„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "PTSD"

Achtung Gott: PTBS 13 Ergänzung: Gott, warum hast Du das zugelassen?

29.10.2013 Veröffentlicht von Achtung Gott!, Erklärungsmodelle 2 Kommentare

Eine Klientin erzählte mir einmal, dass ein Pfarrer ihr auf die Frage, warum ihr Kind habe sterben müssen und wie Gott das zulassen konnte, geantwortet habe: „Gott nimmt die, die er liebt, früh zu sich.“ Darauf meine Klientin: „Und warum werden dann die Nonnen so alt, die doch ein Leben leben, wie Gott es befiehlt?“ Darauf wusste der Geistliche dann keine Antwort mehr und zerstörte damit den restlichen Glauben dieser Klientin an Gott.

Das Schlimme darin ist die Anmaßung dieses Geistlichen, der sich einbildete, zu wissen, was Gottes Plan ist. Ja, diese Anmaßung geschieht aus Hilflosigkeit angesichts der Grausamkeiten, die um uns herum geschehen. Diese Anmaßung ist menschlich und psychologisch nachvollziehbar. Das ist die Erklärung, jedoch keine Entschuldigung für derart unprofessionelles und noch tiefer verletzendes und wenn man es genau nimmt, satanisches Gerede. Satanisch sage ich deswegen, weil diese Antwort nicht von Gott kommen kann. Warum nicht? Weil diese Antwort diese Klientin von Gott entfernte. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott mit uns Beziehung haben will und nicht uns von sich fortstoßen will. Derjenige, der uns von Gott entzweien will, heißt Satan.

Die ehrliche Antwort auf die Frage „Warum lässt Gott das zu?“ muss lauten „Ich weiß es nicht.“ Es gibt keine andere Antwort.

Meine Antwort lautet inzwischen: „Ich weiß es nicht, aber ich weiß sicher, dass Gott nicht für alle schrecklichen Dinge auf der Welt verantwortlich gemacht werden kann. Schließlich gibt es da auch noch einen Gegenspieler. Der dessen Namen wir uns nicht trauen auszusprechen: Satan.“ John Eldredge schreibt in einem seiner Bücher, dass der schlimmste Trick Satans ist, dass wir nicht mehr an ihn denken und Gott für alles verantwortlich machen. Ich fand diesen Hinweis auf Satan sehr hilfreich, weil er es mir so viel leichter macht, Gott weiter zu vertrauen und ich gleichzeitig auch auf der spirituellen Ebene jemanden für das Übel dieser Welt verantwortlich machen kann.

Je länger ich als Traumatherapeutin mit den Grausamkeiten der Welt zu tun habe, mit der Gewalt, die ein Mensch dem anderen antut, desto sicherer bin ich mir, dass dieser Krieg, den wir Menschen gegen uns selbst führen zwei Ebenen hat.

Es gibt immer eine psychologische Ebene. Wir können in den meisten Fällen aus der Lebensgeschichte eines Menschen erklären, warum er sich auf eine bestimmte Weise verhält. Auch Gewalthandlungen können wir psychologisch erklären. Die „schlechte“ Kindheit ist sicher die einfachste, platteste Formulierung dieser Erklärungen. Im Einzelfall können wir sehr differenziert begründen, warum jemand zum Täter wurde.
Jedoch hat die Psychologie in meinen Augen zum Beispiel keine ausreichende Erklärung dafür, warum das eine Opfer von Gewalt seine Gewalterfahrungen weitergibt und selbst zum Täter wird und das andere Opfer bei ähnlicher Gewalterfahrung kein Täterverhalten ausbildet. Wir haben in meinen Augen auch keine ausreichend gute Erklärung für Menschen wie Hitler oder den Massenmörder von Norwegen.

An dieser Stelle kommt für mich die zweite, die spirituelle Ebene ins Spiel: Wir mit Gott gegen Satan.

Wir lassen uns zu schlechten Entscheidungen verführen. Das bedeutet nicht, dass wir alle Schuld dem Bösen geben dürfen. Wir sind verantwortlich für unser Handeln. Aber für manch einen ist es leichter zu stehlen als Sozialhilfe zu beantragen. Für manch einen ist es leichter, andere zu schlagen, um sich nicht mehr so hilflos zu fühlen. Für manch einen ist es leichter, vor dem Gesetz davon zu laufen, anstatt Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Für manch einen ist es leichter, vorschnell Erklärungen zu geben, um die eigene Hilflosigkeit und die eigene Verunsicherung im Glauben nicht aushalten zu müssen.

