„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Trauma"

Achtung Gott: Psychologie und Film: The Grace Card – Trauma, Vergebung und Gott

27.10.2013 Veröffentlicht von Achtung Gott!, Psychologie und Film 0 Kommentare

Der Polizist Mac McDonald verliert seinen 5 jährigen Sohn Tyler durch einen Verkehrsunfall. 15 Jahre später ist er verbittert, rassistisch und von seiner Familie entfremdet.

Sein Vorgesetzter will Mac aus dessen Einzelgängertum herausholen und dessen Einstellung zu seiner Arbeit ändern. Deswegen befiehlt er Mac und den gerade beförderten Sam Wright bis zu Sams Versetzung als Team zu arbeiten. Mac ist frustriert, weil er bei der Beförderung wieder übergangen wurde und das ausgerechnet wegen Sam, der halb solange Polizist ist wie er und schwarz. Beide sind nicht begeistert von der Vorstellung zusammen arbeiten zu müssen. Sam bemüht sich um eine Beziehung zu Mac, während der ihn wieder und wieder abblitzen lässt.
Macs Frau sucht Hilfe bei einer Familientherapeutin, um die Familie zu retten. Blake, Macs 17 jähriger Sohn, der noch ein Baby war, als sein Bruder Tyler ums Leben kam, kann es seinem Vater nicht recht machen und wendet sich den falschen Freunden zu.
Sams Traum ist es, eine Kirche aufzubauen. Er möchte Pastor sein, hat bereits damit begonnen, aber die Gemeinde will nicht so recht wachsen, so dass er auf seinen Job als Polizist angewiesen bleibt. Er fragt sich, was Gott von ihm will und warum er ausgerechnet Mac McDonald in sein Leben gestellt hat, der für ihn der einzige Mensch ist, dem er nicht mit Nächstenliebe begegnen kann.

Und dann schießt Mac bei einem Einsatz seinen Sohn Blake nieder, der als Einbrecher unterwegs ist.

Auf der psychologischen Ebene ist dies ein Film über einen traumatisierten Polizisten. Einen Vater, der zusehen musste, wie sein 5 jähriger Sohn von einem schwarzen Dealer totgefahren wird. In seinem Schmerz und in seinen Schuldgefühlen wird er Polizist, um dieses Leid für andere zu verhindern. Er hat Flashbacks, wenn er mit schwarzen Straftätern zu tun hat oder Rettungswagen. Er ist wütend auf Gott, von dem er sich verlassen fühlt. Er sieht sich als Opfer in jedem Augenblick seines Lebens, er fühlt sich allein und verhält sich entsprechend ablehnend gegenüber den Menschen, die ihn lieben. Er glaubt, seinen Schmerz als Strafe zu verdienen und betäubt ihn gleichzeitig mit Alkohol. Er verliert mehr und mehr die Kontrolle über sein Leben. Erst in völliger Ohnmacht erreicht Sam ihn. In seiner dunkelsten Stunde kann er sich Gott zuwenden.
Dem Autor ist es gelungen, die Folgen dieses Unfalls auf die Familie realistisch darzustellen. Dank der großartigen Schauspieler sind der Schmerz und dessen zerstörerische Kraft in jeder Entscheidung, in jeder Geste, in jeder Emotion zu spüren.

Die zweite Ebene des Films ist die spirituelle. Der Film entstand als Projekt einer christlichen Gemeinde. Alle Jobs, einschließlich der Schauspieler waren Christen und Laien. Michael Joiner, der Mac spielt, ist der einzige Schauspiel-Profi in diesem Projekt.
Nicht-Christen mögen diesen Film kritisieren, weil es ihnen zu viele Zufälle gibt. Genau das macht diesen Film zu einem tollen Beispiel dafür, wie Gott wirkt: Für uns nicht vorhersehbar. Erst im Nachhinein können wir diesen für uns bestimmten Teil seines Plans erkennen. Wir können sehen, dass Gott Mac nie aufgegeben hat, dass er auch Blake nicht aufgeben wird, sondern dass er noch bevor es zu dem Unfall kommt, für die Rettung gesorgt hat.
Erst als Mac nichts mehr unter Kontrolle hat, kann Gott ihm zeigen, dass er immer noch in Kontrolle ist. Alles, was Mac tut ist, sich Gott wieder zuwenden.
Gott wirkt durch Menschen wie Sam und dessen Großvater, der ihm sagt, dass der Dienst für Gott nicht in einer Kirche stattfindet, sondern auf den Straßen, mitten im Leben. Dieses Bild hat mir sehr gefallen, zumal ich es neulich in einer Predigt hörte: Es geht nicht darum zu sagen, dass man Christ ist, sondern als Christ zu leben.

