„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Angst"

Furcht und Angst, was ist der Unterschied? Ihre Erfahrung ist gefragt

16.05.2020 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Neulich war ich mit der Frage konfrontiert, was der Unterschied zwichen Furcht, Angst und Sorge ist. Natürlich habe ich ein persönliches Verständnis dieser Worte. Als ich dann ein bißchen recherchierte und mit verschiedenen Personen sprach, wurde klar, dass mein Verständnis von dem „allgemeinen“ oder „offiziellen“ Sprachverständnis abweicht. Deswegen meine Bitte heute an alle, die diesen Artikel lesen: Was fällt Ihnen zu diesen Worten ein? Ich habe eine Umfrage über Mentimeter gestartet und bin gespannt, was Sie unter Angst oder Furcht versteht.

Über den folgenden Link kommen Sie zur Umfrage.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!!

Gehen Sie auf www.menti.com und benutzen Sie den Code 96 93 47

Und hier können Sie die bisherigen Ergebnisse sehen. Je mehr mitmachen, desto spannender wird das. Danke schonmal an alle, die dabei sind.

Hier gehts zu den Ergebnissen.

Rechts auf dem Bildschirm ist ein kleiner Pfeil, mit dem man zur zweiten Folie kommt.

Leserfrage: Maskenpflicht ist Maskenzwang! Ihr Beitrag geht an der Realität vorbei.

10.05.2020 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Sehr geehrte Frau Rösch,
über Ihren Ratschlag zum Themenkomplex Maskenpflicht und Trauma (Link zum Video / oder zum Blogbeitrag) bzw. Retraumatisierung bin ich, gelindes gesagt, enttäuscht und entsetzt.
Sie verkennen zwei grundlegende Dinge, wenn Sie empfehlen, sich klar zu machen, dass es sich nicht um eine Wiederholung der bedrohlichen Situation aus der Vergangenheit handelt, weil das Tragen der Maske freiwillig sei und man sie jederzeit absetzen könne.
Falsch I: Maskenpflicht bedeutet Maskenzwang und ist damit das Gegenteil von Freiwilligkeit.
Falsch II: Haben Sie schon mal versucht, die Maske im Supermarkt abzuziehen? Viel Spaß!
Ihr Ratschlag geht an der Realität vorbei und ist KEINE Hilfe für Betroffene! Ich bitte Sie sehr, ihn noch einmal zu überdenken und zu überarbeiten.
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen zur Gesundheit

Wenn Sie sich diesen Artikel vorlesen lassen wollen, können Sie das im YouTubeKanalhttps://youtu.be/0ZGpbmGPSig tun. Klicken Sie einfach auf das Bild.

Sehr geehrte Leserin,

die beschriebene Methode setzt auf der Ebene der Erinnerungsattacke an. Nur da kann sie wirken.

Sie befinden sich mit Ihren Einwänden auf der Ebene einer Selbst- und Weltbild-Diskussion. Da kann die Methode nicht wirken, denn dafür ist sie nicht gedacht.

Die beschriebene Methode

Meine Erfahrung mit dieser Methode Warnreize zu reduzieren sind durchgängig positiv. Insofern gibt es Betroffene, für die diese Methode so wie ich sie geschildert habe, funktioniert. Ich habe darauf hingewiesen, dass es nicht für alle funktioniert und auch keine Therapie ersetzt. Deswegen sehe ich keinen Grund den Beitrag zu ändern.

Ich persönlich entscheide, ob ich die Maske aufsetze. Niemand drückt sie mir ins Gesicht. Es ist genau dieser Unterschied, auf den es ankommt, wenn es um die Angst geht.

Maskenpflicht bedeutet Maskenzwang.

