„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Grundbeduerfniskompakt"

Grundbedürfnisse, Teil 7: Neugier

25.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare

Zum Schluss noch die Neugier. Neugier ist das Bedürfnis neuen Reizen auf die Spur zu kommen. Langeweile ist das Gegenstück. Sie wissen, wie unangenehm und spannungsreich Langeweile sein kann. Langeweile hält uns an, uns zu beschäftigen. Natürlich können und tun wir das heutzutage häufig mit Routinen, wir betäuben uns mit oft Gesehenem oder Alltagshandlungen anstatt etwas Neues zu lernen und unserem großartigen Wissens- und Fertigkeitennetzwerk eine Erweiterung zu schenken. Ohne Neugier würden wir nicht lernen. Ohne die Neugier würden wir in unserer persönlichen Entwicklung sowie in der Menschheitsentwicklung nie weiter kommen.

Mit unserem Bedürfnis nach Neugier wird viel Geld verdient. Denken Sie an all die Gesellschafts- und Computerspiele, die Kinofilme, Fernsehen, Theater, Musical, Konzerte, Musik, Reisen, Sportarten. Überall, wo ständig etwas Neues geschieht, wo nicht alles für uns vorhersehbar ist, all diese Situationen bedürfen der Neugier.

Wissenschaftliche Forschung ist ebenfalls Ausdruck unserer Neugier, unseres Strebens nach Wissen, nach Neuem, in Verbindung mit dem Bedürfnis nach Sicherheit. Je mehr wir wissen, desto sicherer glauben wir uns.

Letztendlich ist auch die sogenannte Schaulust Ausdruck von Neugier, auch wenn wir uns darüber ärgern, wenn wir deswegen wieder mal im Stau stehen oder Menschen in Notsituationen aufgrund von Schaulustigen keine Hilfe bekommen. Doch auch hier können wir lernen, wie andere mit Ausnahmesituationen umgehen, wir können darüber nachdenken, wie wir uns verhalten würden und erleichtert darüber sein, dass wir nicht selbst betroffen sind.

Neugier hilft uns, die Welt zu verstehen, zu lernen, um durch das neue Wissen für mehr Sicherheit und Freude zu sorgen.

Also seien Sie neugierig und haben Sie Freude daran!

Hier noch eine gute Erklärung dafür, wie Neugier im Gehirn funktioniert:

Damit schließe ich die Reihe über Grundbedürfnisse!

Grundbedürfnisse, Teil 6: Freude

19.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 1 Kommentare

Wussten Sie, dass die Fähigkeit zu Lachen uns angeboren ist? Dass wir das Bedürfnis haben, Freude zu empfinden, weil es für uns der Zustand ist, indem unsere Bedürfnisse alle erfüllt sind, d.h. wir sind satt, fühlen uns sicher, geliebt und wertgeschätzt. Für einen Moment ist „alles“ gut. Insofern streben wir nach Freude und dem Empfinden von Glück oder auch ganz allgemein nach als positiv empfundenen Gefühlen.

Lachen ist ein Ausdruck von Freude. Über Lachen weiß man, dass es unser Immunsystem in Gang bringt, schmerzlindernde Stoffe ausgeschüttet werden, deren Wirkung stundenlang andauern kann, und Entspannung im Körper bewirkt. Lachen ist tatsächlich eine gesunde Sache und ebenso eine Notwendigkeit wie andere Gefühle.

Besonders wenn es Ihnen nicht gut geht, ist es wichtig, sich Momente zu suchen, in denen Sie lachen können. Ob die einen Kurs in Lach-Yoga besuchen oder sich einfach über YouTube lustige Filmchen suchen, oder sich von Ihren Kindern Witze erzählen lassen oder lustige Filme schauen, ist egal. Was immer sie brauchen, um zu lachen, tun Sie es!!! Täglich!!

