Krach gar nicht so laut empfinden
oder wenn mein Nachbar einfach ein Hobby hat, das er braucht, um seinen Stress abzubauen wie zum Beispiel Holzhacken?
Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Partner spät von der Arbeit heimkommt,
weil sein Chef ihm noch etwas aufgebrummt hat
oder es einen Notfall gegeben hat
oder einem Kollegen etwas Schlimmes passiert ist und mein Partner seinem Kollegen beistehen wollte.
Was wäre, wenn ich mir vorstellen könnte, dass ein Täter Angst hat vor mir
und dem Gefängnis und deswegen droht?
Wenn er nur droht in der Hoffnung, dass ich nichts sage, aber er genau weiß, dass er mich nie töten würde, egal wie sehr er versucht mich davon zu überzeugen, weil er weiß, dass ein Mord in den meisten Fällen aufgeklärt wird und er damit ins Gefängnis wandern würde?
Was wäre, wenn ich mir vorstellen könnte, dass ich die Welt nur auf die Weise sehe, die ich gelernt habe zu sehen, dass ich aber phantasiebegabt bin und mir viele andere Perspektiven und Sichtweisen vorstellen kann, die mir das Leben leichter machen?
Was wäre, wenn ich nicht glauben müsste, dass alles um mich herum mit mir zu tun hat, sondern im Gegenteil fast nichts bis gar nichts etwas mit mir zu tun hat sondern das Ergebnis dessen ist, was der andere gelernt hat zu sehen (ich nenne das kindlicher Größenwahnsinn)?
Es wäre unsere Möglichkeit auf Freiheit. Wahre Freiheit.
Der erste Schritt dazu? Entwickeln Sie Ihren Möglichkeitssinn!
Welche anderen Erklärungen können Sie sich vorstellen? Was sind andere mögliche Gründe für das Verhalten einer Person?
„Die meisten Menschen leben ein Leben fern von sich selbst, weil sie blind dem folgen, was sie gelernt haben, und dies für Ihre Wahrheit halten.“ (Mirriam Prieß, S. 39)
Wir kommen als Kinder in Situationen, die wir als existentiell bedrohlich erleben. Es gelingt uns nur dadurch emotional und /oder körperlich zu überleben, indem wir tun, was von uns verlangt wird. Wir akzeptieren, was uns geschieht, als innere Wahrheit, die ein Leben lang gilt, anstatt diese kindliche Wahrheit spätestens als Erwachsene immer wieder in Frage zu stellen. Wir handeln automatisch nach diesen inneren Wahrheiten, ob es uns gut tut oder nicht. Wenn es uns lange genug nicht gut tut, macht es uns krank, wir brennen aus: Depression ist eine häufige Folge dieses ur-menschlichen Verhaltens.
So wird der frühe Tod des Vaters zu der Gewissheit (Glaubenssatz/Affirmation), dass ein geliebter Mensch einen sowieso verlässt. Um dem Schmerz zu entgehen, vermeidet man tiefe und enge Beziehungen einzugehen und enthält sich so die Möglichkeit einer tragfähigen, stabilen und langlebigen Beziehung vor. Oder die emotionale Bedürftigkeit der Mutter, welche ihrer Tochter alles erzählt, wird zu der Gewissheit, dass man für alles und jeden Verständnis haben muss, um geliebt zu werden. Also hat man Verständnis und vergisst darüber die eigenen Bedürfnisse.
Es gibt so viele Beispiele für diese Überlebensstrategie wie es Menschen gibt. Wir machen es alle. Wir müssen es machen, weil unsere heutige Welt uns mit Reizen überschwemmt und unsere Fähigkeit, Reize bewusst zu verarbeiten sehr beschränkt ist. Die Menge der Reize, die wir bewusst verarbeiten können, ist sehr klein. Ich behaupte immer, es sind so 7 +/- 2 Informationseinheiten. Das kommt aus der Gedächtnispsychologie und entspricht in etwa der Menge von Informationen, die wir im Kurzzeitgedächtnis halten können.