Ich fühle mich durch die Maskenpflicht nicht gezwungen. Alleine dadurch ist Ihre Aussage nicht allgemein gültig. Ich kenne genügend Leute, welche die Maskenpflicht nicht angenehm finden, aber auch nicht als Zwang. Ich höre natürlich, dass Sie sich dadurch gezwungen fühlen. Ich vermute, dass Sie auch noch ein paar Menschen kennen, welche die Maskenpflicht als Zwang empfinden.

Wir haben eine unterschiedliche Sicht auf die Welt.

Auch wenn es eine Maskenpflicht gibt, halte ich mich freiwillig daran. Es gibt Regeln und Gesetze. Durch Gesetze fühle ich mich auch nicht gezwungen, aber natürlich könnte ich das. Ich kann es als sinnvoll/notwendig sehen, dass es für das Zusammenleben in einer Gesellschaft oder in Beziehungen ganz allgemein bestimmte Regeln gibt. Ich finde nicht immer alle Regeln und Gesetze sinnvoll, aber mir ist bewusst, dass es auf einer gesellschaftlichen Ebene nicht ohne Regeln geht.

Aus diesem Grund werde ich in Supermärkten oder im Bus auch zurecht angesprochen, wenn ich keine Maske trage. So funktioniert Gesellschaft. Andere Dinge muss ich auch steuern und kann sie nicht machen, wie es mir beliebt. Wenn ich unbekleidet in den Supermarkt gehen würde, würde ich wohl auch angesprochen werden, oder wenn ich im Supermarkt eine Zigarette anzünde.

Eine neue Regel ist das Tragen von Masken. Maske tragen ist unangenehm. Keine Frage. Aber es muss eben keine Angst machen. Ob ich es als Zwang oder gesellschaftliche Notwendigkeit sehe, ist meine Freiheit. Ich entscheide, womit es mir besser geht: Das mit der Maske als Zwang zu sehen oder als notwendiges Übel.

Inwieweit die Mitarbeiter im Laden das Ansprechen freundlich durchführen können oder aus irgendwelchen Gründen genervt oder patzig sind, und wie ich damit umgehe, ist ebenfalls eine Selbst- und Weltbild-Frage für mich. Das Verhalten der Mitarbeiter kann ich nicht ändern. Wie ich das Verhalten wahrnehme, bewerte und wie ich darauf reagiere kann ich entscheiden und steuern.

Es ist ungerecht und tragisch, aber zu ändern.

Dass jemanden traumatisiert ist und deswegen ein Problem mit der Maskenpflicht hat, ist tragisch. Es ist ungerecht. Aber nur dann zu ändern, wenn derjenige Verantwortung dafür übernimmt, dass er diese Schwierigkeiten hat und einen Weg findet, damit umzugehen. Betroffene sind an dieser Stelle sehr erfinderisch. Das wissen Sie, wenn Sie selbst betroffen sein sollten oder aber mit Betroffenen arbeiten. Zur Zeit gibt es so viele Möglichkeiten, für sich einkaufen zu lassen, sich Nahrungsmittel schicken zu lassen und manche Supermärkte bieten es an, ihnen Ihren Einkauf zusammenzustellen, so dass Sie nur noch abholen müssen. Man hat durchaus Möglichkeiten, der Maskenpflicht und damit der Auseinandersetzung mit der Angst zu entgehen.

Es gibt Entscheidungsfreiheit.

Die Frage ist, ob ich den Zwang oder die Freiheit sehe (Weltbildfrage). Aus meiner Erfahrung sehen traumatisierte Menschen vor allem den Zwang und nicht ihre Handlungsfreiheit. Vor allem wenn sie über einen längeren Zeitraum wiederholt Gewalt erlebt haben, neigen sie dazu, keine Verantwortung mehr für ihre Beschwerden und ihr Überleben zu übernehmen. Nicht weil sie es nicht könnten oder wollen würden, sondern weil man es ihnen ein Leben lang verboten und gewaltsam abtrainiert hat. Sie durften es nicht lernen. Dazu gehört auch die Tendenz, sich in Schuldzuweisungen zu verlieren anstatt sich auf die Zukunft und die Veränderung zu konzentrieren. Auch das keine freie Entscheidung, sondern eine Überlebensnotwendigkeit.

