„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Überlebensstrategie"

Achtung Gott: Leserfrage: Sind Dissoziationen vom Bösen (Teufel/Satan)?

22.11.2016 Veröffentlicht von Achtung Gott! 0 Kommentare

Ich habe dissoziative Störungen, bin manchmal nicht im Hier und Jetzt. Ich habe Gedächtnisverluste. Ich habe vieles aus meinem Leben vergessen. Ich habe Zuckungen.
Da ich vor 2 Jahren zum Glauben gekommen bin, bin ich auch in einen Hauskreis gegangen. Dort hat man meine Zustände mit dem Bösen assoziiert und eine Teufelsaustreibung gemacht: Böser weiche. – Aber ich habe diese Zustände immer noch, mal mehr mal weniger. Ich gehe nur noch sporadisch in den Kirchenkreis, da ich nicht weiß, wie ich mit allem umgehen soll. Was ist wirklich? Warum gehen meine Zustände nicht weg, obwohl ich bete, mein Herz geöffnet habe, ist Dissoziation Ausdruck des Bösen?
Ich komme mit mir alleine klar, aber man kann ja sicher auch viel verkehrt machen, die Bibel missverstehen, nicht richtig interpretieren und mir fehlt trotzdem irgendwie Gemeinschaft. Ich habe hinter meinem geistigen Auge Bilder, z.b. Jesus, mich selbst als Kind mit 5 Jahren. Gott nehme ich auf der Gefühlsebene wahr und in dem Wissen, dass er da ist, liegt eine sehr große Energie.
Meine Frage ist, ob es in Ordnung ist, wenn ich weiterhin mit mir alleine bin? Ist Dissoziation vom Bösen? Wie kann ich mit all dem Weiterleben, ohne schlechtes Gewissen? Wie kann ich meinen Weg finden, meine Gabe finden, mich finden? Haben Sie für mich einen Rat?

Liebe Leserin,

ich kann Ihnen eine ganz konkrete Anregung geben: Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und die inneren Bilder der Kraft und Stärke! Suchen Sie Unterstützung in einer Traumatherapie und in Ihrer Gemeinde. Aber zuallererst vertrauen Sie sich selbst und Gott in Ihnen.

Wenn Sie in einem Hauskreis waren, dann vermute ich, dass Sie einer evangelikalen Kirche angehören. Als evangelische Christen glauben wir, dass der Heilige Geist in uns wohnt, d.h. wir haben eine direkte, sehr persönliche Beziehung zu Gott. Gott liebt uns, d.h. er will nur das Beste für uns. Das bedeutet, wenn Ihr Gefühl Ihnen sagt, was Ihnen gut tut und was nicht, dann vertrauen Sie diesem Gefühl. Wenn Ihnen etwas nicht gut tut oder Angst macht, dürfen Sie zunächst einen Bogen darum machen.

Dissoziationen sind grundsätzlich nicht von Satan, sondern ein Geschenk Gottes, dass es Ihnen erlaubt, Begegnungen mit dem Tod und Gewalterfahrungen zu überstehen. Eine Dissoziation ist ein Zustand im Gehirn, der uns vor einer Reizüberflutung mit Schmerz- und Ohnmachtserfahrungen schützen soll. Eine Dissoziation führt dazu, dass eine Gewalterfahrung nicht mehr mit voller Wucht wahrgenommen und erfahren werden kann, sondern diese Wucht im Moment der Gewalterfahrung abgemildert wird, indem das Hirn sich selbst notabschaltet.

