„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Grundbedürfnisse, Teil 2: Liebe und Bindung

07.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 0 Kommentare

Da psychische Grundbedürfnisse wie körperliche Grundbedürfnisse funktionieren, ist der Kreislauf grundsätzlich der gleiche. Jedoch die Folgen sind andere.

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Der Spannungszustand hinsichtlich des Grundbedürfnisses Bindung/Liebe entsteht, wenn wir über eine gewisse Zeit keine Rückmeldung darüber haben, dass wir geliebt werden und zu einer Familie oder einer Gruppe von Menschen dazugehören, die uns lieben. Dann fühlen wir uns zunehmend „ungeliebt“ (Mangelzustand).

Für einen Säugling kann dies sogar zu einem lebensbedrohlichen und tödlichen Mangel werden. Es gibt Beobachtungen, dass Säuglinge, obwohl sie gefüttert und gewickelt werden, sterben, wenn sie keine emotionale Zuwendung bekommen.

Die Frage ist nun, wie Ihre Bewältigungsstrategien aussehen, was Sie gelernt haben, um diese Spannung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wissen Sie, was Sie tun, um Sich geliebt zu fühlen? Was Sie brauchen, um Sich geliebt zu fühlen?

Was haben Sie gelernt? Wie war das in Ihrer Familie? Haben Sie gesagt bekommen, dass Sie geliebt werden? War es spürbar, dass Sie geliebt werden? Wurden Sie in den Arm genommen? Hatte jemand Zeit für Sie? Hat Ihnen jemand geholfen, als Sie Hilfe brauchten? Bekamen Sie kleine Herzensgeschenke? Wurden Sie gelobt und bekamen Anerkennung selbst für Kleinigkeiten?

Gary Chapman hat das Konzept der 5 Sprachen der Liebe entwickelt. Demnach haben wir alle eine Muttersprache der Liebe. Die fünf Muttersprachen, die es gibt, nennt er:

  • Lob und Anerkennung
  • Zeitgeschenke / Zweisamkeit
  • Geschenke, die von Herzen kommen
  • Hilfsbereitschaft
  • Zärtlichkeit / Körperkontakt

Spricht jemand Ihre Muttersprache der Liebe, dann fühlen Sie Sich geliebt. Wissen Sie, welche Liebessprache Ihre ist? Falls nicht, können Sie auf dieser Seite einen kostenlosen Test machen, welches Ihre Liebessprache ist. Es gibt auch eine Version für Singles.

Finden Sie heraus, was Ihre Liebessprache ist. Aber wichtiger noch, finden Sie heraus, welche Liebessprachen die Menschen in Ihrem Umfeld sprechen. Sie können dann jeden auf dieser Ebene ansprechen und ihm oder ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden. Das ist ein Anfang: Liebe schenken.

Wenn Sie Sich geliebt fühlen, ist dadurch das innere Gleichgewicht hergestellt.

Das Gute an diesem Bedürfnis ist, dass wir uns so eine Art Liebes-Fettpolster oder Liebes-Winterspeck zulegen können. Dr. Chapman nennt es unseren Liebestank. Die Vorstellung dahinter ist, dass Sie wie bei anderen Bedürfnissen auch, eine Weile ohne Liebesbekundungen von außen auskommen können, weil Sie durch das Immer-wieder-Auffüllen Ihres Liebestanks vor allem in der Kindheit gelernt haben, dass Sie liebenswert sind.

Auf Dauer jedoch benötigen wir als soziale Wesen die Rückmeldung von anderen.

In einer Zeit des Wartens, also wenn Sie auf Ihren Liebes-Winterspeck angewiesen sind, können Sie das Gefühl, liebenswert zu sein, aufrechterhalten, indem Sie Dinge unternehmen, die Ausdruck Ihrer Selbstliebe sind.

Je nach Liebesmuttersprache können das unterschiedliche Maßnahmen sein.

