„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Ihr Suchbegriff Angst

Leserfrage: Wie kann ich meine Ängste bewältigen?

28.04.2021 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Ich bin 20 Jahre alt und leide seit Jahren unter den Folgen von jahrelangem Mobbing und emotionalem Missbrauch durch meinen Vater.
Therapie habe ich schon viele Stunden gemacht und war einmal teilstationär in einer Klinik, dennoch stieß ich immer wieder auf Rücksichtslosigkeit und Unverständnis.
Vor Jahren zeigte ich schon die ersten Anzeichen, die für eine PTBS typisch sind (Flashbacks, Albträume, Dissoziation etc.) dennoch wird das bis heute ignoriert.
Mit den Jahren verschlimmerte sich alles immer mehr und ich habe das Gefühl, die Kontrolle über mein Leben zu verlieren.
Ich möchte gerne weiterhin Ausbildung machen und mich sozial einbringen doch ich werde von den Ängsten verfolgt und bin nur noch zu Hause.
Dazu kommt noch dass ich zutiefst depressiv und unter schlimmen Panikattacken leide. Wie kann ich nur diese Ängste bewältigen?

Trauma-Informations-Zentrum

Liebe Leserin,

was ich höre ist, dass Sie viele Jahre wiederholt Situationen erlebt haben, die Sie als sehr verletzend erlebt haben. Sie haben versucht, mit diesen Situationen umzugehen, so wie es unter den Umständen möglich war. Aus diesen Bewältigungsversuchen heraus sind die Beschwerden entstanden, die Ihnen jetzt das Leben schwer machen.

Sie haben an verschiedenen Stellen Hilfe gesucht, fühlen sich aber von diesen Stellen nicht ernst genommen. Wie es dazu kam, weiß ich nicht.

Insofern kann ich Ihre Frage nur ganz allgemein beantworten.

Was passiert, wenn man wiederholt bedrohliche Situationen erlebt?

Foto von Craig Adderley von Pexels

Angst ist ein Gefühl, dass wir bekommen, wenn wir in einer gefährlichen Situation nicht mehr handeln können. Die Angst sagt uns: Nichts wie weg hier.

Wenn wir in dieser Situation gefangen sind und die Bedrohung immer schlimmer wird, kann es zur Notabschaltung kommen. Wenn das passiert, ist es möglich, dass daraus typische Traumareaktionen entstehen, die man als PTBS bezeichnet.

Notabschaltung bedeutet, dass das Hirn einen wichtigen Funktionsbereich abschaltet. Daraus entsteht dann die Schreckstarre oder die Panik oder die emotionslose Reaktion. Das ist eine Form der Dissoziation.

Was auch passieren kann ist, dass man einer Situation immer wieder ausgesetzt ist, die man als verletzend und extrem unangenehm empfindet, aber nie an den Punkt kommt, an dem es zu einer Notabschaltung kommt. Trotzdem muss man mit der Bedrohlichkeit der Situation umgehen. Eine Möglichkeit, das zu tun ist, sich wegzubeamen, also innerlich zu flüchten. Das ist auch eine Form der Dissoziation.

Eine weitere Folge von wiederkehrenden, belastenden Situationen ist die Veränderung von wichtigen Überzeugungen. Wenn man wieder und wieder einer beängstigenden Situation ausgesetzt ist, die man nicht ändern kann, kann daraus die Überzeugung entstehen, dass man keinen Einfluss auf sein Leben hat. Das Gehirn neigt dazu, Überzeugungen zu verallgemeinern. Wenn wir also die Erfahrung machen, dass wir an einer Situation nichts ändern können, glaubt das Hirn irgendwann, dass wir gar keine Kontrolle oder gar keinen Einfluss mehr haben. Das stimmt natürlich nicht.

Was können Sie tun, damit es Ihnen wieder besser geht?

Foto von Anand Dandekar von Pexels

Zuerst ist es wichtig, dem Eindruck entgegen zu treten, dass Sie die Kontrolle über Ihr Leben verlieren. Das können Sie tun, indem Sie sich bewusst machen, welche Entscheidungen, Sie jeden Tag treffen können. Entscheidungen sind Momente der Kontrolle in unserem Leben.

Vielleicht wollen Sie sich eine Liste anlegen, auf der Sie alle Entscheidungen sammeln, die Sie jeden Tag fällen. Das sind oft kleine Dinge wie, was Sie frühstücken wollen oder was Sie an diesem Tag anziehen wollen. Aber wenn Sie jeden Tag aufschreiben, was Sie entscheiden, dann werden Sie sich immer daran erinnern, dass Sie Einfluss haben im Leben, auch wenn es sich mal nicht so anfühlt.

Wie geht das mit der Angst?

Foto von Life Of Pix von Pexels

Angst entsteht durch Gedanken. Angstgedanken. Angstgedanken sind Sätze im Kopf oder Vorstellungen oder Erinnerungen, die mit Gefahr zu tun haben. Also zum Beispiel die Vorstellung, dass jemand in mein Haus einbricht. Wenn ich mir das intensiv vorstelle, also eine Angstvorstellung in allen Details habe, dann denkt das Hirn irgendwann, die Gefahr ist echt und reagiert mit einer Stressreaktion. Der geben wir den Namen Angst oder Panik.

Bei Erinnerungen ist es so, dass die Bilder einer bedrohlichen Erinnerung uns daran erinnern sollen, dass gleich wieder etwas Bedrohliches geschieht. Belastende Erinnerungen sind also Teil einer Warnreaktion.

In beiden Fällen ist es gut, auf die Angstgedanken zu reagieren und zu entscheiden, sich etwas anderes vorzustellen, etwas, das nicht so bedrohlich ist. Man darf seiner Phantasie einfach freien Lauf lassen und sich etwas vorstellen, das mit Sicherheit zu tun hat. Also beim Einbruch könnte man sich vorstellen, wie die Nachbarn die Polizei rufen, der Einbrecher geschnappt und abgeführt wird. Es würde auch reichen, sich vorzustellen, wie Superman hereingeflogen kommt und dem Einbrecher die Ohren langzieht und der schreiend davonrennt. Wenn man sich das vorstellt, wird man sich wieder sicher fühlen und die Angst wird weniger und kann wieder verschwinden.

Aber am wichtigsten….

Foto von Jess Vide von Pexels

… ist es, niemals aufzugeben und weiter Hilfe und Unterstützung zu suchen. Auch wenn es bisher niemanden gab, der Ihnen das Gefühl geben konnte, dass Sie ernst genommen werden, gibt es diese Person in diesem Land. Was Ihnen helfen kann, diese Person zu finden, ist offen und ohne Erwartungen in ein Erstgespräch zu gehen. Sagen Sie, was Sie brauchen und sagen Sie, wenn Sie sich nicht ernst genommen fühlen. Seien Sie bereit, Verantwortung für Ihre Symptome zu übernehmen. Niemand außer Ihnen kann die Beschwerden verändern. Eine Psychotherapie ist ein Ort, an dem Sie etwas lernen dürfen. Sie dürfen lernen, anders mit bedrohlichen Situationen umzugehen als bisher. Dazu gehört zum Beispiel, sich von angstmachenden Personen fernzuhalten. Oder nein zu sagen, wenn man etwas nicht möchte. Hilfe anzunehmen und bei einem Vorschlag immer alles daran zu setzen, es ernsthaft auszuprobieren. Nur so finden Sie heraus, ob ein Vorschlag vielleicht doch eine Veränderung bringt, auch wenn Sie sich nicht vorstellen können, dass etwas hilft. Bleiben Sie dran!! Aufgeben ist keine zulässige Möglichkeit. Nur Mut, Sie schaffen das!

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

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Ihre Stefanie Rösch

Leserfrage: Ich habe Angst vor meiner Freundin. Was kann ich tun?

20.11.2020 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Hallo,
mein Name ist Anja und ich bin 16 Jahre alt. Ich leide seit Jahren unter PTBS und weiß einfach nicht mehr weiter. Seit ein paar Monaten habe ich eine feste Beziehung mit meiner Freundin und habe oft bzw. immer Panik, wenn sie mich berührt oder wir Sex haben. Ich kriege fast immer körperliche Erinnerungen und habe Flashbacks und schaffe es nicht, das zu unterscheiden was real ist und was nicht. Wir wohnen zusammen in einer Wohngruppe und dürfen am Wochenende zusammen in einem Zimmer schlafen. Wenn wir bei ihr im Zimmer schlafen kriege ich Panik, weil es nicht mein Zimmer ist obwohl ich mich in meinem Zimmer auch nicht wirklich wohl fühle. Ich habe eine Therapeutin und auch eine Psychiaterin aber denen traue ich mich nicht zu sagen, dass ich vor meiner eigenen Freundin Angst habe, da mir das sehr unangenehm ist. Ich habe meiner Freundin das erzählt und sie reagierte sehr einfühlsam. Aber trotzdem habe ich Angst, dass sie das genauso mitnimmt wie mich. Ich bin trotz all dem intim mit ihr aber es wird immer schlimmer. Könnten sie mir vielleicht sagen, was ich dagegen tun kann?

Ich habe Angst vor meiner Partnerin. Das fühlt sich an wie im Nebel.
Danke an Snapwire auf Pexels

Liebe Anja,

als erstes möchte ich Ihnen Mut machen, mit Ihrer Therapeutin darüber zu sprechen. Im Grunde ist die Angst in intimen Situationen eine völlig normale Reaktion, wenn man entsprechende Erfahrungen im Leben gemacht hat. Ihre Therapeutin weiß das sicher und ist bereit, offen und wertschätzend mit Ihnen darüber zu reden.

Falls Sie mit Ihrer Therapeutin nicht über Ihre Ängste sprechen wollen, gibt es auch die Möglichkeit, darüber zu schreiben. Eine Anleitung, wie man über belastende Erfahrungen schreiben kann, finden Sie hier: Über belastende Erinnerungen schreiben.

Ich vermute, dass Sie nicht vor ihrer Freundin Angst haben, sondern vor ihren eigenen unangenehmen Körperreaktionen, oder? Die Vorstellung, wieder Panik zu haben, macht Ihnen Angst. Zumindest hört es sich für mich so an. Das ist etwas, was ich häufig höre von Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Kein Wunder, dass sich der Körper daran erinnert.

Hier meine Erklärung dazu, wie ein Trauma entsteht und was Flashbacks sind.

Es gibt zwei Themen in ihrer Frage: Das Zimmer und die Freundin

Wenn Sie sich in einem Zimmer nicht wohlfühlen, also weder in ihrem eigenen noch in dem ihrer Freundin, dann ist es wichtig, herauszufinden, warum das so ist. Meine Vermutung ist, dass Sie sich in beiden Zimmern nicht sicher fühlen. Wenn Sie sich nicht sicher fühlen, dann versuchen Sie bitte herauszufinden, woran das liegt.

Es könnte daran liegen, wer bestimmt, wer das Zimmer betreten darf und verlassen muss. Entscheiden Sie, wer reinkommen darf und wer raus muss? Kann jeder einfach reinkommen?

Sollte das der entscheidende Faktor sein, ist es vielleicht nötig, sich Sicherheit zu verschaffen. Beispielsweise könnten Sie etwas vor die Tür legen, das Krach macht, wenn jemand gegen ihren Willen reinkommt. Auf diese Weise hören Sie es frühzeitig und können reagieren.

Überlegen Sie sich, wie sie reagieren wollen, wenn jemand unaufgefordert in das Zimmer kommt, zum Beispiel könnten Sie sagen: „Ich möchte nicht, dass Du ohne meine Erlaubnis in mein Zimmer kommst. Ich fühle mich deswegen hier nicht sicher.“ Haben Sie sich vorher konkrete Strategien überlegt, können Sie diese in Gedanken üben (Mentales Training), damit sie sich vorbereitet fühlen. Dazu kann ich Ihnen keine konkreteren Ideen anbieten, weil ich nicht weiß, wie die Abläufe bei Ihnen sind und wer das Zimmer aus welchem Grund betreten könnte.

Es könnte natürlich noch andere Gründe geben, warum Sie sich in keinem der Zimmer sicher fühlen. Überlegen Sie, ob Ihnen noch etwas einfällt.

Ihre Freundin möchte Ihnen guttun

Ihre Freundin haben Sie gern. Deswegen wollen Sie mit ihr zusammen sein und Zeit verbringen und vielleicht auch die körperliche Seite dieser Beziehung leben. Zärtlichkeit zu teilen und auch Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil von einer Beziehung. Unter anderem werden Hormone ausgeschüttet, welche die Bindung und damit die Beziehung fördern. Gleichzeitig wird durch diese Hormone auch Stress reduziert, was für unsere Gesundheit förderlich ist. Damit das klappt, sollten sich beide Partnerinnen sicher und wohl fühlen.

Aber Ihr Gehirn hat, wie es aussieht, gelernt, dass Berührung und Sexualität gefährlich sind und deswegen macht es diese Alarmreaktionen (Flashbacks, hier als Körpererinnerung), die Sie so unangenehm finden und als Panik bezeichnen. Also geht es jetzt darum, dem Gehirn beizubringen, dass Ihre Freundin sie nicht misshandeln oder verletzten wird.

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, es langsam angehen zu lassen und erstmal die nichtsexuellen Berührungen wieder zu üben. Langsam, damit das Gehirn lernt, Berührung ist angenehm.

Nur die Person, die Sie verletzt hat, ist gefährlich, ihre Freundin nicht.

Die Vorstellung, alle oder alle intime körperliche Berührung sei gefährlich, entsteht dadurch, dass das Hirn unnötige Verallgemeinerungen macht. Das hat etwas mit unserer Entwicklung als Menschen zu tun. Dieser Mechanismus war ursprünglich dafür ausgelegt, uns vor weiteren Gefahren zu schützen, wenn wir einmal Gefahr in einer bestimmten Situation erlebt haben. In Zeiten von Säbelzahntigern war das sehr hilfreich, weil alle Säbelzahntiger gefährlich sind. In unserer heutigen Welt schießt das Hirn jedoch gerne Mal über sein Ziel hinaus. Das nennen wir dann Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Ich gehe für die folgenden Erklärungen jetzt einfach Mal von einer Person aus, die Sie verletzt hat. Wenn es mehrere Personen waren, ist der Mechanismus umso fester im Gehirn verankert.

Ihr Gehirn denkt im Moment noch: Ein Mensch hat mich verletzt, also sind alle Menschen gefährlich. Ihr Hirn möchte Sie vor weiteren Verletzungen schützen und warnt Sie deswegen mit Panik (Erinnerungsattacken/Flashbacks). Es spricht mit Ihnen auf seine eigene Weise: mit Erinnerungen. „Hallo Du, ich mache gerade Panik, weil wir das hier (Erinnerungen/Flashback/Körpererinnerungen/Angst) erlebt haben. Nur, damit Du Bescheid weist.“ Das Gehirn zeigt Ihnen durch Erinnerungen die Situationen, vor denen es Sie schützen möchte.

Eine Erinnerungsattacke/Flashback ist der Versuch Ihres Gehirns, Sie vor einer drohenden Gefahr zu warnen.