Wir alle gehen von Zeit zu Zeit den „für manch einen ist es leichter“-Weg. Das ist okay. Wir sind Menschen. Wichtig ist nur, dass wir wieder zurück finden, und Gott nicht für Dinge verantwortlich machen, die Folge von Satans Versuchungen und von Fehlentscheidungen der Täter sind.

Mir persönlich hat das Buch „Die Hütte“ an dieser Stelle geholfen zu verstehen, dass Gott jeden einzelnen von uns so sehr liebt, dass er keinen von uns in seinem freien Willen beschneidet, auch nicht, wenn wir uns gegenseitig verletzen. Deswegen greift er nicht ein, auch wenn er es könnte. Diese Erklärung hat mich persönlich überzeugt, auch wenn sie mir nicht gefällt.
Wenn ich daran denke, wie weh es tut, zu sehen, dass jemand, den man liebt, sich selbst immer wieder schadet, und man selbst kommt an den Punkt, an dem man versteht und fühlt, dass man dem anderen nicht helfen kann, sondern ihn in Liebe gehen lassen muss, dann stelle ich mir vor, dass es ein Funke des Schmerzes ist, den Gott über uns empfinden muss.

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PTBS, Teil 13: Wann hört das auf und warum ist mir das passiert?

21.10.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 1 Kommentare

Wenn Sie dieser Reihe gefolgt sind, dann haben Sie jetzt eine Menge darüber gelernt, was eine Posttraumatische Belastungsstörung ist und wie Sie mit den Beschwerden umgehen können. Hoffentlich konnten Sie inzwischen erfahren, dass die Beschwerden nachlassen.

Die Beschwerden werden aufhören oder auf ein Niveau zurückgehen, mit dem Sie gut zurechtkommen, wenn die Erfahrung zu Ihrem Leben dazugehören darf. Wenn Sie annehmen können, dass das, was passiert ist, auch ein Teil Ihrer Lebensgeschichte ist. Die meisten Betroffenen können sich mit diesem Gedanken nur schwer anfreunden.

Kein Wunder. Niemand will „das Vergewaltigungsopfer“, „das Folteropfer“, „das Unfallopfer“ oder sonst ein Opfer sein. Aber das ist es, wie viele Menschen Sie im ersten Moment sehen werden oder auch sehen wollen. Frau Kampusch ist ein trauriges Beispiel dafür, wie Betroffene angefeindet werden, wenn sie offen mit den Erfahrungen umgehen, die sie machen mussten. Vor allem dann, wenn „die Öffentlichkeit“ sich besonders dafür interessiert. Auf der einen Seite will ein Großteil „der Menschen“ wissen, möglichst in allen grausamen Details, was jemandem zugestoßen ist. Gleichzeitig weiß dann plötzlich niemand mehr, wie man mit einer Überlebenden umgehen soll und will den Schilderungen derjenigen, die etwas Grausames erlebt haben nicht glauben. Als Schutz vor der eigenen Hilflosigkeit wird dann die Betroffene abgewertet oder sogar für das, was Ihr der Täter angetan hat, verantwortlich gemacht. Ein trauriges Beispiel dafür ist Natascha Kampusch.

Wenn Sie es können, dann entscheiden Sie, wem Sie erzählen, was passiert ist, und auf keinen Fall „der Öffentlichkeit“. Ausnahme ist natürlich die Polizei, wenn Sie eine Anzeige erstatten. Details müssen aus meiner Erfahrung zwar für einen Heilungsprozess in Worte gefasst werden, gehören aber nicht immer in den Kreis der Familie und Freunde.

Vor allem Partner fühlen sich oft sehr hilflos, wenn ihren geliebten Menschen etwas Schlimmes passiert und sie es nicht verhindern konnten. Viele Männer haben große Schwierigkeiten damit, wenn ihre Partnerinnen sexuelle Gewalt erleben mussten. Ich habe schon erlebt, dass die Hilflosigkeit des Partners zu schwerwiegenderen psychischen Störungen führte als die Vergewaltigung für die betroffene Frau. Ich habe auch erlebt, dass Partnerschaften an dem Wissen über die Einzelheiten der Gewalthandlungen zerbrachen. Also seien Sie achtsam damit, wem Sie was erzählen. Partner müssen wissen, WAS passiert ist, damit sie sich informieren und unterstützen können. Aber von Details kann ich aus meiner Erfahrung nur abraten. Die gehören auf ein Blatt Papier wie hier beschrieben (PTBS 11 und 12), oder in den sicheren Raum einer Therapie.

