„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Sicherheit"

Leserfrage: Warum bezeichnen Sie Emotionale Anteile als „Hausbesetzer“? (Teil 2)

01.07.2020 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Sie können sich den Artikel auch auf YouTube von mir vorlesen lassen und in den Kommentaren Fragen stellen.

Anregung: (Hoch-)Emotionale Anteile als „Hausbesetzer“ zu bezeichnen erscheint mir nicht als der passende Begriff. Ein Ziel für Menschen mit Stimmen-Erleben aus dem dissoziativem Spektrum ist, einen wohlwollenden gemeinschaftlichen Kontakt zu lernen. Kommunikation mit dem Innen-(Er)leben ist das wichtigste Ziel, um Kompromisse zu schließen und nicht einen einzigen „Bestimmer“ zu haben. Emotionale Anteile haben ihre Gründe, weshalb sie was wie zu welcher Zeit mitteilen, sie haben es nicht anders erlernt in der Vergangenheit, wissen sich nicht anders zu helfen, können sich nicht anders ausdrücken, übernahmen „alte Schallplatten“ von toxischen Menschen und geben sie ungefiltert wieder. Ungewollte oder unangepasste Anteile zu „entsorgen“ ist genau der falsche Weg und erinnert Betroffene an die Aussagen / Verhaltensweisen der Täter (oder welcher Begriff in diesem Zusammenhang als passender erscheint) aus der Vergangenheit.
Innere Kommunikation ist meiner Erfahrung nach bei nahtlos allen Betroffenen einer (p)DIS der Schlüssel zum individuellem „heil werden“.

Ein Kommentar unter dem Video: Stefanie Rösch liest: Was ist mit mir los? Ich höre 4 verschiedene Stimmen in meinem Kopf.

Sicherheitsbeauftragte. Foto von PhotoMIX Company von Pexels

Die psychologische Ebene (Fortsetzung)

Ich hatte im letzten Artikel vom Sicherheitsbeauftragten gesprochen. Das ist die Innenperson, die in Therapie gekommen ist, um zu lernen, wie sie die Gewalt beenden kann und damit die Beschwerden. Sie will lernen, für Sicherheit zu sorgen. Dafür ist es notwendig, der Chef oder die Chefin eines Teams zu sein. Denn Sicherheit funktioniert nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen.

Ein guter Chef hat das Wohlbefinden und die Sicherheit aller im Team im Blick.

Er oder sie ist in der Lage, sein Team so zu führen, dass es allen gut geht.

Das ist das Ziel und das ist nicht leicht. Dazu gehört auch, manchen im Team ihre Grenzen aufzuzeigen. Manchmal ist es nötig ihnen zu zeigen, wo die Art und Weise wie sie ihren Job machen, eher eine Gefährdung für das Team darstellt und dass sie es deswegen nicht mehr so machen dürfen. Klar wird ein guter Chef fragen, ob die Person bereit ist, neue Strategien zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Aber wenn jemand nicht dazu bereit ist und weiterhin die Sicherheit des ganzen Teams gefährdet, dann muss ein guter Chef zum Schutz des Teams auch mal jemanden entlassen.

Insgesamt ist das natürlich nur ein Bild für eine sehr grobe Richtung von Entwicklung.

Ein funktionierendes Team ist das Ziel.

Das Team funktioniert dann, wenn es als Team gut zusammenarbeiten kann. Kein Team ab einer bestimmten Größe funktioniert so, dass alle immer mitreden und mitentscheiden können. Das geht nicht. In einem Team hat jeder seine Aufgabe. Eine unersetzliche, wichtige Aufgabe. Natürlich kann man abstimmen, was man essen will oder jeden reihum mal entscheiden lassen. Gleichzeitig sollte man Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen nehmen. Auch gesundheitliche Konsequenzen (z.B. eine Allergie) wollen berücksichtigt werden. Das würde man in der Äußeren Welt auch tun.

Wenn es um die Sicherheit geht, ist keine Zeit für Diskussionen.

Da geht es nicht darum, wem was gefällt, sondern darum, dass alle sicher sind. Dafür braucht es eine Führungskraft.