Was ihr Hirn jetzt lernen muss, ist, dass nicht jede Berührung gefährlich ist, sondern eben nur ganz wenige, gefährliche Personen. Ich nenne diese Personen „Täter“. Das heißt, Sie wollen „aussortieren“, welche Reize (Täter sehen, Berührungen, Gerüche, Gedanken, Geräusche) diese Warnreaktion auslösen kann. Machen Sie sich im Kontakt mit Ihrer Freundin immer wieder die Unterschiede der Situationen bewusst. Die Berührung Ihrer Freundin ist anders als der Kontakt mit dem Täter. Vergleichen Sie und beobachten Sie ganz genau, was anders ist. Am besten sagen Sie sich diese Unterschiede laut vor.

So bringen Sie dem Hirn bei, weniger und schließlich keinen Alarm mehr auszulösen, wenn ihre Freundin Sie berührt.

Wenn Sie mit Ihrer Freundin zusammen sind und die äußere Sicherheit gewährt ist, muss das Gehirn keinen Alarm mehr schlagen.

Sie können Ihrem Hirn beibringen, weniger und schließlich keinen Alarm mehr auszulösen. Das machen Sie, indem Sie mit Ihrer Freundin üben, dass Körperkontakt angenehm ist. Sie bestimmen, was angenehm ist und was Sie unangenehm finden. Wichtig ist dabei, genau auf den Körper zu hören. An dieser Stelle braucht der Körper etwas Übung, seien Sie nachsichtig mit ihm und üben Sie in kleinen Schritten.

Sie können sich zum Beispiel Rücken an Rücken setzen. Der Körperkontakt ist nur am Rücken, sodass Gewalt nicht möglich ist. Überlegen Sie, welche Berührungen sie ohne schlechtes Gefühl aushalten können. Eine Hand festhalten, Finger verschränken? Fingerspitzen berühren? Zehenspitzen berühren? Bekleidet oder auf der Haut? Das ist etwas, was Sie im Gespräch mit Ihrer Freundin herausfinden können.

Ziel der Übung soll sein, sich mit Ihrer Freundin sicher zu fühlen und ihr bei Berührungen vertrauen zu können.

Treffen Sie eine Vereinbarung mit Ihrer Freundin: Sobald sich etwas unangenehm oder nicht richtig anfühlt, sagen Sie klar und deutlich „Stopp!“. Ihre Freundin sollte dann augenblicklich aufhören, Sie zu berühren. So können Sie erfahren, dass Sie sich darauf verlassen können, dass Sie die Kontrolle behalten, wie und ob Sie jemand berührt. Das ist ein entscheidender Unterschied zu Gewalterfahrungen.

Eine weitere Übung, mit der Sie anfangen könnten, ist folgende: Ihre Freundin legt ihre Hand auf Ihren Rücken, etwa zwischen die Schulterblätter. Bei vielen Menschen hat diese Berührung eine beruhigende Wirkung. Probieren Sie es aus und spüren Sie genau nach, wie sich die Berührung anfühlt. Können Sie das aushalten? Ist die Berührung vielleicht sogar angenehm?

Was findet Ihre Freundin angenehm und was auch nicht? Reden Sie darüber und probieren Sie vorsichtig aus, was geht und was unangenehm ist. Wenn Sie spüren, dass es unangenehm ist, versuchen Sie es drei Sekunden auszuhalten und sagen sie dann „Stopp!“. So kann das Gehirn lernen, dass diese Art von Kontakt mit Ihrer Freundin ungefährlich ist und, dass Sie die Kontrolle haben. Langfristig haben Sie so eine Chance, Berührung und Intimität wieder genießen zu können.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft auf Ihrem Weg,

Stefanie Rösch

Warum haben wir Angst? Drei Formen von Angst und was Sie tun können.

21.05.2020 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Im Video „Warum ist es für Traumabetroffene so schwer wütend zu sein“ habe ich über die wichtige Rolle der Wut in unserem Leben erzählt. Heute soll es um die Angst gehen.

Warum haben wir Angst?
Hier geht es zum Podcast dieses Artikels auf YouTube

Warum haben wir überhaupt Angst?

So wie Wut zum Kampfmodus gehört, gehört die Angst zu unserem Fluchtmodus. Während die Wut den Bewegungsimpuls „auf zu“ hat, hat die Angst den Bewegungsimpuls „weg von“.

Angst sorgt mit „weg von“ dafür, dass wir uns von der Gefahr entfernen, dass wir flüchten. Das spielt dann eine Rolle, wenn man keine Kampfstrategien mehr hat. Schließlich ist man immer dann am sichersten, wenn man möglichst weit weg ist von der Gefahr. Trivial aber wahr.

Angst ist unsere Freundin. Sie will uns genau wie die Wut beschützen. Sie sagt uns, wenn wir keine Handlungsmöglichkeiten mehr haben und uns überfordert fühlen. Sie sagt uns, dass wir Abstand zwischen uns und die Gefahr bringen sollen.

Im Zusammenhang mit unserer Überlebensreaktion und den daraus entstandenen Traumareaktionen ist das die Bedeutung von Angst.

Das Wort Angst wird auch gleichbedeutend mit Sorge verwendet.

Wenn mir Menschen erzählen, dass Sie Angst haben oder Panik schieben, dann meinen Sie häufig, dass sie ständig daran denken müssen, dass etwas Schlimmes passieren wird. Gedanken darüber, dass mir etwas Schlimmes passiert, bezeichne ich als Sorge. Sorge ist ein Gedanke, konkreter noch ist Sorge eine Phantasie. Das Problem an dieser Phantasie ist, dass unser Gehirn nicht zwischen Phantasie, also Sorge und Realität oder Erinnerung unterscheiden kann.

Das führt dazu, dass unser Hirn Alarm auslöst, wenn wir über gefährliche oder bedrohliche Situationen nachdenken. Alarm bedeutet Stress. Alarm auslösen bedeutet, über Stresshormone eine Körperreaktion in Gang setzen.

Wir spüren diese Alarmreaktion durch Herzrasen. Wir müssen schneller atmen und unsere Muskeln spannen sich an. Genau in dem Moment ist unser Körper handlungsbereit.

Blöd ist nur, dass wir diese Körperreaktion zusammen mit den Sorgen, also den Phantasien von Gefahr unangenehm finden.

Das bezeichnen wir dann als Angst haben.

In diesem Fall ist Angst eine Kombination aus Sorgen und der Körperreaktion.

Angst kann aber auch die Kombination aus Erinnerungen und Körperreaktion sein: Das nennt man dann Flashback oder Erinnerungsattacke oder Fehlalarm.

In der Menschheitsentwicklung ist Angst entstanden als Kombination aus aktuell wahrgenommener Bedrohung, also Gefahr, z.B. Säbelzahntiger, und der Körperreaktion, die es uns möglich macht, uns zu schützen.

Es macht also Sinn, wenn man Angst hat, einmal genau hinzuschauen, warum man Angst hat oder aus welchen Teilen die Angst besteht.

Gemeinsam ist allen Formen von Angst die Körperreaktion, die den Körper in Handlungsbereitschaft versetzt.

Entscheidend für Gegenmaßnahmen ist der zweite Teil.

Wenn es Erinnerungen sind, dann will man lernen, wie man diese Erinnerungsattacken abbricht.

Wenn es Sorgen sind, also bedrohliche Phantasien, dann ist es gut zulernen, diese Phantasien nicht mehr zu haben oder sie so zu verändern, dass sie keine Angst mehr machen.

Und wenn es sich um eine echte aktuelle Gefahr handelt, dann ist es gut, wenn man ein paar Deeskalationsstrategien hat, oder aber etwas über Sicherheitsverhalten lernt.

Angst ist unsere Freundin.

Wir haben nur nicht gelernt, uns für ihre Probleme zu interessieren. Fragen Sie Ihre Angst mal, was Sie will. Welche Art von Angst sie ist. Gegenwärtige Angst (aktuelle Bedrohung), Erinnerungsangst (Flashback, Fehlalarm) oder Sorge (Gefahrenphantasie).

Viel Kraft für Ihren Weg!

Ihre Stefanie Rösch

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Wenn Ihnen mein Blog oder die Videos weiterhelfen, freue ich mich über eine freiwillige Gabe. Wie das funktioniert, lesen Sie hier nach. Danke!

Furcht und Angst, was ist der Unterschied? Ihre Erfahrung ist gefragt

16.05.2020 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Neulich war ich mit der Frage konfrontiert, was der Unterschied zwichen Furcht, Angst und Sorge ist. Natürlich habe ich ein persönliches Verständnis dieser Worte. Als ich dann ein bißchen recherchierte und mit verschiedenen Personen sprach, wurde klar, dass mein Verständnis von dem „allgemeinen“ oder „offiziellen“ Sprachverständnis abweicht. Deswegen meine Bitte heute an alle, die diesen Artikel lesen: Was fällt Ihnen zu diesen Worten ein? Ich habe eine Umfrage über Mentimeter gestartet und bin gespannt, was Sie unter Angst oder Furcht versteht.

Über den folgenden Link kommen Sie zur Umfrage.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!!

Gehen Sie auf www.menti.com und benutzen Sie den Code 96 93 47

Und hier können Sie die bisherigen Ergebnisse sehen. Je mehr mitmachen, desto spannender wird das. Danke schonmal an alle, die dabei sind.

Hier gehts zu den Ergebnissen.

Rechts auf dem Bildschirm ist ein kleiner Pfeil, mit dem man zur zweiten Folie kommt.

Die Angst der Täter und ihr ganz persönlicher Denkfehler

08.06.2019 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Wem es noch nicht aufgefallen ist: Täter haben Angst. Immer. Sie haben ein schlechtes Gewissen. Jeder Täter weiß, dass er etwas tut, was er nicht darf. Sonst würde er es nicht im Verborgenen tun. Er müsste sich auch keine Mühe damit machen, sein Opfer zum Schweigen zu bringen und das mit allen Mitteln. Wozu die ganzen Drohungen, die Gehirnwäsche, die Drogen und die Folter, wenn es doch rechtens ist, was man tut? Wenn es okay wäre, dann wäre es vom Gesetz nicht verboten. Das wissen Täter.

Ihr schlechtes Gewissen macht ihnen Angst. Sie leben in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Sie leben in der Angst, von ihren Opfern und von uns als Gesellschaft, überführt zu werden. Auch wenn es Straftaten gibt, die schwer nachzuweisen und noch schwerer zu verurteilen sind. Das ändert an der Angst der Täter nichts.

Aber die Angst der Täter ist so groß, dass sie nicht mehr klar denken können. Sie haben Angst vor ihren Opfern. Würden diese Menschen geschlossen erzählen, was ihnen geschieht, könnte kein Gericht all diese Geschichten ignorieren. Jeder ausgebildete psychologische Gutachter für Aussagepsychologie würde zu dem Schluss kommen, dass die Menschen erlebt haben, was sie schildern. Für uns Nichtbetroffene oft unvorstellbare Grausamkeiten.

Wenn alle Opfer von schwerer Gewalt (Verbrechen wie Vergewaltigung, Menschenhandel, schwere Körperverletzung, sexueller Missbrauch, Folter und so weiter) ihre Geschichten erzählen würden, dann wären wir als Gesellschaft entsetzt. Wir wären darüber entsetzt, wie viele gequälte Menschen es in unserem Land gibt. Ja, ich rede von Deutschland, vom Kriegsgebiet Deutschland. Dafür brauchen wir keine Nazis, keine Terroristen und auch keine Mafia. Dafür reichen ein paar unauffällige deutsche Staatsbürger, die in unserer Nachbarschaft leben: Handwerker, Ärzte, Mechaniker, Hausbesitzer, Landwirte, Verkäufer, Psychologen, Rentner, Putzkräfte, Angestellte im öffentlichen Dienst, Angestellte in der Privatwirtschaft, Selbständige, Freiberufler – was immer Sie, liebe Leser, sich ausdenken können, die Realität ist so viel schlimmer. Die männlichen Formen schließen Frauen als Täterinnen ein, wenn auch der Anteil erfahrungsgemäß gering ist.

Ich gehe davon aus, dass diesen Weg der Gewalt und der Angst keiner freiwillig gewählt hat. Die meisten wurden hinein-gedroht oder hinein-gezwungen – irgendwann. Das enthebt diese Menschen aber nicht der Verantwortung für ihr Handeln heute.

Die Angst der Täter vor der Strafverfolgung raubt ihnen den Schlaf. Ihre Feigheit zu ihren Taten zu stehen und Wiedergutmachung zu leisten, soweit das überhaupt möglich ist, lässt sie in Angst durch ihren Alltag gehen. Drogen, Alkohol und Gewalt lassen sie die Fassade aufrechterhalten und betäuben diese Angst für wenige Augenblicke. Aber die Angst kommt schnell zurück ins Bewusstsein und kriecht tiefer und tiefer in ihre verzweifelten Seelen. Wie alle anderen Menschen wollen Täter sich sicher fühlen. Aber die Angst vor Entdeckung und das schlechte Gewissen machen sie blind. Blind für die offensichtlichste aller Lösungen.

Lasst Eure Opfer in Ruhe!

Es wird immer Menschen geben, die Opfer begleiten und sich Tätern furchtlos entgegenstellen. Es wird immer Menschen geben, die sich wehren und sich dabei an das Gesetz halten. Diese Menschen werden immer versuchen, Opfer von Gewalt dazu zu ermutigen, sich von Tätern fernzuhalten. Aber wenn das Opfer aus dem Einflussbereich der Täter verschwindet, dann versetzt das diese nur in Panik. Denn dann droht in ihrer angstgesteuerten Phantasie die Anzeige. Was realistisch betrachtet selten der Fall ist.

Doch obwohl wir gerade bei organisierter und ritueller Gewalt davon ausgehen müssen, dass mit den Mitteln des Deutschen Rechts in seiner derzeitigen Fassung schwer oder gar nichts zu machen ist, verfallen ganze Tätergruppen in Panik, wenn sie ein Opfer verlieren.

Wer würde einem einzelnen, durch die Folter psychisch schwer verletzten Opfer mit Erinnerungslücken vor Gericht glauben, wenn 5 oder mehr gesellschaftlich anerkannte Täter, die weder die Wahrheit sagen noch überhaupt ihren Teil zur Wahrheitsfindung beitragen müssen, sich gegenseitig decken? Niemand. Deswegen werden diese Fälle so gut wie nicht vor Gericht gebracht. Der Fall des kleinen Jungen, der von seiner Mutter verkauft wurde, um vergewaltigt und gequält zu werden, ist da eine lobenswerte Ausnahme.

Der ganz persönliche Denkfehler von Tätern ist, dass es immer wieder und mehr Gewalt braucht, damit sie sich sicher fühlen können. Genau das Gegenteil ist der Fall.

———— An die Täter ————

hört auf, Euch in die Hose zu machen, wenn ihr ein Opfer verliert. Es zu verfolgen, wieder zu bedrohen oder gar ermorden zu wollen. Das handelt Euch nur noch mehr Ärger ein. Es wird nie dazu führen, dass Ihr euch sicher fühlt. Die Aufklärungsrate bei Mord ist hoch, auch wenn ihr es wie einen Suizid aussehen lassen wollt. Wir Therapeutinnen wissen das. Aber ihr wisst nicht, ob wir mit unseren Klientinnen eine Vereinbarung haben, die uns von der Schweigepflicht enthebt, sollte unseren Klientinnen etwas passieren.

Wir Therapeutinnen haben gelernt, dass wir besonders in solchen Fällen unsere Klientinnen zum Dokumentieren ermutigen und Kopien von allen wichtigen Dokumenten und Informationen haben, so dass nichts verloren gehen kann. Glaubt ihr wirklich, dass wenn ein Opfer nach dem Ausstieg stirbt, die Polizei in Zukunft nicht oder nie erfährt, wer dafür verantwortlich ist?