Für mich ist es in meiner Arbeit besonders wichtig, dass meine Klienten und ich zusammen lachen können. Die Dinge, um die es in Traumatherapien geht, sind in Ihrem Kern mit Angst besetzt, mit Wut verbunden, mit Schuldgefühlen oder Verzweiflung mit Traurigkeit und Scham. Selten kommen wir auf die Idee, darüber lachen zu können. Oder Sie glauben, Sie dürfen nicht lachen, es wäre unangebracht, weil ja etwas Schlimmes passiert ist, Ihnen oder jemand anderem. Aber manchmal geht es nicht anders. Egal wie schlimm es kommt, Lachen lässt uns entspannen, deswegen bin ich immer sehr froh, wenn Klienten lachen können und wenn wir gemeinsam mit schwarzem oder Galgenhumor die Spannung der Angst weglachen können. Es ist oft nur eine Frage der Betrachtung: Ein Klient, Opfer eines Banküberfalls, sagte in der Krisenintervention: „Und dann schaute ich in die Mündung der Waffe. Es war ein Gewehr. Der Täter sagte `Hände hoch` also hatte ich die Hände hochgenommen und zeigte ihm die Handflächen, wie in einem Western. Und dann dachte ich `Wie lächerlich muss ich hier aussehen, mit den erhobenen Händen?´“ Dieser Klient entwickelte trotz massiver, objektiver Bedrohung am Leben nie eine Posttraumatische Belastungsstörung oder andere Probleme wegen des Überfalls. Stattdessen konnte er darüber lachen. Oder nehmen Sie den Schwarzen Humor in Rettungsberufen. Diese Menschen sind mit den Grausamkeiten des Lebens konfrontiert, mit eigener Hilflosigkeit und dem Leid anderer. Ich bin froh, wenn diese Menschen die Fähigkeit haben, in Nachbesprechungen über das Erlebte auch zu lachen. Das ist nichts für Außenstehende und sollte nicht die einzige Bewältigungsstrategie sein, aber es ist gut, wenn gelacht wird angesichts großen Leids. Denn letztendlich geht es nur darum, die Stressreaktion immer wieder abzubauen. Lachen ist da sehr heilsam.

Also ist der Auftrag heute sehr einfach: Suchen Sie Sich täglich Dinge, über die Sie möglichst lange und möglichst intensiv lachen können.

Und hier noch ein paar YouTube-Filme, die zeigen, wie schön lachen sein kann und über was wir alles lachen.

Presto, der Zauberhase

Weiter mit Grundbedürfnisse 7.

Grundbedürfnisse, Teil 5: Wertschätzung und Selbstwert

16.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 2 Kommentare

Schon im Artikel Grundbedürfnisse 2: Liebe und Bindung konnten Sie lesen, dass Wertschätzung sogar eine Liebessprache sein kann. Auch ohne die Bedeutung als Liebesprache haben wir als Menschen das Bedürfnis wertgeschätzt zu werden und uns wertvoll fühlen zu dürfen.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

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Wenn Sie immer wieder die Erfahrung machen müssen, abgewertet zu werden, dann verursacht das in Ihnen eine Spannung und Sie werden Sich wertlos und unfähig fühlen. Um dieser Spannung etwas entgegen zu setzen, gibt es zwei häufige Überlebensstrategien.

Sie könnten Sich größer machen als Sie sind oder Sich kleiner machen als Sie sind. Ohne korrekte Rückmeldung darüber, dass Sie wertgeschätzt werden und was Sie können, wird es Ihnen schwerfallen sich in dem, was Sie können und wer Sie sind, sicher zu fühlen. Deswegen werden Sie zu einer der beiden Grundstrategien Zuflucht nehmen.

In der Schematherapie werden die Überlebensstrategien, die mit Selbstwert zu tun haben als (1) Unterwerfung/Unterordnung und (2) Aufopferung und als (3) Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Beachtung suchen) bezeichnet.

