„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Körpererinnerung"

Leserfrage: Was tun bei chronischen Schmerzen?

11.02.2018 Veröffentlicht von Leserfragen, Strategien 0 Kommentare

Ich bin komplex traumatisiert und habe sehr viele Therapien hinter mir. Seit 3 Jahren leide ich an höllischen Nervenschmerschmerzen von den Sitzhöckern bis runter in die Füße. Die Schmerzen treten sofort nach dem Aufwachen auf und verschwinden auch durch Akupunktur, KG etc. nicht. An Medikamenten habe ich Tavor, Opium etc. genommen, was keine Dauerlösung ist.

Liebe Leserin,

Nervenschmerzen sind eine üble Sache. Sie machen ohnmächtig. Sie zermürben. Sie rauben alle Kraft, die wir für anderen Dinge sinnvoller einsetzen könnten.

Schmerzen können unterschiedliche Ursachen haben. Wenn medizinische Gründe ausgeschlossen sind, dann ist die spannende Frage, ob gängige Schmerzmittel (Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure) anschlagen. Wenn ja, wäre das für mich immer erstmal ein Hinweis auf eine aktuelle körperliche Komponente des Schmerzes, also zum Beispiel Spannungs(kopf)schmerzen, Wirbel verschoben.

Aber ich erlebe auch immer wieder Fälle, in denen Schmerzmittel nicht anschlagen. Das ist für mich ein Hinweis auf einen Flashback, einen Fehlalarm, eine Erinnerungsattacke.

Wenn es eine Körpererinnerung (Flashback) ist, dann kann es hilfreich sein, sich in den Schmerz hinein zu spüren und ihn ganz genau wahrzunehmen. Das bringt manchmal die dazugehörigen restlichen Erinnerungsteile zurück.

Eine hilfreiche Frage ist: Was, lieber Körper, was lieber Schmerz willst Du mir sagen? Wenn wir hinspüren, kann so manchmal eine Antwort kommen.

Bei mir selbst ist es manchmal so, dass ich Kopfschmerzen bekomme, wenn Klienten mit einem geistlichen Thema kommen, wenn es darum geht, dass Gott Großes mit ihnen vorhat. Dann bekomme ich als Ausdruck des geistlichen Angriffs Kopfschmerzen. Mein Glaube an die Wirkung von Schmerzmitteln ist allerdings so groß, dass sie helfen, obwohl es erstmal keine körperliche Ursache gibt. Anspannung vielleicht, ja, das mag sein. Manchmal ist der Schmerz allerdings nicht so stark oder taucht schlagartig während einer Sitzung auf, wenn das Thema von Psychologie hin zu Glaube wechselt. Und wenn die Person geht, ist der Schmerz, die Müdigkeit und andere Beschwerden schlagartig wieder weg.

Man könnte jetzt sagen, das kommt von der Entspannung, sozusagen der Erleichterung, weil das „schwierige“ Gespräch vorbei ist und ich froh bin, dass der andere weg ist. Mag sein. Ich erlebe es anders. Es sind oft die besonders berührenden und heilsamen Gespräche, die durch solche Kopfschmerzattacken „behindert / attackiert“ werden.

Wenn es um Entspannung gehen würde, müsste eine Entspannungstechnik helfen. Tut sie aber nicht. Allein mein Glaube – an die Medikamente und an Gott, in Form eines Gebets hilft. Manchmal auch ein gemeinsames Gebet.

Ich weiß nicht, welche Ursache, Ihre Nervenschmerzen haben könnten. Aber ein Entspannungsverfahren sehr gut zu lernen kann hilfreich sein, wenn sie mit Stress (Flashback-Schmerzen = Körpererinnerung) verknüpft sind. Alle Strategien, die gegen Erinnerungsattacken helfen, können Entlastung bringen (Hier und Jetzt, der Sichere Ort) oder aber genau das Gegenteil: Sich in den Schmerz hineinspüren und ihn fragen, was er mir sagen will. Allen Mut zusammen zu nehmen und den Körper nach dem Rest der Erinnerung fragen. Was nur funktionieren kann, wenn die Schmerzen Teil einer Erinnerung sind.