Wenn eines Eurer Opfer sich von euch fernhält, bringt es damit eindeutig zum Ausdruck, dass es mit Euch nichts mehr zu tun haben will. Wenn ihr weiter in Freiheit leben wollt, dann könnt ihr nur eins tun: Stillhalten und akzeptieren, dass ihr diesmal verloren habt. Alles andere wird nur dazu führen, dass es auch für Euch unangenehm wird.

Dass ihr Angst davor habt erwischt zu werden, liegt daran, dass ihr in euren verletzten Herzen wisst, dass es nicht okay ist, was ihr tut. Der einzige Weg zu innerem Frieden ist das zu tun, was Euer Gewissen euch sagt: Aufhören mit der Gewalt und Verantwortung übernehmen für Eurer Handeln. Dann kehrt auch wieder Ruhe ein und die Nächte werden wieder erholsam.

Eine Selbstanzeige wäre da der beste Weg für Euch.

Der eine oder andere an Gewalthandlungen Beteiligte würde sich wundern, dass sogar Vergebung möglich ist. Von Gewalt Betroffene wollen oft nichts Anderes, als dass Ihr aufhört mit der Gewalt und Verantwortung übernehmt. Dadurch könnten die Menschen, die Ihr zu Opfern macht, die Hilfen in Anspruch nehmen, die wir als Gesellschaft dafür vorgesehen haben, dass jeder einzelne von uns versagt hat, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger vor Euch zu schützen.

Um das zu erkennen, braucht es Mut. Meine Hoffnung ist gering, dass es unter euch viele Menschen mit Mut gibt. Aber ich mag mich täuschen und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Vielleicht ist die Aussicht auf inneren Frieden für den einen oder anderen doch stärker als die Angst vor der Entdeckung. Sucht Euch einen Anwalt und geht mit dem zur Polizei und erzählt, was ihr getan habt und wie es dazu kam – Erleichterung wird die Folge sein.

Wenn Euch aber der Mut fehlt, dann ist vielleicht der eine oder andere intelligent genug, das Risiko zu minimieren, die Füße still zu halten, wenn er ein Opfer verloren hat. Denn das ist der einzige Weg, nicht erwischt zu werden.

———— An alle Menschen mit Gewalterfahrung ————

Sucht euch jemanden, dem ihr trauen könnt. Es gibt uns überall. Lasst uns Wege finden, das Leid zu beenden! Ich bin dabei! Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie genau das gehen kann. Aber ich bin sicher, gemeinsam fällt uns etwas ein. Nur Mut!

Ich wünsche allen viel Kraft für ihren Kampf gegen die Angst.

Stefanie Rösch

Leserfrage: Wie kann ich nach dem Überfall wieder ohne Angst schlafen?

29.11.2016 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Ich wurde vor 12 Jahren überfallen und leide sehr darunter. Ich habe Angst und kann deswegen nicht schlafen: Bisher konnte mir keiner helfen. Alle Therapien wurden nun beendet. Haben sie eine Lösung? Ihre Artikel treffen alle zu und sind total interessant zu lesen. Danke!

Lieber Leser,

Ich weiß ja nicht, welche Art von Therapie Sie bisher gemacht haben. Insofern kann ich nicht sagen, warum Sie da bisher keine Hilfe finden konnten. Ich habe auch keine Lösung für Ihr Problem, weil es DIE Lösung nicht gibt.

ABER ich kann Ihnen erzählen, was ich meinen Klienten beibringe, die ebenfalls Probleme mit dem Schlaf haben. Das fängt schon damit an, dass es einen Unterschied macht, welche Art von Schlafproblemen Sie haben. Können Sie nicht einschlafen? Wachen Sie in der Nacht aus Alpträumen oder immer zur gleichen Zeit auf? Oder wachen Sie am Morgen zu früh auf und finden dann nicht zurück in den Schlaf?

Wenn es um das Einschlafen geht, so ist ein häufiger Grund der das behindert, dass Erinnerungen im Übergang vom Wachen zum Schlafen gerne auftauchen. Der Verstand kommt langsam zur Ruhe und das Hirn wandert vom wachen Bewusstseinszustand über verschiedene Phasen hin zum Schlaf und der Bewusstlosigkeit, die damit einhergeht. Je nachdem, was Sie während des Überfalls erlebt haben, kann es sein, dass Ihr Hirn in die Notabschaltung gegangen ist und das bedeutet, dass das Hirn sich als Schutz vor einer Reizüberflutung und zum Sterben durch die Gewalterfahrung auf die Bewusstlosigkeit „vorbereitet“. Das Hirn schaltet sich langsam ab. Der Zustand dieser Notabschaltung kann einem Bewusstseinszustand kurz vor dem Einschlafen entsprechen. Deswegen tauchen die Erinnerungen dann wieder auf. Das wiederum erschreckt uns und dann sind wir wieder hellwach. Das bedeutet, die Erinnerung wurde durch den Bewusstseinszustand getriggert.

Wenn Sie immer wieder zur gleichen Zeit aufwachen, kann die Ursache schlicht und ergreifend sein, dass sich der Körper die Uhrzeit gemerkt hat. Ich kann mich an einen Klienten erinnern, der einen schweren Verkehrsunfall morgens um 4 Uhr hatte. Er wachte Wochen lang morgens um 4 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Nachdem wir die Erinnerung bearbeitet hatten, wurde es besser.

Eine andere Ursache für nächtliches Erwachen können auch Alpträume sein. Das Gehirn versucht, die belastende Erfahrung zu bewältigen und wir träumen davon, manchmal genau das Geschehen, manchmal Szenen, die daran erinnern.

Bei Alpträumen habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, den Alptraum positiv zu Ende zu denken. Häufig enden Alpträume kurz bevor „das Schlimme“ geschieht. Wir haben im Traum so viel Angst, dass wir aufwachen bevor etwas passiert. Aber auch wenn wir es im Traum nochmal erleiden müssen, kann man den Traum zu einem guten Ende denken, bei dem die Bösen gefasst und verurteilt werden oder ich durch einen Superhelden gerettet werde. Wenn wir den Traum so positiv zu Ende denken, dann geben wir uns selbst das Signal von Stärke und Sicherheit. Wir stellen in unserer Phantasie wieder Sicherheit her. Wenn wir über Sicherheit nachdenken, wird der Körper als Folge von unseren Gedanken Entspannung herstellen. (Atikel: Was Sie gegen Alpträume tun können / Artikel: Was Sie gegen Schlafstörungen tun können)

Deswegen funktioniert die Übung Sicherer Ort auch ganz gut, um in den Schlaf zu finden. Das könnten Sie vielleicht mal ausprobieren.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Erfolg beim Üben.
Stefanie Rösch

Psychologie und Film: Batman Begins, 6 – Größenwahn und Angsttherapie

09.02.2014 Veröffentlicht von Psychologie und Film 0 Kommentare

Als Bruce seine Ausbildung abgeschlossen hat, muss er eine letzte Prüfung bestehen: Unter Einfluss einer halluzinogenen Droge soll er sich seiner größten Angst stellen. Denn eigentlich fürchte Bruce sich vor seiner eigenen Macht, er fürchte seine Wut und den Drang etwas Großes zu vollbringen. Zuerst müsse er seine eigene Angst besiegen. Angst verändere die Wahrnehmung. Deswegen solle er seine Angst umarmen, zu seiner Angst werden. Um etwas Großes zu bewirken, müsse er ein schrecklicher Gedanke werden, eine Idee, denn die Menschen fürchten am meisten, was sie nicht sehen können. Bruce besiegt seine Angst vor den eingebildeten, erinnerten Fledermäusen und kann Ra´s Al Ghul im Zweikampf durch eine List ebenfalls besiegen.

Auch Ra´s Al Ghul weiß um die Angst der Menschen, die Angst vor dem Unfassbaren, dem schrecklichen Gedanken. Er will diese Angst gegen die in seinen Augen Kriminellen richten. Er hat Recht, die Angst verändert die Wahrnehmung, sie lässt uns die Welt wie durch einen Tunnel sehen, und so richtet Ra´s Al Ghul seine Wut auf alle, die ihn im Stich gelassen haben: Die Kriminellen, weil einer davon seine Frau getötet hat, und alle anderen, die nicht eingegriffen haben, die korrupt waren und die stillschweigend ihr Leben lebten, ohne sich um ihn zu kümmern. Er unterscheidet die Menschen nicht. Er sieht Gotham als Ganzes an einem Punkt, wo nur die Zerstörung der Stadt einen echten Neubeginn bedeuten kann.

Darin sieht er dann auch „das Große“, zu dem er Bruce befähigen will. Bruce habe Angst vor seiner eigenen Stärke, der Möglichkeit, etwas wirklich Großes zu vollbringen – wie die Zerstörung einer ganzen Stadt, um ihr einen Neubeginn zu ermöglichen. Ein bisschen erinnert das an Noahs-Erfahrung. Die Auslöschung der Menschheit, weil sie sich nicht an Gottes Wort hält, um einen Neubeginn mit Noahs Familie zu ermöglichen. Ra´s Al Ghul maßt sich das Urteil über Millionen Menschenleben an und fühlt sich dabei noch gerecht.

Deswegen will er die Angst gegen die sowieso schon Ängstlichen einsetzen. Am besten werde das gelingen, indem man zu einem schrecklichen Gedanken wird und die Angst der Menschen noch schürt, damit sie sich aus ihrer Angst heraus gegenseitig zerstören.

Bruce sieht ein, dass er seine Angst vor den Fledermäusen nur besiegen kann, indem er sich ihr stellt. Unter Einfluss einer Droge, löst er sozusagen noch einmal eine Erinnerungsattacke aus, doch diesmal kann er die Angst besiegen und damit auch seinen Gegner in der Abschlussprüfung. Indem er seine Angst besiegt, kann er ruhig genug bleiben, um klar zu denken und selbst in der Prüfungssituation noch eine List zu entwickeln, um seinen Mentor zu besiegen.

Genau hier geschieht im Grunde das, um was es in jeder Therapie von Angstzuständen geht: soviel Ruhe im Körper bewahren zu können, dass man den Handlungsspielraum, den man hat oder den man dazugelernt hat, dann nutzen kann. Insofern zeigt der Film an dieser Stelle die anstrengendste Methode der Angsttherapie: die Exposition, also das Sich-solange-der-Angst-aussetzen, bis man merkt, dass die Angst nachlässt und man nicht gestorben ist. Dadurch lässt das Angstgefühl dauerhaft nach.

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Psychologie und Film: Batman Begins, 4 – Die Macht der Angst und des Vermeidens

06.02.2014 Veröffentlicht von Psychologie und Film 0 Kommentare

Bruce sucht den machtgierigen und überheblichen Gangster Falcone auf, der ihm erklärt, dass alle Menschen über ihre Ängste zu manipulieren sind, weil jeder etwas zu verlieren hat. Das sei die wahre Macht, die Macht der Angst. Er, Bruce, als Prinz von Gotham werde diese zwielichtige Welt nie verstehen und er werde immer fürchten, was er nicht verstehe.

Auch hier wird eine sehr wahre Aussage über die Angst gemacht. Die Angst vor dem Fremden/Unbekannten, dem, was wir nicht verstehen. Ist das nicht die Angst, die zu Fremdenfeindlichkeit führt? Die Angst, die uns daran hindert, neue Wege zu gehen? Etwas Neues auszuprobieren? Zu reisen? Unser Leben grundsätzlich zu verändern? Und die uns in kontrollierter Form in Horrorfilmen unterhält?

Dass Angst mächtig ist, das weiß jeder. Sind wir nicht alle bestimmt von der Angst vor dem Tod oder dem Sterben? Viele Menschen haben Angst vor Schmerz, Dunkelheit, Erinnerungen, Spinnen und anderen Tieren, ihrem Chef, dem Versagen. So viel Angst, die unser Handeln bestimmt. Jeder von uns kann mindestens ein Verhalten finden, dass dazu dient, sich einer Angst nicht auszusetzen, sondern sie zu vermeiden. Wir wollen die Gefahr vermeiden, mit unserer Angst konfrontiert zu sein.

Wenn wir keine Angst hätten, etwas zu verlieren, könnte uns niemand mehr durch Drohungen manipulieren. Wenn wir keine Angst vor dem Tod hätten, wären wir frei. Das ist im Grunde der Kernpunkt des Christentums. Als Christ braucht man keine Angst mehr vor dem Tod haben, weil wir wissen, dass wir auferstehen.

Angst ist mächtig. Gerade Opfer organisierter Gewalt wissen das. Da wird so sehr mit Drohungen und Nahtod-Erfahrungen eingeschüchtert, dass Betroffene alles tun und mit sich machen lassen, aus Angst vor dem Tod, weiterem Schmerz und dem Gefühl der Ohnmacht und Einsamkeit.

Die Angst der Täter vor ihren Opfern ist allerdings genauso groß. Denn was würde geschehen, wenn alle Opfer sich gemeinsam erheben und das Schweigen brechen? Selbst bekannte Persönlichkeiten und Personen aus dem Rechtssystem, die an der organisierten Gewalt beteiligt sind, hätten dann ein Problem. Man kann es nicht oft genug sagen.

So wie Bruce, der vor der Erinnerung an die Fledermäuse aus der Oper flüchtete. Welches Verhalten kennen Sie an Sich, mit dem Sie einer Angst aus dem Weg gehen?

Daraufhin taucht Bruce unter, um das Wesen des Kriminellen verstehen zu lernen. Auf diese Weise landet er in einem Gefängnis, irgendwo in der Nähe des Himalayas, wo ihn Ducard/Ra´s Al Ghul findet. Ra´s Al Ghul plant mit seiner Gesellschaft der Schatten Gotham City ins Chaos zu stürzen. Gotham habe ein Ausmaß an Kriminalität erreicht, das nur durch ihre Zerstörung gelöst werden könne, so Ra´s Al Ghuls Meinung.

Bruce nimmt an Diebstählen teil, um das Wesen des Kriminellen zu verstehen. Er sieht die Not, die hinter Kriminalität an manchen Stellen steckt, wenn er aus Hunger stiehlt. Er sieht aber auch die Gier und das Streben nach Macht und Einfluss, als er seine eigene Firma beraubt und dafür in das Gefängnis im Himalaya geht.

Bruce lernt zu kämpfen. Er selbst nennt es Training, wenn er im Gefängnis gegen fünf Gegner im Schlamm kämpft. Je mehr Gegner, desto mehr Training. Deutlich ist zu spüren, dass er nie wieder Opfer sein will, nie wieder hilflos und sich selbst als nicht kriminell sieht, weil er mit seinen Diebstählen niemandem schadet.

Bruce will lernen die Kriminellen in Gotham zu besiegen. Deswegen macht er sich auf den Weg in die Berge zu Ducard/Ra´s Al Ghul, um sich von ihm ausbilden zu lassen.

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Psychologie und Film: Batman Begins, 2 – Hab keine Angst

02.02.2014 Veröffentlicht von Psychologie und Film 0 Kommentare

Kurze Zeit später erlebt Bruce in einer Opernaufführung eine Angstattacke und will gehen. Seine Eltern verlassen mit ihm den Saal durch einen Hinterausgang, wo sie überfallen und beide Eltern getötet werden. Sterbend schaut der Vater den Sohn an und sagt: „Bruce, es ist okay. Hab keine Angst.“ Bruce bleibt allein mit Alfred zurück, dem treusorgenden Butler und Nachlassverwalter.