Eine Art der Notabschaltung ist die Schreckstarre, bei der der Körper sich selbst lähmt. Die Todesangst hat man dann trotzdem. Was das Hirn dann manchmal nutzt, ist, sich innerlich wegzubeamen, sich wegzudenken, sich vorzustellen, wie die Situation wohl von außen aussieht. Sich vorzustellen, wie ein Raum von der gegenüberliegenden Seite aussieht, ist eine normale menschliche Fähigkeit. Wir nennen das Perspektivwechsel. Mit ein bisschen Phantasie kann sich jeder vorstellen, wie er selbst aus einem anderen Blickwinkel aussieht. Das ist Psychologie und hat mit Glaube und Dämonen und Satan nichts zu tun. Es ist ein Schutzmechanismus. Einige Betroffene berichten, in diesem Zustand der Lähmung zu zählen, was gerade da ist, oder sich in etwas hineinzudenken, was sie vor Augen haben. Das sind alles Strategien des Gehirns, die es einem erlauben, eine Gewalterfahrung (meist durch Menschen aber auch durch Unfälle) zu überleben. Zu den Überlebensstratgien gehört auch das Vergessen von belastenden Lebenserfahrungen solange bis ausreichend äußere, tatsächliche Sicherheit hergestellt ist. Dann beginnt das Gehirn, Erinnerungen auch wieder frei zu geben.

Die Zuckungen können viele Ursachen haben, angefangen davon, dass der Körper sich nach langer Anspannung sozusagen schlagartig entspannt, oder aber in einem bestimmten Moment sich an etwas erinnert. Dann sind die Zuckungen einfach eine Körpererinnerung. Natürlich kann es auch körperliche Ursachen geben. Das müsste ein Arzt klären. Hier kann es hilfreich sein, aufzuschreiben unter welchen Bedingungen, also wann diese Zuckungen auftauchen. Das kann einen Hinweis auf mögliche Ursachen liefern.

Ich habe noch nicht verstanden, warum Sie ein schlechtes Gewissen haben? Als Christin glaube ich, dass Sie die Bibel nicht missverstehen können. Die Bibel enthält Gottes Wort. Solange Sie prüfen, wie Sie das was Sie selbst lesen verstehen, kann nichts passieren. Aber lassen Sie sich nicht von anderen sagen, wie Sie es verstehen MÜSSEN oder SOLLEN. Gott braucht keinen Übersetzer. Er wird Sie direkt ansprechen, wenn er Ihnen etwas zu sagen hat. Eine Möglichkeit, die er dazu nutzt ist, wenn Sie in der Bibel lesen. Die Bibel soll uns helfen, wie ein Wegweiser, zu Gott zu finden und so zu leben, wie er es für uns gedacht hat. Er hat Segen und Überfluss für uns gedacht. Nachzulesen bei 5. Mose 28, 1-14: Der Herr will euch segnen.

Derek Prince beschreibt in seinem Buch „Sie werden Dämonen austreiben“, dass Menschen, die einen Dämonen an sich dran hängen haben (wie er es beschreibt), berichten, das Gefühl von etwas Fremden in sich zu haben. Dieses Fremde bewirkt, dass sie ein Verhalten, das sie selbst als unangenehm empfinden, zwanghaft wiederholen müssen. Mein persönlicher Eindruck beim Lesen des Buches war, dass die Angst sehr wohl die Pforte ist, durch die sich ein Dämon Zutritt zu unserem Leben verschaffen kann. Im Falle eines Dämons hilft das Gebet. Allerdings beschreibt Mr. Prince auch einige Voraussetzungen dafür, dass man dem Dämon befehlen kann, einen in Ruhe zu lassen. Dazu gehört immer wieder eine Willensentscheidung, sich an Gott zu wenden und ein Gott gefälliges Leben zu leben, so gut es uns möglich ist. Einen gesunden Umgang mit Angst zu erlernen, ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Teil davon. Das ist dann wieder Psychologie.

