„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Authentisch sein"

Leserfrage: Das Täterintrojekt erklärt die Therapeutin zur Gefahr. Was tun?

01.07.2017 Veröffentlicht von Leserfragen 4 Kommentare

Liebe Frau Rösch,
Sie haben Recht, das Täterintrojekt ist etwas anders als die giftigen Gedanken. Nächsten Monat habe ich einen neuen Versuch zu einer Therapie. Viel wird davon abhängen, ob eine Vertrauensbasis zu der Therapeutin da ist. Das ist das Schwierigste für mich. Hier wirkt das Täterintrojekt stark mit rein, jede kleinste nicht authentische Geste reicht aus und das Vertrauensverhältnis ist hin. Ich strenge mich wirklich an offen zu sein, zu vertrauen, aber ein Teil in mir möchte nur fliehen, das Täterintrojekt erklärt die Therapeutin zur Gefahr. Dann frage ich mich, wozu versuche ich es überhaupt. Ich möchte irgendwann frei sein.

Liebe Leserin,

War denn der Täter immer authentisch? Ich glaube nicht. Wie Täter so sind, versprechen sie Dinge, die sie nicht halten oder sorgen dafür, dass Sie als Betroffene in eine Situation kommen, die auf jeden Fall mit Gewalt endet. Egal ob es ein wenig mehr oder weniger Gewalt ist. Es ist und bleibt Gewalt. Ist das authentisch?

Warum lassen Sie sich vom Täterintrojekt vorschreiben, wem Sie vertrauen?

Das Täterintrojekt beschützt den Täter. Wollen Sie da mitmachen, wenn Sie dem Täterintrojekt nachgeben? Natürlich boykottiert das Täterintrojekt alle helfenden Beziehungen. Weil jede echte helfende Beziehung eine Gefahr für den Täter darstellt. Und Täter sind voller Angst, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt. Weil sie genau wissen, dass Sie Verbrechen begehen.

Ich bin davon überzeugt, dass Ihr Täterintrojekt schon rumspinnt, wenn es das hier nur liest. Rumspinnt im Sinne von, es will nicht, dass Sie weiterlesen. Es will, dass Sie mir nicht mehr schreiben. Es will, dass Sie gar nicht erst zur Therapie gehen, weil man sowieso niemanden trauen kann und und und. Das jedenfalls stelle ich mir vor.

ABER: Sie bestimmen, ob es dem Täter in Ihrem Kopf gelingt, Sie von helfenden und heilsamen und wohlwollenden Beziehungen fernzuhalten. Sie können entscheiden, sich über „das Gelaber“ des Täterintrojekts hinwegzusetzen und trotzdem anzunehmen, dass die Therapeutin Ihnen helfen will. Denn das bedeutet Vertrauen. Vertrauen ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, anzunehmen oder zu vermuten, vielleicht auch gegen jede Chance zu hoffen, dass der Andere gute Absichten hat, auch wenn sein Verhalten uns manchmal weh tut oder scheinbar nicht stimmig ist.

Gesunde, wohlwollende Menschen sind widersprüchlich. Sie verhalten sich scheinbar unzuverlässig, weil sie freie Entscheidungen treffen können, d.h. sie können auf unterschiedliche Situationen auch unterschiedlich reagieren. Eben situationsangemessen. Nicht authentisch zu sein, so vermute ich, bedeutet für Sie, wenn das, was die Person sagt, und wie sie sich verhält nicht immer übereinstimmen. Ist das beim Täter so gewesen? War der immer stimmig? Oder war der auch nicht authentisch?

Es gibt wenige Menschen, die immer authentisch sind. Es gibt vorübergehend eine einfache Lösung für das Problem: Glauben Sie vor allem bei Therapeuten erstmal das, was derjenige Ihnen sagt. Ignorieren Sie die Körpersprache. Das macht es erstmal leichter. Idealerweise würde es so funktionieren, dass Sie nachfragen, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt. Denn meist handelt es sich um ein Missverständnis. Das kann man mit einer guten Therapeutin einfach besprechen. Kommunikation ist schwierig und bedarf, dass beide Seiten einander verstehen wollen. Dann kann man Missverständnisse, um die es meistens geht, einfach klären. Es braucht, dass Sie immer wieder alles auf eine Karte setzen. Aber das können Sie mit der Kollegin ja einfach direkt am Anfang besprechen. Nur Mut!!