Wenn ich an all die Opfer von Gewalt denke, die ich in meinem Leben schon kennengelernt habe, dann verbindet diese alle die Angst vor den Tätern und besonders die Angst vor den eigenen Erinnerungen. Die Angst vor der Erinnerung an die Fledermäuse ist es, die Bruce vermeiden will. In seiner Wahrnehmung ist es das, was zum Tod seiner Eltern führt. Wie kann er sich nicht schuldig fühlen? Wie viele Menschen fühlen sich schuldig („Her mit der Ohnmacht“), weil es immer noch besser ist als das Gefühl der Ohnmacht. Bruce kann nichts tun als seine Eltern bedroht und erschossen werden. Er ist zu klein. Er ist ohnmächtig.

Bruce bekommt von seinem sterbenden Vater gesagt, dass er in dieser massiven Bedrohungssituation keine Angst haben soll. Der sterbende Vater will seinen Sohn mit diesen Worten trösten. Er weiß ihn versorgt. Aber Bruce? Ich bezweifle, dass er das verstehen konnte. Er bekommt nur gesagt, dass er das Gefühl, das er hat, nicht haben soll.

Es ist grundsätzlich keine gute Strategie jemandem zu sagen, wie er sich fühlen soll. Denken Sie nur an das „jetzt beruhig Dich erstmal“, das wir so daher sagen, wenn jemand sehr aufgeregt ist. Wir haben Gefühle als Reaktion auf unsere Umwelt. Wenn jemand traurig, aufgeregt, wütend, hilflos, verzweifelt, voller Angst ist, dann mit gutem Grund. Niemand möchte gerne gesagt bekommen, wie er sich fühlen soll. Hilfreich an dieser Stelle wäre zu sagen „Es ist okay, wenn Du Angst hast. Das geht auch wieder vorbei.“

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Psychologie und Film: Batman Begins, 1 – Die Angst der Kriminellen

01.02.2014 Veröffentlicht von Psychologie und Film 0 Kommentare

Die Batman-Filme von Christopher Nolan

Die Batman-Filme von Christopher Nolan erzählen die Geschichte eines Mannes, der versucht sein Kindheitstrauma zu überwinden (Batman Begins), der erfolglos seinen Platz im Leben sucht (The Dark Knight) und sich schließlich von seiner Vergangenheit befreit und sich selbst findet (The Dark Knight Rises).

Batman Begins, 1 – Die Angst der Kriminellen

Bruce Wayne, Sohn eines der reichsten Männer von Gotham City, stürzt als Kind in einen Brunnen und wird daraufhin von Fledermäusen attackiert. Sein Vater, ein Arzt, erklärt ihm, dass die Fledermäuse ihn angegriffen hätten, weil sie Angst vor ihm gehabt haben. Bruce will wissen, ob auch die gefährlichen Tiere Angst hätten. „Die ganz besonders“, bekommt er zur Antwort. Sein Vater gibt ihm noch eine zweite Lebensweisheit mit auf den Weg: „Warum fallen wir, Bruce? – Damit wir wieder aufstehen können.“

Hier der Rest des Textes: PF_BatmanBegins_Inhalt

Bruce bekommt zwei wichtige Botschaften: Kriminelle haben grundsätzlich Angst und Fehlschläge sind dazu da, um daraus zu lernen und daran zu wachsen.

Eine der wichtigsten Botschaften, die man aus diesem Film mitnehmen kann, ist: Kriminelle haben immer Angst, weil sie nicht erwischt und bestraft werden wollen. Viele Opfer sind sich dessen nicht bewusst, dass ihre Täter/ihre Angreifer mindestens genauso viel Angst vor ihren Opfern haben wie ihre Opfer vor noch mehr Gewalt. Was könnten Täter tun, wenn Opfer nicht schweigen würden? Warum geben sich so viele Täter so viel Mühe, ihre Opfer zum Schweigen anzuhalten? Weil sie wissen, dass wenn das Schweigen gebrochen wird, sie von der Gesellschaft für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Davor haben sie Angst.

Die zweite Botschaft gefällt mir noch viel besser. Wir fallen, damit wir wieder aufstehen. Wenn etwas Schlimmes passiert, fragen wir uns so oft, warum uns das passiert ist. Hier ist die Antwort: Damit wir wieder aufstehen. Kein Blick zurück. Bruce´ Vater verschwendet keinen Augenblick damit, auf etwas zu schauen, was er nicht ändern kann. Stattdessen lehrt er seinen Sohn, nach vorne zu schauen und weiterzumachen.

Es kommt darauf an, wo wir den Anfang der Ursachen setzen. Wir können sagen, wir sind gefallen, weil wir gestolpert sind. Wir können aber auch sagen, wir sind gefallen, weil wir etwas lernen sollen. Wir entscheiden, wo wir Ursache und Wirkung sehen.

Wenn man auf sein Leben schaut, kann man sagen, nach jeder guten Phase folgt etwas Schlechtes. Oder wir können sagen: Jede schwierige Phase wird gefolgt von einer guten. Was macht das bessere Gefühl? Wie denken Sie?

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Angstspiralen: Wie Sie Sich die Angst herbeireden können.

10.01.2014 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 0 Kommentare

In meinen Veranstaltungen bringe ich den Menschen bei, sich auf schwierige Situationen vorzubereiten. Auch auf Situationen, in denen ihnen Gewalt droht, zum Beispiel in einer Situation in einer Ausländerbehörde, wenn der Mitarbeiter seinem Kunden sagen muss, dass seine Aufenthaltsgenehmigung abgelehnt wurde und er ausgewiesen wird. Da das für Betroffene eine lebensbedrohliche Situation sein kann, gibt es die Möglichkeit, dass sich deren Hilflosigkeit in einem Gewaltakt gegen den Mitarbeiter der Behörde entlädt.

Also geht es für den Mitarbeiter darum, sich vorzubereiten, auch auf den Moment, in dem er vielleicht angegriffen wird und sein Leben verteidigen muss.

Oder nehmen Sie eine andere Situation: Sie haben ein Mitarbeitergespräch und Ihr Chef neigt zu erregten Ausbrüchen, die auch schon mal eine Beleidigung enthalten und Ihnen das Gefühl geben, er könnte gleich zuschlagen.

Wenn man mit solchen Situationen konfrontiert ist, passiert es häufig, dass man sich vorstellt, was alles schief gehen kann und wie man Opfer wird. Nicht selten drehen sich unsere Gedanken dann darum, wie der Kunde zuschlägt, wie wir verletzt werden, wie eine Kollegin bedroht wird oder wie der Chef einen aufs übelste beleidigt und man wie ein begossener Pudel alles über sich ergehen lässt.

Wenn Sie dazu neigen, sich belastende Situationen auf diese Weise vorzustellen, dann werden Sie feststellen, dass Sie Sich nach einer Weile richtig schlecht fühlen. Ihr Herz beginnt zu rasen, der Magen zieht sich zusammen und ihre Hände werden feucht. Alles Anzeichen von Angst. Sie werden Angst vor der Situationen bekommen – weil Sie Sich die Angst herbeigeredet oder besser herbeigedacht haben.

Das muss nicht so sein. Stellen wir uns Dinge lange genug vor, dann „glaubt“ unser Körper, das ist echt und macht die entsprechende Reaktion dazu, in diesem Fall die Stressreaktion (Siehe hier). Das funktioniert genauso gut, als wenn Sie Sich möglichst lebendig vorstellen in eine gelbe, saftige Zitrone zu beißen und Ihr ganzer Mund ist voller saurem Zitronensaft. Spüren Sie, was passiert, wenn Sie Sich die Zitrone vorstellen? Den Zitronensaft in Ihrem Mund vorstellen? Genau: Ihr Körper produziert Speichel. Allein, weil Sie es sich vorstellen!

Genauso funktioniert es mit der Angst. Wenn Sie Sich vorstellen, Angst zu haben, werden Sie Angst bekommen, weil Ihr Körper die Stressreaktion zu den Gedanken „dazugibt“. Dann fühlt es sich echt an, weil es echt ist.

Aber wenn Sie Sich vorstellen, wie Sie eine Situation bewältigen, dann üben Sie nicht nur hilfreiche Strategien ein (Mentales Training, siehe auch Grundbedürfnis Sicherheit), sondern Sie verhindern, dass Sie Sich in die Angst hineindenken. Stattdessen könnten Sie Sich in die Wut hineindenken – wenn Sie Sich vorstellen, wie Sie einen Angreifer fertig machen – oder Sie können Sich in die Entspannung und ein Gefühl von Sicherheit hineindenken, wenn Sie Sich vorstellen, wie Sie die Situation bewältigen und hinterher zufrieden mit Sich und in Sicherheit wieder in Ihrem Büro oder Zuhause sind. (Siehe auch Texte zum sicheren Ort und den Giftige Gedanken )

Probieren Sie es aus! Sie entscheiden, was Sie denken!

Leserfrage: Warum ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eine Krankheit, obwohl es immer heißt, es sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation? (Teil 4)

15.04.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Welche Worte sind für die Beschreibung von psychischen Zuständen hilfreich und welche nicht? Warum die Worte „Krankheit, Makel, Defekt“ anstatt „psychische Störung“? Was ist der Einmal-Immer-Fluch? Darf ich Menschen, die mir nicht guttun aus dem Weg gehen? Natürlich. Ich bitte Sie darum, das zu tun.

All das waren Themen der erste drei Teile.

Es gibt so viele Momente im Alltag eines traumatisierten Menschen, die es noch zusätzlich schwer machen, das Erlebte auf eine gesunde Weise zu bewältigen. Angefangen von sogenannten Fachpersonen, denen das Interesse an ihrem Gegenüber verloren gegangen ist oder die einfach nicht ausreichend wissen, um hilfreich zu sein. Das Wissen um Traumreaktionen, deren Ursprung und ihre Bewältigung steckt an vielen Stellen noch in den Kinderschuhen. Da kann man angesichts von unwissenden Behördenmitarbeitern, Gutachterinnen und auch Therapeuten auch mal verzweifeln. Aber aufgeben ist keine Option!

Hoffnung, dass es besser werden kann, ist zutiefst menschlich.

Solange Sie weitersuchen, können Sie wohlwollende Menschen finden, die Sie so unterstützen wie es Ihnen guttut und Sie weiterbringt. Geben Sie die Suche nach einem Weg zu mehr Lebensfreude nicht auf. Egal wie schlecht Ihre Erfahrungen in der Vergangenheit waren. Denn die Vergangenheit hat mit der Zukunft nichts zu tun. Das ist auch so ein Denkfehler, den unser Sicherheit-und-Gewohnheiten-liebendes Hirn macht. Jeder neue Mensch, dem Sie begegnen ist einzigartig. Egal wie er aussieht oder wie seine Stimme sich anhört. Ihr Gehirn wird Ihnen vielleicht etwas anderes sagen. Aber wenn Sie ehrlich sind, können Sie nicht wissen, wie ein Mensch ist, bevor Sie ihn nicht kennengelernt haben – und zwar ohne ihn schon in eine Schublade zu stecken. So wie niemand gerne in eine Schublade gesteckt wird.

Es braucht willentliche Entscheidungen

Da auch Schubladen zu den psychischen Funktionen gehören, die uns in einer komplexen Welt helfen zu überleben, ist das oft nicht einfach und bedarf einer anstrengenden, willentlichen Entscheidung. Also geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass Sie lernen können, wohlwollende von nicht-wohlwollenden Menschen zu unterscheiden und sich nur noch mit wohlmeinenden Menschen zu umgeben. Jeder Mensch kann lernen, sich zu schützen und für die eigenen Sicherheit zu sorgen. Gemeinschaft mit anderen und gesunde Beziehungen sind der beste Schutz. Jeder kann lernen, Beziehungen gesund zu führen.

Heilung ist immer möglich, mit Hoffnung und Durchhaltevermögen. Eine gute Portion Starrköpfigkeit kann da auch helfen.

Aber die PTBS wird als Krankheit angesehen, als Schuld des Betroffenen, weil man die betroffenen Menschen mit Menschen vergleicht, die die entsprechenden Erlebnisse nicht erfahren haben. Und den Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben wird gesagt, mit dir stimmt etwas nicht, du reagierst falsch, du fühlst falsch, du bist nicht okay. Und das hört egal wie weit die Forschung kommt einfach nicht auf. Ganz im Gegenteil. Immer wieder sind es gerade auch die Fachleute, die einem das so vorwerfen.

Wenn Ihnen das ein sogenannter Fachmann mit diesen Worten vorwirft, dann gehen Sie woanders hin. Es ist NICHT Ihre Schuld, was Ihnen passiert ist.

Schuld sind Täter. Punkt.

Aber, niemand außer Ihnen kann dafür sorgen, dass es Ihnen gut geht und sie sich wohl fühlen. Das ist sehr wohl Ihre Verantwortung. Das ist die Verantwortung, die für alle Menschen gleich ist, egal, was sie erlebt oder auch nicht erlebt haben. Es ist ungerecht, dass Sie Gewalt erlebt haben. Hat der Staat Sie geschützt? Nein. Er hat versagt. Gibt er Ihnen jetzt die Unterstützung, die Sie bräuchten? Sehr wahrscheinlich nicht. Sind alle Menschen Spinnen? Nein, ganz sicher nicht. Ihre Lebenserfahrungen und die Schlüsse, die sie daraus gezogen haben, kann Ihnen niemand abnehmen. Sie dürfen so leben wie Sie wollen. So wie alle anderen auch. Haben Sie es schwerer als viele anderen? Wahrscheinlich. Können Sie das ändern? Das kann ich natürlich nicht sagen, weil wir uns nicht kennen. Aber als erfahrene Traumatherapeutin habe ich schon viel Wunder gesehen. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass Sie gesund werden können. Also alles lernen können, um die überwiegende Zeit zufrieden mit ihrem Leben und frei von Angst zu sein. Ist das leicht? Nein, im Gegenteil.

Aber nur Sie können diesen beschwerlichen Weg gehen.

Suchen Sie sich wohlmeinende Menschen, die mit Ihnen gehen. Davon gibt es mehr als man oft so denkt. Das wünsche ich Ihnen sehr.

Natürlich hoffe ich, dass meine Zeilen auch einen ganz kleinen Beitrag dazu leisten, dass Sie besser verstehen, was es manchmal so schwer macht. Vieles hat mit Sprache zu tun und mit gegenseitigem Interesse und fehlendem Wissen. Aber Sprache kann man lernen, Wissen auch. Und Interesse kann man dem anderem ja auch als Betroffene entgegenbringen und wer weiß, was dann passiert?

Deswegen wünsche ich Ihnen den übernatürlichen Mut, immer wieder neu Menschen kennenzulernen und die Suche nach geeigneten Weggefährtinnen jeden Tag wieder hoffnungsvoll anzugehen. Dazu übermenschliche Kraft und eine gesunde Portion schwarzen Humor.

Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

Leserfrage: Warum ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eine Krankheit, obwohl es immer heißt, es sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation? (Teil 3)

08.04.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

In Teil 1 und 2 dieser Reihe habe ich festgestellt, dass die Begriffe „normal“ und „falsch“ ungeeignet sind, um psychologische Prozesse oder Zustände zu beschreiben. Der Begriff „psychische Krankheit“ wurde gegen den Begriff „psychische Störung“ ausgestauscht. Ich erklärt, warum ich eher sage, dass Belastungsreaktionen in der Belastungssituation gesunde Reaktionen und gesunde Verhaltensweisen sind.