  • Lob und Anerkennung: Loben Sie sich laut selbst. „Gut gemacht!“, gönnen Sie Sich eine Belohnung.
  • Zeitgeschenke/Zweisamkeit: Schenken Sie Sich eine Beratung, eine Psychotherapie, suchen Sie Sich Leute, mit denen Sie Ihre Freizeit gestalten können, oder gönnen Sie Sich Einzelunterricht in etwas, das Sie schon immer mal lernen wollten.
  • Geschenke, die von Herzen kommen: Erfüllen Sie Sich einen kleinen oder großen Traum, schenken Sie Sich selbst Kleinigkeiten, achten Sie auf die Schönheit am Wegrand.
  • Hilfsbereitschaft: Gönnen Sie Sich Hilfe: fragen Sie jemanden um Unterstützung oder schenken Sie Sich eine Putzhilfe, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
  • Zärtlichkeit/Körperkontakt: Gönnen Sie Sich Massagen oder bitten Sie eine Freundin oder einen Freund, Sie in den Arm zu nehmen, oder suchen Sie Sich eine Kuschelgruppe (z.B. Kuschelpartie).

Seien Sie erfinderisch, wie Sie gut zu sich selbst sein können, um Ihre Liebe zu Sich selbst auszudrücken.

Ich würde mich freuen, von ein paar weiteren Ideen zu hören.

Und was passiert, wenn es schief geht? Wenn wir niemanden hatten, der uns das Gefühl gab, geliebt zu sein?

Da es sich um ein überlebensnotwendiges Bedürfnis handelt, entwickeln Kinder ganz unterschiedliche Strategien, um sich ein bisschen geliebt fühlen zu dürfen. Sprechen die Eltern die Liebessprache des Kindes nicht, oder sind einfach aufgrund Abwesenheit oder Unfähigkeit nicht in der Lage, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieben, dann werden Kinder kreativ.

Eine verbreitete Überlebensstrategie ist es, herauszufinden, was der andere braucht oder will und das gegen „Liebe“ einzutauschen. Kinder machen den Haushalt, Kinder räumen ihr Zimmer auf, Kinder sind immer brav, Kinder trotzen und machen Ärger, Kinder werden aggressiv, Kinder sind gut in der Schule, weil es dafür Zuwendung gibt, Kinder sind für Ihre Eltern da, kümmern sich um deren Bedürfnisse und später dann um nur um die Bedürfnisse von anderen. Mädchen lernen, Sex mit Liebe zu verwechseln. Auch das ist relativ verbreitet. Kinder lernen also, dass sie etwas dafür tun müssen, um geliebt zu werden. Das ist meist anstrengend und selten befriedigend. Am Ende dieser ungünstigen Bewältigungsstrategien können schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen stehen.

Ideal wäre es, wenn Sie Sich um Ihrer Selbst wegen geliebt fühlen dürften. Wenn Sie so sein dürfen, wie Sie gerade sind und trotzdem von jemandem geliebt werden. So sollte es zwischen Eltern und Kindern sein. Leider haben wir in diesem Land immer noch zu viele verletzte und deswegen unfähige Eltern und damit reichlich Kinder, die sich nicht liebenswert finden.

Umso wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu lieben oder zu lernen, sich selbst zu lieben, wenn es sonst schon keiner tut oder getan hat, und sich selbst so zu akzeptieren, wie man gerade ist. Das ist eine Haltung sich selbst gegenüber, die in meiner Arbeit sehr zentral ist. Ein Glaubenssatz, den viele meiner Klienten üben, üben, üben dürfen (siehe auch  Giftige Gedanken), um kindliche Überlebensstrategien mit erwachsene Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.

Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin.

Weiter bei Grundbedürfnisse 3.

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Hier geht es zur Homepage der 5 Sprachen der Liebe (auf Englisch)
Link zu 5 Sprachen der Liebe auf Wikipedia.
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Hier das Amazon-Partnerlink zum Buch Die fünf Sprachen der Liebe für Kinder: Wie Kinder Liebe ausdrücken und empfangen. Ebenfalls ein tolles Buch mit vielen Ideen und Einsichten.