Bei einem Großeinsatz der Polizei kann man nicht erst abstimmen, wer was machen will oder für richtig hält. Alle, die am Einsatz beteiligt sind, hören auf das Kommando von einem Einsatzleiter. Alle haben ein intensives Training, um auch in schwierigen Situationen schnell reagieren zu können. Nur so können gefährliche Einsätze bewältigt werden.

Das gleiche gilt in meinem Modell für die Innere Welt. Das Ziel ist es dafür zu sorgen, dass dem Körper und damit allen, die ihn teilen, kein Leid mehr geschieht, keine Gewalt mehr angetan wird.

Es muss jemanden geben, der dafür zuständig ist und das absolute Kommando über den Körper hat.

Der- oder diejenige ist dafür zuständig, gefährliche Situationen zu erkennen und sich davon fernzuhalten oder angemessen zu wehren. Eine lange Diskussion darüber kann nicht funktionieren. Unmittelbare Gefahr braucht schnelles, automatisiertes Verhalten. Sich in der Öffentlichkeit sicher bewegen zu können, benötigt sehr konkretes Wissen darüber, wie das geht. Für diese Dinge ist der Sicherheitsbeauftragte verantwortlich, und zwar allein. Das Team muss mitziehen, sonst kann es nicht gelingen.

Groupis versuchen den Sicherheitsbeauftragen zu behindern.

Das machen sie nicht, weil sie es nicht besser wissen, sondern weil sie sich den Tätern verpflichtet fühlen. Jedes vernünftige Gespräch wird verweigert. Sie sind aggressiv und nicht bereit, ihre Gewaltbereitschaft aufzugeben.

Teammitglieder behindern den Sicherheitsbeauftragten auch, aber Teammitgliedern kann man erklären, warum ihr Verhalten nicht mehr hilfreich ist. Sie sind bereit zu lernen, wie man es anders machen müsste, wenn man in der „normalen“ Äußern Welt leben will und nicht nur im Umfeld von Tätern, inneren oder äußeren. Teammitglieder sind in der Regel bereit, neues Verhalten zu lernen oder in Rente zu gehen. Die meisten gehen gerne in Rente.

Die Aufgabe von Teammitgliedern ist, auf Erinnerungen aufzupassen.

Manchmal machen sie das alleine, manchmal gibt es ein kleines Unterteam, was auf eine Erinnerung aufpasst. Sie wollen den Sicherheitsbeauftragten schonen, weil sie ihn nicht für kompetent genug halten, für Sicherheit zu sorgen und die Erinnerungen selbst zu (er-)tragen.

Der Sicherheitsbeauftragte, will von diesen Erinnerungen möglichst viel wissen, damit er die Täter besser kennenlernt und weiß wie die sich verhalten. Das wiederum hilft in Zusammenarbeit mit der Therapeutin, um geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Wenn der Sicherheitsbeauftragte die Erinnerung eines Teammitglieds kennt, kann es sein, dass die Aufgabe des Teammitglieds erfüllt ist. Weil die Aufgabe anstrengend ist, sind diese Teammitglieder oft froh, wenn sie an einem sicheren Ort in Rente gehen dürfen.

In der Äußeren Welt entscheide ich, mit wem ich Kontakt habe.

Diese Entscheidung ist nicht immer einfach und auch nicht unbedingt leicht umzusetzen. Dennoch habe ich die Freiheit zu entscheiden, mit wem ich meine Zeit verbringen will und mit wem nicht.

Ich bin der Meinung, das gleiche Recht habe ich in der Inneren Welt auch. Wenn mir in der Inneren Welt jemand schaden will, dann darf ich mich wehren. So wie im Außen auch.

Das ist für mich eine Voraussetzung dafür, um sich dann auch in der äußeren Welt erfolgreich gegen Menschen wehren und distanzieren zu können, die mir schaden, gewollt oder ungewollt.

Das ist mal mein grobes Grundmodell, wie das mit Menschen und mit einer DIS funktioniert. Natürlich kann man da noch ganz viel darüber sagen und schreiben. Aber das soll für heute reichen.

Wenn es Sie interessiert, warum ich das Wort „Hausbesetzer“ benutzt habe, dann schauen Sie wieder vorbei. Der nächste Artikel wird sich damit beschäftigen.