Warum ist mir das passiert?

Das ist eine Frage, deren Antwort Sie für Sich herausfinden sollten. Wenn Sie eine gute Antwort darauf haben, dann kann jede grausame Lebenserfahrung sinnhaft werden. SIE können Ihrer Erfahrung Sinn geben. So wie der Tod einer 12Jährigen durch einen im Schreck abgefeuerten Schuss der eigenen Mutter Jahre später Sinn erfährt. Die Mutter setzte sich fortan gegen die Verbreitung von Waffen ein und gab ihrer traumatischen und schuldbeladenen Erfahrung dadurch einen Platz in ihrer Lebensgeschichte. In diesem Fall gelang dies natürlich nicht ohne entsprechende Psychotherapie bei Donald Meichenbaum, in meinen Augen einem der Väter der modernen Traumatherapie.

Eine Möglichkeit, dieser Warum-ist-mir-das-passiert-Frage auf die Schliche zu kommen, kann sein, sich zu fragen, ob es irgendetwas Gutes gibt, was aus Ihrer belastenden Erfahrung entstanden ist. Wahrscheinlich können Sie das in den ersten Tagen und Wochen noch nicht sehen, aber vielleicht kommt der Zeitpunkt irgendwann, an dem Sie es sehen können. Dann haben Sie Ihre Antwort und damit mehr inneren Frieden.

Eine zweite Frage, die ich mir und meinen Klienten irgendwann stelle, ist: Was können Sie aus dieser Erfahrung lernen? Auch das ist keine Frage für die ersten Stunden nach einer grausamen Erfahrung, sondern für eine Zeit, in der Ihr Alltag wieder Alltag werden durfte. Für eine Zeit, wenn Sie wieder über Ihr Leben bestimmen, wenn Sie wieder entscheiden, ob Sie Sich erinnern wollen oder gerade nicht. Dann wenn die Alpträume aufgehört haben und Sie nicht mehr bei jedem kleinen Geräusch zusammenzucken, dann ist der Raum da, über diese Frage nachzudenken.

Damit schließe ich diese Reihe.

Es kann der Zeitpunkt kommen, an dem Sie Sich wieder frei fühlen von Ihren belastenden Erfahrungen und den aufwühlenden Erinnerungen daran. Solange Sie üben und dran bleiben und alle Unterstützung in Anspruch nehmen, die Sie finden können, solange Sie mutig weitergehen und Ihr Leben selbst gestalten wollen, kann dieser Moment kommen. Auch wenn es manchmal Jahre dauert. Bleiben Sie dran! Geben Sie nicht auf! Sie werden es schaffen! Ich wünsche Ihnen alle Kraft für diesen Weg.

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Es gibt eine gute Dokumentation über Frau Kampusch und die Auswirkungen der Medien auf Ihr Leben:

PTBS, Teil 12: Belastende Erinnerungen in die richtige Form bringen, Teil 2

19.10.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Gestern haben Sie alles aufgeschrieben, woran Sie Sich noch erinnern konnten, so wie es Ihnen gerade eingefallen ist. Heute werden Sie Ihre Erinnerung ordnen.