Wenn man sich vorstellt, wie viele Reize wir ständig ausblenden, dann wird klar, dass wir die meiste Zeit im Autopilot leben, sprich unbewusst. Wir handeln automatisch ohne zu wissen warum. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist das Autofahren. Wenn Sie sich daran erinnern, wie schwierig es war, diesen sehr komplexen Vorgang zu erlernen: Lenken, Schalten, Beschleunigen, Bremsen, auf den Verkehr achten, vorausschauend fahren. In der ersten Fahrstunde waren Sie mit Lenken schon überfordert. Aber heute können Sie nebenher Musik hören, Singen, Rauchen, Telefonieren, etwas essen oder trinken, sich unterhalten, aufs Navi schauen und wahrscheinlich fallen Ihnen noch ein paar Dinge ein. All das geht, weil das Autofahren an sich die meiste Zeit unbewusst/hochautomatisiert abläuft.
Wir kämen ohne unseren Autopiloten nicht durchs Leben. ABER, wir können ihn jeder Zeit abschalten. Meist wird es dann erstmal etwas holprig, aber dann können wir entscheiden, ob wir etwas weiter wie bisher machen wollen, oder ob wir es ändern wollen. Ändern bedeutet, sich des bisherigen Verhaltens bewusst werden, in sich hineinspüren, ob es sich für einen noch gut und gesund anfühlt oder eben nicht. Wenn es sich krankmachend anfühlt, dann können Sie entscheiden, wie Sie es in Zukunft anders machen möchten und dann heißt es üben, üben, üben.
Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und überlegen, an welcher Stelle Sie in Ihrem Leben einem Autopiloten vertrauen, der vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Ein guter Hinweis sind starke emotionale Reaktionen.
Wenn Sie zum Beispiel total genervt sind, wenn Ihre Kollegin Ihnen zum dritten Mal erzählt wie unglücklich sie in ihrer Ehe ist, dann achten Sie einmal darauf, woher Sie diese Situation und Ihr Gefühl kennen. Na? Fündig geworden? Haben Sie das Gefühl, immer zuhören zu müssen – wie damals bei Ihrer Mutter – und haben eigentlich keine Lust mehr darauf und empfinden dieses Verhalten Ihrer Kollegin als grenzüberschreitend -wie damals bei Ihrer Mutter – und werden deswegen sauer?
Jetzt können Sie anfangen, mit der Kopfkino-Technik ein neues Verhalten einzuüben. Zum Beispiel, indem Sie ihrer Kollegin sagen: „Weißt Du, ich kann nachvollziehen, dass Du in Deiner Ehe unglücklich bist. Wie wäre es, Du änderst etwas? Davon, dass Du mir weiter davon erzählst, wird es nicht besser.“ Oder „Ich kann nachvollziehen, dass Du in Deiner Ehe unglücklich bist, aber Du hast es mir jetzt dreimal erzählt und es tut mir nicht gut, wenn Du es mir nur erzählst, aber nichts unternimmst, um es zu ändern. Wenn Du etwas ändern willst, bin ich gerne für Dich da, aber ich habe keine Lust, mir die gleiche Geschichte weiter anzuhören.“
Überlegen Sie, was Sie gerne sagen würden und üben es im Kopf. Achten Sie dabei darauf, wie es Ihnen mit dem neuen Verhalten im Kopf geht. Verändert sich etwas?
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Prieß, Dr. med. Mirriam (2014). Finde zu Dir selbst zurück! Wirksame Wege aus dem Burnout. München: Südwest Verlag.
Wer es nicht so mit Gott hat, darf die Technik (Giftige Gedanken loswerden) trotzdem benutzen. Deswegen hier ein Beispiel für eine Glaubenssatz-Meditation im Sinne von „Ich kämpfe weiter“ ohne religiösen Bezug.
Der Text stammt aus der Feder von Larry Winget und wenn Sie es sich trauen, sein Buch zu hören oder zu lesen, dann sind Sie wahrlich mutig. Wie wir das von Amerikanern gewohnt sind, ist er leidenschaftlich provokativ und wenig rücksichtsvoll mit „Opfern“. Wobei er unter Opfern nicht Menschen versteht, denen etwas Schlimmes geschehen ist, sondern Menschen, die keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen wollen. Ähnlich den Gutmenschen von Boris Grundl (Die Kette der Schuldzuweisungen ist hier zu Ende).