Sie können frei entscheiden. Sie sind stärker als das Täterintrojekt. Sie sind noch da und das sagt mir, dass Sie stärker sind. Sie gehen wieder zur Therapie, weil Sie stärker sind. Sie wollen gesundwerden, weil Sie stärker sind. Das ist die Wahrheit. Und tief in sich drin wissen Sie, dass es die Wahrheit ist.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alle Kraft für Ihren Weg.

Impulse und Zitate (30)

11.06.2016 Veröffentlicht von Impulse und Zitate 1 Kommentare

Als ich mich zu lieben begann –
Charlie Chaplins Rede zu seinem 70sten Geburtstag am 16. April 1959

AS I BEGAN TO LOVE MYSELF ~
Charlie Chaplin’s speech on his 70th Birthday, April 16, 1959

As I began to love myself I found that anguish and emotional suffering are only warning signs that I was living against my own truth.

Als ich mich zu lieben begann fand ich heraus, dass Schmerz und emotionales Leid nur Warnzeichen dafür sind, dass ich entgegen meiner eigenen Wahrheit lebe (Wahrheitssinn, AG: Wahrheitssinn)      

Today, I know, this is „AUTHENTICITY“.

Heute weiß ich, dass es darum geht, authentisch zu sein.

As I began to love myself I understood how much it can offend somebody as I try to force my desires on this person, even though I knew the time was not right and the person was not ready for it, and even though this person was me.

Als ich mich zu lieben begann, verstand ich, wie sehr andere sich dadurch angegriffen fühlen, wenn ich ihnen meine Sehnsüchte aufzwang, obwohl ich wusste, dass es weder die richtige Zeit war, noch mein Gegenüber dafür bereit war und auch wenn ich es selbst war.

Today I call it „RESPECT“.

Heute nenne ich das Respekt haben.

As I began to love myself I stopped craving for a different life, and I could see that everything that surrounded me was inviting me to grow.

Als ich begann mich selbst zu lieben, hörte ich auf, mich nach einem anderen Leben zu sehnen. Stattdessen konnte ich sehen, dass alles um mich herum mich dazu einlud zu wachsen.

Today I call it „Maturity“.

Heute nenne ich das persönliche Reife.

As I began to love myself I understood that at any circumstance, I am in the right place at the right time, and everything happens at the exactly right moment. So I could be calm.

Als ich begann mich selbst zu lieben verstand ich, dass ich unter allen Umständen und zu jedem Zeitpunkt am richtigen Ort war und alles zum genau richtigen Zeitpunkt geschah. So konnte ich gelassen sein.

Today I call it „SELF-CONFIDENCE“.

Heute nenne ich das Selbstbewusstsein.

As I began to love myself I quit steeling my own time, and I stopped designing huge projects for the future. Today, I only do what brings me joy and happiness, things I love to do and that make my heart cheer, and I do them in my own way and in my own rhythm.

Als ich begann mich selbst zu lieben hörte ich auf, mir selbst Zeit zu stehlen und riesige Projekte für die Zukunft zu planen. Heute tue ich nur, was mir Freude und Spaß bereitet, Dinge, die ich liebe und mein Herz hüpfen lassen. Ich tue sie auf meine Art und in meiner eigenen Zeit.

Today I call it „SIMPLICITY“.

Das nenne ich heute, ein einfaches Leben führen.

As I began to love myself I freed myself of anything that is no good for my health – food, people, things, situations, and everything the drew me down and away from myself. At first I called this attitude a healthy egoism.

Als ich begann mich selbst zu lieben, trennte ich mich von allen Dingen, die nicht gut waren für meine Gesundheit: Essen, Menschen, Dinge, Situationen und alles, was mich von mir selbst entfernte und mich runterzog. Zuerst nannte ich das gesunden Egoismus.

Today I know it is „LOVE OF ONESELF“.

Heute weiß ich: das ist Selbstliebe.

As I began to love myself I quit trying to always be right, and ever since I was wrong less of the time.

Als ich mich zu lieben begann hörte ich auf, immer Recht haben zu wollen und seitdem lag ich seltener falsch.

Today I discovered that is „MODESTY“.

Heute entdeckte ich dass das Bescheidenheit ist.