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

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Leserfrage: Warum bezeichnen Sie Emotionale Anteile als „Hausbesetzer“? (Teil 1)

28.06.2020 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Anregung: (Hoch-)Emotionale Anteile als „Hausbesetzer“ zu bezeichnen erscheint mir nicht als der passende Begriff. Ein Ziel für Menschen mit Stimmen-Erleben aus dem dissoziativem Spektrum ist, einen wohlwollenden gemeinschaftlichen Kontakt zu lernen. Kommunikation mit dem Innen-(Er)leben ist das wichtigste Ziel, um Kompromisse zu schließen und nicht einen einzigen „Bestimmer“ zu haben. Emotionale Anteile haben ihre Gründe, weshalb sie was wie zu welcher Zeit mitteilen, sie haben es nicht anders erlernt in der Vergangenheit, wissen sich nicht anders zu helfen, können sich nicht anders ausdrücken, übernahmen „alte Schallplatten“ von toxischen Menschen und geben sie ungefiltert wieder. Ungewollte oder unangepasste Anteile zu „entsorgen“ ist genau der falsche Weg und erinnert Betroffene an die Aussagen / Verhaltensweisen der Täter (oder welcher Begriff in diesem Zusammenhang als passender erscheint) aus der Vergangenheit.
Innere Kommunikation ist meiner Erfahrung nach bei nahtlos allen Betroffenen einer (p)DIS der Schlüssel zum individuellem „heil werden“.

Ein Kommentar unter dem Video: Stefanie Rösch liest: Was ist mit mir los? Ich höre 4 verschiedene Stimmen in meinem Kopf.

Wenn Sie sich den Artikel mit Ergänzungen vorlesen lassen wollen, können Sie das hier tun.

Liebe Zuschauerin,

danke für Ihren Kommentar. Danke für die Gelegenheit, dieses große Thema weiter zu vertiefen.

Und ich möchte Ihren Kommentar auf zwei Ebenen beantworten

  • Auf der psychologischen Ebene hinsichtlich des Heilungsweges
  • Auf der sprachlichen Ebene hinsichtlich erfolgreicher Kommunikation

Die psychologische Ebene

Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, wenn es um die wohlwollende innere Kommunikation geht. Das ist ein guter Weg.

Meine Erfahrung ist an ein paar Stellen eine andere. Deswegen möchte ich Ihnen einen Teil von meinem „Menschenmodell“ erzählen. Dieses Modell ist die Grundlage für meinen therapeutischen Ansatz. Dieses Modell gibt den groben Weg, die grobe Richtung der Therapie bei DIS für mich und meine Klienten vor. Das heißt, aus diesem Modell leite ich meine Interventionen ab. Es ist für mich nicht das einzige Modell, aber eben das für DIS, also eine Dissoziative Identitätsstörung.

In meinem Modell ist die Innere Welt eine Abbildung der Äußeren Welt.

Meiner Meinung nach können wir nur über „Modelle inneren Erlebens“ sprechen. Kein Mensch kann wirklich verstehen, was ein anderer Mensch in seinem Kopf oder Körper erlebt und wie es sich anfühlt. Deswegen ist es oft so schwer, Worte dafür zu finden.

In meinem Modell funktioniert die Innere Welt nach sehr ähnlichen Regeln wie die Äußere Welt. Das ist meine Annahme, um eine halbwegs gemeinsame Sprache finden zu können.

Die Grafik zeigt die groben Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Die Grafik zeigt die groben Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

In der Äußeren Welt hat jeder einen eigenen Körper. Im Fall einer DIS wird der Körper in der Inneren Welt von allen Innenpersonen geteilt.

Sowohl innen wie außen gilt in meinem Modell das Gesetz der Bundesrepublik Deutschland, dem Land, in dem wir leben.

Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch einen freien Willen hat, die gleiche Annahme mache ich für Innenpersonen. Das ist für mich die Voraussetzung dafür, jeden vollkommen ernst zu nehmen. Das ist für mich auch die Voraussetzung dafür, dass jeder vollverantwortlich für sein Verhalten und dessen Konsequenzen ist, innen wie außen.