Grundbedürfnisse, Teil 1: Was ist das denn?

05.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare

Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse. Grundbedürfnisse sind Bereiche in unserem Leben, die für unsere körperliche und seelische Gesundheit überlebensnotwendig sind. Gesund sind wir und wohl fühlen wir uns, wenn wir im Gleichgewicht sind. Allerdings sind diese Bereiche in unserem Leben einem ständigen Wandel unterworfen. Die Schwankungen entstehen, weil wir Energie verbrauchen, körperliche Energie aber auch psychische Energie.

Es gibt körperliche Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlaf, Freiheit von Schmerz und Wärme. Psychische Grundbedürfnisse sind Sicherheit und Orientierung, Zugehörigkeit und Bindung, Wertschätzung und Selbstwert und viertens Neugier und Freude. Grundbedürfnisse sind überlebensnotwendig. Sie müssen erfüllt werden. Wenn sie nicht immer wieder befriedigt werden, dann hat das schwerwiegende Folgen für den Menschen bis hin zum Tod. Für psychische Grundbedürfnisse gelten die gleichen Abläufe wie für körperliche Grundbedürfnisse.

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Der allgemeine Kreislauf sieht folgendermaßen aus: Sie verbrauchen Energie, wodurch ein Mangelzustand entsteht. Diesen erleben Sie als innere Spannung. Spannung ist unangenehm, deswegen werden Sie etwas unternehmen, um die Spannung kleiner werden zu lassen. Sie setzen eine Ihrer Überlebensstrategien oder Bewältigungsstrategien ein. Das führt dazu, dass die Spannung sich ent-spannt und Sie Sich wieder wohl fühlen. Ihr inneres Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Dadurch, dass Sie Energie verbrauchen, steigt die Spannung dann nach einer gewissen Zeit wieder an und der Kreislauf beginnt von neuem.

Hier ein Beispiel für einen körperlichen Prozess, der diesem Kreislauf unterliegt:

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Sie haben Hunger. Ihre Bewältigungsstrategie ist, etwas zu essen. Dadurch stellt sich in einem gesunden Körper das Gefühl „Ich bin satt“ ein. Die Nahrung wird im Körper wieder in Energie umgewandelt, die Sie für Bewegung einsetzen, zum Denken oder die der Körper braucht, um seine Temperatur zu halten. All das verbraucht Energie und deswegen sind Sie nach einer Weile wieder hungrig.

Jedem ist klar, dass wir verhungern, wenn wir der Spannung „Hunger“ dauerhaft nicht nachgeben. So ist es mit den körperlichen Grundbedürfnissen Essen, Trinken, Schlaf, Freiheit von Schmerz und Wärme. Wenn dem Körper die Befriedigung dieser Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum verweigert wird, nimmt er schwerwiegenden Schaden oder der Mensch stirbt sogar nach einer Weile.

Ständig Schmerzen haben, kann einen ziemlich zermürben. Ohne Flüssigkeit sind Sie in wenigen Tagen tot, auf feste Nahrung können wir je nach körperlichen Reserven recht lange verzichten ohne Schaden zu nehmen. Das Heilfasten nutzt den Verzicht auf feste Nahrung sogar, um Gesundungsprozesse im Körper in Gang zu setzen. Nicht schlafen zu können oder wie z.B. in manch einer Foltersituation, am Schlafen gehindert zu werden, bewirkt innerhalb weniger Tage den völligen Zusammenbruch eines Menschen mit starken Störungen von Denkprozessen. Naja, und wenn wir es nicht ausreichend warm haben, erfrieren wir innerhalb weniger Stunden.

Das Nicht-Erfüllen von körperlichen Grundbedürfnissen führt über kurz oder lang zum Tod.

Welche Folgen das Nicht-Erfüllen von psychischen Prozessen hat und was Sie für Ihre psychische Gesundheit tun können, darum soll es in den nächsten Artikeln gehen.

Weiter bei Grundbedürfnisse 2.