Heute von Larry Winget
Heute nehme ich dankbar all die guten Dinge an, die zu mir kommen. Heute ist voller Begeisterung, Liebe, Energie, Gesundheit und Wohlstand. Heute kommen die Menschen zu mir und bitten mich, ihnen zu Diensten zu sein, und ich reagiere darauf, indem ich das Allerbeste gebe, dessen ich fähig bin. Heute denke ich und praktiziere Gesundheit in meinem Leben und weigere mich, etwas anders als vollkommene Gesundheit zu akzeptieren. Heute nehme ich den Reichtum und Wohlstand an, der mir gehört, und teile ihn bereitwillig mit anderen. Heute konzentriere ich mich auf den Augenblick und verschwende keinen Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft. Heute verbringe ich den Tag voller Freude mit dem, was ich tue. Heute fülle ich den Tag mit liebevollen Gedanken und Handlungen gegenüber allen anderen Menschen und mir selbst. Heute verbringe ich den Tag in dankbarer Wertschätzung gegenüber allem, was mir gehört.
Heute, diese Stunde, diese Minute, dieser Augenblick ist alles, was ich habe und ich nutze ihn voller Freude.
Vor ein paar Tagen habe ich dieses Video gefunden als ich mal wieder eine Predigt von Steven Furtick anschaute. Es hat mich berührt. Es hat mich so sehr berührt, dass ich versuchte, den Text zu übersetzen, nur um zu merken, dass mir das nicht so recht gelingen will. Nicht weil ich der Sprache nicht ausreichend mächtig wäre, sondern weil dieser Text so aus einem Guß daherkommt, dass man ihn nicht einfach Wort für Wort in eine andere Sprache übertragen kann.
Also habe ich mir erlaubt, die Übersetzung zu nehmen und solange zu verändern, bis sich der Text für mich laut gelesen richtig und halbwegs rund anhörte.
Das Ergebnis können Sie hier sehen. Ich höre den englischen Text und lese meine deutsche Version momentan täglich. Mir gibt es Kraft. Im Grunde ist es wieder eine Übung zum Ändern von giftigen Gedanken, bzw. negativen Glaubenssätzen. Daran kann man nie genug üben. Deswegen hier nun der Text:
Ich kämpfe weiter (angelehnt an „I will fight“ von Steven Furtick, 04.01.2014)
Mein Leben als Christin ist ein Krieg. Ich kämpfe gegen einen spirituellen Gegner, der mich ständig bedroht. Aber ich bleibe standhaft und schaue ihm auch heute mit wilder Entschlossenheit in die Augen.
Ich gebe meiner Angst keinen Raum und werde nicht versäumen zu handeln. Ich nehme keinerlei Gleichgültigkeit hin, weder in meiner Haltung noch in meinem Handeln. Ich entkräfte jeden Vorwurf und jede Anmaßung, die mir mein Gegner entgegenschleudert und die Gottes Wort widersprechen.
Der Teufel ist ein Lügner. Deswegen weise ich die Lügen zurück, die durch meinen Kopf hallen und mir sagen, dass ich wertlos bin. Ich weise die Lügen zurück, dass ich diese oder jene Prüfung nicht bestehen werde, dass das Beste bereits hinter mir liegt und Demütigungen mich erwarten.
Ich weise alle Selbstgefälligkeit zurück und empfange die Größe, die Gott in mir angelegt hat. Ich werde keine Gelegenheit auslassen, Gott zu ehren indem ich alles, was er mir anvertraut hat, bestmöglich entwickle.
Ich nehme meine Bestimmung an. Ich werde keine Entschuldigungen mehr finden, sondern durch jedes Hindernis einen Weg. Ich werde meinen Fortschritt nicht verzögern. Ich werde nicht weichen, wenn ich schwach bin. Ich werde nicht aufgeben, wenn meine Lebensumstände sich verschlechtern. Denn der lebendige Gott lebt in mir und ist größer als alle meine Gegner.