Für alle Menschen, mit und ohne DIS, gilt folgendes:

Es gibt Prozesse, die nicht bewusst sind, Erinnerungen, die verdrängt oder weggesperrt wurden und Verhaltensweisen, die automatisiert und damit meist unbemerkt ablaufen.

Insofern gestehe ich es jedem Menschen und Inneren Anteil zu, solange nicht verantwortlich für sein Handeln zu sein, wie es ihm oder ihr nicht bewusst ist.

Also ich gestehe es jemandem zu, dass er unter Alkohol Auto fährt und erwischt wird und mit einer geringen Strafe davonkommt, weil ihm noch niemand gesagt hat, dass er ein Alkoholproblem hat. In dem Moment, wo ihm jemand diese Information gibt, hat die Person die Freiheit zu entscheiden, ob sie sich dafür interessiert oder nicht und in der Folge etwas ändert oder nicht. Unabhängig wie schwer es ist, etwas zu ändern. Von da an sehe ich diese Person grundsätzlich erstmal für alles voll verantwortlich an, was sie tut. Das ist eine Grundhaltung, die den Einzelfall nicht berücksichtigt.

Genau den gleichen Maßstab lege ich an eine Innenperson an. Das macht keine Aussage darüber, wie ich mich im Einzelfall verhalten werde, weil konkrete Situationen immer sehr vielschichtig sind und deswegen genau angeschaut werden müssen. Aber ich schaue es mir aus dieser Haltung heraus an.

In meinem Modell gibt es verschiedene innere Anteile.

Solche, die entstanden sind, weil das betroffene Kind in einer lebensfeindlichen Umgebung überleben musste, die nenne ich Teammitglieder. Dann gibt es aber auch welche, die explizit und sehr gezielt von den Tätern „hineingeschickt“ wurden, die nenne ich Groupis, also „Fans“ von den Tätern/Täterinnen. Dazu gibt es auch welche, die mir schaden wollen, die wir erstmal als die „Dunklen“ bezeichnen wollen. Sie sind besonders lästig, ohne jetzt weiter darauf eingehen zu wollen.

Verhältnis von Innerer und Äußerer Welt.

In der Äußeren Welt habe ich mit Menschen zu tun, die mir wohlgesonnen sind, Menschen, die mir gegenüber gleichgültig sind, und anderen, die mir aus irgendwelchen Gründen schaden. Es gibt die, die mir unabsichtlich schaden. Das kann im Grunde jeder sein. Aber dann gibt es auch die, die mir absichtlich schaden, die bezeichne ich als Täterinnen und Täter.

Damit es in der Äußeren Welt möglich ist, ein gesundes und gewaltfreies Leben zu leben, braucht es einen Sicherheitsbeauftragten, den nenne ich Chef oder Chefin.

Das ist in der Regel die Person, die in Therapie kommt und keine Lust mehr auf Symptome und Gewalt hat. Diese Person kommt, um zu lernen wie das gehen kann, keine Gewalt mehr zu erleben und gesund zu werden.

Das ist für mich die Sicherheitsbeauftragte.

Das ist die Person, die alles lernen will, um für Sicherheit sorgen zu können. Dazu gehört für mich der Umgang mit Erinnerungsattacken (Flashbacks), Umgang mit der Angst, aber auch Strategien und Techniken zu lernen, wie ich aus dem Kontakt mit Tätern herauskomme, um die Gewalt zu beenden oder sich bei der nächsten Drohung angemessen wehren zu können. Der oder die Sicherheitsbeauftragte muss, um für Sicherheit sorgen zu können, der Teamleiter oder die Teamleiterin sein. Man kann nur dann für die Sicherheit für alle Sorgen, wenn alle am gleichen Strang ziehen und einer weiß wie es geht.

Wie ein gutes Team funktioniert, wie Sicherheit hergestellt werden kann und welche Rolle Groupis und Teammitglieder dabei spielen, darum wird es im nächsten Artikel gehen.

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

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Was passiert in einer Traumatherapie?

01.05.2020 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Die drei wichtigsten Aufgabenbereiche in einer Traumatherapie.