Ich bin mir sicher, dass Dissoziation ein normaler psychologischer Prozess ist, der mit psychologischen Methoden beeinflusst werden kann und muss, weil er Ausdruck unseres freien Willens ist:

Als Kurzfassung geht es darum zu lernen, sich selbst zu spüren, sich selbst wahr zu nehmen (das hilft gegen Dissoziationen), sich selbst wieder ernst zu nehmen und zu lernen, mit den Impulsen aus unserem Inneren umzugehen und sich immer wieder für das Leben zu entscheiden. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, was uns zugestoßen ist; zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die wir nicht ändern können und das Ohnmacht zum Leben dazugehört. Gleichzeitig heißt es zu lernen, dass die Vergangenheit vorbei ist und uns unser Hirn auf vielfältige Weise daran hindert, das zu wissen. Weil unser Hirn noch genauso funktioniert wie zu Säbelzahntigerzeiten, glauben wir häufig, dass nur weil etwas in der Vergangenheit geschehen ist, es immer so sein wird. Was jedoch nicht stimmen muss und meist auch nicht stimmt. Sobald wir erwachsen sind und unser Leben mehr beeinflussen können als uns das als Kind möglich war, können wir das hinterfragen. Unser Hirn lässt uns glauben, dass sich nichts geändert hat und nichts ändern wird. Ein Mechanismus der zu Säbelzahntigerzeiten sinnvoll war, heute aber komplett veraltet und fast vollständig unwirksam ist.

Gott hat uns keinen furchtsamen Geist gegeben, sondern einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit, sprich der Vernunft. (2.Timotheus 1,7) Und mit unserer Vernunft können wir unserem Hirn aufzeigen, wo es Denkfehler macht und dass Gott sehr wohl für uns sorgt. Allerdings ist nichts davon so, dass es von heute auf morgen geschieht. Im Gegenteil braucht es die Bereitschaft, jeden Tag wieder an seiner Gesundung zu arbeiten. Dann ist Heilung möglich.

Ich wünsche Ihnen Gottes übernatürliche Kraft für Ihren Weg
Stefanie Rösch
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Psychologie und Film: Batman Begins, 8 – Unser Handeln zeigt wer wir sind

12.02.2014 Veröffentlicht von Psychologie und Film 0 Kommentare

Um die Menschen zu schützen, die ihm wichtig sind, und gleichzeitig das Verbrechen in der Stadt zu bekämpfen, braucht er eine Maske, ein Doppelleben: Tagsüber ist er Bruce Wayne, der arrogante, verwöhnte Millionärssohn und nachts ist er Batman.

Batman zu werden ist die logische Konsequenz aus dem, was Bruce in den vergangenen Jahren gelernt hat. Er hat gelernt, dass alle Menschen Angst haben, auch Kriminelle. Er hat gelernt, dass alle Menschen das Unbekannte fürchten. Er hat gelernt, dass die Menschen über Angst, etwas zu verlieren, besonders zu manipulieren sind. Also muss er, um Angst unter den Verbrechern der Stadt zu verbreiten zu einem schrecklichen Gedanken werden, zu einem Symbol. Die Fledermaus, ein Tier der Nacht, das ihm selbst soviel Angst gemacht hat, liegt da als Symbol nahe. Um sich selbst und die Menschen die ihm wichtig sind zu schützen, kann nur Alfred wissen, wer er nachts ist. Im Grunde ist es Alfred, der ihn daran erinnert, dass er ein Leben bei Tag braucht und etwas, dass seine vielen blauen Flecken aus den Kämpfen mit den Verbrechern bei Nacht erklärt. Und so kämpft er in der Nacht gegen die Korruption und das Verbrechen in der Stadt. Tagsüber spielt er den verwöhnten Millionärssohn, der nichts von Batman hält und sich nicht für Politik interessiert.

Als der verwöhnte Millionärssohn Rachel wiederbegegnet ist diese von ihm enttäuscht. Bruce will seine Tarnung nicht auffliegen lassen und so muss er hinnehmen, dass Rachel ihm sagt, dass es nicht darauf ankommt, wer er innen drin ist, sondern dass sein Handeln zeigt, wer er wirklich ist.