Meine Aufgabe als Therapeutin sehe ich darin, so vielen Betroffenen wie möglich, möglichst viel persönliche Freiheit zu ermöglichen. Deswegen kann ich Methoden vorschlagen und Erklärungen liefern. Für den einen sind diese Vorgehensweisen hilfreich, für den anderen nicht. Wir sind einzigartig. Ich kann nur meine Perspektive und meine Berufserfahrung zur Verfügung stellen. Das ist sicher nicht für alle der passende Weg. Traurig aber wahr.

Ich sehe das so:

Wir haben nur dieses Leben und jeder hat in meinen Augen das Recht darauf, seinen freien Willen in Anspruch zu nehmen. Mit Freiheit kommt auch Verantwortung. Die beiden gehen Hand in Hand. Deswegen gehört in meinen Augen dazu, Verantwortung für mein Denken, Fühlen und Handeln zu übernehmen. Wenn ich entscheide, zu dieser Gesellschaft dazugehören zu wollen, dann muss ich auch die Regeln akzeptieren oder damit rechnen, dass diese Gesellschaft auf einen Regelbruch reagiert. Wenn ich zwar in dieser Gesellschaft leben will, alle Vorteile haben will, aber nicht bereit bin meinen Teil der Verantwortung zu übernehmen, muss ich auch damit rechnen, dass die Gesellschaft früher oder später darauf reagieren wird. Wenn ich hier nicht leben will, dann wird es Zeit auszuwandern.

Das mag Ihnen, liebe Leserin, unangemessen hart vorkommen. In meinen Augen ist das der einzige Weg und die einzige Haltung zu größtmöglicher persönlicher Freiheit für möglichst viele Menschen. Absolute Freiheit (ich mache, was ich will und wie es mir gefällt ohne Rücksicht auf andere) ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht möglich.

Dabei ist mir sehr bewusst, dass wir keinen Einfluss darauf haben, in welche Welt oder in welches Land wir hineingeboren werden. Das wird uns tatsächlich aufgezwungen.

Aber danach besteht zunehmend Freiheit.

Freiheit ist möglich. Sie kommt nicht von alleine, sondern wir sind aufgefordert, sie zu erobern, zu erkunden und festzustellen, was alles dazu gehört (Weltbild und Selbstbild).

Insofern kann es für alle die glauben, dass Maskenpflicht gleich Maskenzwang ist hilfreich sein über ihr Selbst- und Weltbild nachzudenken. Das Ziel ist immer, sich zu überlegen, ob es mir guttut, mich über Dinge, die ich nicht ändern kann, aufzuregen. Ich kann entscheiden, ob ich das tun möchte. Oder eben nicht. Stattdessen konzentriere ich mich auf das, was ich ändern oder beeinflussen kann.

Die Maskenpflicht kann ich nicht beeinflussen, meine Angst schon.

Viele Dank für Ihre Gedanken und den Mut sie mitzuteilen.

Ihre Stefanie Rösch

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Wenn Ihnen mein Blog oder die Videos weiterhelfen, freue ich mich über eine freiwillige Gabe. Wie das funktioniert, lesen Sie hier nach. Danke!

Maskenpflicht löst Panik aus? Was wenn das von einem Trauma kommt?

27.04.2020 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Für die meisten Menschen ist es fremd, eine Maske oder Gesichtsbedeckung im Alltag zu tragen. Natürlich gibt es viele Berufe, in denen die Bedeckung des Gesichts zum Schutz eine alltägliche Maßnahme ist. Dass diese Menschen ihrem Job Tag für Tag nachgehen können zeigt in meinen Augen, dass Menschen sich grundsätzlich daran gewöhnen können, eine Maske zu tragen. Es zeigt mir auch, dass es nicht unbedingt die erste Reaktion ist, deswegen Angst zu bekommen.