Aus meiner Erfahrung gibt es drei Bereiche, denen eine erfolgreiche Traumatherapie sich widmet. (1) Eine bedrohliche Situation bewirkt eine Stressreaktion, die typische Beschwerden macht. (2) Diese Erfahrung kann unser Selbst- und Weltbild verändern. (3) Außerdem zeigt sie manchmal, dass wir zusätzliche Strategien lernen wollen, um noch besser für unsere Sicherheit zu sorgen.

Diese drei Themen sind Inhalt einer erfolgreichen Traumatherapie. Im Folgenden habe ich das noch ein wenig für Sie aufgeschlüsselt:

Wie werde ich die Erinnerungstacken los?

Das ist die Frage nach den typischen Symptomen, die durch eine traumatische Erfahrung entstehen können. Durch Erinnerungsattacken entstehen alle weiteren Beschwerden von Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Der Link führt Sie an den Beginn meiner Artikelreihe zum Thema PTBS.

Um Erinnerungsattacken loszuwerden, muss das Gehirn den Unterschied zwischen hilfreichen und ungeeigneten Warnreizen kennen. Wenn das Hirn diesen Unterschied gerlent hat, gibt es immer weniger Fehlalarme, sprich Erinnerungsattacken, sprich Flashbacks. Dadurch entsteht Freiheit.

Wie kann ich für meine Sicherheit sorgen?

Als Menschen haben wir verschiedene Grundbedürfnisse. Eines davon ist Sicherheit. Eine traumatische Erfahrung zeigt uns, dass wir nicht für unsere Sicherheit sorgen konnten. Deswegen ist es wichtig, zusätzliches Sicherheitsverhalten zu lernen. Zum einen geht es darum, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und dann Verhaltensstrategien zur Verfügung zu haben, die man anwenden kann.

Wenn man eine Gefahr rechtzeitig erkennt, kann man auch rechtzeitig darauf reagieren. Damit reduziert man das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Unser bester Schutz ist unser Bauchgefühl oder unsere Intuition. In beruflichen oder anderen Situationen, in denen Menschen auf Menschen treffen, ist das rechtzeitige Erkennen der Stressreaktion beim anderen unser bester Schutz.

Angemessene Verhaltensstrategien zu lernen kann sehr schwer sein. Je mehr Gewalterfahrungen jemand gemacht hat, desto mehr neue Strategien sind zu lernen. Das braucht oft einen langen Atem. Jahre von Therapie sind keine Seltenheit. Aber es gibt immer Hoffnung. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass für jeden und jede Heilung möglich ist. Die Frage ist nur, ob Sie bereit sind, den Preis in Anstrengung, Schmerz, Mut und Durchhaltevermögen zu investieren.

Strategien, die das Risiko minimieren, Opfer von Gewalt zu werden sind zum Beispiel: Seinem Bauchgefühl vertrauen / sich selbst vertrauen / rechtzeitig weggehen / sich bekannten Tätern nicht nähern / nein sagen, wenn ich etwas nicht möchte / Hilfe bei anderen holen / die Polizei rufen / an belebte Orte flüchten / laut werden und so weiter.

Wie denke ich über die Welt?

Traumatische Erfahrungen, vor allem wiederholte, können das Selbst- und Weltbild von Betroffenen zu deren Nachteil verändern (giftige Gedanken). Hier ein paar Beispiele für hilfreiche Gedanken: (1) Wenn ich glaube, dass Gefahren zum Leben dazu gehören, tue ich mir leichter damit, mich darauf vorzubereiten. (2) Wenn ich glaube, dass ich nicht alles unter Kontrolle habe, aber das meiste in meinem Leben beeinflussen kann, dann kann ich mich auf alles vorbereiten, worauf man sich vorbereiten kann. Ich kann dann auch akzeptieren, wenn Dinge geschehen, die nicht zu verhindern waren. (3) Wenn ich davon überzeugt bin, dass ich immer die bestmögliche Entscheidung treffe, dann kann ich aus der Vergangenheit lernen, ohne in Schuldgefühlen gefangen zu sein. (4) Wenn ich weiß, dass ich allein dafür verantwortlich bin, wie ich mich fühle, was ich denke und wie ich mich verhalte, dann brauche ich keine Schuldzuweisungen mehr und bin frei. (5) Wenn ich weiß, dass ich wertvoll bin, fällt es mir leichter Hilfe zu holen und anzunehmen. (6) Wenn ich weiß, dass die meisten Menschen wohlwollend sind, dann ist es leichter einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Es gibt viele positive Überzeugungen, die es leichter machen, auch mit negativen oder belastenden Erfahrungen umzugehen.