Zu gerne würde er Rachel sagen, was er wirklich macht, aber um seinetwillen und ihretwillen kann er es nur andeuten, indem er ihr sagt, innendrin sei er anders. Und wieder bekommt er ein starke Botschaft von Rachel: Sein Handeln gibt den Ausschlag, wer er ist, nicht das, was er denkt.

Wie oft denke ich mir das, wenn ich mich mal wieder nicht traue, etwas zu sagen, obwohl mich etwas nervt. Wie oft denke ich das, wenn ich lese, es gab so und so viele Zeugen und keiner hat etwas getan. Wir sind, wie wir handeln. Es spielt keine Rolle, was wir denken, wenn wir nicht danach handeln! Harte Erkenntnis! Ernüchternde Wahrheit, auch für mich.

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Link zum Film auf IMDB.com, der meist englischsprachigen größten Filmdatenbank.
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Von Christopher Nolan und David S. Goyer auf IMDB.com

Her mit der Ohnmacht! – Über den Sinn und Unsinn von Schuldgefühlen

25.01.2014 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wozu Schuldgefühle gut sind? Für Sie sind diese Gedanken und Gefühle lästig und störend, aus psychologischer Sicht sind sie eine Überlebensstrategie und erfüllen eine wichtige Funktion. Sie geben uns Sicherheit.

Sicherheit, werden Sie fragen? Ja, Sicherheit. Wenn Sie Sich für etwas schuldig fühlen, dann glauben Sie doch, dass Sie etwas Negatives zu verantworten haben. Oder? Wenn Sie Sich schuldig fühlen, dann glauben Sie doch, etwas Negatives bewirkt zu haben, es ausgelöst, es irgendwie gemacht zu haben.

Wenn Sie etwas gemacht haben, dann haben Sie doch entschieden, es zu machen, oder nicht? Wenn Sie es entschieden haben, können Sie auch entscheiden, es nicht mehr zu tun. Das bedeutet, wenn Sie etwas Negatives verursacht haben, für das Sie Sich dann schuldig fühlen, dann können Sie in Zukunft entscheiden, es nicht mehr zu tun.

Und das bedeutet, wenn Sie Sich entscheiden, etwas nicht mehr zu tun, dass dann das Negative auch nicht mehr passieren kann.

Alles logisch soweit, oder?

Ein Beispiel: Wenn Sie in einer Bank arbeiten und zum Geburtstag eines Familienmitglieds wollen, werden Sie einen Kollegen fragen, ob er Ihre Schicht an der Kasse übernehmen kann. Der Kollege sagt zu und einen Tag später erfahren Sie, dass die Bank überfallen und Ihr Kollege dabei schwer verletzt wurde.

Viele Betroffene in ähnlichen Situationen glauben, dass Sie am Unglück des Kollegen schuld sind. Sie fühlen Sich, als hätten Sie ihn selbst und eigenhändig verletzt. Sie glauben, wenn Sie nicht gefragt hätten, die Schicht zu tauschen, dass dann nichts passiert wäre.

Der Denkfehler besteht nur darin, dass all das nicht passiert wäre, wenn der Bankräuber entschieden hätte, den Banküberfall nicht zu machen. Das allein ist die Ursache dafür, dass der Kollege verletzt wurde. Dass es den Kollegen erwischt hat, war Zufall, wären Sie dagewesen, hätte es Sie erwischt oder vielleicht eine andere Person. Allein der Bankräuber hätte verhindern können, dass niemand zu Schaden kommt, indem er den Raub gar nicht erst unternommen hätte.

Es gibt viele Beispiele, in denen wir glauben – man kann schon fast sagen, uns einbilden – etwas bewirkt zu haben, auf das wir keinerlei Einfluss hatten. Immer dann, wenn Sie Sich schuldig fühlen, sollten Sie gut prüfen, ob Sie es tatsächlich hätten verhindern können und wer die echte, unmittelbare Ursache für etwas gesetzt hat.