Frei nach Louise Hay könnte folgende Interpretation eine Hilfe sein:

Schmerz, Dauerschmerz verweist auf Schuldgefühle, die im Schmerz ihre Bestrafung finden. Dem kann ich mit einem neuen Gedankenmuster (Giftige Gedanken) entgegenwirken: „Liebevoll lasse ich die Vergangenheit los. Die anderen sind frei und ich bin frei. Alles ist jetzt gut in meinem Herzen.“

Komplexe Traumafolgestörungen gehen oft damit einher, dass Täter einen zwingen, Täterverhalten zu zeigen. Sie wollen, dass sich ihre Opfer genauso schuldig fühlen wie die Täter selbst sich schuldig machen. Sie reden ihren Opfern Schuld ein. Aber ein Opfer hat keine Wahl und damit auch keine Schuld. Schuldgefühle, wenn sie die Ursache der Schmerzen sein könnten, sind ein wichtiger und komplexer Schutzmechanismus gegen Ohnmacht (Schuldgefühle). Sollte das ein Thema sein, so geht es darum zu sehen, dass Sie keine Wahl hatten und deswegen ohne Schuld sind. Sie hatten in der Gewaltsituation keine Wahl, auch wenn das von heute aus betrachtet anders aussehen mag.

Ich bin tief und fest davon überzeugt, dass niemand sich schuldig machen würde, wenn er eine echte, freie Wahl sehen würde. Aber oft haben wir sie nicht oder sehen sie nicht. Als Opfer von Gewalt reden wir uns ein, wir hätten eine Wahl, wo es nie eine gab, um die Ohnmacht nicht mit aller Macht spüren zu müssen und so die Illusion von Einfluss auf die Situation und damit das eigene Wohlbefinden aufrecht erhalten zu können.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie die Ursache der Schmerzen entdecken und ans Licht bringen und sich so davon befreien können.

Herzliche Grüße und viel Kraft für diesen Weg

Stefanie Rösch

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Achtung Gott: Leserfrage: Sind Dissoziationen vom Bösen (Teufel/Satan)?

22.11.2016 Veröffentlicht von Achtung Gott! 0 Kommentare

Ich habe dissoziative Störungen, bin manchmal nicht im Hier und Jetzt. Ich habe Gedächtnisverluste. Ich habe vieles aus meinem Leben vergessen. Ich habe Zuckungen.
Da ich vor 2 Jahren zum Glauben gekommen bin, bin ich auch in einen Hauskreis gegangen. Dort hat man meine Zustände mit dem Bösen assoziiert und eine Teufelsaustreibung gemacht: Böser weiche. – Aber ich habe diese Zustände immer noch, mal mehr mal weniger. Ich gehe nur noch sporadisch in den Kirchenkreis, da ich nicht weiß, wie ich mit allem umgehen soll. Was ist wirklich? Warum gehen meine Zustände nicht weg, obwohl ich bete, mein Herz geöffnet habe, ist Dissoziation Ausdruck des Bösen?
Ich komme mit mir alleine klar, aber man kann ja sicher auch viel verkehrt machen, die Bibel missverstehen, nicht richtig interpretieren und mir fehlt trotzdem irgendwie Gemeinschaft. Ich habe hinter meinem geistigen Auge Bilder, z.b. Jesus, mich selbst als Kind mit 5 Jahren. Gott nehme ich auf der Gefühlsebene wahr und in dem Wissen, dass er da ist, liegt eine sehr große Energie.
Meine Frage ist, ob es in Ordnung ist, wenn ich weiterhin mit mir alleine bin? Ist Dissoziation vom Bösen? Wie kann ich mit all dem Weiterleben, ohne schlechtes Gewissen? Wie kann ich meinen Weg finden, meine Gabe finden, mich finden? Haben Sie für mich einen Rat?