Wenn ich in diesen Tagen selbst so ein Ding aufsetze, dann finde ich es unangenehm. Ja, das Atmen ist behindert und warme Luft einzuatmen finde ich nicht schön. Aber es macht mir keine Angst und ich weiß, dass ich genügend Sauerstoff bekomme, um einkaufen zu gehen oder 20 Minuten mit einem Bus zu fahren.

Allerdings kann ich sehr gut nachvollziehen, dass es Lebensumstände gibt, die dazu führen, dass das Aufsetzen einer Maske Angst auslöst.

Hier geht es zum Video für diesen Beitrag.

Lassen wir mal Lungenerkrankungen weg und konzentrieren uns ausschließlich auf psychologische Ursachen. Unter der Annahme, dass diese Angst durch eine Traumareaktion ausgelöst wird, würde mir das folgendes sagen.

Traumareaktionen sind spezifisch.

Das heißt, wenn ich Angst bekomme, weil etwas meinen Mund und Nase bedeckt, dann verwechselt das Gehirn die Situation mit etwas sehr Ähnlichem. Was mir natürlich sofort dazu einfällt ist eine Hand, die den Mund zuhält, damit jemand nicht um Hilfe rufen kann. Oder ein Klebeband, dass zum gleichen Zweck missbraucht wird.

Wenn Sie so etwas oder etwas ähnliches erlebt haben, wodurch ihre Atmung unter Androhung von Gewalt behindert wurde, und jetzt Angst haben, wenn Sie eine Maske aufsetzen sollen, dann besteht eine gute Chance, dass ihr Gehirn die Maske mit der Vergangenheit verwechselt. Ihr Gehirn sagt Ihnen: „Hey, Vorsicht, jetzt passiert gleich wieder was Schlimmes.“

Das nennt man Flashback, Erinnerungsattacke oder Fehlalarm.

Flashback ist der psychologische Fachbegriff. Erinnerungsattacke nenne ich es, weil es sich so anfühlt, wie eine Angstattacke oder eine Panikattacke, aber eben im Zusammenhang mit einer Erinnerung. Und Fehlalarm ist die Funktion, die diese Reaktion hat. Ihr Hirn versucht Sie vor einer bevorstehenden Gefahr zu warnen (Alarm), die es nicht gibt (Fehlalarm). Flashbacks sind ein Symptom, eine Beschwerde der Posttraumatischen Belastungsstörung (der Link bringt Sie zu Teil 1 meiner Artikelreihe zu diesem Thema).

Da es sich in diesem Beispiel ja nur um eine Maske handelt, die Sie auch noch selber aufgesetzt haben, wird nichts Schlimmes passieren. Deswegen werden Sie eine korrigierende Erfahrung machen, wenn Sie ihrem Hirn diesen Unterschied beibringen. Den Unterschied zwischen der Erinnerung und der Gegenwart. Den Unterschied zwischen einer gegenwärtigen Erfahrung und einer Verwechslung mit der Vergangenheit.

Der erste Schritt ist, die Erklärung in diesem Artikel und diesen Zusammenhang zu verstehen.

Die empfundene Angst gehört zu einer Erinnerung und ist jetzt Ausdruck einer Warnung.

Der Warnung, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. Aber das wird nicht geschehen, weil Sie selbst die Situation kontrollieren. Sie setzen die Maske auf und Sie können Sie auch wieder absetzen. Sie haben volle Kontrolle über die Situation.

Das war in der Vergangenheit nicht so. Was auch immer geschehen ist, hat Ihnen Angst gemacht, weil Sie keine Möglichkeit hatten, die Situation zu verlassen oder anders für Sicherheit zu sorgen. Das ist der Unterschied zu heute. Deswegen will ihr Hirn Sie jetzt warnen und löst einen Alarm aus. Aber weil Sie alle Kontrolle über die Gegenwart haben, über das, was Sie tun und nicht tun mit der Maske, deswegen ist es ein Fehlalarm.