Sind psychische Störungen vererbbar? (3)

29.05.2021 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Was ist eine Überzeugung?

Unter einer Überzeugung oder einem Glaubenssatz verstehe ich eine Grundhaltung gegenüber sich selbst oder gegenüber der Welt. Weil das sehr abstrakt klingt, kommen hier ein paar Beispiele für gesunde Überzeugungen:

  • Ich kann mein Leben gestalten, indem ich Entscheidungen treffe.
  • Ich habe Einfluss darauf, wie es mir geht.
  • Die Welt ist ein sicherer und guter Ort.
  • Ich kann für meine Sicherheit in der Welt sorgen.
  • Ich bin es wert, ein zufriedenes Leben zu führen.
  • Ich bin wertvoll und liebenswert.

Ungesunde Überzeugungen sind dagegen:

  • Die Welt ist ein durch und durch gefährlicher Ort.
  • Ich bin anderen Menschen und deren Entscheidungen ausgeliefert.
  • Ich bin wertlos. Ich bin nicht gut genug.
  • Ich bin ungeliebt und unwillkommen.
  • Der oder die ist schuld, dass ich …..
  • Andere bestimmen, wie es mir geht und ich habe darauf keinen Einfluss.
  • Ich bin für die Gefühle von anderen verantwortlich.
  • Niemand glaubt mir.
  • Ich bin eine Last für andere.

Überzeugungen sind also Gedanken, die man in einem Satz zusammenfassen kann. Ein einzelner Mensch hat sehr viele Überzeugungen. Manche Überzeugungen haben wir mit anderen Menschen gemeinsam und manche Überzeugungen unterscheiden uns von anderen Menschen. Das nennt man dann auch „Meinung“.

Überzeugungen beeinflussen unser Erleben, unsere Gefühle und unser Verhalten

Überzeugungen filtern, oder sieben, unsere Wahrnehmungen. Wenn ich die Überzeugung „Ich bin wertvoll“ habe, so verstehe ich das Lächeln der Nachbarin als freundlichen Gruß. Wenn ich die Überzeugung „ich bin wertlos“ habe, so verstehe ich das Lächeln der Nachbarin möglicherweise als spöttisches Grinsen.

So können Überzeugungen das Erleben desselben Ereignisses (Lächeln der Nachbarin) in verschiedene Richtungen lenken, wodurch unsere Stimmung und Sicht auf die Welt beeinflusst werden. Das macht Überzeugungen so mächtig. Umso wichtiger ist es, dass wir uns unserer Überzeugungen bewusst werden, sie überprüfen und entscheiden, welche wir behalten und welche wir durch andere Überzeugungen ersetzen wollen. Wie Sie das machen können, habe ich in der Artikelreihe „Giftige Gedanken“ beschrieben.

Überzeugungen haben eine selbstbestätigende Wirkung

Das ist die Filterfunktion von Überzeugungen: selbstbestätigende Informationen. Filter oder Siebe lassen nur bestimmte Dinge durch. Das kennen Sie vom Abgießen der Nudeln oder von der Maske, die Sie beim Einkaufen oder im Bus tragen müssen. Jeder Filter, jedes Sieb ist so geschaffen, dass es bestimmte Stoffe oder Größen von Teilchen durchlässt und den Rest auffängt oder behält.

Foto von Anna Shvets von Pexels

Wenn ich also aufgrund meiner Überzeugung „Ich bin wertlos“ das Lächeln der Nachbarin als spöttischen Blick verstehe, dann bestätigt der spöttische Blick die Überzeugung „ich bin wertlos“. Ich bin überzeugt davon, dass die Nachbarin deswegen so spöttisch grinst, weil sie mich nicht mag, weil ich ja wertlos bin. Damit wird die Überzeugung immer stärker.

Foto von Maria Orlova von Pexels

Aber dass die Nachbarin spöttisch grinst, ist meine Interpretation. Die Nachbarin würde das vielleicht ganz anders sehen, wenn man sie fragen würde, warum sie lächelt.

Wie entstehen diese Überzeugungen?