Erinnerungen ordnen

  1. Schreiben Sie ihre Geschichte noch einmal auf, aber diesmal halten Sie Sich genau an die zeitliche Reihenfolge, in der die Handlungen passiert sind, die Ihnen widerfahren sind. Sortieren Sie die Tatsachen entlang der Zeit, die verging. Erst wenn Sie diesen Teil so gut Sie es heute können fertig haben, gehen Sie weiter zu Punkt 2.
  2. Jetzt überlegen Sie genau, wann Sie bemerkt haben, dass Sie in Gefahr sind. Also wann die belastende Situation begann. Wann genau im Ablauf Ihrer Erinnerung war das? Woran haben Sie gemerkt, dass „es“ jetzt losgeht? War es ein Gedanke? Ein Gefühl? Eine Körperempfindung? Etwas, das jemand getan hat? Etwas in Ihrer Umgebung?
  3. Und so wie es angefangen hat, war „es“ auch irgendwann vorbei. Bei wiederkehrenden Belastungs- und Gefahrensituationen meine ich den Moment, in dem Sie wussten, dass es „für jetzt“ vorbei ist. Woran haben Sie gemerkt, dass Sie jetzt wieder sicher sind? Oder vorerst sicher sind (bei wiederkehrenden Situationen)? War es etwas in Ihrer Umgebung? Ein Gedanke? Ein Gefühl? Eine Veränderung in der Situation? Welches Signal haben Sie bekommen, so dass Sie wussten, jetzt ist es vorbei und ich bin erst mal wieder sicher? Wenn Sie Anfang und Ende Ihrer Belastungssituation kennen, können Sie zum nächsten Punkt gehen.
  4. Schreiben Sie über den Schlimmsten Moment. Was war der schlimmste Moment? Warum war genau dieser Moment der schlimmste? Welche Gedanken hatten Sie? Welche Gefühle waren da? Geben Sie diesen Gefühlen oder diesem einen Gefühl einen Namen, z.B. Atemlose Angst (weil Sie keine Luft mehr bekommen haben und Angst hatten zu sterben) oder brennende Hilflosigkeit (weil Sie sich nicht bewegen konnten, aber Ihre Beine brannten wie Feuer). Sprechen Sie diese Gefühlswörter ruhig auch einmal laut aus. So haben Sie Sich gefühlt!
  5. Wenn Sie den schlimmsten Moment benannt haben, überlegen Sie, ob es einen zweitschlimmsten Moment gab. Wann war der zweitschlimmste Moment? Warum war es so belastend? Welche Gedanken dachten Sie? Welche Gefühle empfanden Sie? Geben Sie den Gefühlen Namen.
  6. Gibt es noch andere, besonders belastende Momente in Ihrer Erinnerung? Schreiben Sie auf, wann diese Momente waren, was Sie dachten und fühlten und geben Sie den Gefühlen eindeutige Namen. Die Namen sind wichtig, damit Sie das Gefühl im Alltag wiedererkennen können, wenn Ihr Hirn die Warnreaktion ablaufen lässt, obwohl gerade keine Gefahr ist (PTBS 2 und PTBS 5).

Jetzt hat Ihre Erinnerung die richtige Form. Bravo!

Genug getan für heute! Das war schwere Arbeit! Vor allem, wenn die Erinnerung eine starke Überlebens-/Stressreaktion auslöst (PTBS 5). Sorgen Sie für Sich! Tun Sie Sich etwas Gutes! Wenden Sie Ihre Stressbewältigungsstrategien an (PTBS 3, 4, 5, 6 und 7)!

Weiter mit PTBS 13.

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Im Download finden Sie eine Anleitung für das Ausdrucksschreiben inspiriert von einem Text (Writing & Health) von Professor James W. Pennebaker.           

Pennebaker_SchreibenGesundheit

PTBS, Teil 11: Belastende Erinnerungen in die richtige Form bringen, Teil 1

18.10.2013 Veröffentlicht von Strategien 2 Kommentare

Wenn Sie entschieden haben, Ihren Erinnerungen nicht aus dem Weg zu gehen, wenn Sie gelernt haben, Ihre Erinnerungsattacken zu steuern und weniger gestresst zu sein, dann wird es Zeit, dass Sie Ihre Erinnerung in die richtige Form für Ihr Gedächtnis bringen, in die richtige Form für Ihr Gehirn.

Die richtige Form ist die Form einer Geschichte. Eine gute Geschichte hat einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Wir verstehen eine Geschichte am schnellsten, wenn sie in der Reihenfolge erzählt wird, in der sie geschah (chronologisch). Unser Gehirn fühl sich am wohlsten, wenn wir unsere Lebenserfahrungen in der Reihenfolge erzählen, in der wir etwas erlebt haben und wenn wir dem Ganzen auch Bedeutung geben. Bedeutung heißt hier, wie wir eine Situation wahrgenommen haben, wie wir sie bewertet haben und schließlich auch, welchen Platz die Erfahrung in unserem Leben hat.