Und was Sie tun wollen, um die Angst im Zusammenhang mit der Maske zu besiegen ist Ihrem Hirn zu sagen, dass es einen Fehlalarm macht und dass Sie in Sicherheit sind. Sagen Sie sich das immer wieder: „Ich entscheide, die Maske aufzusetzen und abzusetzen. Ich bin in Sicherheit. Es wird mir nichts geschehen.“

Üben Sie das ein wenig zu Hause, bis es leichter wird. Dann können Sie es draußen üben. Und haben Sie immer im Kopf „Liebes Hirn, das ist ein Fehlalarm. Ich entscheide über die Maske. Niemand tut mir etwas.“ Und wenn Sie es konkreter machen können: „Niemand hält mir den Mund zu, niemand klebt mir den Mund zu, ich bekomme genug Sauerstoff und ich kann frei atmen.“ Je konkreter Sie die Gegenwart von der Vergangenheit unterscheiden können, desto besser wird es funktionieren.

Das Hirn wird lernen, dass die Empfindung, dass etwas Mund und Nase bedeckt, kein Warnreiz ist, der zuverlässig Gefahr vorhersagt.

Der zuverlässigste Warnreiz ist der Täter selbst. Nur er ist gefährlich. Alle anderen Reize sind in den meisten Fällen keine guten Warnreize, sondern sorgen für all die vielen Fehlalarme, die das Leben so unangenehm machen und weswegen Sie versuchen, diesen Reizen aus dem Weg zu gehen. Was wiederum dazu führt, dass Sie sich nicht frei bewegen können. Indem Sie ihrem Hirn den Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart beibringen, können Sie ihre Freiheit zurückerobern.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen diese Erklärung und die Strategie dazu, die Maskenpflicht leichter macht. Üben Sie. Wenn die Ursache Ihrer Angst etwas mit einer Lebenserfahrung zu tun hat, dann wird es mit dieser Technik besser werden.

Viel Kraft für Ihren Weg, Ihre Stefanie Rösch

Verkehrsunfälle: Hilfe finden

27.09.2019 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Verkehrsunfälle können je nach Ausmaß für Betroffene oder unmittelbar Beteiligte Traumafolgestörungen auslösen. Etwa jede/r vierte Schwerverletze entwickelt nach einem Unfall eine ernstzunehmende psychische Beeinträchtigung1. Besonders häufig sind Angstsymptome / Fahrangst, Depressionen und die Posttraumatische Belastungsstörung.

Es ist nicht nur die Schwere der Verletzung, welche psychische Folgeschäden auslösen kann. Verkehrsunfälle, ohne sichtbare Verletzungen der Beteiligten oder großen Sachschaden, können ebenfalls eine psychische Verletzung zur Folge haben. Das direkte Umfeld kann ohne direkt am Unfall beteiligt gewesen zu sein mit den Folgen zu kämpfen haben. Im Schnitt sind 113 Personen (Familie, Freunde, Polizisten, Feuerwehr, Sanitäter…) von den Folgen eines tödlich ausgegangenen Verkehrsunfalls betroffen².

Betroffene wissen nicht unbedingt, dass ihr Befinden bereits die Schwelle zu einer psychischen Störung überschritten hat, für die professionelle Hilfe angezeigt ist. Leider ist der Gang zum Psychologen immer noch mit einem Stigma belegt, so dass Betroffene keine Hilfe holen trotz ernsthafter Probleme wie dauerhaften Schlafstörungen, Erinnerungsattacken an den Unfall, plötzlichen und unerklärlichen Ängsten in Bezug auf das Fahren, nicht mehr als Beifahrer mitreisen zu können oder keine Überholmanöver mehr zu fahren wie vor dem Unfall. Hilfe zu holen ist dann oft mit der Vorstellung verbunden, dass man als verrückt abgestempelt wird. Dabei hat die Psychotherapie in solchen Fällen erstklassige Therapiekonzepte anzubieten, die schnell Besserung bringen können.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat nun eine äußerst hilfreiche Internetseite online gestellt auf welcher viele wichtige und informative Dienste angeboten werden. Unter www.hilfefinder.de finden Betroffene, oder Angehörige von Betroffenen, übersichtlich aufbereitete Informationen.