Sie, liebe Leserin schreiben dann weiter:

Die Entwicklung einer PTBS infolge eines A-Kriterium-Erlebnisses wird immer noch als Anzeichen für einen Makel oder Defekt des Betroffenen angesehen. Wie soll ich denn davon geheilt werden zu wissen, dass es Menschen gibt, die andere Menschen so tiefgreifend verletzen, misshandeln, vergewaltigen und so weiter?

In meinen Augen geht es nicht darum, sich von Wissen zu heilen. Sondern wir wollen unsere Denk- und Verhaltensmöglichkeiten so erweitern, dass wir für möglichst viele Situationen gesunde Reaktionsmöglichkeiten haben. Das ist selbst nach jahrelangen Gewalterfahrungen möglich.

Ich sehe Traumabeschwerden nicht als Makel oder Defekt.

Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die psychische Beschwerden ebenfalls nicht so betrachten. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin viel Unwissen über psychische Beschwerden oder darüber, was in einer Psychotherapie passiert. In der Regel ist es die Unwissenheit, die Menschen verunsichert. Und aus der Verunsicherung heraus werden dann solche dummen Worte verwendet.

Das wiederum bedeutet nur, dass Sie als Betroffene und ich als Psychotherapeutin noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten haben. Deswegen habe ich mich so über Ihre Mail gefreut, weil Sie mir damit die Möglichkeit zu einem weiteren aufklärenden Artikel gegeben haben. Danke dafür.

Ich verstehe nicht, warum man meine Reaktionen auf A-Kriterium-Ereignisse überhaupt als Krankheit, als Defekt, als Störung, als Makel ansieht, von dem man geheilt werden müsste, so, wie man von einem gebrochenen Bein geheilt werden müsste.

Also, ganz ehrlich, Menschen, die eine PTBS oder deren Symptome wörtlich als Makel oder Defekt bezeichnen, sollten Sie aus Ihrem Leben streichen. Das sind Menschen, die keine Ahnung haben und Ihnen nicht guttun. Also fernhalten.

Sie haben die Wahl

Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie wie jeder andere an unserer Gesellschaft teilhaben können, dann gibt es keinen Grund für Heilung oder Behandlung. Wenn es Ihnen oft schlecht geht oder Sie oft Angst haben, dann können Sie, wenn Sie wollen, in einer Psychotherapie lernen, weniger Angst zu haben und sich öfter gut zu fühlen. Oder Sie sind damit zufrieden, sich schlecht zu fühlen. Auch okay. Ihr Leben, Ihre Entscheidung.

Allerdings ist es in der Regel so, dass Menschen mit einem gebrochenen Bein von allein zum Arzt gehen. Während wir das bei psychischen Problemen ganz häufig nicht oder erst sehr spät tun. Einfach weil der Schmerz vom gebrochenen Bein so klar und gesellschaftlich anerkannt ist, dass die allermeisten Menschen zu einem Arzt gehen. Seelischer Schmerz, ständige Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht erkennen wir nicht als Anzeichen von etwas, das Heilung oder Behandlung bräuchte. Deswegen geht das oft schief. Ist so ein gesellschaftliches Ding, das weitere Aufklärung benötigt.

Die Bezeichnung meiner Reaktionen als krankhaft und damit auch die Bezeichnung meiner aus den Ereignissen gezogenen Lebenserfahrungen und Schutzmaßnahmen als Ausfluss von Unvernunft und Krankheit zu verstehen, das verstehe ich ebenfalls nicht. Es erscheint mir umso mehr unlogischer, wenn Sie doch schreiben, dass das Gehirn damit eigentlich genau den Job macht, den es machen sollte. Es erkennt eine Gefahr und zieht daraus eine Lernerfahrung.

Also wenn Sie jemandem begegnet sind, der das so sagt und sieht, dann empfehle ich Ihnen nochmal: halten Sie sich von diesem Menschen fern.

Für mich ist die Frage, ob Ihre Schutzmaßnahmen zielführend sind und ob es zusätzliche Schutzmaßnahmen und Verhaltensweisen gibt, die Sie lernen wollen, um sich noch freier und sicherer zu fühlen.

Das Gehirn hat in der Bedrohungssituation einen guten Job gemacht, weil Sie noch leben.

Allerdings gibt es ein paar biologische Mechanismen die in Kombination mit unserer komplexen Welt heute, nicht mehr so gut zusammenspielen wie zu Säbelzahntigerzeiten. Deswegen haben wir heute Traumareaktionen. Zu Säbelzahntigerzeiten gab es das in dieser Form wie heute nicht. Da bin ich sehr von überzeugt.

Wichtig ist, das Gehirn tut IN der Bedrohungssituation immer noch einen guten Job. Die Überlebensreaktion funktioniert noch sehr gut. ABER das Gehirn macht für heutige Verhältnisse einen gravierenden Denkfehler. Deswegen entstehen dann die Traumareaktionen NACH der Bedrohungssituation.

Wenn ich einen Verkehrsunfall mit einem roten Auto habe, dann kann es sein, dass das Gehirn hinterher glaubt, ALLE roten Autos sind gefährlich. Das stimmt ja aber nicht.

Ich nenn das den Einmal-Immer-Fluch.

Das Gehirn verallgemeinert. Zu unserem Nachteil. Noch schwieriger wird es bei zwischenmenschlicher Gewalt, wenn sie früh im Leben geschieht. Dann kann der Einmal-Immer-Fluch zu der Überzeugung führen, dass ALLE Männer (Wahlweise Frauen) gefährlich sind. Das stimmt bezogen auf alle Männer in diesem Land oder auf der Welt ganz sicher nicht. Aber natürlich kann es für die Welt stimmen, in der ein Kind lebt. Deswegen ist die Schlussfolgerung aus der Gewalterfahrung für das Kind korrekt und gesund. Für den später erwachsenen Menschen stimmt es dann nicht mehr. Da führen diese Überzeugungen dann immer wieder zu Konflikten oder Ängsten, was ungesund ist.

Wenn ich von einer Spinne gebissen wurde und deswegen fast mein Leben verloren hätte, ist es doch keine krankhafte Reaktion, fortan Spinnen zu meiden oder zumindest gehörigen Abstand von ihnen zu halten. Vor allem, wenn ich weiß, dass ich in einer Welt voller Spinnen lebe und Spinnen eben einfach nicht kontrollieren kann. Spinnen können schneller laufen als ich. Selbst, wenn ich fliehen würde, hätte ich keine Chance.

Also wenn ich das Beispiel jetzt mal wörtlich nehme, dann ist es zwar nachvollziehbar, dass man eine Angst vor Spinnen entwickelt und sie in Zukunft vermeidet – was ja richtig viele Menschen tun und das bezeichnet man dann unter Umständen sogar als Spinnenangst, also Spinnenphobie.

Aber selbst wenn es viele Spinnen gibt, und so viele gibt es dann eben doch nicht. Also wenn ich jetzt durch meine Wohnung gehen würde, würde ich wahrscheinlich mit viel Suchen ein oder zwei finden. Im Winter finde ich draußen gar keine und im Sommer sehe ich sie auch nur, wenn ich früh unterwegs bin und genau hinschaue. Also zumindest bei mir hier in der Stadt sind Spinnen eher unsichtbar. Dann sind die Spinnen, die wir hier haben, in der Regel nicht giftig und wenn dann nur ganz wenig giftig. Aber nicht lebensbedrohlich. Spinnen können sicher nicht schneller laufen als ich, auch wenn sie sehr schnell sind.

Mir ist klar, dass Sie das Wort Spinne als Bild für Tätern verwenden. Deswegen schreiben Sie weiter:

Denn seien wir ehrlich, im Endeffekt ist man als Kind eine Ameise in der Umgebung von Spinnen. Als Frau ist man eine Ameise gegenüber der physischen Überlegenheit von Männern. Als Mensch mit psychiatrischer Diagnose ist man eine Ameise in der Gegenwart von übermächtigen Spinnen mit allen Machtbefugnissen, die man sich so vorstellen kann und niemand, nicht einmal die Justiz stellt sich dieser Übermacht der Tyrannosarurus Rex-Spinnen auch nur ansatzweise entgegen.

Natürlich sind nicht alle Spinnen so, aber die Gefahren sind doch nun mal da. Und wenn man eine Kostprobe von jeder einzelnen dieser Gefahren bekommen hat, immer wieder von Spinnen gebissen wurde, egal, wie vorsichtig man von Mal zu Mal wurde, warum soll man dann nicht große Skepsis entwickeln? Spinnen möglichst aus dem Weg gehen? Es ist doch klar, dass jemand, der diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, weniger skeptisch ist. Die Skepsis ist doch dann aber kein Makel im Betroffenen, sondern schlicht und ergreifend eine Folge seiner Lebenserfahrungen. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass die anderen krank sind, die trotz dieser Lebenserfahrungen weitermachen wie bisher, oder nicht?!

Ich stimme Ihnen zu, dass Sie als Kind keine Chance haben gegenüber Erwachsenen und dass unsere Gesellschaft Kinder nicht ausreichend schützt.

Was die körperliche Überlegenheit von Männern angeht, bin ich schon nicht mehr ganz Ihrer Meinung. Zuerst muss es einem Mann gelingen, mich zu fassen zu bekommen. Das heißt, ich kann aufmerksam sein, mich vorbereiten und fernhalten. Ich kann auch lernen, mich gegen einen Angriff zu verteidigen. Freunde von mir haben eine erstklassige und sehr einfache Technik entwickelt, mit der man sich Zeit zur Flucht verschaffen kann. Ja, wenn ein Mann mich in einem Raum alleine hat und zu packen bekommt, habe ich schlechte Möglichkeiten. Aber dazu muss es ja erstmal kommen. Ich habe sehr viele Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass das gar nicht erst geschieht.

Das Erleben von Ohnmacht angesichts von im besten Fall unwissenden, schlecht oder gar nicht weitergebildeten Ärzten und Gutachtern kann einem die Haare weiß werden lassen. An der Stelle bin ich wieder voll bei Ihnen. Ja, unser Sozial- und Rechtssystem, bzw. die Menschen, die es vertreten, kennen sich nach wie vor sehr schlecht mit Traumareaktionen aus. Entsprechend schlecht sind die gefällten Entscheidungen, die dann meist zum Nachteil von Betroffenen ausfallen. Das ist schlimm und das ist ein weiterer Grund, warum ich meine Fortbildungen anbiete und schreibe.

Ich gebe Ihnen auch Recht, dass Sie diesen „Spinnen“-Menschen aus dem Weg gehen sollten. Suchen Sie weiter nach wohlmeinenden Menschen. Die gibt es auch. Es gibt gebildete Gutachter und auch wissende Mitarbeitende in Behörden. Entscheidend ist, nicht aufzugeben. Das ist es, was die anderen tun. Die geben nicht auf. Und das finde ich sehr gesund.

Im letzten Teil dieser Antwort soll es um die Schuld gehen, Menschen, die uns nicht guttun, Hoffnung und die Entscheidung, gesund sein bleiben oder zu werden.

In diesem Sinne bleiben Sie gesund und hoffnungsvoll, Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

Leserfrage: Warum ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eine Krankheit, obwohl es immer heißt, es sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation? (Teil 2)

01.04.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Im ersten Teil ging es darum, dass „normal“ kein geeigentes Wort ist, um über die PTBS zu sprechen. Stattdessen sollten wir vielleicht genauer sagen, eine PTBS entsteht aus einer gesunden Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Psychische Störungen werden als Störung und nicht mehr als Krankheit bezeichnet, weil wir davon ausgehen, dass überlebensnotwendige psychische Prozesse nicht gesud ausgeführt werden können, also gestört sind. Ein Beispiel war die Ursachenzuschreibung.

Es gibt viele verschiedene psychische Funktionen, die durch Lebenserfahrungen auf eine ungesunde Weise verändert werden.

Die Ursachenzuschreibung ist nur einer von vielen psychischen Prozessen, die mit der Wahrnehmung und Interpretation von Reizen zu tun haben. Wie wir lernen oder Entscheidungen treffen oder Gefühle steuern gehören auch zu diesen wichtigen Funktionen unseres Gehirns. Es gibt viele psychische Prozesse, mit denen wir auf unsere Umwelt reagieren. Wenn Prozesse „gestört“ ablaufen, dann ging es in der Vergangenheit des betroffenen Menschen meistens ums Überleben, körperlich und/oder psychisch.

Solange es uns mit unserer Reizverarbeitung gut geht, bezeichnen wir das „offiziell“ als gesund. Wenn es jemandem damit schlecht geht, dann fühlt er oder sie sich „krank“ oder „gestört“. Damit wir ihn oder sie behandeln dürfen, müssen wir eine Diagnose stellen.

Das heißt, die Vorstellung, dass ein Zustand gestört ist, hat damit zu tun, dass jemand darunter leidet, wie er mit den Anforderungen des Lebens umgeht. Er oder sie nimmt selbst einen Unterschied zwischen sich und anderen Menschen wahr und fühlt sich schlecht damit. Entscheidend dafür, dass wir etwas als Störung (früher Krankheit) bezeichnen, ist also bei der PTBS und den meisten anderen psychischen Störungen das subjektiv empfundene Leid.

Worte sind oft nicht sehr eindeutig

Dazu kommt, dass Sprache leider oft nicht so eindeutig ist, wie wir das gerne hätten.

Neulich erzählte mir jemand, dass ihr Hausarzt sagte: „Sie sind nicht geimpft.“ Obwohl die Person zwei Impfungen hatte, nur die Auffrischung halt noch nicht. Was ist jetzt richtig? Ist sie nun geimpft? Sie selbst empfand sich als geimpft. Oder ist sie nicht geimpft? Das war das Empfinden des Arztes. Wer hat nun Recht? Und ist das wichtig?

Richtig wird es in meinen Augen dann, wenn beide daran interessiert sind, sich gegenseitig zu verstehen, und sich darum bemühen, die Bedeutung von Worten im Zweifel gemeinsam festzulegen. Sprache ist nicht eindeutig, auch wenn wir das gerne hätten. Aber da tut sich thematisch ein ganzes Universum auf. Deswegen gehe ich mal zurück zu Ihren Fragen. Falls sie sich dafür interessieren, können Sie hier weiterlesen:

Was ist denn falsch an uns oder unserer PTB-Reaktion?

Falsch“ ist für mich an dieser Stelle kein geeigneter Begriff.

Es ist nichts an Ihnen oder anderen Betroffenen falsch. Auch an der PTBS und ihren Symptomen ist nicht falsch.

Falsch setzt voraus, dass es ein eindeutiges Kriterium gibt. Was psychische Prozesse angeht wüsste ich nicht, was das sein sollte. Wir können sagen, dass ein Verhalten oder Gedanke gesund sind, wenn sie die Funktion erfüllen, für die sie gedacht sind. Also ist es gesund, wegzulaufen, wenn man sich bedroht fühlt. Oder es ist gesund, sich zu wehren, wenn man angegriffen wird und geeignete Möglichkeiten hat, sich zu wehren. Gesunde Verhaltensweisen helfen uns Probleme zu lösen, für Sicherheit zu sorgen und die Herausforderungen im Leben so zu bewältigen, dass es uns damit gut geht.