Persönlich hat mich dieser Film auch deswegen so berührt, weil ich in meiner Arbeit als Traumatherapeutin die Macht der Vergebung, wie sie hier ganz am Ende des Films gezeigt wird, schon erlebt habe. Es gibt nichts Heiligeres und Heilsameres als wenn Täter echte Verantwortung für ihre Taten übernehmen, die vollen Konsequenzen für ihr Handeln tragen und ihre Opfer dann um Vergebung bitten. Wenn die Vergebung vom Verletzten gewährt werden kann, dann kann es echten Frieden zwischen Täter und Opfer geben.

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Link zum Film auf IMDB.com, der meist englischsprachigen größten Filmdatenbank.
Hier der Amazon-Partnerlink zur DVD The Grace Card (auch wenn der Titel englisch ist, gibt es eine gute deutsche Synchronisation. Man muss die Sprache nur entsprechend wählen)

Achtung, teilweise mit Gott: Kampf gegen die Dunklen im inneren Team

24.10.2013 Veröffentlicht von Achtung Gott!, Definitionen, Strategien 0 Kommentare

Ich bekam die Frage, ob man aus den „Dunklen“ in einem inneren Team bei jemandem mit Dissoziativer Identitätsstörung (DIS) durch Verhandeln aus Saulussen Paulusse machen kann (Geschichte des Saulus und Paulus). Vielen Dank für diese tolle Frage. Hier meine Antwort darauf:

Dass Sie diese Anteile als „Dunkle“ bezeichnen finde ich schon einen tollen Hinweis darauf, dass Sie spüren, dass es nicht nur Täterintrojekte sein könnten. Unter Täterintrojekt verstehen wir Traumatherapeutinnen einfach gesagt Gedanken, Gefühle und Handlungen eines Innenanteils einer traumatisierten Person, welche dem Handeln, Fühlen und Denken des Täters/der Täter im Außen ähneln.

Aus meiner Erfahrung gibt es drei Typen von Dunklen

Echte innere Helfer und Beschützer (1), die noch nicht mitbekommen haben, dass Sie keinen Täterkontakt mehr haben und deswegen ihre Dienste nicht länger gebraucht werden und sie in Rente gehen können.

Innere Dunkle, die nur zu den Tätern gehören (2). Die erkennt man daran, dass sie nicht mit sich verhandeln lassen, nicht bereit sind, an einen sicheren Ort zu gehen, und nur den Schutz der Täter im Blick haben, d.h. Kontaktabbruch fordern, Selbstmord fordern, Selbstverletzung fordern, nur abwerten und nur zerstörerisch gegen den Rest vom Team sind.

Dunkle, die nicht zum Team gehören, sondern von außen angreifen (3). Die erkennt man daran, dass sie christliche Gebete und Lieder, wie das aus dem Video, nicht mögen. Darauf reagieren die wie allergisch und drehen noch auf. Das ist dann aus meiner Erfahrung ein spiritueller Angriff, gegen den nur spirituelles Wehren hilft.

Hilfreiche Strategien gegen Dunkle (Täteranteile)

Am einfachsten ist der spirituelle Angreifer (3) abzuwehren. Aus einem spirituellen Angreifer wird kein Paulus werden. Aber wir haben die Möglichkeit uns dagegen zu wehren, weil wir uns als Christen auf unseren Allmächtigen Gott berufen können. Dunkle Angreifer können wir wegschicken, wenn wir sie im Namen des Allmächtigen Gottes wegschicken. Einem „Im Namen des Allmächtigen Gottes, weiche!“ dreimal wiederholt, weil wir einen dreieinigen Gott haben, muss jeder spirituelle Angreifer weichen, ob er nun will oder nicht. Dazu machen Sie die Übung Liebeskleid und sind gegen spirituelle Angriffe sicher geschützt.