Unter anderem bietet das Portal einen „Trauma-Check“ an. Um in Selbst- oder Fremdbeurteilung mit nachvollziehbaren Aussagen zu testen, ob man möglicherweise von psychischen Unfallfolgen betroffen ist.

Ebenso kann man sich auf der Internetseite ausgiebig über Sofort-Hilfe und passende Psychotherapeuten, sowie über Behandlungsmethoden und psychische Störungen im Allgemeinen informieren.

Was uns an dieser Seite besonders gut gefällt ist, dass auch über die Rechte von Betroffenen sowie über mögliche Kostenträger der verschiedenen Versicherungstypen aufgeklärt wird. Es werden Leitfäden für einen Erstkontakt mit psychologischen Einrichtungen, mit der Krankenversicherung und Beratungsstellen angeboten. In diesen wird ausführlich beschrieben was und wie man als Betroffener etwas unternehmen kann, um möglichst schnell ganz persönliche Hilfe zu erhalten. Wer sich also unsicher ist, ob er/sie Hilfe suchen soll, findet hier einen guten Start in diese Thematik.

Psychotherapeuten finden auf dieser Seite interessante Veröffentlichungen zum Thema Unfallfolgen. Unter dem Reiter „Forschung“ kann man sich über allgemeine Zahlen und den Stand der aktuellen Forschung informieren.

Unser Fazit: Tolle, gut strukturierte und informative Internetseite, die Betroffenen einen guten Überblick über ihre aktuelle Situation und Wege aus der Krise aufzeigt. Sie macht Mut und regt zu „Hilfe zur Selbsthilfe“ an.

____________________________________

1AUERBACH, K. (2014). Psychische Folgen von Verkehrsunfällen. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Unterreihe Mensch und Sicherheit (M 245). Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW.

²DVR Report, Fachmagazin für Verkehrssicherheitsarbeit, 2/2017, S. 8

Die Angst der Täter und ihr ganz persönlicher Denkfehler

08.06.2019 Veröffentlicht von Lesestoff 0 Kommentare

Wem es noch nicht aufgefallen ist: Täter haben Angst. Immer. Sie haben ein schlechtes Gewissen. Jeder Täter weiß, dass er etwas tut, was er nicht darf. Sonst würde er es nicht im Verborgenen tun. Er müsste sich auch keine Mühe damit machen, sein Opfer zum Schweigen zu bringen und das mit allen Mitteln. Wozu die ganzen Drohungen, die Gehirnwäsche, die Drogen und die Folter, wenn es doch rechtens ist, was man tut? Wenn es okay wäre, dann wäre es vom Gesetz nicht verboten. Das wissen Täter.

Ihr schlechtes Gewissen macht ihnen Angst. Sie leben in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Sie leben in der Angst, von ihren Opfern und von uns als Gesellschaft, überführt zu werden. Auch wenn es Straftaten gibt, die schwer nachzuweisen und noch schwerer zu verurteilen sind. Das ändert an der Angst der Täter nichts.

Aber die Angst der Täter ist so groß, dass sie nicht mehr klar denken können. Sie haben Angst vor ihren Opfern. Würden diese Menschen geschlossen erzählen, was ihnen geschieht, könnte kein Gericht all diese Geschichten ignorieren. Jeder ausgebildete psychologische Gutachter für Aussagepsychologie würde zu dem Schluss kommen, dass die Menschen erlebt haben, was sie schildern. Für uns Nichtbetroffene oft unvorstellbare Grausamkeiten.