Ungesunde Verhaltensweisen bewirken, dass es uns schlecht geht. Das ist keine Definition für ein bestimmtes Verhalten. Also „Weglaufen“ ist nicht gesund oder ungesund, sondern in manchen Situationen ist weglaufen eine gesunde Reaktion, weil es uns zum Beispiel das Leben rettet. In einer anderen Situation ist es ein ungesundes Verhalten, weil es verhindert, dass man einen wichtigen Konflikt löst. Das macht einen auf Dauer unglücklich. Was also gesund oder ungesund ist, hängt eher von der Situation ab und beschreibt nicht ein bestimmtes Verhalten.

Deswegen sind Belastungsreaktionen in der Belastungssituation gesunde Reaktionen und gesunde Verhaltensweisen.

In einer anderen Situation sind sie nicht unbedingt gesund.

Während einer Vergewaltigung ist eine Dissoziation eine gesunde Reaktion, die dazu beiträgt, dass man so etwas überleben kann. An der Supermarktkasse ist dissoziatives Erleben eher hinderlich und damit ungesund. Wenn ich einem Täter auf offener Straße begegne, kann eine Dissoziation verhindern, dass ich für meine Sicherheit sorgen kann. An der Stelle wäre die Dissoziation ungesund in meinen Augen. Dabei rede ich jetzt nur vom erwachsenen Menschen, nicht von Kindern.

Und wovon soll der Betroffene geheilt werden? Gibt es bei einer PTBS überhaupt Heilung?

Ja, es gibt Heilung. Heilung bedeutet in diesem Zusammenhang: alles zu lernen, was notwendig ist, um sich wieder oder zum ersten Mal im Leben die meiste Zeit gut und frei zu fühlen. Dazu gehört für mich auch, liebevolle Beziehungen zu führen und Konflikte zu lösen. Wer heil ist, kann einer Arbeit oder Aufgabe nachgehen, die ihm oder ihr Freude bereitet und mit der man seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Hobbys zu haben und seinen Alltag ohne Angst bewältigen zu können, gehören für mich ebenfalls zu einem gesunden Leben. Heil sein, bedeutet sich gesund zu fühlen.

Ob die PTBS tatsächlich ein Makel oder Defekt von Betroffenen ist, darum wird es nächste Woche gehen.

Bis dahin wünsche ich Ihnen wie immer viel Kraft, Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

Leserfrage: Warum ist die PTBS eine Krankheit, obwohl es immer heißt, es sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation? (Teil1)

26.03.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Hallo Frau Rösch,

Ihre Beiträge zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sind sehr gut verständlich. Aber ein Aspekt fehlt mir irgendwie.

Es heißt doch, die PTBS sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation. Warum wird die PTBS dennoch als Krankheit geführt?

Liebe Leserin,

herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte und die spannenden Fragen.

Ganz grundsätzlich definieren wir eine Psychische Störung am empfundenen Leid. Also eher an der Tatsache, dass Betroffene selbst den Eindruck haben, dass etwas nicht mit ihnen stimmt und dass sie unter ihren Beschwerden leiden. Zu diesen Beschwerden gehören ständige Erinnerungen an das Erlebte mit den dazugehörigen belastenden Gefühlen. Dazu gehören auch Alpträume, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme, welche das Familienleben oder die Ausübung eines Berufes stark und dauerhaft beeinträchtigen. Das ausgeprägte Vermeidungsverhalten hindert Betroffene an einem freien Leben. All das verursacht für Betroffene Leid und ein Gefühl von Belastung. Das ist der Grund, warum die PTBS als psychische Störung bezeichnet wird. In der Regel heutzutage nicht mehr als Krankheit.

Ja, ich schreibe von einer gesunden Reaktion auf eine bedrohliche Situation, aus der es kein Entkommen gibt.

Normal“ finde ich persönlich ein unglückliches Wort.

Schließlich ist es durchaus normal, dass im Grunde fast jeder Mensch einmal in seinem Leben eine Erfahrung macht, die traumatisch wirken könnte. Insofern dürften wir das Wort „normal“ in diesem Zusammenhang nicht mehr benutzen. Normal heißt in der Psychologie ungefähr zwei Drittel von 100%. Also wenn zwei Drittel von 100% der Bevölkerung ein bestimmtes Verhalten zeigen, dann gilt das als „normal“. Das ist ein mathematischer, in diesem Fall ein statistischer Begriff.

Natürlich benutzen wir das Wort auch, wenn etwas für uns selbstverständlich oder sehr nachvollziehbar ist. Über Rot zu gehen ist dagegen durchaus normal, weil man es selbst auch schon oft getan hat.

Ich denke, dass diese Formulierung der Versuch von Wissenschaftlern war, dem Eindruck von Betroffenen zu entsprechen. Wenn Sie Opfer einer Straftat werden, dann finden Sie das nicht normal, weil es Ihnen in der Regel das erste Mal passiert ist.

Sie merken, das ist ein schwieriger Begriff in diesem Zusammenhang.

Deswegen sollten wir vielleicht genauer sagen, eine PTBS entsteht aus einer gesunden Reaktion auf eine bedrohliche Situation.

Die Diagnose der Posttraumatische Belastungsstörung wird in der Regel gestellt, wenn Sie als Betroffene sich so schlecht fühlen, dass Sie Hilfe dafür suchen.

Zum Thema Diagnosen stellen habe ich mich an anderer Stelle bereits ausgelassen.

Wir nennen Gruppen von psychischen Beschwerden (Schlafprobleme, Ängste, Erinnerungsattacken, Flashbacks…) inzwischen psychische Störung (PTBS, Depression, Psychose,…), weil wir die Ursache für diese Beschwerden im ungesunden / gestörten Ablauf psychischer Prozesse sehen. Gesund bedeutet dabei immer: So, dass es Ihnen damit gut geht.

Zum Beispiel geht es um psychische Prozesse wie die Ursachenzuschreibung.

Wenn wir als Menschen davon überzeugt sind, dass die Welt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung funktioniert, dann sehen wir die Welt auch so. Also wenn ich von einer Spinne gebissen werde (Ursache) ist es natürlich, dass ich Angst habe (Wirkung). Ich komme gar nicht auf die Idee, dass ich die Angst zufällig haben könnte.

Wir gehen von einer Ursache (Biss)-Wirkungs (Angst)-Beziehung aus, beispielsweise weil der Biss weh getan hat. Vielleicht habe ich die Spinne gesehen. Ich habe den Schmerz wahrgenommen und zusammen mit der Vorstellung, dass die Spinne giftig sein und ich sterben könnte, habe ich dann Angst bekommen. Also finde ich es logisch, dass ich Angst vor der Spinne habe. Allerdings würde sich das Ergebnis in dem Beispiel schon ändern, wenn ich sicher weiß, dass es nicht die Spinne war, die mich gebissen hat, sondern die Biene war, die mich gestochen hat. Oder das Ergebnis ändert sich, wenn ich mir sicher bin, dass die Spinne kein tödliches Gift hat oder wenn ich weiß, was ich gegen den Biss tun kann, um ihn unschädlich zu machen. All diese anderen Gedanken verändern das Erleben des Schmerzes im Zusammenhang mit dem Biss einer Spinne und damit auch das Entstehen von Angst vor Spinnen.

Ob ich also auf Spinnen mit Angst reagiere, hängt nicht allein vom Biss ab, sondern von vielen anderen Faktoren, die ich in meinem Kopf in Ursache- und Wirkungsbeziehungen zueinander setze. Menschen sind sehr komplex. Meine Erklärung gilt für das Beispiel mit der Spinne, nicht aber für Gewalterfahrungen durch Mitmenschen. Da wird es noch deutlich komplexer.

Dazu nächste Woche mehr…

Bis dahin viel Kraft für die nächsten Tage, Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) oder Dissoziative Identitätsstörung (DIS) und die Maskenpflicht: Eine Leserinnenerfahrung (Teil 3)

21.03.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

In Teil 1 und 2 ging es um die Auswirkungen von Masken auf komplex traumatisierte Menschen, sowie die Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Worten und anderen Reizen.

Mit welchen Schwierigkeiten Betroffen sonst noch im Alltag zurecht komemn müssen, zeigt der folgende Abschnitt.

Die Einschränkungen von komplex traumatisierten Menschen

Ich habe mich jetzt zwei Jahre massiv eingeschränkt und kann wegen meine Traumabeschwerden kaum noch arbeiten, denn als freiberufliche Beraterin müsste ich raus zu den Kunden. Bis auf einen kleinen Obstladen, wo ich mich komplett geoutet habe mit meiner Symptomatik und wo ich mit der Verkäuferin meistens allein bin, war ich seit April 2020 nicht mehr einkaufen. Das war alles ok für mich. Wir haben Pandemie. Was für mich nicht ok ist, dass mir trotz Inzidenzen im unteren einstelligem Bereich Gruppentherapie wegen der Masken verschlossen blieben, die für mich hinsichtlich der Erhaltung meiner Erwerbsfähigkeit wichtig sind. Es gibt Tests und viele, inkl. meiner Person, sind geimpft. Zeitgleich öffnen Diskotheken & Co. ohne Maske und Menschen reisen in alle möglichen Länder, aber Gruppentherapie gibts nur mit Maske …

Ich musste ein gutes halbes Jahr um einen halben Satz in der Corona-Schutzverordnung kämpfen, damit Menschen im Kontakt mit Menschen wie mir die Maske absetzen können, ohne dass horrende Strafen drohen. Dabei ging es nicht um Spaß, nicht mal um ganz normale Alltagsbesorgungen wie z.B. Frisör oder Einkaufen, nein, es ging um notwendige behördliche und therapeutische Leistungen oder Versorgung mit Hilfsmitteln, z.B. beim Optiker. Ausnahmen wurden z.B. für sehbehinderte Menschen in der Kommunikation problemlos erlaubt, aber unsereins fiel wieder hinten runter… keine Lobby… leider. Es ist ja „nur“ psychisch. Wir alle bilden uns das nur ein und … Masken sind ein „mildes Mittel“… und wir müssen nur üben.

Ich kann es nicht mehr hören! Ich übernehme für mich im Rahmen meiner Möglichkeiten Verantwortung, aber die (oftmals wegschauende) Bevölkerung, die Institutionen, die Politik … stehen genauso in der Verantwortung und sei es heute nur, auch uns gegenüber tolerant zu sein. Von mir wird ja auch Toleranz erwartet. Ich muss mich ohne Maske fast komplett einschränke mit aller gesundheitlichen und wirtschaftlichen Konsequenz. Gleichzeitig soll ich Menschen nicht anfeinden, die bei strahlendem Sonnenschein im Wald in 3 Metern Abstand mit FFP2-Maske an mir vorbei gehen, obwohl sie mich triggern (und Masken in diesem Umfeld mehr als unnötig sind, was kaum wer hinterfragt…).

Ich will nur nochmal deutlich sagen, dass für viele Menschen mit komplexen Traumafolgestörungen die Situation seit den letzten eineinhalb Jahren einem Trigger-Minenfeld gleicht, was mal nicht soeben nebenher mit ein bisschen Üben entschärft werden kann. Vor allem nicht mit teilweise eingeschränkten Therapien. Wobei die körperlichen Distanzregeln wiederum bei unsereins teilweise sehr positiv empfunden wurden.

Ich wünsche mir zu derartigen Themen einen etwas differenzierteren und sensibleren öffentlichen Umgang besonders von Fachpersonen. Das würde vielleicht auch zu mehr Akzeptanz und Entstigmatisierung unsereins in der Umwelt beitragen.

Vielen Dank.

Liebe Leserin,

ich bin mir sicher, dass weder ich, noch viele andere therapeutisch arbeitende Menschen auf die Idee kommen, dass es für Sie und alle anderen Menschen mit DIS oder kPTBS „leicht“ wäre oder „mit ein bisschen Üben“ getan ist.

Meine Erfahrung entspricht da Ihrer, dass es zu wenig allgemeines Wissen über die Schwierigkeiten gibt, mit denen Sie tagtäglich ringen, obwohl Sie nichts dafür können, wie man Sie behandelt hat und welchen Weg Ihr Gehirn gegangen ist, um Sie zu schützen. Denn das sind die Symptome, das Ergebnis von Schutzmechanismen. Diese Schutzmechanismen sind nicht krank, sondern gesund – natürlich nur unter ganz bestimmten Bedingungen: Einem Leben mit vielen Gewalterfahrungen, die schon früh im Leben überlebt werden müssen. Wie das Gehirn zu diesem Zeitpunkt, das Problem „Gewalt“ löst, darauf haben Sie als Betroffene keinen Einfluss. Ich empfinde diese Lösungsmechanismen, einschließlich dissoziativer Überlebensstrategien zu diesem Zeitpunkt als gesunde Reaktion auf eine sehr ungesunde Lebenssituation. Das passiert einfach.

Später im Leben, oft erst dann, wenn sich die äußeren Umstände vielleicht nicht vollständig aber zumindest teilweise geändert haben, kann man merken, dass „etwas“ nicht stimmt. Einfach, weil man andere Menschen sieht und die Reaktionen von anderen mitbekommt. Irgendwann geht es einem so schlecht, dass man trotz aller Angst, trotz aller Beschwerden und Dissoziationen Hilfe sucht. Das ist gut und mutig.

Ich habe es im ersten Teil dieses Artikels geschrieben: Ein Blogartikel kann niemals eine Therapie ersetzen und jede Technik, jeder Vorschlag wird für manche funktionieren und für andere nicht. Deswegen sucht man sich eine kompetente Therapeutin und findet gemeinsam mit ihr heraus, welche Techniken, welcher Heilungsweg für Sie als einzigartigen Mensch hilfreich sind.

Aber sollte ich deswegen gar nicht schreiben? Weil es hundertprozentig sicher ist, dass es viele Leserinnen gibt, denen es ähnlich wie Ihnen geht? Weil ich davon ausgehen muss, dass es Menschen gibt, für die ein Artikel nicht hilfreich oder sogar belastend ist? Sollten deswegen die anderen, für die der Tipp oder eine Erklärung hilfreich ist, deswegen darauf verzichten müssen?

Ich kann nicht vorhersagen, wer wie auf meine Worte reagiert oder was der einzelne Leser oder die einzelne Leserin mit meinen Worten in ihrem Kopf macht. Ich bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen um eindeutige, klare und wertschätzende Worte und Erklärungen.

Es kann weder in Ihrem Interesse sein, noch ist es meins, nicht zu schreiben, weil der eine oder andere meine Worte missversteht. Ich gehe davon aus, dass es sich dabei um Missverständnisse handelt, die wir so wie Sie und ich es gerade versuchen, klären können. Wenn ich von Missverständnis reden, dann meine ich nicht automatisch, dass SIE mich missverstehen. Genauso gut kann es sein, dass ICH mich missverständlich ausdrücke. An einem Missverständnis sind immer beide beteiligt, Sprecher und Zuhörer, Autorin und Leserin. Solange beide an der Klärung interessiert sind, ist die auch möglich.

Ich glaube, erst wenn wir es großflächig so wie Sie und ich hier machen, wird sich etwas ändern. Wenn Sie und ich im Gespräch bleiben, in gegenseitiger Wertschätzung, so wie wir es tun, dann kann sich daraus Öffentlichkeit entwickeln und damit Aufklärung und damit Veränderung. Deswegen habe ich große Teile Ihrer Mail an mich hier veröffentlich, damit interessierte Menschen sich informieren und Verständnis für Menschen mit komplexen Traumafolgestörungen entwickeln können. Wenn dabei für den einen oder anderen Betroffenen noch eine hilfreiche Technik mit herausspringt, dann macht mich das glücklich.