Mein Gegner bekämpft mich, weil er mich fürchtet. Jedes Mal, wenn er mich an meine Vergangenheit erinnert, erinnere ich ihn an seine Zukunft. Jedes Mal, wenn ich ihm widerstehe, muss er flüchten. Jedes Mal, wenn ich die Wahrheit sage, müssen seine Lügen weichen. Ich werde zurückholen, was der Feind mir stehlen will. Ich werde retten, was er zerstören will und ich werde heilen, was er in mir töten will. Und selbst wenn ich eine Schlacht verliere, gewinne ich den Krieg, weil ich durch Gottes Liebe mehr bin als nur eine Kämpferin.
Ich bin zum Leben in Jesus Christus erhoben. Durch ihn bin ich stark und herrsche mit ihm. Mein Gott sorgt immer dafür, dass ich triumphiere. Ich stehe ohne Scham für ein Königreich ein, das unerschütterlich ist. Niemand kann jemals Gottes Plan für mich verhindern.
Mit meinem Gott werde ich gegen jedes Heer ankämpfen. Mit seiner Hilfe werde ich jede Mauer überwinden und wenn mein Feind mich umzingelt, so hat Gott ihn schon eingeschlossen. Denn keine Waffe, die gegen mich gerichtet ist, wird ihr Ziel treffen und alles Böse wird an mir abprallen.
Ich habe beschlossen, mein Leben auf dem festen Fundament von Gottes heiligem Wort zu errichten. Jedes seiner Versprechen werde ich durch meinen Glauben mit Leben füllen. Ich werde diese Versprechen als Waffen einsetzen und jeden Gegner damit auslöschen.
Ich halte der Sünde stand und vernichte sie, weil Jesus sein Werk vollendet hat und ich dadurch gerettet bin. Ich verschreibe mich von ganzem Herzen Gottes Plan für mich.
Ich lasse mich von der Welt nicht definieren, weil ich weiß, wer ich bin: Ich bin eine starke Kämpferin. Ich bin eine mächtige Kriegerin und ich bin eine demütige Dienerin des lebendigen Gottes.
In Christus bin ich mutig. In Christus bin ich zuversichtlich. Mein Herz ist standhaft. Mein Ziel ist unverrückbar. In Gottes Werk lebe ich im Überfluss. Mein Potential ist unendlich, denn der allmächtige Gott lebt in mir.
Gottes Reich steht vor mir. Die Welt liegt hinter mir. Ich werde weitergehen. Ich werde nicht umkehren. Ich werde mich nie zufrieden geben und ich werde nicht kurz vor dem Ziel aufgeben.
Ich werde täglich mein Ziel und Gottes Lohn anstreben, der schon immer meiner ist, weil ich davon überzeugt bin, dass weder Leben noch Tod, weder Engel noch weltliche Fürsten, weder gegenwärtige Dinge noch Zukünftiges oder irgendetwas anderes in Gottes Schöpfung mich von meinem Gott fernhalten kann.
Und wenn Gott für mich ist, wer könnte dann gegen mich sein?
So lautet ein Zitat von Boris Grundl (2010, S112). Es hat mir einmal mehr aus der Seele gesprochen. Ich vertrete diese Haltung ebenfalls: Jeder sollte Verantwortung für sich übernehmen. Das bedeutet nicht nur, für sein Handeln verantwortlich zu sein, sondern auch für seine Gedanken und in der Folge für seine Gefühle.
Ich diskutiere immer wieder, dass man das so radikal ja nicht sehen kann, weil man doch immer wieder dazu „genötigt“ wird, Gefühle zu haben oder „sich abzugrenzen“.
Mein cholerischer Chef zwingt mich, mich schlecht zu fühlen. Folglich ist der schuld, wenn ich Burnout bekomme. Die Steuern sind daran schuld, dass ich nicht mit meinem Geld auskomme. Die Verkäuferin ist dafür verantwortlich, dass die Ware zu klein ist und die Theaterkassenmitarbeiterin ist dafür verantwortlich, dass ich keine Karte mehr bekomme. Mein Mann ist dafür verantwortlich, dass ich mich schlecht fühle, weil er mir Vorwürfe macht. Meine Kinder sind schuld, dass ich mich schlecht fühle, weil sie ständig meine Aufmerksamkeit brauchen. Und die Welt ist schuld, dass es mir schlecht geht, weil das Leben einfach ungerecht ist.
Alles richtig. Wenn man die Ursache immer nur bei den anderen sieht, dann hat man echt Pech, keinen Einfluss und kann gar nicht anders als sich ohnmächtig und hilflos fühlen.