Wenn alle Opfer von schwerer Gewalt (Verbrechen wie Vergewaltigung, Menschenhandel, schwere Körperverletzung, sexueller Missbrauch, Folter und so weiter) ihre Geschichten erzählen würden, dann wären wir als Gesellschaft entsetzt. Wir wären darüber entsetzt, wie viele gequälte Menschen es in unserem Land gibt. Ja, ich rede von Deutschland, vom Kriegsgebiet Deutschland. Dafür brauchen wir keine Nazis, keine Terroristen und auch keine Mafia. Dafür reichen ein paar unauffällige deutsche Staatsbürger, die in unserer Nachbarschaft leben: Handwerker, Ärzte, Mechaniker, Hausbesitzer, Landwirte, Verkäufer, Psychologen, Rentner, Putzkräfte, Angestellte im öffentlichen Dienst, Angestellte in der Privatwirtschaft, Selbständige, Freiberufler – was immer Sie, liebe Leser, sich ausdenken können, die Realität ist so viel schlimmer. Die männlichen Formen schließen Frauen als Täterinnen ein, wenn auch der Anteil erfahrungsgemäß gering ist.

Ich gehe davon aus, dass diesen Weg der Gewalt und der Angst keiner freiwillig gewählt hat. Die meisten wurden hinein-gedroht oder hinein-gezwungen – irgendwann. Das enthebt diese Menschen aber nicht der Verantwortung für ihr Handeln heute.

Die Angst der Täter vor der Strafverfolgung raubt ihnen den Schlaf. Ihre Feigheit zu ihren Taten zu stehen und Wiedergutmachung zu leisten, soweit das überhaupt möglich ist, lässt sie in Angst durch ihren Alltag gehen. Drogen, Alkohol und Gewalt lassen sie die Fassade aufrechterhalten und betäuben diese Angst für wenige Augenblicke. Aber die Angst kommt schnell zurück ins Bewusstsein und kriecht tiefer und tiefer in ihre verzweifelten Seelen. Wie alle anderen Menschen wollen Täter sich sicher fühlen. Aber die Angst vor Entdeckung und das schlechte Gewissen machen sie blind. Blind für die offensichtlichste aller Lösungen.

Lasst Eure Opfer in Ruhe!

Es wird immer Menschen geben, die Opfer begleiten und sich Tätern furchtlos entgegenstellen. Es wird immer Menschen geben, die sich wehren und sich dabei an das Gesetz halten. Diese Menschen werden immer versuchen, Opfer von Gewalt dazu zu ermutigen, sich von Tätern fernzuhalten. Aber wenn das Opfer aus dem Einflussbereich der Täter verschwindet, dann versetzt das diese nur in Panik. Denn dann droht in ihrer angstgesteuerten Phantasie die Anzeige. Was realistisch betrachtet selten der Fall ist.

Doch obwohl wir gerade bei organisierter und ritueller Gewalt davon ausgehen müssen, dass mit den Mitteln des Deutschen Rechts in seiner derzeitigen Fassung schwer oder gar nichts zu machen ist, verfallen ganze Tätergruppen in Panik, wenn sie ein Opfer verlieren.

Wer würde einem einzelnen, durch die Folter psychisch schwer verletzten Opfer mit Erinnerungslücken vor Gericht glauben, wenn 5 oder mehr gesellschaftlich anerkannte Täter, die weder die Wahrheit sagen noch überhaupt ihren Teil zur Wahrheitsfindung beitragen müssen, sich gegenseitig decken? Niemand. Deswegen werden diese Fälle so gut wie nicht vor Gericht gebracht. Der Fall des kleinen Jungen, der von seiner Mutter verkauft wurde, um vergewaltigt und gequält zu werden, ist da eine lobenswerte Ausnahme.