Sie können die Spannung verkleinern, indem Sie der Erfahrung und der Abwertung „glauben“ und anfangen, über sich selbst so zu denken, wie Sie es gesagt oder signalisiert bekommen: „Ich bin wertlos, das stimmt“. Es wird Ihnen dann nicht gut gehen, aber die Spannung wird kleiner. Im Grunde haben Sie keine Wahl: wenn Sie immer wieder abgewertet werden MÜSSEN Sie reagieren und die Spannung verringern. In jungen Jahren bleibt Ihnen nichts anderes übrig als zu glauben, die Erwachsenen um Sie herum haben Recht.

Jemand, der sich anderen ständig unterordnet, der keine eigene Meinung hat, nicht Nein sagen, kann, obwohl er etwas nicht will, und zu allem Ja und Amen sagt (Unterwerfung/Unterordnung) geht diesen Weg, um die Spannung klein zu halten. Jemand, der sich unterordnet, lässt alles mit sich machen. Daran erkennt man, dass dahinter häufig der Gedanke steckt „Ich habe das verdient. Ich bin wertlos“.

Das Gleiche gilt für jemanden, der sich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit für andere aufopfert (Aufopferung). Das ist eine weitverbreitete „Krankheit“ in Helferberufen. Ich behaupte sogar, dass Aufopferung in 90% der Fälle als Überlebensstrategie eines geringen Selbstwertes stattfindet. Die fehlende Fähigkeit, gut für sich zu sorgen, sich abzugrenzen und mit den eigenen Kräften zu haushalten, sind alles Anzeichen dafür, dass jemand sich aufopfert, um sich wenigstens ein bisschen wertvoll zu fühlen. Menschen, die sich aufopfern sind in unserer Gesellschaft gern gesehen. Es ist eine Möglichkeit, hin und wieder Lob zu bekommen. Nur der Preis dafür ist sehr hoch: Burnout – in anderen Worten Depression, ständige Überforderung.

Erlebt jemand schon in frühen Jahren sehr viel Abwertung (Du taugst nichts, Du kannst froh sein, dass wir Dir was zu essen geben, Du bist zu nichts nütze, Du kannst das sowieso nicht, Du bist zu blöd), dann können daraus auch andere schwere psychische Beschwerden entstehen.

Jemand, der nach Zustimmung und Anerkennung strebt (Beachtung suchen) kann dies tun, indem er sich darum bemüht, immer besondere Leistungen zu erbringen, seine Arbeit immer perfekt zu erledigen und länger zu arbeiten als er oder sie müsste. Manch einer fragt vielleicht auch mal nach oder sagt: Habe ich das nicht super gemacht? Diese Menschen wirken auf andere oft, als würden sie sich immer in den Vordergrund drängen oder nach Komplimenten fischen. Das führt immer wieder dazu, dass die anderen drum herum irgendwann genervt sind und die Person ihren Anteil an Lob und Anerkennung nicht bekommt. Doch auch das führt nicht unbedingt dazu, dass diese Person merkt, dass ihre Überlebensstrategie nicht zielführend ist. Manchmal entsteht aus der Verzweiflung um die fehlende Beachtung dann eine weitere Überlebensstrategie: Andere abzuwerten und damit „kleiner“ zu machen als sich selbst. Aber auch das führt nur dazu, dass am Ende das Umfeld genauso angespannt und voller Wertlosigkeitsgefühle ist, wie die Person, die versucht mit diesen ungünstigen Strategien zu überleben.

Was Sie tun können?

Fangen Sie an, den giftigen Gedanken „Ich bin wertlos“ durch den gesunden Gedanken „Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich im Moment gerade bin“ (Giftige Gedanken) zu ersetzen.

Sammeln Sie täglich Erfahrungen, die Ihnen zeigen, dass Sie gemocht werden, dass jemand Ihre Leistungen gesehen hat und Sie vielleicht sogar dafür gelobt hat. Schreiben Sie in einem Schulheft oder einem Buch auf, wo Sie freundlich behandelt werden, denn das ist Ausdruck von Wertschätzung. Schreiben Sie all das auf, damit Sie es nicht vergessen und Sich selbst jeder Zeit daran erinnern können, dass es Menschen gibt, die Sie mögen und die Sie schätzen und die sehen und wertschätzen, was Sie können.