Wenn es kein Unfall ist, dann ist es immer der Täter, der die volle Verantwortung für die Folgen seines Tuns hat.

Aber unser Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle (Grundbedürfnisse) ist so groß, dass wir uns lieber schlecht, schuldig fühlen, weil wir uns einbilden, etwas verursacht zu haben, auf das wir keinen Einfluss hatten, als zu akzeptieren, dass es Dinge im Leben gibt, denen wir ohnmächtig ausgeliefert sind.

Üben Sie Sich darin zu akzeptieren, dass Ohnmacht zum Leben dazu gehört. Ja, wir haben Einfluss auf unser Leben. Ich stelle mir immer vor, dass ich in 80% meiner Lebenssituationen beeinflussen kann, wie diese Situationen verlaufen. Wahrscheinlich ist auch diese Annahme noch ziemlich „größenwahnsinnig“.

Aber bei 80% Kontrolle, gibt es eben auch 20% Ohnmacht. Und immer, wenn mir eine Situation begegnet, die schlecht läuft, prüfe ich gut, ob ich es wirklich hätte beeinflussen können oder aber diesmal eine 20%-Ohnmacht-Situation erlebe. So muss ich mich nicht dauerhaft schuldig fühlen für etwas, auf dass ich nie Einfluss hatte, sondern muss für die Dauer der Situation aushalten, dass ich keinen Einfluss habe. Das ist auch unangenehm, aber weniger größenwahnsinnig und dauert deutlich kürzer. Denn wenn die Ohnmachts-Situation vorbei ist, kann ich wieder Einfluss nehmen. Dann kann ich wieder für meine Sicherheit sorgen und mich gut dabei fühlen.

Grundbedürfnisse, Teil 5: Wertschätzung und Selbstwert

16.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 2 Kommentare

Schon im Artikel Grundbedürfnisse 2: Liebe und Bindung konnten Sie lesen, dass Wertschätzung sogar eine Liebessprache sein kann. Auch ohne die Bedeutung als Liebesprache haben wir als Menschen das Bedürfnis wertgeschätzt zu werden und uns wertvoll fühlen zu dürfen.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

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Wenn Sie immer wieder die Erfahrung machen müssen, abgewertet zu werden, dann verursacht das in Ihnen eine Spannung und Sie werden Sich wertlos und unfähig fühlen. Um dieser Spannung etwas entgegen zu setzen, gibt es zwei häufige Überlebensstrategien.

Sie könnten Sich größer machen als Sie sind oder Sich kleiner machen als Sie sind. Ohne korrekte Rückmeldung darüber, dass Sie wertgeschätzt werden und was Sie können, wird es Ihnen schwerfallen sich in dem, was Sie können und wer Sie sind, sicher zu fühlen. Deswegen werden Sie zu einer der beiden Grundstrategien Zuflucht nehmen.

In der Schematherapie werden die Überlebensstrategien, die mit Selbstwert zu tun haben als (1) Unterwerfung/Unterordnung und (2) Aufopferung und als (3) Streben nach Zustimmung und Anerkennung (Beachtung suchen) bezeichnet.

Sie können die Spannung verkleinern, indem Sie der Erfahrung und der Abwertung „glauben“ und anfangen, über sich selbst so zu denken, wie Sie es gesagt oder signalisiert bekommen: „Ich bin wertlos, das stimmt“. Es wird Ihnen dann nicht gut gehen, aber die Spannung wird kleiner. Im Grunde haben Sie keine Wahl: wenn Sie immer wieder abgewertet werden MÜSSEN Sie reagieren und die Spannung verringern. In jungen Jahren bleibt Ihnen nichts anderes übrig als zu glauben, die Erwachsenen um Sie herum haben Recht.