Ein Beispiel: „Als der Säbelzahntiger auf mich zu gerannt kam, dachte ich, der bringt mich um und war wie erstarrt, aber dann kamen die anderen mit ihren Speeren und schrien laut und dann blieb der Tiger stehen und sah ganz verunsichert aus. Als die anderen dann noch mehr rumschrien, konnte ich mich wieder bewegen und mitschreien und dann lief der Säbelzahntiger davon. Der hatte Angst. Wir haben ihn besiegt. So ein Glück.“

Das ist eine Geschichte:

  • Anfang: Der Säbelzahntiger greift an und ich erstarre. Bedeutung: Ich denke, er bringt mich um und erstarre aus Angst.
  • Mittelteil: Die anderen kommen dazu und schützen mich mit Speeren und Geschrei. Der Säbelzahntiger bleibt stehen. Bedeutung: Der Säbelzahntiger sah verunsichert aus.
  • Ende: Der Säbelzahntiger läuft davon, und ich bin wieder sicher. Bedeutung: Der Säbelzahntiger hatte Angst und wir waren Sieger. Das war Glück.

So in etwa. Auf die gleiche Art können Sie Ihre Erinnerung erzählen und aufschreiben. Aufschreiben hat sich bewährt. James W. Pennebaker heißt der Professor, der das Konzept des therapeutischen Schreibens entwickelt und beforscht hat.

Wenn Sie Sich mit Ihrer belastenden Erinnerung beschäftigen, werden Sie wahrscheinlich die Stressbeschwerden wieder erleben (PTBS 2). Deswegen haben Sie geübt und gelernt, wie Sie Sich wieder auf die Gegenwart konzentrieren können (PTBS 3 und PTBS 4). Das heißt, Sie entscheiden, wie viel Stress Sie Sich zumuten wollen! Sie können jeder Zeit aufhören zu schreiben. Schreiben Sie in Einheiten, die Sie bewältigen können. Aber bleiben Sie dran!

Ganz konkret

Schaffen Sie Sich einen Raum und eine Zeit, in der Sie ungestört sind. Wenn wir in der Therapie mit den traumatischen Erinnerungen arbeiten, dann bevorzuge ich einen Vormittag an einem Tag, an dem meine Klientin keine weiteren Termine hat. Gut ist auch ein Freitag, früher Nachmittag. So aktivieren Sie die Stressreaktion nicht kurz vor dem Schlafengehen und haben Zeit, die aufgewühlten Gefühle und die Körperreaktion im Lauf des Tages und des Wochenendes aktiv wieder abzubauen, zum Beispiel durch Bewegung (PTBS 6 und PTBS 7).

Sie können mit Papier und Bleistift schreiben oder direkt am Computer. Sollten Sie nicht schreiben können oder wollen, dann können Sie Ihre Geschichte auch erzählen und aufzeichnen.

Und dann beginnen Sie, die Geschichte aufzuschreiben. Schreiben Sie einfach alles, was Ihnen noch einfällt, egal in welcher Reihenfolge. Schreiben Sie ALLES auf, woran Sie Sich erinnern: Personen, Handlungen der Person/en, Farben, Formen, Gegenstände, Details, Geräusche, Töne, Stimmen, Gerüche, Düfte und Körperwahrnehmungen, Geschmack, Schmerz, Druck, Oberflächen, Untergründe, ein Brennen irgendwo im Körper, Ihren Atem. So viele Details wie Ihnen einfallen. Dazu gehören auch Ihre Gedanken und Ihre Gefühle.

Es kann sein, dass Sie schon während des ersten Aufschreibens das Gefühl haben, Sie müssten die Einzelteile ordnen. Oder Sie merken, dass Sie sich an bestimmte Momente nicht erinnern. Schreiben Sie einfach weiter. Ordnen und ergänzen können Sie später. Schreiben Sie in einem Fluss, ohne auf Rechtschreibung oder Satzbau zu achten. Das kommt alles später.

Einfach schreiben, schreiben, schreiben. Bis alles draußen ist, woran Sie Sich im Moment erinnern.

Und dann haben Sie genug getan für diesen Tag! Das war schwere Arbeit! Vor allem, wenn die Erinnerung besonders belastend war und eine starke Überlebens-/Stressreaktion auslöst (PTBS 5). Sorgen Sie jetzt für Sich! Tun Sie Sich etwas Gutes! Wenden Sie Ihre Stressbewältigungsstrategien an (PTBS 3, 4, 5, 6 und 7)!

Und kommen Sie morgen wieder für den zweiten Teil.

Weiter mit PTBS 12.