Wenn das Wegschicken nicht hilft, dann ist der Dunkle Angreifer ein echter innerer Angreifer. Der Umgang mit den echten Inneren Dunklen ist schwieriger und langwieriger, weil Sie neuronale Verbindungen in Ihrem Hirn haben, die Sie abbauen und neue dafür aufbauen müssen. Das braucht oft mehr Anstrengung, wie ich in der Artikelreihe Giftige Gedanken beschrieben habe.

Für Echte Helfer und Beschützer (1) und für Dunkle, die nur zu den Tätern gehören (2), habe ich zwei Strategien schon beschrieben. Hier lesen Sie bitte weiter unter Notwehr gegen innere Täter. Dort gibt es die Strategien „In Rente schicken“ und „Ab in die Rakete“.

In Rente schicken lassen sich die echten Helfer und Beschützer (1). Allerdings wollen sie gehört werden und Sie müssen Ihre Helfer davon überzeugen, dass Sie tatsächlich in der Lage sind, für Ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Außerdem bekommt jeder von denen einen eigenen sicheren Ort.

Die Dunklen, die zu den Tätern gehören (2), bin ich mit meinen Klienten bisher nur über die Notwehr nach innen losgeworden. Da Verhandeln nicht möglich ist.

Also, mit wem kämpfen Sie?

Und wundern Sie sich nicht, wenn von jeder Gruppe ein paar dabei sind. Dann heißt es aussortieren und jeden einzeln versorgen.

PTBS, Teil 13: Wann hört das auf und warum ist mir das passiert?

21.10.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 1 Kommentare

Wenn Sie dieser Reihe gefolgt sind, dann haben Sie jetzt eine Menge darüber gelernt, was eine Posttraumatische Belastungsstörung ist und wie Sie mit den Beschwerden umgehen können. Hoffentlich konnten Sie inzwischen erfahren, dass die Beschwerden nachlassen.

Die Beschwerden werden aufhören oder auf ein Niveau zurückgehen, mit dem Sie gut zurechtkommen, wenn die Erfahrung zu Ihrem Leben dazugehören darf. Wenn Sie annehmen können, dass das, was passiert ist, auch ein Teil Ihrer Lebensgeschichte ist. Die meisten Betroffenen können sich mit diesem Gedanken nur schwer anfreunden.

Kein Wunder. Niemand will „das Vergewaltigungsopfer“, „das Folteropfer“, „das Unfallopfer“ oder sonst ein Opfer sein. Aber das ist es, wie viele Menschen Sie im ersten Moment sehen werden oder auch sehen wollen. Frau Kampusch ist ein trauriges Beispiel dafür, wie Betroffene angefeindet werden, wenn sie offen mit den Erfahrungen umgehen, die sie machen mussten. Vor allem dann, wenn „die Öffentlichkeit“ sich besonders dafür interessiert. Auf der einen Seite will ein Großteil „der Menschen“ wissen, möglichst in allen grausamen Details, was jemandem zugestoßen ist. Gleichzeitig weiß dann plötzlich niemand mehr, wie man mit einer Überlebenden umgehen soll und will den Schilderungen derjenigen, die etwas Grausames erlebt haben nicht glauben. Als Schutz vor der eigenen Hilflosigkeit wird dann die Betroffene abgewertet oder sogar für das, was Ihr der Täter angetan hat, verantwortlich gemacht. Ein trauriges Beispiel dafür ist Natascha Kampusch.

Wenn Sie es können, dann entscheiden Sie, wem Sie erzählen, was passiert ist, und auf keinen Fall „der Öffentlichkeit“. Ausnahme ist natürlich die Polizei, wenn Sie eine Anzeige erstatten. Details müssen aus meiner Erfahrung zwar für einen Heilungsprozess in Worte gefasst werden, gehören aber nicht immer in den Kreis der Familie und Freunde.

Vor allem Partner fühlen sich oft sehr hilflos, wenn ihren geliebten Menschen etwas Schlimmes passiert und sie es nicht verhindern konnten. Viele Männer haben große Schwierigkeiten damit, wenn ihre Partnerinnen sexuelle Gewalt erleben mussten. Ich habe schon erlebt, dass die Hilflosigkeit des Partners zu schwerwiegenderen psychischen Störungen führte als die Vergewaltigung für die betroffene Frau. Ich habe auch erlebt, dass Partnerschaften an dem Wissen über die Einzelheiten der Gewalthandlungen zerbrachen. Also seien Sie achtsam damit, wem Sie was erzählen. Partner müssen wissen, WAS passiert ist, damit sie sich informieren und unterstützen können. Aber von Details kann ich aus meiner Erfahrung nur abraten. Die gehören auf ein Blatt Papier wie hier beschrieben (PTBS 11 und 12), oder in den sicheren Raum einer Therapie.