Jemand, der sich anderen ständig unterordnet, der keine eigene Meinung hat, nicht Nein sagen, kann, obwohl er etwas nicht will, und zu allem Ja und Amen sagt (Unterwerfung/Unterordnung) geht diesen Weg, um die Spannung klein zu halten. Jemand, der sich unterordnet, lässt alles mit sich machen. Daran erkennt man, dass dahinter häufig der Gedanke steckt „Ich habe das verdient. Ich bin wertlos“.

Das Gleiche gilt für jemanden, der sich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit für andere aufopfert (Aufopferung). Das ist eine weitverbreitete „Krankheit“ in Helferberufen. Ich behaupte sogar, dass Aufopferung in 90% der Fälle als Überlebensstrategie eines geringen Selbstwertes stattfindet. Die fehlende Fähigkeit, gut für sich zu sorgen, sich abzugrenzen und mit den eigenen Kräften zu haushalten, sind alles Anzeichen dafür, dass jemand sich aufopfert, um sich wenigstens ein bisschen wertvoll zu fühlen. Menschen, die sich aufopfern sind in unserer Gesellschaft gern gesehen. Es ist eine Möglichkeit, hin und wieder Lob zu bekommen. Nur der Preis dafür ist sehr hoch: Burnout – in anderen Worten Depression, ständige Überforderung.

Erlebt jemand schon in frühen Jahren sehr viel Abwertung (Du taugst nichts, Du kannst froh sein, dass wir Dir was zu essen geben, Du bist zu nichts nütze, Du kannst das sowieso nicht, Du bist zu blöd), dann können daraus auch andere schwere psychische Beschwerden entstehen.

Jemand, der nach Zustimmung und Anerkennung strebt (Beachtung suchen) kann dies tun, indem er sich darum bemüht, immer besondere Leistungen zu erbringen, seine Arbeit immer perfekt zu erledigen und länger zu arbeiten als er oder sie müsste. Manch einer fragt vielleicht auch mal nach oder sagt: Habe ich das nicht super gemacht? Diese Menschen wirken auf andere oft, als würden sie sich immer in den Vordergrund drängen oder nach Komplimenten fischen. Das führt immer wieder dazu, dass die anderen drum herum irgendwann genervt sind und die Person ihren Anteil an Lob und Anerkennung nicht bekommt. Doch auch das führt nicht unbedingt dazu, dass diese Person merkt, dass ihre Überlebensstrategie nicht zielführend ist. Manchmal entsteht aus der Verzweiflung um die fehlende Beachtung dann eine weitere Überlebensstrategie: Andere abzuwerten und damit „kleiner“ zu machen als sich selbst. Aber auch das führt nur dazu, dass am Ende das Umfeld genauso angespannt und voller Wertlosigkeitsgefühle ist, wie die Person, die versucht mit diesen ungünstigen Strategien zu überleben.

Was Sie tun können?

Fangen Sie an, den giftigen Gedanken „Ich bin wertlos“ durch den gesunden Gedanken „Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich im Moment gerade bin“ (Giftige Gedanken) zu ersetzen.

Sammeln Sie täglich Erfahrungen, die Ihnen zeigen, dass Sie gemocht werden, dass jemand Ihre Leistungen gesehen hat und Sie vielleicht sogar dafür gelobt hat. Schreiben Sie in einem Schulheft oder einem Buch auf, wo Sie freundlich behandelt werden, denn das ist Ausdruck von Wertschätzung. Schreiben Sie all das auf, damit Sie es nicht vergessen und Sich selbst jeder Zeit daran erinnern können, dass es Menschen gibt, die Sie mögen und die Sie schätzen und die sehen und wertschätzen, was Sie können.

Fertigen Sie Sich eine Liste an, was Sie alles können (siehe Download, wie auch in PTBS 10 beschrieben), damit Sie Sich immer wieder selbst daran erinnern können, was Sie schon alles können.

Weiter mit Grundbedürfnisse 6.