Liebe Leserin,

ich kann Ihnen eine ganz konkrete Anregung geben: Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und die inneren Bilder der Kraft und Stärke! Suchen Sie Unterstützung in einer Traumatherapie und in Ihrer Gemeinde. Aber zuallererst vertrauen Sie sich selbst und Gott in Ihnen.

Wenn Sie in einem Hauskreis waren, dann vermute ich, dass Sie einer evangelikalen Kirche angehören. Als evangelische Christen glauben wir, dass der Heilige Geist in uns wohnt, d.h. wir haben eine direkte, sehr persönliche Beziehung zu Gott. Gott liebt uns, d.h. er will nur das Beste für uns. Das bedeutet, wenn Ihr Gefühl Ihnen sagt, was Ihnen gut tut und was nicht, dann vertrauen Sie diesem Gefühl. Wenn Ihnen etwas nicht gut tut oder Angst macht, dürfen Sie zunächst einen Bogen darum machen.

Dissoziationen sind grundsätzlich nicht von Satan, sondern ein Geschenk Gottes, dass es Ihnen erlaubt, Begegnungen mit dem Tod und Gewalterfahrungen zu überstehen. Eine Dissoziation ist ein Zustand im Gehirn, der uns vor einer Reizüberflutung mit Schmerz- und Ohnmachtserfahrungen schützen soll. Eine Dissoziation führt dazu, dass eine Gewalterfahrung nicht mehr mit voller Wucht wahrgenommen und erfahren werden kann, sondern diese Wucht im Moment der Gewalterfahrung abgemildert wird, indem das Hirn sich selbst notabschaltet.

Eine Art der Notabschaltung ist die Schreckstarre, bei der der Körper sich selbst lähmt. Die Todesangst hat man dann trotzdem. Was das Hirn dann manchmal nutzt, ist, sich innerlich wegzubeamen, sich wegzudenken, sich vorzustellen, wie die Situation wohl von außen aussieht. Sich vorzustellen, wie ein Raum von der gegenüberliegenden Seite aussieht, ist eine normale menschliche Fähigkeit. Wir nennen das Perspektivwechsel. Mit ein bisschen Phantasie kann sich jeder vorstellen, wie er selbst aus einem anderen Blickwinkel aussieht. Das ist Psychologie und hat mit Glaube und Dämonen und Satan nichts zu tun. Es ist ein Schutzmechanismus. Einige Betroffene berichten, in diesem Zustand der Lähmung zu zählen, was gerade da ist, oder sich in etwas hineinzudenken, was sie vor Augen haben. Das sind alles Strategien des Gehirns, die es einem erlauben, eine Gewalterfahrung (meist durch Menschen aber auch durch Unfälle) zu überleben. Zu den Überlebensstratgien gehört auch das Vergessen von belastenden Lebenserfahrungen solange bis ausreichend äußere, tatsächliche Sicherheit hergestellt ist. Dann beginnt das Gehirn, Erinnerungen auch wieder frei zu geben.

Die Zuckungen können viele Ursachen haben, angefangen davon, dass der Körper sich nach langer Anspannung sozusagen schlagartig entspannt, oder aber in einem bestimmten Moment sich an etwas erinnert. Dann sind die Zuckungen einfach eine Körpererinnerung. Natürlich kann es auch körperliche Ursachen geben. Das müsste ein Arzt klären. Hier kann es hilfreich sein, aufzuschreiben unter welchen Bedingungen, also wann diese Zuckungen auftauchen. Das kann einen Hinweis auf mögliche Ursachen liefern.