As I began to love myself I refused to go on living in the past and worry about the future. Now, I only live for the moment, where EVERYTHING is happening.

Als ich begann mich zu lieben weigert ich mich, weiterhin in der Vergangenheit zu leben und mir Sorgen über die Zukunft zu machen. Heute lebe ich in der Gegenwart, dort wo alles geschieht.

Today I live each day, day by day, and I call it „FULFILLMENT“.

Heute lebe ich jeden Tag, Tag für Tag und nenne das Erfüllung.

As I began to love myself I recognized that my mind can disturb me and it can make me sick. But As I connected it to my heart, my mind became a valuable ally.

Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, dass meine Gedanken mich verunsichern und krank machen können. Aber als ich sie mit meinem Herz verband bekam ich einen wertvollen Verbündeten.

Today I call this connection „WISDOM OF THE HEART“.

Heute nenne ich diese Verbindung die Weisheit des Herzens.

We no longer need to fear arguments, confrontations or any kind of problems with ourselves or others. Even stars collide, and out of their crashing new worlds are born.

Wir müssen uns nicht länger vor Argumenten fürchten oder Konflikten oder irgendeinem Problem mit uns selbst oder anderen. Sogar Sterne stoßen zusammen und aus diesem Zusammenstoß entstehen neue Welten.

Today I know THAT IS „LIFE“!

Heute weiß ich: Das ist Leben.

___________________________
Übersetzung aus dem Englischen von Stefanie Rösch

Die professionelle Liebeserklärung

20.02.2014 Veröffentlicht von Lesestoff, Strategien 0 Kommentare

Neulich habe ich es mal wieder gewagt. Ich habe eine Liebeserklärung ausgesprochen. Naja, so eine Art Liebeserklärung und um genau zu sein, eine professionelle Liebeserklärung.

Kennen Sie nicht auch Menschen, Ihre Kollegen, Ihre Vorgesetzten, andere Menschen, mit denen Sie professionell zu tun haben? Vielleicht aber auch einfach Freunde, gute Bekannte oder die freundliche Bäckersfrau im Supermarkt.

Sagen Sie dem oder derjenigen doch einfach mal, dass Sie sie mögen. Sich über Ihr Lächeln freuen, es super finden, dass sie immer so gutgelaunt ist oder ihren Job gut macht. Oder Sie könnten der Kollegin sagen, dass sie gerne mit ihr zusammen arbeiten, weil sie so zuverlässig ist und Sie sie einfach sympathisch finden.

Besonders Chefs bekommen sowas viel zu selten zu hören. Um ein Lob oder einfach nur eine Sympathiebekundung auszusprechen, muss der andere nicht perfekt sein. Also genau dann, wenn Sie sich über Ihre Vorgesetzten ärgern, ist es eine gute Strategie, nach Verhaltensweisen zu suchen, die man als positiv erlebt und den Chef dafür zu loben. Wer lobt, darf auch mal eine Kritik anbringen. Wer lobt trägt dazu bei, dass das gelobte Verhalten öfter eingesetzt werden kann. Ausprobieren und beobachten, was geschieht. Nicht von heute auf morgen, aber von Heute auf in 6 Monaten. Dran bleiben ist gefragt und es immer wieder tun.

Ich habe in den letzten Wochen noch einmal bewusst herausgefunden, dass ich Menschen attraktiv finde, die tun, was sie gerne tun, die authentisch sind. Es gibt für mich nichts Anziehenderes als Menschen, die Freude haben, an dem, was Sie tun.

Der schwierige Schritt auch für mich ist, dass ich nicht will, dass meine Sympathieerklärung, meine Begeisterung für den anderen missverstanden wird. Puh, aber das Risiko gehe ich dann einfach immer mal wieder ein, weil ich darauf hoffe, dass meine Begeisterung es schon richtig formulieren wird. Und wenn nicht? Dann lässt sich das alles mit ein paar klaren Worten klären.

Es ist viele Versuche wert, meinem Gegenüber hin und wieder zu sagen, was ich an ihm oder ihr schätze, was ich bewundere, was ich anziehend finde, sympathisch, liebenswert, begeisternd.

Was auch immer mich am anderen begeistert und warum ich ihn oder sie sympathisch finde – ich spreche es immer mal wieder aus. Und Sie?

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