PTBS, Teil 10: Vermeidungsverhalten bekämpfen

14.10.2013 Veröffentlicht von Strategien 1 Kommentare

Eine PTBS zu überwinden, bedeutet so wie bei allen psychischen Störungen, einen Krieg um die eigene Gesundheit zu schlagen. Unser Mensch-Sein und unsere Ängste werden versuchen, uns daran zu hindern, gesund zu werden und zu tun, was dazu notwendig ist. Besonders die Angst vor der Erinnerung, die Angst vor den negativen Gefühlen sind große Hürden auf dem Weg zur Besserung, wenn Sie mit den Folgen belastender Lebenserfahrungen kämpfen. Was Sie dagegen tun können?

Entscheiden Sie! Entscheiden Sie, Sich der Erinnerung bewusst auszusetzen. Für eine bestimmte Zeit und dann wieder im Hier und Jetzt Ihrem Alltag nachzugehen. Viele Menschen gehen diesen Weg in Form einer Therapie: Sich dem Unangenehmen aussetzen in der Therapiesitzung und im Alltag so gut es geht in der Gegenwart leben.

Natürlich können Sie diese Zeiten auch in Ihrem Alltag ohne Therapie festlegen. Wichtig ist, Zeiten festzulegen. Das heißt, sich nicht ununterbrochen mit dem zu beschäftigen, was Ihnen passiert ist, sondern z.B. 20 Minuten darüber nachdenken und dann wieder Gegenwart leben, Alltag so gut es geht.

Es ist notwendig, über eine belastende Erfahrung nachzudenken und ihr einen Platz in unserem Leben zuzuweisen. Sie werden die Erfahrung dahingehend bewerten, wie sie Ihr Leben verändert hat und verändern wird. Welchen Einfluss hat die Erfahrung auf Ihr Leben? Auf Ihre Beziehung zu sich selbst? Wie werden Sie in Zukunft über Sich denken? Wie werden Sie in Zukunft anderen Menschen begegnen? Wollen Sie an Ihrem Verhalten etwas ändern? Was wollen Sie auf keinen Fall ändern?

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern oder herunterzuladen.

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Wenn Sie die Kraft haben wollen, Sich Ihrer Erinnerung im Alltag so oft auszusetzen, bis Sie sie verarbeitet haben, dann ist es gut, sich immer wieder daran zu erinnern, für wen und was Sie Ihren Heilungsprozess auf Sich nehmen. Wer ist es wert, dass Sie die Schlachten schlagen? Sie, und Sie zuerst! Dann vielleicht Ihre Familie. Dann noch Ihre Freunde. Und dann? Vielleicht gibt es noch weitere gute Gründe, warum Sie durchhalten wollen. Machen Sie sich eine Liste und hängen Sie die auf! Oder nutzen Sie die Vorlage für den hier gezeigten Zettel (Vorlage am Ende des Textes als Download). Damit Sie Sich selbst daran erinnern, warum Sie kämpfen.

Am besten kämpft es sich, wenn Sie wissen, was Sie schon können, was Ihnen als Unterstützung zur Verfügung steht, was Ihre Stärken sind. Noch eine lange, lange Liste mit all den Dingen, die Sie können, oder Postkarten mit Sprüchen oder ein selbst gestaltetes Fotobuch mit guten Erinnerungen und Texten, die Ihnen Mut machen. Ermutigen Sie Sich selbst und lassen Sie Sich immer wieder ermutigen! Hier sind Angehörige und Freunde gefragt! Sagen Sie Sich immer wieder, dass Sie es schaffen werden.

Wenn es einmal besonders schwierige Tage gibt, dann hat sich für mich und meine Klienten auch der Satz „Morgen ist ein neuer Tag“ bewährt. Ganz besonders, wenn der heutige Tag ein …Tag war. Wir können jeden Tag wieder neu beginnen.

Und wenn es ums Durchhalten geht, wenn Sie einmal keine Perspektive haben, dann halten Sie durch für eine Stunde, oder einen Vormittag und dann erst den Nachmittag. Teilen Sie Sich die Zeiten, die Sie aushalten und durchhalten können so ein, dass Sie es schaffen.

Aus dem Zustand der eigenen Stärken heraus, lässt sich leichter der Mut fassen, es schon zu schaffen.

Also machen Sie eine lange Liste mit Dingen, die Sie können! Ich habe Ihnen hier eine Liste zur Inspiration als pdf-Datei zum Herunterladen bereit gestellt. Sie können schon sehr viel, vielleicht ist Ihnen das nicht bewusst, dann kann Ihnen diese Übung dabei helfen. Viel Spaß damit!

Weiter mit PTBS 11.

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