Warum ist mir das passiert?

Das ist eine Frage, deren Antwort Sie für Sich herausfinden sollten. Wenn Sie eine gute Antwort darauf haben, dann kann jede grausame Lebenserfahrung sinnhaft werden. SIE können Ihrer Erfahrung Sinn geben. So wie der Tod einer 12Jährigen durch einen im Schreck abgefeuerten Schuss der eigenen Mutter Jahre später Sinn erfährt. Die Mutter setzte sich fortan gegen die Verbreitung von Waffen ein und gab ihrer traumatischen und schuldbeladenen Erfahrung dadurch einen Platz in ihrer Lebensgeschichte. In diesem Fall gelang dies natürlich nicht ohne entsprechende Psychotherapie bei Donald Meichenbaum, in meinen Augen einem der Väter der modernen Traumatherapie.

Eine Möglichkeit, dieser Warum-ist-mir-das-passiert-Frage auf die Schliche zu kommen, kann sein, sich zu fragen, ob es irgendetwas Gutes gibt, was aus Ihrer belastenden Erfahrung entstanden ist. Wahrscheinlich können Sie das in den ersten Tagen und Wochen noch nicht sehen, aber vielleicht kommt der Zeitpunkt irgendwann, an dem Sie es sehen können. Dann haben Sie Ihre Antwort und damit mehr inneren Frieden.

Eine zweite Frage, die ich mir und meinen Klienten irgendwann stelle, ist: Was können Sie aus dieser Erfahrung lernen? Auch das ist keine Frage für die ersten Stunden nach einer grausamen Erfahrung, sondern für eine Zeit, in der Ihr Alltag wieder Alltag werden durfte. Für eine Zeit, wenn Sie wieder über Ihr Leben bestimmen, wenn Sie wieder entscheiden, ob Sie Sich erinnern wollen oder gerade nicht. Dann wenn die Alpträume aufgehört haben und Sie nicht mehr bei jedem kleinen Geräusch zusammenzucken, dann ist der Raum da, über diese Frage nachzudenken.

Damit schließe ich diese Reihe.

Es kann der Zeitpunkt kommen, an dem Sie Sich wieder frei fühlen von Ihren belastenden Erfahrungen und den aufwühlenden Erinnerungen daran. Solange Sie üben und dran bleiben und alle Unterstützung in Anspruch nehmen, die Sie finden können, solange Sie mutig weitergehen und Ihr Leben selbst gestalten wollen, kann dieser Moment kommen. Auch wenn es manchmal Jahre dauert. Bleiben Sie dran! Geben Sie nicht auf! Sie werden es schaffen! Ich wünsche Ihnen alle Kraft für diesen Weg.

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Es gibt eine gute Dokumentation über Frau Kampusch und die Auswirkungen der Medien auf Ihr Leben:

PTBS, Teil 12: Belastende Erinnerungen in die richtige Form bringen, Teil 2

19.10.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Gestern haben Sie alles aufgeschrieben, woran Sie Sich noch erinnern konnten, so wie es Ihnen gerade eingefallen ist. Heute werden Sie Ihre Erinnerung ordnen.