Download

StärkenAnkreuzen_Liste

Grundbedürfnisse, Teil 2: Liebe und Bindung

07.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 0 Kommentare

Da psychische Grundbedürfnisse wie körperliche Grundbedürfnisse funktionieren, ist der Kreislauf grundsätzlich der gleiche. Jedoch die Folgen sind andere.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

Der Spannungszustand hinsichtlich des Grundbedürfnisses Bindung/Liebe entsteht, wenn wir über eine gewisse Zeit keine Rückmeldung darüber haben, dass wir geliebt werden und zu einer Familie oder einer Gruppe von Menschen dazugehören, die uns lieben. Dann fühlen wir uns zunehmend „ungeliebt“ (Mangelzustand).

Für einen Säugling kann dies sogar zu einem lebensbedrohlichen und tödlichen Mangel werden. Es gibt Beobachtungen, dass Säuglinge, obwohl sie gefüttert und gewickelt werden, sterben, wenn sie keine emotionale Zuwendung bekommen.

Die Frage ist nun, wie Ihre Bewältigungsstrategien aussehen, was Sie gelernt haben, um diese Spannung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wissen Sie, was Sie tun, um Sich geliebt zu fühlen? Was Sie brauchen, um Sich geliebt zu fühlen?

Was haben Sie gelernt? Wie war das in Ihrer Familie? Haben Sie gesagt bekommen, dass Sie geliebt werden? War es spürbar, dass Sie geliebt werden? Wurden Sie in den Arm genommen? Hatte jemand Zeit für Sie? Hat Ihnen jemand geholfen, als Sie Hilfe brauchten? Bekamen Sie kleine Herzensgeschenke? Wurden Sie gelobt und bekamen Anerkennung selbst für Kleinigkeiten?

Gary Chapman hat das Konzept der 5 Sprachen der Liebe entwickelt. Demnach haben wir alle eine Muttersprache der Liebe. Die fünf Muttersprachen, die es gibt, nennt er:

  • Lob und Anerkennung
  • Zeitgeschenke / Zweisamkeit
  • Geschenke, die von Herzen kommen
  • Hilfsbereitschaft
  • Zärtlichkeit / Körperkontakt

Spricht jemand Ihre Muttersprache der Liebe, dann fühlen Sie Sich geliebt. Wissen Sie, welche Liebessprache Ihre ist? Falls nicht, können Sie auf dieser Seite einen kostenlosen Test machen, welches Ihre Liebessprache ist. Es gibt auch eine Version für Singles.

Finden Sie heraus, was Ihre Liebessprache ist. Aber wichtiger noch, finden Sie heraus, welche Liebessprachen die Menschen in Ihrem Umfeld sprechen. Sie können dann jeden auf dieser Ebene ansprechen und ihm oder ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden. Das ist ein Anfang: Liebe schenken.

Wenn Sie Sich geliebt fühlen, ist dadurch das innere Gleichgewicht hergestellt.

Das Gute an diesem Bedürfnis ist, dass wir uns so eine Art Liebes-Fettpolster oder Liebes-Winterspeck zulegen können. Dr. Chapman nennt es unseren Liebestank. Die Vorstellung dahinter ist, dass Sie wie bei anderen Bedürfnissen auch, eine Weile ohne Liebesbekundungen von außen auskommen können, weil Sie durch das Immer-wieder-Auffüllen Ihres Liebestanks vor allem in der Kindheit gelernt haben, dass Sie liebenswert sind.

Auf Dauer jedoch benötigen wir als soziale Wesen die Rückmeldung von anderen.

In einer Zeit des Wartens, also wenn Sie auf Ihren Liebes-Winterspeck angewiesen sind, können Sie das Gefühl, liebenswert zu sein, aufrechterhalten, indem Sie Dinge unternehmen, die Ausdruck Ihrer Selbstliebe sind.

Je nach Liebesmuttersprache können das unterschiedliche Maßnahmen sein.