Fertigen Sie Sich eine Liste an, was Sie alles können (siehe Download, wie auch in PTBS 10 beschrieben), damit Sie Sich immer wieder selbst daran erinnern können, was Sie schon alles können.

Weiter mit Grundbedürfnisse 6.

Download

StärkenAnkreuzen_Liste

Grundbedürfnisse, Teil 4: Orientierung

13.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 0 Kommentare

Im letzten Artikel ging es um die Lebensgefahr und die Unsicherheit, die daraus entsteht. Sie konnten ein paar Ideen bekommen, was Sie tun können, um Sich wieder sicher zu fühlen. Ein anderer Grund, warum wir uns unsicher fühlen, ist fehlende Orientierung. Darum soll es heute gehen.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.Orientierung vermittelt Ihnen ein Gefühl von Sicherheit, weil Sie eine Vorstellung davon haben oder glauben zu wissen, was in der unmittelbaren oder auch in der weiteren Zukunft passieren wird. Um Orientierung und damit Ihr Sicherheitsgefühl wieder herzustellen, benötigen Sie Informationen. So sind Schilder, Karten und Navigationsgeräte Instrumente der Orientierung. Sie haben das Gefühl, jeder Zeit wieder nach Hause oder an Ihr Ziel finden zu können. Unser Wissen über Abläufe gibt uns Sicherheit. Egal wo auf der Welt Sie in ein Restaurant gehen, ein Teil der Abläufe ist immer gleich, etwa: Platz finden, Bestellen, Essen, Bezahlen. Oder denken Sie an das Einkaufen: Ware anschauen, Ware wählen, bezahlen,  Ware mitnehmen.

Weil Menschen diese Abläufe kennen, trauen sie sich überall auf der Welt für ihre Nahrung zu sorgen oder einzukaufen. So wird Reisen erst möglich.

Wenn Sie in eine Situation kommen, die Sie bisher noch nicht erlebt haben, dann werden Sie es immer als wohltuend und beruhigend empfinden, wenn Ihnen jemand sagt, wie das „hier“ abläuft. Deswegen bekommen Sie heute von Ärzten viel öfter erklärt, was genau mit Ihnen passiert und welche Untersuchungen gemacht werden. Ein guter Arzt wird bei Kindern heute jeden Handgriff ankündigen, damit das Kind sich während einer Untersuchung möglichst sicher fühlen kann. Oder gehen Sie auf ein Amt. Es ist beruhigend, wenn die Mitarbeiterin vom Sozialamt Ihnen erklärt, wie Sie zu Ihrem Lebensunterhalt kommen.

Überlegen Sie, wo Sie in Ihrem Alltag Orientierung und Informationen benötigen. Wo können Sie Orientierung und damit Sicherheit geben? Vor allem da, wo die Abläufe für Sie alltäglich sind, vergessen Sie schnell, dass die Abläufe für die Menschen, die zu Ihnen kommen, vielleicht nicht so selbstverständlich und deswegen verunsichernd sind. Geben Sie Sicherheit! Ihr Gegenüber wird es Ihnen durch einen entspannten Kontakt danken.

Weiter bei Grundbedürfnisse 5.

Grundbedürfnisse, Teil 3: Sicherheit

11.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare

Der Kreislauf des Grundbedürfnisses Sicherheit lässt sich wie folgt wiedergeben:

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Die Spannung entsteht darüber, dass Sie Sich am Leben bedroht fühlen.
Drohende sexuelle und körperliche Gewalt lassen diese Spannung wieder und wieder entstehen. Der beste Weg damit umzugehen ist, vor dem Angreifer zu flüchten. Wenn Sie von der Gefahr/dem Angreifer weit genug entfernt sind, können Sie Sich wieder sicher fühlen. Die Zwickmühle an dieser Stelle kann zum Beispiel sein, dass ein Kind dieser Gefahr kaum aus eigener Kraft entkommen kann. Es erlebt also immer wieder, dass es am Leben bedroht ist und nichts dagegen tun kann. Es lernt, hilflos zu sein. Ja erlernte Hilflosigkeit gibt es wirklich! Hierbei handelt es sich um ein erlerntes Denkmuster indem sich die Person stehts als hilflos ansieht. Einmal erlernt, wird die betroffene Person auch dann keine Hilfe suchen oder sich selbst helfen, wenn diese eigentlich möglich wäre (Link erlernte Hilflosigkeit). Alles, was ihm bleibt, ist die Hilflosigkeit zu ertragen. Das ist ein Weg in die Depression, immer wieder hilflos zu sein und keine Möglichkeit zu haben, etwas dagegen tun zu können. Das Gleiche gilt auch für Sie als erwachsene Person. Auch Ihnen kann es passieren, dass Sie eine gefährliche Situation nicht einfach verlassen können.

Ein weiteres Problem ist, dass Ihr Warnsystem immer wieder anschlägt (siehe PTBS 2 ff), wenn Sie häufig in Lebensgefahr waren. Für das in seiner Abhängigkeit gefangene Kind bedeutet das, es erlebt neben der Machtlosigkeit ständig, dass das Warnsystem anschlägt, wenn die nächste Gefahr droht und oft genug schlägt es auch an, wenn keine Gefahr ist. Wenn die Warnreaktion eine echte Gefahr anzeigt, erlebt das Kind „sehenden Auges“, dass das Warnsystem nichts nützt, weil es der Gefahr nicht entgehen kann. Ein weiterer Grund, depressiv zu werden, oder andere schwerwiegende Folgen zu entwickeln, zum Beispiel eine Posttraumtische Belastungsstörung (PTBS).

Wenn ein Kind im Außen nicht flüchten kann, dann flüchtet es im Innen, z.B. indem es sich vorstellt, in der Wand zu verschwinden oder sich in die Ritze am Bett zu zwängen, oder indem es beginnt, alle möglichen Dinge zu zählen, die sich gerade in seinem Blickfeld befinden. Eine weitere Möglichkeit der inneren Flucht ist, sich innerlich von der lebensbedrohlichen Erfahrung zu distanzieren, Teile der Erinnerung abzuspalten (zu dissoziieren) und so vielleicht sogar eine DIS, eine Dissoziative Identität (früher Multiple Persönlichkeit) zu entwicklen. Die innere Flucht kann in der Therapie in Form eines sicheren Ortes gezielt eingesetzt werden.

Die innere Flucht funktioniert auch in einer echten Bedrohungssituation. So schilderte mir eine Seminarteilnehmerin einmal, dass ihre Mutter ihr als Kind abends immer von einer Blumenwiese erzählt hatte mit Schmetterlingen und gutem Wetter: Ein sicherer Ort mit der fürsorglichen Mutter anwesend. Als erwachsene Frau musste sie einmal zehn Minuten in einer Höhle zurückbleiben, ohne Licht, bis ihre Kollegen sie wieder abholten. Haben Sie einmal versucht, 10 Minuten in vollkommener Dunkelheit auszuharren? Ihr Gehirn wird sehr schnell anfangen, Ihnen Wahrnehmungen vorzugaukeln und Sie werden Angst, wenn nicht Panik bekommen. Deswegen ist Dunkelhaft als Art der Sinnesdeprivation eine Foltermethode. Was diese Frau jedoch tat war, sich hinzusetzen und sich auf ihre Wiese aus der Kindheit zu denken. Sie sah die Schmetterlinge, hörte das Brummen der Bienen, spürte die laue Brise und hörte die Stimme ihrer Mutter. So konnte sie sich weiter sicher fühlen bis ihre Kollegen sie wieder abholten. Die innere Flucht, das Sich-Wegdenken aus der bedrohlichen Situation an einen inneren sicheren Ort kann tatsächlich eine gute Möglichkeit sein, die eigene Hilflosigkeit auf ein Minimum zu beschränken, wenn man im Außen einer Situation nicht entgehen kann. Deswegen kann ich nur jedem empfehlen, sich einen inneren, sicheren Ort zuzulegen. Hier steht, wie es geht.