Ich habe noch nicht verstanden, warum Sie ein schlechtes Gewissen haben? Als Christin glaube ich, dass Sie die Bibel nicht missverstehen können. Die Bibel enthält Gottes Wort. Solange Sie prüfen, wie Sie das was Sie selbst lesen verstehen, kann nichts passieren. Aber lassen Sie sich nicht von anderen sagen, wie Sie es verstehen MÜSSEN oder SOLLEN. Gott braucht keinen Übersetzer. Er wird Sie direkt ansprechen, wenn er Ihnen etwas zu sagen hat. Eine Möglichkeit, die er dazu nutzt ist, wenn Sie in der Bibel lesen. Die Bibel soll uns helfen, wie ein Wegweiser, zu Gott zu finden und so zu leben, wie er es für uns gedacht hat. Er hat Segen und Überfluss für uns gedacht. Nachzulesen bei 5. Mose 28, 1-14: Der Herr will euch segnen.

Derek Prince beschreibt in seinem Buch „Sie werden Dämonen austreiben“, dass Menschen, die einen Dämonen an sich dran hängen haben (wie er es beschreibt), berichten, das Gefühl von etwas Fremden in sich zu haben. Dieses Fremde bewirkt, dass sie ein Verhalten, das sie selbst als unangenehm empfinden, zwanghaft wiederholen müssen. Mein persönlicher Eindruck beim Lesen des Buches war, dass die Angst sehr wohl die Pforte ist, durch die sich ein Dämon Zutritt zu unserem Leben verschaffen kann. Im Falle eines Dämons hilft das Gebet. Allerdings beschreibt Mr. Prince auch einige Voraussetzungen dafür, dass man dem Dämon befehlen kann, einen in Ruhe zu lassen. Dazu gehört immer wieder eine Willensentscheidung, sich an Gott zu wenden und ein Gott gefälliges Leben zu leben, so gut es uns möglich ist. Einen gesunden Umgang mit Angst zu erlernen, ist meiner Ansicht nach ein wichtiger Teil davon. Das ist dann wieder Psychologie.

Ich bin mir sicher, dass Dissoziation ein normaler psychologischer Prozess ist, der mit psychologischen Methoden beeinflusst werden kann und muss, weil er Ausdruck unseres freien Willens ist:

Als Kurzfassung geht es darum zu lernen, sich selbst zu spüren, sich selbst wahr zu nehmen (das hilft gegen Dissoziationen), sich selbst wieder ernst zu nehmen und zu lernen, mit den Impulsen aus unserem Inneren umzugehen und sich immer wieder für das Leben zu entscheiden. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, was uns zugestoßen ist; zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die wir nicht ändern können und das Ohnmacht zum Leben dazugehört. Gleichzeitig heißt es zu lernen, dass die Vergangenheit vorbei ist und uns unser Hirn auf vielfältige Weise daran hindert, das zu wissen. Weil unser Hirn noch genauso funktioniert wie zu Säbelzahntigerzeiten, glauben wir häufig, dass nur weil etwas in der Vergangenheit geschehen ist, es immer so sein wird. Was jedoch nicht stimmen muss und meist auch nicht stimmt. Sobald wir erwachsen sind und unser Leben mehr beeinflussen können als uns das als Kind möglich war, können wir das hinterfragen. Unser Hirn lässt uns glauben, dass sich nichts geändert hat und nichts ändern wird. Ein Mechanismus der zu Säbelzahntigerzeiten sinnvoll war, heute aber komplett veraltet und fast vollständig unwirksam ist.

Gott hat uns keinen furchtsamen Geist gegeben, sondern einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit, sprich der Vernunft. (2.Timotheus 1,7) Und mit unserer Vernunft können wir unserem Hirn aufzeigen, wo es Denkfehler macht und dass Gott sehr wohl für uns sorgt. Allerdings ist nichts davon so, dass es von heute auf morgen geschieht. Im Gegenteil braucht es die Bereitschaft, jeden Tag wieder an seiner Gesundung zu arbeiten. Dann ist Heilung möglich.

Ich wünsche Ihnen Gottes übernatürliche Kraft für Ihren Weg
Stefanie Rösch
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