Der ganz persönliche Denkfehler von Tätern ist, dass es immer wieder und mehr Gewalt braucht, damit sie sich sicher fühlen können. Genau das Gegenteil ist der Fall.

———— An die Täter ————

hört auf, Euch in die Hose zu machen, wenn ihr ein Opfer verliert. Es zu verfolgen, wieder zu bedrohen oder gar ermorden zu wollen. Das handelt Euch nur noch mehr Ärger ein. Es wird nie dazu führen, dass Ihr euch sicher fühlt. Die Aufklärungsrate bei Mord ist hoch, auch wenn ihr es wie einen Suizid aussehen lassen wollt. Wir Therapeutinnen wissen das. Aber ihr wisst nicht, ob wir mit unseren Klientinnen eine Vereinbarung haben, die uns von der Schweigepflicht enthebt, sollte unseren Klientinnen etwas passieren.

Wir Therapeutinnen haben gelernt, dass wir besonders in solchen Fällen unsere Klientinnen zum Dokumentieren ermutigen und Kopien von allen wichtigen Dokumenten und Informationen haben, so dass nichts verloren gehen kann. Glaubt ihr wirklich, dass wenn ein Opfer nach dem Ausstieg stirbt, die Polizei in Zukunft nicht oder nie erfährt, wer dafür verantwortlich ist?

Wenn eines Eurer Opfer sich von euch fernhält, bringt es damit eindeutig zum Ausdruck, dass es mit Euch nichts mehr zu tun haben will. Wenn ihr weiter in Freiheit leben wollt, dann könnt ihr nur eins tun: Stillhalten und akzeptieren, dass ihr diesmal verloren habt. Alles andere wird nur dazu führen, dass es auch für Euch unangenehm wird.

Dass ihr Angst davor habt erwischt zu werden, liegt daran, dass ihr in euren verletzten Herzen wisst, dass es nicht okay ist, was ihr tut. Der einzige Weg zu innerem Frieden ist das zu tun, was Euer Gewissen euch sagt: Aufhören mit der Gewalt und Verantwortung übernehmen für Eurer Handeln. Dann kehrt auch wieder Ruhe ein und die Nächte werden wieder erholsam.

Eine Selbstanzeige wäre da der beste Weg für Euch.

Der eine oder andere an Gewalthandlungen Beteiligte würde sich wundern, dass sogar Vergebung möglich ist. Von Gewalt Betroffene wollen oft nichts Anderes, als dass Ihr aufhört mit der Gewalt und Verantwortung übernehmt. Dadurch könnten die Menschen, die Ihr zu Opfern macht, die Hilfen in Anspruch nehmen, die wir als Gesellschaft dafür vorgesehen haben, dass jeder einzelne von uns versagt hat, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger vor Euch zu schützen.

Um das zu erkennen, braucht es Mut. Meine Hoffnung ist gering, dass es unter euch viele Menschen mit Mut gibt. Aber ich mag mich täuschen und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Vielleicht ist die Aussicht auf inneren Frieden für den einen oder anderen doch stärker als die Angst vor der Entdeckung. Sucht Euch einen Anwalt und geht mit dem zur Polizei und erzählt, was ihr getan habt und wie es dazu kam – Erleichterung wird die Folge sein.

Wenn Euch aber der Mut fehlt, dann ist vielleicht der eine oder andere intelligent genug, das Risiko zu minimieren, die Füße still zu halten, wenn er ein Opfer verloren hat. Denn das ist der einzige Weg, nicht erwischt zu werden.

———— An alle Menschen mit Gewalterfahrung ————

Sucht euch jemanden, dem ihr trauen könnt. Es gibt uns überall. Lasst uns Wege finden, das Leid zu beenden! Ich bin dabei! Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie genau das gehen kann. Aber ich bin sicher, gemeinsam fällt uns etwas ein. Nur Mut!

Ich wünsche allen viel Kraft für ihren Kampf gegen die Angst.

Stefanie Rösch

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