Eine andere Möglichkeit, mit Gefahren umzugehen, ist den Angreifer abzuwehren oder zu vernichten. Wenn es den Angreifer nicht mehr gibt, oder der Angreifer wegläuft, weil er Sie als stärker akzeptiert, dann kann auch wieder Ent-Spannung eintreten. Dann werden Sie Sich wieder sicher fühlen. Bis zur nächsten Bedrohung.

Wie können Sie nun dauerhaft für Ihre Sicherheit sorgen?

Es wird immer Situationen geben, in denen Sie nicht für Ihre Sicherheit sorgen können. Dazu spielen zu viele Faktoren eine Rolle dabei, ob Sie in Gefahr geraten oder nicht.

Das Risiko für lebensgefährliche Gefahren lässt sich jedoch klein halten. Vor allem, indem Sie auf Ihr Bauchgefühl hören, Ihre Intuition, Ihr Gefahrenradar. Wenn Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, eine Situation zu verlassen, dann folgen Sie diesem Gefühl! In all den Jahren meiner Tätigkeit habe ich nur eine Geschichte gehört, in der es dieses Gefühl vorher nicht gab. In allen anderen Geschichten hatte es die Warnung gegeben und die Person hat dieses Gefühl ignoriert.

Beschäftigen Sie Sich einmal mit dem Thema Sicherheit und tun nicht nur so, als könne einem nichts passieren. Damit meine ich nicht, dass Sie in ständiger Angst leben sollen, es könnte etwas passieren. Es ist gut und gesund zu glauben, dass wir die Welt unter Kontrolle haben und dass uns schon nichts passiert. Beschäftigen Sie Sich trotzdem einmal mit den wichtigsten, für Sie gefährlichen Situationen. Machen Sie einen Plan wie Sie sich verhalten wollen und spielen Sie diesen Plan dann im Kopf ab und zu durch (Mentales Training), damit Sie ihn parat haben.

Dazu gehören so einfach Dinge wie, Abstand von Menschen zu halten, die Sie unangenehm finden. Menschen, die rumschreien, aus dem Weg zu gehen oder ihnen zumindest nichts entgegen zu setzen, sondern sie ausschreien zu lassen.
Oder auf der Autobahn bei einer Baustelle lieber die rechte Spur zu nehmen, weil die meisten Unfälle im Übergang auf die linke, schnellere Spur passieren. Halten Sie Abstand, damit Sie und der Ihnen folgende Verkehr Zeit haben zu reagieren (Schrecksekunde). Sie können Sich überlegen, welche Wege Sie nehmen, wenn Sie in der Dunkelheit unterwegs sind und entscheiden, lieber einmal ein Taxi zu nehmen oder einen Umweg zu laufen, auf dem Sie Sich sicherer fühlen. Es kann auch hilfreich sein, einen Selbstschutzkurs zu besuchen oder eine Selbstverteidigungstechnik zu trainieren. Oder sich in Fragen Sicherheit von der Polizei beraten zu lassen (Einbruch).

An dieser Stelle ein Wort in eigener Sache. Zusammen mit einem Kollegen habe ich ein Buch für Mitarbeiter von Behörden geschrieben, in denen wir solche Pläne für 26 stressige und gefährliche Situationen zusammengestellt haben. Den Link finden Sie wie immer unten.

Also denken Sie darüber nach, welche Situationen Sie als gefährlich erleben, die Ihnen Angst machen und dann suchen Sie Sich die Informationen oder den Fachmann/Fachfrau, die Ihnen helfen können, einen guten Plan für Ihre Sicherheit zu entwickeln. Anschließend stellen Sie Sich genau vor, wie Sie reagieren wollen (Mentales Training). So trainieren Sie Ihren neuen Plan.

Weiter bei Grundbedürfnisse 4.

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