Eine Traumatherapie wird sich all diesen Themen widmen. Die Kunst in der Zusammenarbeit zwischen Klientin und Therapeutin besteht darin, herauszufinden, welches Thema gerade Vorrang hat. Jeder Mensch ist einzigartig und so ist auch jede Traumatherapie einzigartig.

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

Sicheres Verhalten auf Reisen: Stefanie Rösch im Interview mit Ute Schneider

09.08.2018 Veröffentlicht von Videoinhalte 1 Kommentare

Viel Spaß mit meinem ersten Videointerview:

Noch mehr Sinn: Scharfsinn und Tiefsinn

27.03.2015 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Ist es nicht toll, dass wir als Menschen die Möglichkeit haben zu denken? Dass wir die Dinge in ihrer Tiefe erfassen wollen und das auch können? Dass wir genau hinschauen und scharfsinnige Schlüsse schließen können?

Ich finde das immer wieder großartig und selbst in meiner Praxis treffe ich so viele Menschen, die verstehen wollen. Die sich nicht damit abspeisen lassen: „Das ist so.“ oder „Das ist normal“, sondern die nach dem Sinn, nach den Zusammenhängen suchen. Sie wollen sich selbst verstehen. Ein für viele Menschen existentielles Bedürfnis. Schauen Sie sich an, wie viele Menschen mit Forschen oder Suchen beschäftigt sind. Ein Großteil der Motivation zu forschen ist sicher das Verstehen-Wollen. Würden wir die Frage „Warum?“ stellen, wenn wir darauf keine Antwort wollten? So oft wird diese Frage gestellt.

Bekommen wir eine Antwort, breitet sich Ruhe aus. Es ist als würde etwas seinen Platz finden in uns. Wir fühlen uns für einen Moment sicher und geborgen. Ein Grundbedürfnis ist befriedigt. Gleich darauf, es dauert nicht lang, stellen wir die nächste Frage und setzen uns mit unserem unruhigen Geist wieder in Bewegung. Wie treffend, sind wir doch für Bewegung gemacht (Achtung Gott: Das Bedürfnis der Schöpfung nach Gleichgewicht).

Dr. Caroline Leaf (Giftige Gedanken) schildert in einem Vortrag, dass je tiefer wir eine Sache durchdenken und verstehen, desto gesünder ist der tief denkende Mensch. Wir sind für tiefe Gedanken gemacht. Wir können unsere Welt mit Scharfsinn zerlegen, wie mit einem geschliffenen Messer. In der Tiefe erfassen wir den Sinn für uns. So wie wir in die Tiefen der Meere tauchen, in Höhlen klettern, in den Tiefen des Körpers nach Antworten für Krankheiten suchen oder in die Tiefen des Weltalls vorstoßen, um zu erfahren, dass wir nicht allein sind.

Dabei geht es nicht darum, DEN Sinn zu erfassen, sondern unseren eigenen, ganz einzigartigen Sinn zu finden. Je tiefer man kommt, desto einzigartiger ist dieser Sinn und die Sicht auf die Dinge um uns herum. Wir finden Zusammenhänge, die andere nicht sehen. Wir entdecken Ursache und Wirkung, wundern uns und sind trotzdem fasziniert von unserer Entdeckung. Wir sind in Bewegung mit einem beweglichen Geist, der arbeiten will, erfassen und verstehen will. Schauen Sie sich Kinder an, wie sie lernen wollen, machen wollen, üben wollen, mehr wollen, warum ist das so? Warum ist das anders? Warum?

Einzig die Erstarrung durch Angst hält uns davon ab, unserem inneren Bedürfnis nach Bewegung und Verstehen und Sinn nachzugehen.

Verbringen Sie die Woche doch einmal damit, Ihr Bedürfnis nach Sinn mit Scharfsinn aufzuspüren und den Sinn darin in seiner Tiefe zu erfassen.

Krokusse_AR_2015(c) Anke Rösch, 2015

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