Erinnerungen ordnen

  1. Schreiben Sie ihre Geschichte noch einmal auf, aber diesmal halten Sie Sich genau an die zeitliche Reihenfolge, in der die Handlungen passiert sind, die Ihnen widerfahren sind. Sortieren Sie die Tatsachen entlang der Zeit, die verging. Erst wenn Sie diesen Teil so gut Sie es heute können fertig haben, gehen Sie weiter zu Punkt 2.
  2. Jetzt überlegen Sie genau, wann Sie bemerkt haben, dass Sie in Gefahr sind. Also wann die belastende Situation begann. Wann genau im Ablauf Ihrer Erinnerung war das? Woran haben Sie gemerkt, dass „es“ jetzt losgeht? War es ein Gedanke? Ein Gefühl? Eine Körperempfindung? Etwas, das jemand getan hat? Etwas in Ihrer Umgebung?
  3. Und so wie es angefangen hat, war „es“ auch irgendwann vorbei. Bei wiederkehrenden Belastungs- und Gefahrensituationen meine ich den Moment, in dem Sie wussten, dass es „für jetzt“ vorbei ist. Woran haben Sie gemerkt, dass Sie jetzt wieder sicher sind? Oder vorerst sicher sind (bei wiederkehrenden Situationen)? War es etwas in Ihrer Umgebung? Ein Gedanke? Ein Gefühl? Eine Veränderung in der Situation? Welches Signal haben Sie bekommen, so dass Sie wussten, jetzt ist es vorbei und ich bin erst mal wieder sicher? Wenn Sie Anfang und Ende Ihrer Belastungssituation kennen, können Sie zum nächsten Punkt gehen.
  4. Schreiben Sie über den Schlimmsten Moment. Was war der schlimmste Moment? Warum war genau dieser Moment der schlimmste? Welche Gedanken hatten Sie? Welche Gefühle waren da? Geben Sie diesen Gefühlen oder diesem einen Gefühl einen Namen, z.B. Atemlose Angst (weil Sie keine Luft mehr bekommen haben und Angst hatten zu sterben) oder brennende Hilflosigkeit (weil Sie sich nicht bewegen konnten, aber Ihre Beine brannten wie Feuer). Sprechen Sie diese Gefühlswörter ruhig auch einmal laut aus. So haben Sie Sich gefühlt!
  5. Wenn Sie den schlimmsten Moment benannt haben, überlegen Sie, ob es einen zweitschlimmsten Moment gab. Wann war der zweitschlimmste Moment? Warum war es so belastend? Welche Gedanken dachten Sie? Welche Gefühle empfanden Sie? Geben Sie den Gefühlen Namen.
  6. Gibt es noch andere, besonders belastende Momente in Ihrer Erinnerung? Schreiben Sie auf, wann diese Momente waren, was Sie dachten und fühlten und geben Sie den Gefühlen eindeutige Namen. Die Namen sind wichtig, damit Sie das Gefühl im Alltag wiedererkennen können, wenn Ihr Hirn die Warnreaktion ablaufen lässt, obwohl gerade keine Gefahr ist (PTBS 2 und PTBS 5).

Jetzt hat Ihre Erinnerung die richtige Form. Bravo!

Genug getan für heute! Das war schwere Arbeit! Vor allem, wenn die Erinnerung eine starke Überlebens-/Stressreaktion auslöst (PTBS 5). Sorgen Sie für Sich! Tun Sie Sich etwas Gutes! Wenden Sie Ihre Stressbewältigungsstrategien an (PTBS 3, 4, 5, 6 und 7)!

Weiter mit PTBS 13.

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Im Download finden Sie eine Anleitung für das Ausdrucksschreiben inspiriert von einem Text (Writing & Health) von Professor James W. Pennebaker.           

Pennebaker_SchreibenGesundheit

PTBS, Teil 11: Belastende Erinnerungen in die richtige Form bringen, Teil 1

18.10.2013 Veröffentlicht von Strategien 2 Kommentare

Wenn Sie entschieden haben, Ihren Erinnerungen nicht aus dem Weg zu gehen, wenn Sie gelernt haben, Ihre Erinnerungsattacken zu steuern und weniger gestresst zu sein, dann wird es Zeit, dass Sie Ihre Erinnerung in die richtige Form für Ihr Gedächtnis bringen, in die richtige Form für Ihr Gehirn.

Die richtige Form ist die Form einer Geschichte. Eine gute Geschichte hat einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Wir verstehen eine Geschichte am schnellsten, wenn sie in der Reihenfolge erzählt wird, in der sie geschah (chronologisch). Unser Gehirn fühl sich am wohlsten, wenn wir unsere Lebenserfahrungen in der Reihenfolge erzählen, in der wir etwas erlebt haben und wenn wir dem Ganzen auch Bedeutung geben. Bedeutung heißt hier, wie wir eine Situation wahrgenommen haben, wie wir sie bewertet haben und schließlich auch, welchen Platz die Erfahrung in unserem Leben hat.