Aber gleichzeitig verhalten wir uns wie die Kaninchen. Das Wort Angsthase beschreibt perfekt, was alle sind, die keine Verantwortung für sich übernehmen. Denn der Angsthase hat gelernt, dass er nicht verhindern kann, dass ihm Schmerz widerfahren. Dazu gibt es psychologische Experimente: Ein Hase sitzt in einem Käfig, dessen Boden unter Strom gesetzt wird. Der Schmerz an den Pfoten führt dazu, dass der Hase schnell lernt, dass er durch eine Pforte in einen Nachbarkäfig hüpfen kann, dessen Boden aus einer Gummimatte besteht, in der kein Strom fließt. Nach einer Weile wird die Türe zwischen den Käfigen verschlossen. Der Hase hat nun keine Möglichkeit mehr, aus dem Käfig zu hüpfen. Er wird es zuerst versuchen und scheitern. Wenn er oft genug scheitert, wird er aufgeben. Wenn er lange genug aufgegeben hat, wird er auch nicht hin und wieder einen Versuch starten zu entkommen und kann nicht feststellen, dass die Pforte zur sicheren Gummimatte wieder geöffnet ist. Dieses Phänomen nennt man in der Fachsprache“ gelernte Hilflosigkeit“.
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, sich nicht wie der Hase zu verhalten, sondern trotz vieler negativer Erfahrungen wenigstens hin und wieder einen Versuch zu starten, ob die Türe inzwischen nicht wieder offen ist.
Ganz besonders gilt das für den Zeitpunkt, wenn uns jemand anderer sagt, probier doch mal das oder jenes. Denn es bedeutet, dass diese Person eine andere Perspektive auf unsere Situation hat. Da wir eben keine Hasen sondern Menschen sind, können wir entscheiden, entgegen unserer negativen Erwartung einen neuen Versuch zu starten. Es kann schief gehen, aber es könnte auch klappen. Wer es nicht versucht, kann über den Ausgang nur phantasieren, er wird nie erfahren, ob eine Veränderung nicht möglich gewesen wäre.
Also trauen Sie Sich von Zeit zu Zeit, etwas anderes zu tun, als ihre Erwartungen Ihnen sagen. Übernehmen Sie Verantwortung für den nächsten Versuch, etwas zu ändern.
Herr Grundl schlägt vor, sich ein Schild auf den Schreibtisch zu stellen, um sich daran zu erinnern, dass wir für unser Verhalten verantwortlich sind. Bei mir hängen immer irgendwelche Zettel mit Glaubenssätzen oder Bildern neben dem Bett. Wie wäre es mit: „Ich bin für mein Verhalten, Denken und Fühlen verantwortlich und handle auch so.“ oder „Ich werde durchhalten und weiter versuchen, meine Situation oder mein Verhalten zu ändern.“
Konkret auf die Beispiel-Situationen bezogen könnte das so aussehen:
Ich lerne Strategien, wie ich mit meinem cholerischen Chef umgehen kann, ohne ständig fast einen Herzinfarkt zu bekommen. Ein erster Schritt könnte das Lesen von „Der ganz normale Wahnsinn“ (Siehe unten) sein.
Ich führe ein Haushaltsbuch und schaue, wo mein Geld bleibt. Oder ich suche eine Schuldnerberatung auf, wenn ich Schwierigkeiten habe, mit Geld umzugehen.
Ich probiere das neue Kleidungsstück im Laden an. Ich bin dabei ehrlich zu mir selbst, was die Größe und Passform angeht.
Ich fahre rechtzeitig zum Theater oder reserviere eine Karte übers Internet oder besorge mir die Eintrittskarte im Vorfeld. Wenn ich reservierte Karten abholen muss, stelle ich mich rechtzeitig an und rechne damit, dass andere Leute auch ins Kino/Theater gehen wollen und deswegen die Schlangen entsprechend lang sind.
Ich lerne, meinen Mann auf die Vorwürfe anzusprechen. Ich lerne, mich gegen die Vorwürfe zu wehren, z.B. in einem Selbstbehauptungstraining oder in einer Psychotherapie. Ich lerne, dass ICH die wichtigste Person in meinem Leben bin (Impulse und Zitate) und mich so nicht behandeln lassen will.