Überzeugungen sind grundsätzlich erlernt. Alles, was wir gelernt haben, können wir auch wieder verändern, verlernen, neu lernen oder umlernen. Das macht Überzeugungen und die Filter veränderbar.

Können uns Überzeugungen in die Wiege gelegt werden?

Ja, weil auch ein Kind im Mutterleib schon seine Umgebung wahrnimmt und Eindrücke sammelt, die zu Filtern werden können. Das hat mit Genetik erstmal nichts zu tun. Auch die Überzeugungen, die aus diesen frühen Eindrücken entstehen, sind veränderbar. Sie sind oft besonders hartnäckig und schwer zu fassen, aber letztendlich greifbar und veränderbar. Diese frühen Überzeugungen findet man vor allem im Zusammenhang mit sogenannten Entwicklungstraumata oder der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung.

Überzeugungen können während der gesamten Entwicklung eines Menschen gelernt werden. Je früher im Leben sie entstehen, desto tiefer sind sie in uns verankert. Wenn wir eine Überzeugung von früher Kindheit an haben, dann kann sie als Filter auf unsere ganze Entwicklung Einfluss nehmen. Das macht sie besonders stark, da sie sich über lange Zeit immer wieder selbst bestätigen kann.

Wenn wir glauben, wertlos zu sein, dann macht uns das unglücklich. Jede Bestätigung wird als seelische Verletzung erlebt, weil wir geliebt und geschätzt werden wollen. Wer mehr wissen will, kann meine Artikelreihe „Grundbedürfnisse“ lesen.

Wenn ich über meine gesamte Entwicklung hinweg glaube, ich sei wertlos, verbringe ich eine vollkommen andere Kindheit, als wenn ich glaube, ich sei wertvoll. Wenn ich glaube wertlos zu sein, ist mein Risiko für eine psychische Störung größer als wenn ich glaube, wertvoll zu sein.

Wenn Sie wissen möchten, wie Überzeugungen entstehen und ob sie uns in die Wiege gelegt werden können, dann schauen Sie nächste Woche wieder vorbei. Sie können den vollständigen Artikel auch für 3 Euro hier vorab erstehen und damit diesen Blog unterstützen. Vielen Dank!

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Ihre Stefanie Rösch

Was passiert in einer Traumatherapie?

01.05.2020 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Die drei wichtigsten Aufgabenbereiche in einer Traumatherapie.

Aus meiner Erfahrung gibt es drei Bereiche, denen eine erfolgreiche Traumatherapie sich widmet. (1) Eine bedrohliche Situation bewirkt eine Stressreaktion, die typische Beschwerden macht. (2) Diese Erfahrung kann unser Selbst- und Weltbild verändern. (3) Außerdem zeigt sie manchmal, dass wir zusätzliche Strategien lernen wollen, um noch besser für unsere Sicherheit zu sorgen.

Diese drei Themen sind Inhalt einer erfolgreichen Traumatherapie. Im Folgenden habe ich das noch ein wenig für Sie aufgeschlüsselt:

Wie werde ich die Erinnerungstacken los?

Das ist die Frage nach den typischen Symptomen, die durch eine traumatische Erfahrung entstehen können. Durch Erinnerungsattacken entstehen alle weiteren Beschwerden von Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Der Link führt Sie an den Beginn meiner Artikelreihe zum Thema PTBS.

Um Erinnerungsattacken loszuwerden, muss das Gehirn den Unterschied zwischen hilfreichen und ungeeigneten Warnreizen kennen. Wenn das Hirn diesen Unterschied gerlent hat, gibt es immer weniger Fehlalarme, sprich Erinnerungsattacken, sprich Flashbacks. Dadurch entsteht Freiheit.

Wie kann ich für meine Sicherheit sorgen?

Als Menschen haben wir verschiedene Grundbedürfnisse. Eines davon ist Sicherheit. Eine traumatische Erfahrung zeigt uns, dass wir nicht für unsere Sicherheit sorgen konnten. Deswegen ist es wichtig, zusätzliches Sicherheitsverhalten zu lernen. Zum einen geht es darum, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und dann Verhaltensstrategien zur Verfügung zu haben, die man anwenden kann.