Deswegen nochmal, ganz herzlichen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht und den Mut aufgebracht haben, mir zu schreiben.

Ich wünsche Ihnen Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

Liebe Leserinnen und Leser,

Ich schicke meine Antworten in den meisten Fällen zuerst an meine Leserin oder Leser, damit sie einen letzten Blick auf meine Antwort werfen können, bevor ich sie veröffentliche.

An dieser Stelle möchte ich mich einmal bei allen entschuldigen, die allen Mut zusammengenommen haben, um mir zu schreiben und deren Anfragen ich bisher nicht beantworten konnte oder gar nicht beantworten werde, einfach, weil ich im Alltag nicht immer ausreichend Zeit dafür finde. Ich lese alle Anfragen und bin sehr dankbar für jede einzelne Mail. Ich würde gerne mehr schreiben. Aber leider lässt sich damit kein Geld verdienen. Deshalb wähle ich aus.

Um so mehr freut es mich, wenn ich dann auf meine Vorab-Versendung eine Reaktion wie folgende bekomme:

Liebe Frau Rösch,

ich hoffe, dass es Ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Ganz herzlichen Dank für ihre ausführliche Antwort. Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht mehr damit gerechnet. (Rösch: Ich bekam die Mail vor über 7 Monaten).

Ich muss sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass Sie diesen Artikel veröffentlichen. Ja, es ist wichtig, gesehen zu werden, aber um gesehen werden zu können, müssen wir uns sichtbar machen, …als die, die wir sind. Das ist ungemein schwierig. Auf diesem Weg bin ich nicht nur auf Verständnis , sondern auch auf sehr viel Unverständnis, Abwertung und Ignoranz gestoßen… teils unter Gleichgesinnten, die selbst den Mut nicht aufbringen, unter Mitpatienten, unter Ärzten, Ämtern, Behörden, Regierung, Arbeitskollegen…  Das hat mich oft sehr wütend und hilflos zurückgelassen und vor allem allein. Ich habe während der Pandemie manchmal neidig auf Verbände geschaut, die sich überregional für ihre Menschen stark machten und habe das für unsereins irgendwie vermisst oder es ist an mir vorbeigegangen.

Sie schrieben, dass ich in der glücklichen Lage bin, eine Therapeutin zu haben…

Ich bin sogar so froh darüber, dass ich vor einiger Zeit beschlossen hatte (nach dem aussichtslosen Kampf mit gewissen SV-Trägern), den halbwegs sicheren Hafen einer Festanstellung zu verlassen und mich selbständig zu machen. Mit einem „normalen“ Job hätte ich diese Möglichkeit gar nicht, da die verschiedenen Therapien im Rahmen der ambulanten Versorgung in der Ambulanz einer kleineren Klinik auf dem Land zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr stattfinden – mit Festanstellung in meinem Beruf … keine Chance.

Auch diese Antwort zeigt uns, auf welche Hindernisse Betroffene in ihrem Alltag stoßen, die uns als „Gesunde“ gar nicht bewusst sind. Selbst wenn jemand gesund werden und ein produktives Mitglied unser aller Gemeinschaft sein oder werden will, werden diesem Menschen Hürden in den Weg gelegt. Dabei könnten wir ihr auch alle gewünschten und notwendigen Hilfen an die Hand zu geben, um möglichst schnell ein gesundes, freies und für die Gemeinschaft gewinnbringendes Leben genießen zu können.

Ich hoffe sehr, dass es uns als Gesellschaft gelingt, Betroffenen mit mehr Liebe und Unterstützung zu begegnen anstatt mit dem Unglauben an Heilung und dem gierigen Blick auf Geld, ohne die gesellschaftlichen Kosten und das menschliche Leid zu berücksichten.

Ich danke allen Menschen, die den Mut aufbringen, mit ihren Mails an mich, ihre Stimme zu erheben. Danke dass Sie auf diese Missstände aufmerksam machen und mir die Gelegenheit geben, mein Wissen und meine Erfahurngen mit Ihnen zu teilen. Herzliche Dank dafür und – viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) oder Dissoziative Identitätsstörung (DIS) und die Maskenpflicht: Eine Leserinnenerfahrung (Teil 2)

18.03.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Im ersten Teil haben wir festgestellt, dass Masken für komplex traumatisierte Menschen eine riesige Herausforderung und häufige Trigger sind. Dazu tragen Täter genauso Masken wie alle anderen, so dass man sie dann schlecht erkennen kann. Auf der anderen Seite gilt das Abstandsgebot für alle gleich. Das bedeutet, dass man alle Menchen auf einen sicheren Abstand halten darf. Auch Täter. Es ist nicht mehr nötig zu unterscheiden.

Die Leserin schreibt weiter:

Das Problem sind die Dissoziationen und der Schlag ins Gesicht

Mit komplexen Traumaerfahrungen ist es natürlich deutlich schwerer bis nahezu unmöglich, einem maskierten Umfeld einen „Vertrauensvorschuss“ zu geben. Panik in solchen Situationen wären mein geringeres Problem. Das Problem sind die Dissoziationen. Ja, ich bin an den Triggern schon lange therapeutisch dran und daher klingen Ihre Ausführungen … „Wenn die Ursache Ihrer Angst etwas mit einer Lebenserfahrung zu tun hat, dann wird es mit dieser Technik besser werden.“ … für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin wieder unfähig und schuld, dass es mir nicht besser geht, sagen mir viele innere Stimmen und andere innere Stimmen, welche diese kleinen Kindanteile immer wieder wegen ihrer Unfähigkeit und Angst treten, werden durch solche Aussagen noch bestärkt. Ich müsste nur üben, mehr nicht … Ich bin zu doof dazu … Das heizt das innere Chaos immer wieder neu an. Mein erwachsenes Ich weiß sich davon zum Glück mittlerweile zu distanzieren, denn es hat nicht mit nur „einer Lebenserfahrung“ zu tun. Das kostet jedes Mal wieder viel Energie. Es gab und gibt reale Täter und allein die sind schuld, dass ich jetzt in dieser Situation bin. Meine Verantwortung heute liegt darin, mir Hilfe zu suchen, um die Konsequenzen zu mildern … und solche pauschalen Ratschläge helfen mir persönlich nicht weiter, im Gegenteil.

Selbst- und Weltbild und unser Filter: Interpretation ist der Schlüssel

Sie schildern an dieser Stelle ein so typisches und häufiges Problem, mit dem Betroffene von komplexen Traumafolgen zu ringen haben: Reize (hier Sätze) werden zum eigenen Nachteil ausgelegt.

Da geht es in den meisten Fällen um das Selbst- und das Weltbild. Ich schreibe, „Wenn die Ursache Ihrer Angst etwas mit einer Lebenserfahrung zu tun hat, dann wird es mit dieser Technik besser werden…“ und Ihr Gehirn oder Ihr inneres Team macht daraus: „Ich bin wieder unfähig und selbst schuld, dass es mir nicht besser geht.“

Wenn ich sagen wollte, dass es an der Unfähigkeit des Übenden hängt, würde ich das auch so schreiben: „Und wenn es mit dieser Technik nicht besser wird, dann haben Sie einfach nicht genug geübt.“ Aber so vermessen bin ich nicht.

Ich weiß, dass es so viele Gründe wie Menschen gibt, warum eine bestimmte Strategie nicht funktioniert. Ich gehe immer davon aus, dass jemand, der bereits Therapie macht, wahnsinnig viel Mut beweist. Vor allem mit einer komplexen Traumafolgestörung. Einfach weil die Auseinandersetzung mit Gewalterinnerungen nichts für feige Menschen ist. Also erstmal Hut ab, dass Sie diesen Weg gehen!

Dass der oder die Täter Ihnen eingeredet haben, dass Sie selbst schuld sind oder nicht gut genug sind oder die Gewalt verdient hätten, diese Aussagen bewirken, dass das Hirn oder innere Anteile irgendwann auch ohne Tätereinfluss anfangen, Erfahrungen in diesem Sinn zu interpretieren. Es entsteht ein „Du bist unfähig“-Filter und ein „Du bist zu dumm“-Filter im Gehirn. Wenn also etwas nicht gleich klappt, dann kommt das Hirn schon automatisch zu der Annahme, dass „ich wieder unfähig und selbst schuld bin“.

Dabei wäre eine zutreffendere Erklärung wohl eher: „Das funktioniert bei mir so nicht, weil ich nicht nur eine Gewalterfahrung gemacht habe, sondern viele. Es funktioniert so nicht, weil ich dissoziiere und gar nicht so üben kann. Es funktioniert schlicht und ergreifend deswegen nicht, weil diese Strategie für mich nicht geeignet ist.“ Alle diese Interpretationen wären in meinem Empfinden zutreffender und hilfreicher. ABER traumatische Erfahrungen über einen längeren Zeitpunkt bewirken, dass eine Äußerung wie „es wird besser werden, wenn sie üben“ als Schlag ins Gesicht wahrgenommen wird, wenn eine Technik nicht funktioniert.

Im Grunde ist diese Interpretation „Es liegt an mir“ der verzweifelte Versuch des Gehirns oder der inneren Anteile, die Vorstellung von Beeinflussbarkeit im Leben aufrecht zu erhalten.

Das ist so wie mit Schuldgefühlen, die in meinen Augen auch zu nichts nutze sind, außer sich selbst die Illusion aufrecht zu erhalten, man hätte Einfluss auf Erfahrungen, denen man ohnmächtig ausgeliefert ist. Unser Gehirn macht das, weil wir Menschen Ohnmacht so unerträglich finden. Wir benötigen die Vorstellung, Dinge in unserem Alltag beeinflussen zu können. Darüber habe ich mich an verschiedenen Stellen bereits ausgelassen (z.B. Her mit der Ohnmacht: Über den Sinn und Unsinn von Schuldgefühlen oder Leserfrage: Schuldgefühle, Hilflosigkeit und unser beider Trauma)

Die Psycho-Logik unseres Hirns behauptet: „Wenn es an mir liegt, dass die Technik nicht funktioniert, dann bin ich zwar mal wieder unfähig, aber auf der anderen Seite kann ich durchaus andere Dinge beeinflussen.“

Dabei könnte man genauso gut denken: „Die Technik funktioniert nicht für mich, weil ich komplex traumatisiert bin. Ich suche eine andere Möglichkeit mit meinen Beschwerden umzugehen. Ich frag mal meine Therapeutin, was die vorschlägt.“ Mit dieser Interpretation und Reaktion bleiben Sie ganz ohne Selbstabwertung oder Selbstbeschuldigung handlungsfähig.

Das Problem mit dieser zweiten Interpretation ist, dass Sie ihren – von den Tätern oder durch die Gewalterfahrungen – antrainierten Überzeugungen „dass sie unfähig sind“ innerlich widersprechen.

Deswegen ist es genau so wie Sie es sagen, es ist anstrengend, vor allem mit einem inneren Team. Es ist anstrengend, diesen ungünstigen Überzeugungen, diesen negativen Filtern immer wieder bewusst zu widersprechen bis auch das letzte innere Kind davon überzeugt ist und glaubt, dass es wertvoll und sehr wohl fähig ist. Es kostet unendlich viel Kraft, bis alle davon überzeugt sind, dass es an der Technik liegt, die für mich nicht funktioniert, und nicht daran, dass ich unfähig bin, die Technik korrekt auszuführen. Das ist viel Arbeit. Da sind Sie dran. Bravo!

Der abschließende Teil erscheint am Montag.

Bis dahin viel Kraft, Ihre Stefanie Rösch

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) oder Dissoziative Identitätsstörung (DIS) und die Maskenpflicht: Eine Leserinnenerfahrung (Teil 1)

14.03.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Liebe Leserin,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu meinem Artikel zur Maskenpflicht.

Corona hat uns ja weiterhin fest im Griff und das mit den Masken wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Mir ist sehr bewusst, dass es viele Menschen gibt, für die Masken aus sehr unterschiedlichen Gründen eine schwerwiegende Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten. Daher schreibe ich an dieser Stelle einen weiteren Artikel zu diesem Thema anhand Ihrer wichtigen Anmerkungen.

Einen weiteren Kommentar zu diesem Artikel und meine Antwort darauf finden Sie unter dem Titel: Leserfrage: Maskenpflicht ist Maskenzwang! Ihr Beitrag geht an der Realität vorbei. Daran sieht man, wie sehr dieses Thema den Lebensalltag beeinträchtigen kann und für mich immer wieder spannend: Wie werden meine Worte verstanden, bzw. interpretiert.

Ein wichtiger Hinweis zum Titel dieses aktuellen Artikels: Ich habe mich für die kPTBS und die DIS in der Überschrift entschieden, weil ich glaube, dass Ihre Gedanken, liebe Leserin, für beide Gruppen von Betroffenen besonders zutreffend und wichtig sind. Das ist der einzige Grund, warum diese beiden Begriffe im Titel vorkommen. Da geht es um die Findbarkeit dieses Artikels im Internet.

Trauma-Informations-Zentrum

Sehr geehrte Frau Rösch,

erst jetzt bin ich auf Ihren Beitrag zur Maskenpflicht gestoßen. Da uns das Thema mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter begleiten wird, möchte ich meine Erfahrungen hierlassen.

Im Großen und Ganzen stimme ich mit Ihren Ausführungen überein, aber an zwei entscheidenden Punkten ist es bei weitem nicht so „einfach“, wie dargestellt.

Unter bestimmten Umständen rate ich dringend davon ab: „Üben Sie das ein wenig zu Hause, bis es leichter wird.“ Das kann bei Menschen, die zu starken Dissoziationen neigen, fatale Folgen haben. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. In ein paar Situationen habe ich für wenige Minuten ein dünnes Tuch getragen (wo es noch erlaubt war). Wenn es „nur“ Panik wäre, würde und könnte ich mich Schritt um Schritt heranwagen, aber meist ist es nicht nur Panik. Wenn ich den ganz kurzen Moment nicht mitbekomme, der die Dissoziation auslöst, hat es sich für mich für die nächsten Stunden bis Tage erledigt. Und dann wird es wirklich gefährlich! Meine Therapeutin hat mir dringlich von derartigen „Experimenten“ allein abgeraten! Sie selbst arbeitet mit mir aktuell nur in sicherer Umgebung mit Imagination an diesen Triggern.

Ich kann Ihnen nur Recht geben

Natürlich kann es auch andere Reaktionen als Angst auf Masken geben, so wie Sie ihre Reaktion beschreiben. Das ist mir sehr bewusst. Insofern danke für diesen Hinweis und ihre Schilderungen.

Ein Blogartikel kann niemals eine Therapie ersetzen. Bei komplexen Reaktionen wie dissoziativem Erleben wird „ein bisschen Üben“ in der Regel nicht so schnell oder gar nicht zum Ziel führen. Dafür braucht es eine erfahrene Traumatherapeutin wie Ihre, welche diese automatisierten Reaktionen erkennt und Schritt für Schritt mit Ihnen an einer Veränderung arbeitet. Genau so wie Sie es geschildert haben. Da kann ich Sie nur ermutigen, weiter mit ihrer Therapeutin an diesen Reaktionen zu arbeiten. Immerhin sind Sie in der glücklichen Lage, eine Therapeutin zu haben.