Ich lerne, aufmerksam mit meinen Bedürfnissen umzugehen und mich auch gegen die Bedürfnisse meiner Kinder abzugrenzen, z.B. in dem ich Psychotherapie mache oder mir Erziehungsberatung hole.
Ich ändere meine Haltung gegenüber dem Leben, z. B. in „Das Leben ist leicht und ich will aus meinen Erfahrungen lernen.“ Oder eine andere Haltung, die Ihnen passend erscheint (Innere Wahrheiten&Glaubenssätze).
In einer Welt in der jeder auf sich selbst achtet und die eigene Selbstwirksamkeit berücksichtigt, wird die Kette der Schuldzuweisungen so unterbrochen. Einfach machen!
Da psychische Grundbedürfnisse wie körperliche Grundbedürfnisse funktionieren, ist der Kreislauf grundsätzlich der gleiche. Jedoch die Folgen sind andere.
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Der Spannungszustand hinsichtlich des Grundbedürfnisses Bindung/Liebe entsteht, wenn wir über eine gewisse Zeit keine Rückmeldung darüber haben, dass wir geliebt werden und zu einer Familie oder einer Gruppe von Menschen dazugehören, die uns lieben. Dann fühlen wir uns zunehmend „ungeliebt“ (Mangelzustand).
Für einen Säugling kann dies sogar zu einem lebensbedrohlichen und tödlichen Mangel werden. Es gibt Beobachtungen, dass Säuglinge, obwohl sie gefüttert und gewickelt werden, sterben, wenn sie keine emotionale Zuwendung bekommen.
Die Frage ist nun, wie Ihre Bewältigungsstrategien aussehen, was Sie gelernt haben, um diese Spannung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wissen Sie, was Sie tun, um Sich geliebt zu fühlen? Was Sie brauchen, um Sich geliebt zu fühlen?
Was haben Sie gelernt? Wie war das in Ihrer Familie? Haben Sie gesagt bekommen, dass Sie geliebt werden? War es spürbar, dass Sie geliebt werden? Wurden Sie in den Arm genommen? Hatte jemand Zeit für Sie? Hat Ihnen jemand geholfen, als Sie Hilfe brauchten? Bekamen Sie kleine Herzensgeschenke? Wurden Sie gelobt und bekamen Anerkennung selbst für Kleinigkeiten?
Gary Chapman hat das Konzept der 5 Sprachen der Liebe entwickelt. Demnach haben wir alle eine Muttersprache der Liebe. Die fünf Muttersprachen, die es gibt, nennt er:
Lob und Anerkennung
Zeitgeschenke / Zweisamkeit
Geschenke, die von Herzen kommen
Hilfsbereitschaft
Zärtlichkeit / Körperkontakt
Spricht jemand Ihre Muttersprache der Liebe, dann fühlen Sie Sich geliebt. Wissen Sie, welche Liebessprache Ihre ist? Falls nicht, können Sie auf dieser Seite einen kostenlosen Test machen, welches Ihre Liebessprache ist. Es gibt auch eine Version für Singles.
Finden Sie heraus, was Ihre Liebessprache ist. Aber wichtiger noch, finden Sie heraus, welche Liebessprachen die Menschen in Ihrem Umfeld sprechen. Sie können dann jeden auf dieser Ebene ansprechen und ihm oder ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden. Das ist ein Anfang: Liebe schenken.
Wenn Sie Sich geliebt fühlen, ist dadurch das innere Gleichgewicht hergestellt.
Das Gute an diesem Bedürfnis ist, dass wir uns so eine Art Liebes-Fettpolster oder Liebes-Winterspeck zulegen können. Dr. Chapman nennt es unseren Liebestank. Die Vorstellung dahinter ist, dass Sie wie bei anderen Bedürfnissen auch, eine Weile ohne Liebesbekundungen von außen auskommen können, weil Sie durch das Immer-wieder-Auffüllen Ihres Liebestanks vor allem in der Kindheit gelernt haben, dass Sie liebenswert sind.
Auf Dauer jedoch benötigen wir als soziale Wesen die Rückmeldung von anderen.