Wenn man eine Gefahr rechtzeitig erkennt, kann man auch rechtzeitig darauf reagieren. Damit reduziert man das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Unser bester Schutz ist unser Bauchgefühl oder unsere Intuition. In beruflichen oder anderen Situationen, in denen Menschen auf Menschen treffen, ist das rechtzeitige Erkennen der Stressreaktion beim anderen unser bester Schutz.

Angemessene Verhaltensstrategien zu lernen kann sehr schwer sein. Je mehr Gewalterfahrungen jemand gemacht hat, desto mehr neue Strategien sind zu lernen. Das braucht oft einen langen Atem. Jahre von Therapie sind keine Seltenheit. Aber es gibt immer Hoffnung. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass für jeden und jede Heilung möglich ist. Die Frage ist nur, ob Sie bereit sind, den Preis in Anstrengung, Schmerz, Mut und Durchhaltevermögen zu investieren.

Strategien, die das Risiko minimieren, Opfer von Gewalt zu werden sind zum Beispiel: Seinem Bauchgefühl vertrauen / sich selbst vertrauen / rechtzeitig weggehen / sich bekannten Tätern nicht nähern / nein sagen, wenn ich etwas nicht möchte / Hilfe bei anderen holen / die Polizei rufen / an belebte Orte flüchten / laut werden und so weiter.

Wie denke ich über die Welt?

Traumatische Erfahrungen, vor allem wiederholte, können das Selbst- und Weltbild von Betroffenen zu deren Nachteil verändern (giftige Gedanken). Hier ein paar Beispiele für hilfreiche Gedanken: (1) Wenn ich glaube, dass Gefahren zum Leben dazu gehören, tue ich mir leichter damit, mich darauf vorzubereiten. (2) Wenn ich glaube, dass ich nicht alles unter Kontrolle habe, aber das meiste in meinem Leben beeinflussen kann, dann kann ich mich auf alles vorbereiten, worauf man sich vorbereiten kann. Ich kann dann auch akzeptieren, wenn Dinge geschehen, die nicht zu verhindern waren. (3) Wenn ich davon überzeugt bin, dass ich immer die bestmögliche Entscheidung treffe, dann kann ich aus der Vergangenheit lernen, ohne in Schuldgefühlen gefangen zu sein. (4) Wenn ich weiß, dass ich allein dafür verantwortlich bin, wie ich mich fühle, was ich denke und wie ich mich verhalte, dann brauche ich keine Schuldzuweisungen mehr und bin frei. (5) Wenn ich weiß, dass ich wertvoll bin, fällt es mir leichter Hilfe zu holen und anzunehmen. (6) Wenn ich weiß, dass die meisten Menschen wohlwollend sind, dann ist es leichter einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Es gibt viele positive Überzeugungen, die es leichter machen, auch mit negativen oder belastenden Erfahrungen umzugehen.

Eine Traumatherapie wird sich all diesen Themen widmen. Die Kunst in der Zusammenarbeit zwischen Klientin und Therapeutin besteht darin, herauszufinden, welches Thema gerade Vorrang hat. Jeder Mensch ist einzigartig und so ist auch jede Traumatherapie einzigartig.

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

Krisen bewältigen: Pläne geben Struktur

01.04.2020 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

„Tja, so ist das Leben. Irgendwann ist jeder mal gezwungen auch die schönsten Pläne zu ändern.“

MacGyver, TV-Serie

Als MacGyver 1987 an den Start ging, war ich 17 Jahre alt. Spannend. Ich hätte geschworen, dass ich jünger war. Aber Zeitwahrnehmung war noch nie meine Stärke. Ich bin zeitlos. Sozusagen.