Ein Beispiel: „Als der Säbelzahntiger auf mich zu gerannt kam, dachte ich, der bringt mich um und war wie erstarrt, aber dann kamen die anderen mit ihren Speeren und schrien laut und dann blieb der Tiger stehen und sah ganz verunsichert aus. Als die anderen dann noch mehr rumschrien, konnte ich mich wieder bewegen und mitschreien und dann lief der Säbelzahntiger davon. Der hatte Angst. Wir haben ihn besiegt. So ein Glück.“

Das ist eine Geschichte:

  • Anfang: Der Säbelzahntiger greift an und ich erstarre. Bedeutung: Ich denke, er bringt mich um und erstarre aus Angst.
  • Mittelteil: Die anderen kommen dazu und schützen mich mit Speeren und Geschrei. Der Säbelzahntiger bleibt stehen. Bedeutung: Der Säbelzahntiger sah verunsichert aus.
  • Ende: Der Säbelzahntiger läuft davon, und ich bin wieder sicher. Bedeutung: Der Säbelzahntiger hatte Angst und wir waren Sieger. Das war Glück.

So in etwa. Auf die gleiche Art können Sie Ihre Erinnerung erzählen und aufschreiben. Aufschreiben hat sich bewährt. James W. Pennebaker heißt der Professor, der das Konzept des therapeutischen Schreibens entwickelt und beforscht hat.

Wenn Sie Sich mit Ihrer belastenden Erinnerung beschäftigen, werden Sie wahrscheinlich die Stressbeschwerden wieder erleben (PTBS 2). Deswegen haben Sie geübt und gelernt, wie Sie Sich wieder auf die Gegenwart konzentrieren können (PTBS 3 und PTBS 4). Das heißt, Sie entscheiden, wie viel Stress Sie Sich zumuten wollen! Sie können jeder Zeit aufhören zu schreiben. Schreiben Sie in Einheiten, die Sie bewältigen können. Aber bleiben Sie dran!

Ganz konkret

Schaffen Sie Sich einen Raum und eine Zeit, in der Sie ungestört sind. Wenn wir in der Therapie mit den traumatischen Erinnerungen arbeiten, dann bevorzuge ich einen Vormittag an einem Tag, an dem meine Klientin keine weiteren Termine hat. Gut ist auch ein Freitag, früher Nachmittag. So aktivieren Sie die Stressreaktion nicht kurz vor dem Schlafengehen und haben Zeit, die aufgewühlten Gefühle und die Körperreaktion im Lauf des Tages und des Wochenendes aktiv wieder abzubauen, zum Beispiel durch Bewegung (PTBS 6 und PTBS 7).

Sie können mit Papier und Bleistift schreiben oder direkt am Computer. Sollten Sie nicht schreiben können oder wollen, dann können Sie Ihre Geschichte auch erzählen und aufzeichnen.

Und dann beginnen Sie, die Geschichte aufzuschreiben. Schreiben Sie einfach alles, was Ihnen noch einfällt, egal in welcher Reihenfolge. Schreiben Sie ALLES auf, woran Sie Sich erinnern: Personen, Handlungen der Person/en, Farben, Formen, Gegenstände, Details, Geräusche, Töne, Stimmen, Gerüche, Düfte und Körperwahrnehmungen, Geschmack, Schmerz, Druck, Oberflächen, Untergründe, ein Brennen irgendwo im Körper, Ihren Atem. So viele Details wie Ihnen einfallen. Dazu gehören auch Ihre Gedanken und Ihre Gefühle.

Es kann sein, dass Sie schon während des ersten Aufschreibens das Gefühl haben, Sie müssten die Einzelteile ordnen. Oder Sie merken, dass Sie sich an bestimmte Momente nicht erinnern. Schreiben Sie einfach weiter. Ordnen und ergänzen können Sie später. Schreiben Sie in einem Fluss, ohne auf Rechtschreibung oder Satzbau zu achten. Das kommt alles später.

Einfach schreiben, schreiben, schreiben. Bis alles draußen ist, woran Sie Sich im Moment erinnern.

Und dann haben Sie genug getan für diesen Tag! Das war schwere Arbeit! Vor allem, wenn die Erinnerung besonders belastend war und eine starke Überlebens-/Stressreaktion auslöst (PTBS 5). Sorgen Sie jetzt für Sich! Tun Sie Sich etwas Gutes! Wenden Sie Ihre Stressbewältigungsstrategien an (PTBS 3, 4, 5, 6 und 7)!

Und kommen Sie morgen wieder für den zweiten Teil.

Weiter mit PTBS 12.

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