In einer Zeit des Wartens, also wenn Sie auf Ihren Liebes-Winterspeck angewiesen sind, können Sie das Gefühl, liebenswert zu sein, aufrechterhalten, indem Sie Dinge unternehmen, die Ausdruck Ihrer Selbstliebe sind.
Je nach Liebesmuttersprache können das unterschiedliche Maßnahmen sein.
Lob und Anerkennung: Loben Sie sich laut selbst. „Gut gemacht!“, gönnen Sie Sich eine Belohnung.
Zeitgeschenke/Zweisamkeit: Schenken Sie Sich eine Beratung, eine Psychotherapie, suchen Sie Sich Leute, mit denen Sie Ihre Freizeit gestalten können, oder gönnen Sie Sich Einzelunterricht in etwas, das Sie schon immer mal lernen wollten.
Geschenke, die von Herzen kommen: Erfüllen Sie Sich einen kleinen oder großen Traum, schenken Sie Sich selbst Kleinigkeiten, achten Sie auf die Schönheit am Wegrand.
Hilfsbereitschaft: Gönnen Sie Sich Hilfe: fragen Sie jemanden um Unterstützung oder schenken Sie Sich eine Putzhilfe, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
Zärtlichkeit/Körperkontakt: Gönnen Sie Sich Massagen oder bitten Sie eine Freundin oder einen Freund, Sie in den Arm zu nehmen, oder suchen Sie Sich eine Kuschelgruppe (z.B. Kuschelpartie).
Seien Sie erfinderisch, wie Sie gut zu sich selbst sein können, um Ihre Liebe zu Sich selbst auszudrücken.
Ich würde mich freuen, von ein paar weiteren Ideen zu hören.
Und was passiert, wenn es schief geht? Wenn wir niemanden hatten, der uns das Gefühl gab, geliebt zu sein?
Da es sich um ein überlebensnotwendiges Bedürfnis handelt, entwickeln Kinder ganz unterschiedliche Strategien, um sich ein bisschen geliebt fühlen zu dürfen. Sprechen die Eltern die Liebessprache des Kindes nicht, oder sind einfach aufgrund Abwesenheit oder Unfähigkeit nicht in der Lage, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieben, dann werden Kinder kreativ.
Eine verbreitete Überlebensstrategie ist es, herauszufinden, was der andere braucht oder will und das gegen „Liebe“ einzutauschen. Kinder machen den Haushalt, Kinder räumen ihr Zimmer auf, Kinder sind immer brav, Kinder trotzen und machen Ärger, Kinder werden aggressiv, Kinder sind gut in der Schule, weil es dafür Zuwendung gibt, Kinder sind für Ihre Eltern da, kümmern sich um deren Bedürfnisse und später dann um nur um die Bedürfnisse von anderen. Mädchen lernen, Sex mit Liebe zu verwechseln. Auch das ist relativ verbreitet. Kinder lernen also, dass sie etwas dafür tun müssen, um geliebt zu werden. Das ist meist anstrengend und selten befriedigend. Am Ende dieser ungünstigen Bewältigungsstrategien können schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen stehen.
Ideal wäre es, wenn Sie Sich um Ihrer Selbst wegen geliebt fühlen dürften. Wenn Sie so sein dürfen, wie Sie gerade sind und trotzdem von jemandem geliebt werden. So sollte es zwischen Eltern und Kindern sein. Leider haben wir in diesem Land immer noch zu viele verletzte und deswegen unfähige Eltern und damit reichlich Kinder, die sich nicht liebenswert finden.
Umso wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu lieben oder zu lernen, sich selbst zu lieben, wenn es sonst schon keiner tut oder getan hat, und sich selbst so zu akzeptieren, wie man gerade ist. Das ist eine Haltung sich selbst gegenüber, die in meiner Arbeit sehr zentral ist. Ein Glaubenssatz, den viele meiner Klienten üben, üben, üben dürfen (siehe auch Giftige Gedanken), um kindliche Überlebensstrategien mit erwachsene Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.
Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin.
Ich verwende männliche und weibliche oder andere Formen so, wie es mir für das Thema angemessen erscheint. Bitte fühlen Sie sich von den Inhalten und Aussagen angesprochen.
Stefanie Rösch