Mein Blog kann nur Anregungen und Ideen liefern. Wenn Sie bereits eine Therapie machen, kann mein Blog vielleicht das eine oder andere noch erklären. In der Regel schreiben mir Menschen, deren Fragen bisher nicht beantwortet wurden. Sei es, weil sie keinen Therapieplatz haben, sei es, weil nicht alle Kolleginnen und Kollegen sich mit Traumareaktionen auskennen oder etwas so erklären können, dass Betroffene es nachvollziehen können.

Insofern sehe ich meinen Blog als Antwort auf bisher unbeantwortete Fragen von Betroffenen, Angehörigen und Menschen, die in psychosozialen Berufen arbeiten.

Sie zitieren aus meinem Blog: „Der zuverlässigste Warnreiz ist der Täter selbst. Nur er ist gefährlich. Alle anderen Reize sind in den meisten Fällen keine guten Warnreize, sondern sorgen für all die vielen Fehlalarme, die das Leben so unangenehm machen und weswegen Sie versuchen, diesen Reizen aus dem Weg zu gehen. Was wiederum dazu führt, dass Sie sich nicht frei bewegen können. Indem Sie ihrem Hirn den Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart beibringen, können Sie ihre Freiheit zurückerobern.“ Das ist meine Überzeugung und mein therapeutischer Ansatz.

Und schreiben dann weiter:

… und nun kommt das zweite Problem ins Spiel. Es gibt viele Menschen (auch in meinem Umfeld), mich eingeschlossen, welche die Masken der anderen triggern. Da ist es egal, ob das jetzt irgendwelche Karnevalsmasken, Burkas oder die aktuellen Corona-Masken sind. Ein Argument gilt aktuell immer noch: Viele Täter tragen auch heute noch Masken und eine gewisse Angst und Vorsicht ist da auch heute angebracht. Wenn vor Corona Menschen mit Maske den Laden oder die Bank betreten hätten oder sich mir im Freien mit Maske genähert hätten, wäre das ein sehr deutliches Alarmsignal, was in meinen Augen erstmal Null pathologisch ist.

Der einzige Vorteil von Corona

So ist es. Täter tragen Masken. Auch heute noch. Der einzige Vorteil von Corona an der Stelle ist: Es gilt für alle Menschen ein Abstandsgebot. Insofern dürfen Sie jetzt bei allen Menschen schon frühzeitig sagen: „Halten Sie bitte Abstand, das ist mir zu nah“. Sie brauchen niemanden mehr näher als zwei Armlängen in ihrer Nähe akzeptieren. Da brauchen Sie gar nicht zwischen Tätern und anderen Menschen unterscheiden. Sie können grundsätzlich den Abstand einfordern oder ihn selbst herstellen, indem Sie weggehen. Es gibt keinen gesellschaftlichen Grund mehr, zu viel Nähe ertragen zu müssen. Ein Teil meiner schwertraumatisierten Klienten fand das entlastend. Aber wie immer: das wird sicher nicht für alle so sein. Den Abstand einzufordern kann dabei durchaus eine Herausforderung sein.

Weiter geht es am Freitag.

Bis dahin gute Zeit, Ihre Stefanie Rösch

Lesestoff: Gegen die Hilflosigkeit

10.03.2022 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Danke, Simon, für die Anregung zu diesem Artikel.

Gegen die Hilflosigkeit (c) Stefanie Rösch

So ein Krieg ist eine schreckliche Sache. Und obwohl zwischen Berlin und Kiew 1350 Kilometer liegen und zwischen Konstanz und Kiew sogar 2060 Kilometer, macht dieser Krieg uns betroffen. Manche mehr als andere.

Wie die Menschen vor Ort überleben, sehen wir täglich in den Medien. Wie sie sterben auch. Wenn ich mir die Bilder lange genug anschaue, dann fühle ich mich hilflos und bekomme es mit der Angst. Mein Hirn dreht durch und denkt sich eine Katastrophe nach der anderen aus. Am Ende meiner Überlegungen steht der Dritte Weltkrieg, mein Tod und der Tod geliebter Menschen oder auch unvorstellbares und unerträgliches Leid. Spätestens dann sitze ich zu Hause und frage mich, was das hier alles noch soll.

Aber dann tritt Frau Rösch, diese nervige Psychotante, auf den Plan und sagt: „Hey, Stefanie, was machst Du da? Ist Dir klar, dass Du gerade für niemanden eine Hilfe bist?“

„Klar weiß ich das, bringt doch eh alles nichts“, antworte ich.

„Sicher, wenn Du Dich da weiter reindrehen willst, nur zu. Das ist Deine Entscheidung.“

„Wieso meine Entscheidung? Es ist doch Krieg.“

„Ja, In der Ukraine, nicht in Konstanz.“

Da hat sie allerdings Recht. Hier in Konstanz würde man gar nicht mitbekommen, dass es die Eskalation in der Ukraine gibt, gäbe es die Medien nicht. In Wikipedia findet man eine Liste von 18 Kriegen, die derzeit andauern. Der Krieg in der Ukraine steht dort auch. Er begann 2014. Vor wenigen Tage ist er auf unvorstellbare Weise eskaliert.

Warum fühlen wir uns von dem Krieg so betroffen, heute?

TIZ-Trenner

Es gibt viele unterschiedliche Gründe, hier in Deutschland betroffen zu sein. Jeder Grund ist gut, aber nicht jeder ist beeinflussbar.

Wenn ich Verwandte im Kriegsgebiet habe, kann ich erstmal nur hoffen und beten. Ich muss die Hilflosigkeit aushalten. Ich kann weder den Krieg beenden, noch meine Verwandten und Freunde beschützen. Das können diejenigen, die in den Kriegsgebieten dieser Welt in Lebensgefahr sind nur selbst tun. Vor unmittelbarer Bedrohung und Gefahr kann jeder nur sich selbst schützen. Aus 2000 Kilometer Entfernung kann ich da nichts ausrichten.

Wenn ich hier in Deutschland bin und mir Sorgen über die Zukunft mache, dann wird es mir wie eingangs beschrieben sehr schnell schlecht gehen. Warum?

Ganz einfach: Weil unser Hirn dumm ist.

Wollen Sie wissen warum? Weil das Hirn nicht zwischen Vorstellung und äußerer Realität unterscheiden kann. Unser Hirn nimmt jede Wahrnehmung für bare Münze, egal ob über die Sinnesorgane wahrgenommen, also echt, oder nur ausgedacht, Phantasie.

So schauen wir Filme oder Theaterstücke und fühlen mit, obwohl uns die Geschichte nicht persönlich betrifft, sondern die Akteure auf der Leinwand oder Bühne – und für die ist es ja auch „nur gespielt“. Wir fühlen mit, nicht weil das, was auf der Leinwand oder auf der Bühne geschieht, unmittelbar in meinem Leben und mit mir geschieht, sondern weil allein die Vorstellung ausreicht, um unser Gehirn davon zu überzeugen, es wäre „echt“. Ob wir es Empathie oder Spiegelneurone oder sonst wie nennen, spielt dabei, finde ich, keine Rolle. Entscheidend ist, dass jeder weiß, wie mächtig unsere Gedanken sind und dass jeder schon die Erfahrung gemacht hat, auch wenn wir und dessen nicht immer bewusst sind.

Unsere Überzeugungen entscheiden über unsere Körperreaktionen und Gefühle

Wir regen uns über die Entscheidungen der Politiker auf. Wir fürchten uns vor einer Phantasie vom Leid anderer, wenn wir „was wäre wenn ich in der Situation wäre…“ spielen. Wir stürzen uns in die Ohnmacht, wenn wir „was wäre gewesen wenn, [es noch viel schlimmer gekommen wäre]“ oder „Ich hätte auch verletzt, tot, entstellt ….sein können“ spielen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass eine Tablette uns hilft, dann tut sie das in ganz vielen Fällen sogar wissnschaftlich nachweisbar. Und wenn Sie sich intensiv eine saftige, saure, gelb-grüne Zitrone vorstellen und wie Sie hineinbeißen und der saure Saft Ihnen den Rachen und die Mundwinkel hinunterläuft, dann wird Ihnen der Speichel im Mund zusammenlaufen. Wie oft erleben wir Tränen in Rollentrainings oder echte Wut. Es fällt uns so leicht, über eine Vorstellung, unser Hirn auszutricksen, so dass es glaubt, es muss jetzt die passenden Körperreaktion dazu herstellen.

Unsere Gedanken sind mächtig.

Was hat das alles mit Krieg und Hilflosigkeit zu tun?

Nun, die Medien machen es uns leicht, uns den Horror und das Leid des Krieges in der Ukraine und an anderen Orten der Welt vorzustellen und mitzufühlen. Wir sollten uns allerdings alle die Frage stellen, wieviel Nachrichten uns guttun und ob wir für die Menschen in Not eine Hilfe sind, wenn wir unserem Hirn zuviel Phantasie erlauben. Können Sie sich mit diesem Thema beschäftigen, ohne sich hilflos zu fühlen? Dann ist alles gut. Sind Sie in der Lage, Ihren Alltag so wie immer zu bewältigen, auch mit allen alltäglichen Schwierigkeiten, die Sie kennen? Dann ist alles gut. Sollten die Bilder und Gedanken über den Krieg aber bewirken, dass Sie sich immer hilfloser fühlen und Sie wollen sich nicht hilflos fühlen, dann hier ein paar Dinge, Sie die gegen die Hilflosigkeit tun können.

Gegen die Hilflosigkeit

  1. Schauen Sie möglichst wenig Nachrichten und konzentrieren Sie sich auf die Gegenwart. In der Gegenwart können wir handeln.
  2. Konzentrieren Sie sich auf kleine, machbare Schritte. Je kleiner die Schritte, desto eher können Sie die gehen und werden sich gut fühlen.
  3. Sie sind wichtig an dem Ort, an dem Sie sind. Nur gemeinsam verändern wir die Welt.
  4. Leben Sie jeden Tag Frieden. Jeder Konflikt ist ein kleiner Krieg. Es hängt nur davon ab, wie Sie ihn lösen. Krieg beginnt im Alltag.
  5. Seien Sie für andere da und tuen Ihnen Gutes. Das gibt Ihrem Leben Sinn.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns die Welt verändern zu einem friedlicheren Ort, Tag für Tag, Begegnung für Begegnung, Freundlichkeit für Freundlichkeit.

Dafür wünsche ich Ihnen ein leuchtendes, mutiges Herz, Ihre Stefanie Rösch

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Leserfrage: Wie wirkt sich das Nähe-Distanzverhältnis in der psychosozialen Beratung von Menschen mit einer diagnostizierten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) aus?

21.08.2021 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare
Trauma-Informations-Zentrum

Liebe Leserin,

Eine Posttraumatische Belastungsstörung wirkt sich im Leben von Betroffenen an vielen Stellen aus. Lesen Sie dazu meine PTBS-Reihe. Ein Bereich sind Beziehungen und damit der Umgang mit Nähe und Distanz.

Eine PTBS von Klientinnen wirkt sich natürlich auch auf die Arbeit von Mitarbeitenden in psychosozialen Berufen aus. Ein wichtiger Faktor ist die Beziehung und damit das Thema „Nähe und Distanz“. Schauen wir uns das zusammen an.

Nähe und Distanz: Für PTBS-Betroffene

Über Nähe und Distanz drücken wir Respekt aus. Wir drücken Zuneigung darüber aus. Nähe und Distanz sind wichtige Faktoren für unsere Sicherheit. Nur in körperlicher Nähe kann man Gewalt ausüben. Sexuelle Gewalt, körperliche Gewalt geht nur über Nähe und Anfassen.

Zu viel Nähe empfinden wir als respektlos. Wir fühlen uns bedroht, wenn uns jemand zu nahekommt und wir das nicht wollen.

Zu viel Distanz gibt uns vielleicht das Gefühl von Einsamkeit oder auch von Schutzlosigkeit, von Verlust.

Ganz besonders spielt dieses Thema eine Rolle, wenn PTBS-Betroffene Opfer von menschlicher Gewalt wurden. Im Gegensatz zu Betroffenen von Naturkatastrophen oder Kriegserfahrungen ganz allgemein. Wenn Körperlichkeit eine besondere Rolle bei der Traumatisierung gespielt hat, beispielsweise durch Verletzungen oder traumatische Operationserfahrungen, kann Nähe und Distanz oder Berührung ebenfalls ein schwieriges Thema sein.

Nähe und Distanz: In der Arbeit mit PTBS-Betroffenen

Für Helfer bedeutet es in erster Linie, dass zu viel Nähe Erinnerungsattacken auslösen können. Nähe kann also eine Warnreaktion bewirken. Ich erkläre das gerne mit den Worten: „Das Hirn verwechselt die Situation gerade. Ich bin nicht der Täter oder die Täterin und deswegen wird jetzt nichts passieren. Sie sind sicher.“

Wenn die Erinnerungsattacke schon am Laufen ist, kann man versuchen, Betroffene mit der Hier und Jetzt Übung dabei zu unterstützen, den Flashback zu beenden.

Flashbacks können wir weder in der therapeutischen noch in der beratenden Tätigkeit vollständig verhindern.

Foto von GM Rajib von Pexels

Das ist in meinen Augen auch nicht das Ziel. Betroffene wollen lernen, Flashbacks möglichst schnell wieder zu beenden und dadurch zu erleben, dass sie sehr wohl Kontrolle darüber hat, was das Hirn mit Ihnen macht. Flashbacks hören irgendwann wieder auf. Wie das geht, lernt man in einer Traumatherapie.

Grundsätzlich ist es aber einfach. Wenn wir als Helferinnen einfach fragen, was noch okay ist und was nicht, sind wir auf der sicheren Seite. Wenn wir den Abstand respektieren, den der andere benötigt, sollte es okay sein. Wir können den anderen in der Beratung und in der Therapie viele kleine Dinge entscheiden lassen, zum Beispiel die Sitzposition oder ob unser Gegenüber etwas zu trinken möchte oder nicht.

Eine PTBS beeinträchtig nicht die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Die Symptome sind schlimm, aber Betroffene leben in der Regel schon eine Weile damit und haben oft herausgefunden, wie sie Flashbacks vermeiden können oder was ihnen guttut oder nicht. Danach können Sie als Beratende erstmal fragen und das berücksichtigen, um Ihrer Beratungstätigkeit nachzugehen.

Was wenn der oder die Betroffene seinen oder ihren Körper nicht spürt?

Wenn Betroffene eine kPTBS (komplexe Posttraumatiche Belastungsstörung) haben, also komplex traumatisiert sind, dann kann es sein, dass man demjenigen über viele Jahre hinweg abgesprochen hat, selbst zu entscheiden, was noch angenehm ist oder eben auch nicht. Welche Berührungen er oder sie mochte und welche eben nicht. Wenn die Grenzen eines Menschen wieder und wieder ignoriert wurden oder vielleicht sogar mit Gewalt auf den Versuch reagiert wurde, sich zu wehren, dann kann es besonders schwierig sein eine respektvolle Zusammenarbeit herzustellen.

Dann ist es umso wichtiger Abstand zu halten und auf kleinste Anzeichen von Angst und Rückzug zu achten. Ein anderer Anhaltspunkt für einen guten Abstand ist, was wir selbst noch angenehm finden und im Zweifel darauf noch eine Armlänge dazuzurechnen.

Lieber ein wenig mehr Abstand als zu viel Nähe.

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