„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Verhalten"

Leserfrage: Kann ich es schaffen, nie wieder zu erstarren, wenn ich bedroht werde?

22.07.2016 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Liebe Frau Rösch, ich habe eine Frage…
Wenn eine Person eine traumatische Erfahrung macht und in der Situation erstarrt, obwohl sie rein theoretisch hätte die Flucht ergreifen können, was kann die Person tun, damit ihr etwas ähnliches nicht wieder passiert? Ich denke an eine Person, die als Teenager sexuell missbraucht wurde und 25 Jahre später nochmal. Es waren verschiedene Orte und Situationen und Personen. Nun ist die Angst da, dass es wieder passiert. Was kann die Person tun, um nie wieder erstarrt zu sein? Das macht mich etwas ratlos.

Liebe Leserin,

das sind zwei verschiedene Themen für mich.

Zum einen die Frage nach (1) der Stressreaktion und der Schreckstarre als einer möglichen Reaktion und (2) zum anderen die Frage der Wiederholung, bzw. der Risikominimierung.

Zu (1) bin ich der Auffassung, dass wenn das Notfallprogramm der Stressreaktion (Notabschaltung = Erstarrenreaktion) einer Person X darin besteht, dass Sie in die Schreckstarre fällt, dann ist daran nichts zu ändern. Ich glaube aufgrund meiner Erfahrung, dass wir eines der drei Reaktionsmuster (Schreckstarre, Panik oder Emotionslos) als „Grundprogrammierung“ mitbekommen haben. Ich glaube, dass wir das nicht ändern können. Einen Beweis für diese Annahme gibt es nicht.

Allerdings können Sie auf der Ebene von (2) Kampftechniken und der Flucht, also den Verhaltensebenen VOR der Notabschaltung (Kampf / Flucht/ Erstarren) sehr viel tun. Sie können lernen, wie Sie sich sicher verhalten können, so dass das Risiko, wieder Opfer einer solchen Straftat zu werden, möglichst gering gehalten wird (Risikominimierung). Dazu ist es sinnvoll, sich genau anzuschauen, wie es zu den Taten kam und welche Vorsorge man heute, als erwachsene Person treffen kann, um nicht nochmal in eine vergleichbare Situation zu kommen. Das ist etwas, das man nur in einem Einzelgespräch und mit entsprechendem Wissen über Täterverhalten und Sicherheitsverhalten beantworten kann.

Wenn in der Betrachtung der Situation die Flucht theoretisch möglich gewesen wäre (unter der Voraussetzung, dass das tatsächlich der Fall war!! – was für Kinder zum Beispiel nicht unbedingt anzunehmen ist), dann kann man lernen, diese Möglichkeit viel früher zu sehen und als Kampftechnik einzusetzen, indem man die Situation zu einem Zeitpunkt verlässt, an dem sie noch nicht so bedrohlich ist, dass man erstarrt und seine Möglichkeiten eben nicht mehr sieht. Dass man diese Möglichkeit nicht mehr wahrnehmen kann, hat in der Regel damit zu tun, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne sehr gering ist und wir uns in Gefahrensituationen voll und ganz auf die Gefahr konzentrieren und dann keinerlei Reize in unserem Umfeld mehr wahrnehmen KÖNNEN. Auch keine Fluchtmöglichkeit mehr.

Man kann das Risiko nicht völlig ausschalten, dass schlimme Dinge passieren. 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Aber man kann eine Menge tun, um nicht (erneut)Opfer zu werden. Man kann ebenso einiges tun, um nicht ständig in Angst leben zu müssen. Eine gute Traumatherapie sollte all das bieten.

Herzliche Grüße
Stefanie Rösch

Kopfkino – Mentales Training light

14.03.2014 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Neulich sagte eine Klientin „Ich konnte nichts sagen, aber ich habe es in meinem Kopfkino geübt.“

Was für eine hervorragende Beschreibung für das Mentale Training. Hans Eberspächer beschreibt diese Technik in seinem Buch „Gut sein, wenn’s drauf ankommt“ (Link folgt unten). Ursprünglich wurde sie für den Leistungssport entwickelt, also für Situationen, in denen Menschen unter maximalem Stress maximale Leistung bringen müssen. So wie Sie in Ihrem Alltag besonders dann, wenn Situationen schwierig werden oder neu sind.

Wann immer Sie etwas in Ihrem Verhalten ändern wollen und zum Beispiel Ihre Vermeidungsstrategien Sie davon abhalten, ist das Kopfkino eine super Methode, um den Widerständen in uns entgegen zu treten.
Mentales Training arbeitet mit Vorstellungen von unserem Verhalten. Die Version, mit der ich in Therapien und auch in meinem eigenen Leben immer wieder erfolgreiche Veränderungen erlebt habe, funktioniert ganz einfach folgendermaßen:

  1. Sie überlegen sich in einer ruhigen Minute, welches Verhalten Sie ändern wollen.
  2. Sie überlegen sich, wie Sie sich anders verhalten wollen. (neues Verhalten)
  3. Dann stellen Sie sich das neue Verhalten immer wieder vor. Als würden Sie einen Film in Ihrem Kopf ablaufen lassen. Wieder und wieder bis das neue Verhalten im Kopf „sitzt“. Die Vorstellung sollte so lebendig wie möglich sein, also bildlich, aber vielleicht gehören ja auch Bewegungen dazu, dann kann man sich die mit vorstellen, oder Gerüche oder Worte. Je detaillierter und genauer die Vorstellung, desto besser der Erfolg. Denn desto genauer die Vorstellungen, desto besser kann Ihr Gehirn die neuen Nervenverbindungen aufbauen, die Sie benötigen.
    Wenn das neue Verhalten die Reaktion von anderen Menschen betrifft, dann stellen Sie sich deren Reaktionen mit vor.
  4. Dann kommt das echte Verhalten dazu: Wenn es darum geht, neue Sätze zu benutzen, dann sagen Sie die neuen Sätze immer mal wieder laut vor sich her, damit Sie wissen, wie es sich anhören wird. Die neuen Sätze müssen sich vertraut anhören, wenn Sie sie sagen. Das üben Sie natürlich für sich allein.
  5. Geht es um ein neues Verhalten, dann zuerst in der Vorstellung üben und wenn sich das schon recht gut anfühlt und leicht zu denken ist, dann tun Sie es auch ein paar Mal allein für sich. Vielleicht fühlt es sich zuerst fremd und mechanisch an. Das ist normal, weil es ja neues Verhalten ist. Je öfter Sie es üben, desto gewohnter wird es und desto leichter wird es.

Jetzt sind Sie bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet und können das neue Verhalten immer öfter auch in Ihrem Alltag umsetzen.

Wichtig ist, zuerst nur im Kopf zu üben. Immer mal wieder, z.B. auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Rückweg vom Kindergarten. Während Sie im Bad sind oder auf dem Weg zum Einkauf. Unter der Dusche oder beim Rasieren. Es gibt viele Mini-Zeitfenster, in denen Sie das neue Verhalten im Kopfkino laufen lassen können.

Gute Erfolge habe ich auch damit gemacht, das Kopfkino unmittelbar vor einem schwierigen Gespräch einzusetzen. Selbst das kann schon helfen, die Nervosität zu senken, weil man sich vorbereitet weiß, zum Beispiel, indem man sämtliche Möglichkeiten vor einem schwierigen Gespräch im Kopf durchspielt. Das Gehirn ist dann angewärmt.

Also Film ab!

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Hier das Amazon-Partnerlink zum Buch von Hans Eberspächer Gut sein, wenn’s drauf ankommt: Von Top-Leistern lernen

Mutige Menschen wie Sie

08.12.2013 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Wussten Sie, dass Sie ein mutiger Mensch sind?

Wieso ich das weiß? Weil Sie hier sind. Sie lesen diesen Text und andere Texte in diesem Blog und Sie sind auf der Suche nach Erkenntnis und Veränderung.

Es braucht Mut, eine Veränderung wirklich anzugehen. Einen Weg zu suchen, wie wir dafür sorgen können, dass es uns besser als jetzt geht.

Sie suchen Veränderung. Sie wollen etwas ändern in Ihrem Leben oder an Sich. Dafür braucht es eine Menge Mut. Es wäre so viel einfacher, alles so zu lassen wie es ist. Aber Sie wollen es ändern! Es ist einfacher, sich zu drücken.

Sie sind mutig! Sie werden es weiter versuchen. Sie werden so lange versuchen, einen guten Weg für Sich zu finden, bis Sie ihn gefunden haben und gehen können.

Gehen Sie weiter! Solange Sie weiter gehen, werden Sie es schaffen. Sie werden Ihren ganz persönlichen Weg der Veränderung finden.

Ich wünsche Ihnen für die kommenden Tage und Wochen all den Mut, den es dazu braucht.

(c) Stefanie Rösch(c) Stefanie Rösch

Eieruhr und PC-Spiele – Erfolgreich ungewollten inneren Drang verzögern

30.07.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Eine Frau erzählte mir, dass sie in der Therapie gelernt habe, eine Eieruhr gegen ihren Drang einzusetzen, aus Frust zu essen. Also immer wenn der Drang oder das Bedürfnis kommt, aus Frust oder anderen emotionalen Gründen zu essen, sollte sie eine Eieruhr – eine echte, gefüllt mit Sand und zwei durch eine enge Röhre verbundene Glaskugeln – umdrehen. Die Sanduhr brauchte 7 Minuten, um durchzulaufen. Solange der Sand durchlief sollte sie mit dem Essen warten. Danach erneut prüfen, ob es noch notwendig war, etwas zu essen oder eben nicht. Gegebenenfalls konnte sie die Uhr noch ein zweites Mal laufen lassen oder dann kontrolliert etwas essen. Sie sagte: „Und wissen Sie, was das tollste ist?“ Ich verneinte und war gespannt. Sie: „Sie hat so eine schlanke Taille!“

Mit traumatisierten Menschen nutze ich inzwischen PC-Spiele, um den – durch extreme Gewalt programmierten Drang, sich umbringen zu müssen – zu verzögern.

Ob Eieruhr oder kleine PC-Spiele (eine Partie von etwas: Solitär, Majong, Minesweeper …), ist egal, als hilfreich hat sich die Verzögerungstaktik herausgestellt. Der Drang, etwas tun zu „müssen“, ließ mit der Zeit nach oder die Person konnte dann andere Bewältigungsstrategien einsetzen, z.B. Hilfe über ein Telefon holen oder eMail schreiben oder etwas ganz anderes tun.

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