  • Lob und Anerkennung: Loben Sie sich laut selbst. „Gut gemacht!“, gönnen Sie Sich eine Belohnung.
  • Zeitgeschenke/Zweisamkeit: Schenken Sie Sich eine Beratung, eine Psychotherapie, suchen Sie Sich Leute, mit denen Sie Ihre Freizeit gestalten können, oder gönnen Sie Sich Einzelunterricht in etwas, das Sie schon immer mal lernen wollten.
  • Geschenke, die von Herzen kommen: Erfüllen Sie Sich einen kleinen oder großen Traum, schenken Sie Sich selbst Kleinigkeiten, achten Sie auf die Schönheit am Wegrand.
  • Hilfsbereitschaft: Gönnen Sie Sich Hilfe: fragen Sie jemanden um Unterstützung oder schenken Sie Sich eine Putzhilfe, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
  • Zärtlichkeit/Körperkontakt: Gönnen Sie Sich Massagen oder bitten Sie eine Freundin oder einen Freund, Sie in den Arm zu nehmen, oder suchen Sie Sich eine Kuschelgruppe (z.B. Kuschelpartie).

Seien Sie erfinderisch, wie Sie gut zu sich selbst sein können, um Ihre Liebe zu Sich selbst auszudrücken.

Ich würde mich freuen, von ein paar weiteren Ideen zu hören.

Und was passiert, wenn es schief geht? Wenn wir niemanden hatten, der uns das Gefühl gab, geliebt zu sein?

Da es sich um ein überlebensnotwendiges Bedürfnis handelt, entwickeln Kinder ganz unterschiedliche Strategien, um sich ein bisschen geliebt fühlen zu dürfen. Sprechen die Eltern die Liebessprache des Kindes nicht, oder sind einfach aufgrund Abwesenheit oder Unfähigkeit nicht in der Lage, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieben, dann werden Kinder kreativ.

Eine verbreitete Überlebensstrategie ist es, herauszufinden, was der andere braucht oder will und das gegen „Liebe“ einzutauschen. Kinder machen den Haushalt, Kinder räumen ihr Zimmer auf, Kinder sind immer brav, Kinder trotzen und machen Ärger, Kinder werden aggressiv, Kinder sind gut in der Schule, weil es dafür Zuwendung gibt, Kinder sind für Ihre Eltern da, kümmern sich um deren Bedürfnisse und später dann um nur um die Bedürfnisse von anderen. Mädchen lernen, Sex mit Liebe zu verwechseln. Auch das ist relativ verbreitet. Kinder lernen also, dass sie etwas dafür tun müssen, um geliebt zu werden. Das ist meist anstrengend und selten befriedigend. Am Ende dieser ungünstigen Bewältigungsstrategien können schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen stehen.

Ideal wäre es, wenn Sie Sich um Ihrer Selbst wegen geliebt fühlen dürften. Wenn Sie so sein dürfen, wie Sie gerade sind und trotzdem von jemandem geliebt werden. So sollte es zwischen Eltern und Kindern sein. Leider haben wir in diesem Land immer noch zu viele verletzte und deswegen unfähige Eltern und damit reichlich Kinder, die sich nicht liebenswert finden.

Umso wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu lieben oder zu lernen, sich selbst zu lieben, wenn es sonst schon keiner tut oder getan hat, und sich selbst so zu akzeptieren, wie man gerade ist. Das ist eine Haltung sich selbst gegenüber, die in meiner Arbeit sehr zentral ist. Ein Glaubenssatz, den viele meiner Klienten üben, üben, üben dürfen (siehe auch  Giftige Gedanken), um kindliche Überlebensstrategien mit erwachsene Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.

Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin.

Weiter bei Grundbedürfnisse 3.

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Hier geht es zur Homepage der 5 Sprachen der Liebe (auf Englisch)
Link zu 5 Sprachen der Liebe auf Wikipedia.
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