MacGyver hat mir mit seiner Kreativität und seinem Wissen immer sehr imponiert. Ich bin eine Weile lang mit einem Schweizer Taschenmesser herumgelaufen. Bis man sie nicht mehr in Flugzeuge mitnehmen durfte.

Ich habe viel, sehr viel Fernsehen geschaut. MacGyver hat mir beigebracht, dass es für alles eine Lösung gibt und dass Pläne leicht zu stören sind. Es soll noch einer sagen, Fernsehen sei ungesund.

Warum sind Pläne trotzdem wichtig?

Pläne schaffen Vorhersehbarkeit. Wir Menschen lieben Vorhersehbarkeit. Das gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und das ist ein Grundbedürfnis. Krisen sind von Natur aus unvorhersehbar, sowohl in ihrem Auftreten wie auch in ihrem Verlauf.

Wir sind Gewohnheitstiere mit lebenslang trainierten Abläufen, inneren Plänen, auf deren Störung wir empfindlich reagieren. Wenn wir unseren täglichen Abläufen nicht mehr nachgehen können, reißt uns das aus unserer Routine. Plötzlich müssen wir wieder bewusste Entscheidungen treffen. Das ist zum einen anstrengender als etwas im Autopiloten zu tun und zum anderen ist die Frage, wie bedrohlich das ist, um was es geht. Wenn mein Lieblingsjoghurt gerade nicht da ist, dann ist es nicht so aufwendig, sich für einen anderen zu entscheiden oder mal einen Tag darauf zu verzichten.

Wenn ich plötzlich nicht mehr arbeiten gehen kann wie gewohnt und dazu noch meine Kinder zu Hause versorgen muss, dann entstehen ganz große Veränderungen, die andere Entscheidungen benötigen, unter Umständen mit weitreichenden Auswirkungen. Das ist anstrengender.

Je schneller es uns wieder gelingt, neue Routinen zu entwickeln, desto entspannter wird das Leben auch wieder. Wie im letzten Artikel zum Thema Krise geschrieben: Wir sind dafür gemacht, Krisen zu bewältigen. Wir sind sehr anpassungsfähig.

Danke für das Foto an @_quietpoet auf Twitter

Was konkret tun?

Es kann für die Bewältigung der unvorhergesehenen Veränderungen hilfreich sein, sich die Zeit zu nehmen und sich einen neuen Tagesablauf zu planen. Sozusagen am Reißbrett. Einfach mal darüber nachdenken, was Abläufe sind, die sich nicht verändert haben, das machen Sie einfach weiter. Das gibt schon Stabilität. Welche Abläufe haben sich verändert? Wie wollen Sie das, was zu tun ist, in der veränderten Situation tun? Machen Sie sich einen Plan.

Und was ist mit Opfern von Gewalt?

Das Gleiche gilt auch für Krisen, wie man sie erlebt, wenn man Opfer von Gewalt geworden ist oder eine andere lebensbedrohliche Situation erlebt hat. Nach dem Abklingen der körperlichen Reaktion, was ein paar Tage dauern kann, kann es helfen zu schauen, was sich geändert hat und was nicht.

Aus meiner Erfahrung zeigt uns jede Krise, dass wir etwas lernen dürfen. Als Opfer von Gewalt geht es häufig darum zu lernen, wie man noch ein bisschen besser für seine Sicherheit sorgen kann. Das ist der Teil, den man beeinflussen kann. Das Verhalten eines Täters eben nicht und der allein entscheidet, ob er Gewalt verursacht oder nicht.

Auch bei Krisen durch lebensbedrohliche Situationen geht es darum, hinterher festzustellen, dass all die Dinge, die man sonst macht, wenn man sich überfordert und gestresst fühlt, auch weiterhin helfen können. Es mag sich nicht so anfühlen, aber probieren Sie es aus, sollten sie betroffen sein.

Schließlich sind Krisen eine Zeit, in der wir etwas über Krisen und wie wir darauf reagieren lernen. Wir lernen uns selbst besser kennen, zumindest wäre das möglich. Also schauen Sie hin!

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diese Zeit

Ihre Stefanie Rösch

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