„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Gott"

Achtung Gott: „Willst Du gesund werden?“

18.09.2013 Veröffentlicht von Achtung Gott! 1 Kommentare

Der Kranke am Teich Bethesda (Johannes 5)

Es ist aber zu Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Bethesda und hat fünf Hallen, in welchem lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Verdorrte, die warteten, wann sich das Wasser bewegte. (Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich und bewegte das Wasser.) Welcher nun zuerst, nachdem das Wasser bewegt war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er behaftet war.

Es war aber ein Mensch daselbst, achtunddreißig Jahre lang krank gelegen. Da Jesus ihn sah liegen und vernahm, daß er so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: HERR, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich lasse; und wenn ich komme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin! Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin. Es war aber desselben Tages der Sabbat. Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: Es ist heute Sabbat; es ziemt dir nicht, das Bett zu tragen. Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sprach zu mir: „Nimm dein Bett und gehe hin!“ Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: „Nimm dein Bett und gehe hin!“? Der aber geheilt worden war, wußte nicht, wer es war; denn Jesus war gewichen, da so viel Volks an dem Ort war.

Ich finde spannend, dass auch die Bibel uns davon erzählt, dass es beim Gesund-werden nicht unbedingt um den Menschen und dessen Freiheit und Heilung geht. Der Heilungsprozess eines Menschen löst in anderen deren eigene Themen aus. Den Juden ging es nicht um das Wunder der Heilung, sondern um ihre Regeln. Möglicherweise hatten sie so große Angst vor der Veränderung, dass Regeln ihnen die Sicherheit gaben, die sie brauchten.

Das gilt auch für Sie, wenn Sie gesund werden. Andere werden Ihnen ihre Gesundung nicht gönnen, weil sie Veränderung bedeutet, Auswirkungen auf das Leben der Menschen um Sie herum hat. Andere müssten sich mitverändern, wenn Sie gesund werden. Aber nicht jeder ist so mutig wie Sie und beantwortet die Frage Jesu „Willst Du gesund werden?“ mit Ja.

So auch nicht der Kranke in diesem Text. Er erklärt erst einmal lang und breit, warum er bisher nicht gesund werden konnte: Weil andere ihm nicht geholfen haben, weil andere schneller waren als er. Mit keinem Wort erwähnt er, was er unternommen hat, um gesund zu werden. Was waren seine Anstrengungen? Er übernimmt keine Verantwortung für seine Heilung. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Heilung?

Jesus heilt den Mann, obwohl der einer klaren Antwort ausweicht. Jesus tut, was er für richtig hält.

Ich frage mich, warum er dem Geheilten die Anweisung gegeben hat, sein Bett mitzunehmen. Jesus musste wissen, dass das am Sabbat Ärger gibt.

Nach kurzer Suche habe ich noch zwei weitere Stellen gefunden, an denen Jesus am Sabbat heilte. Die Heilung des Einzelnen war Jesus offensichtlich wichtiger als die Regeln. (Heilung eines Kranken am Sabbat, Lukas 6, 7 , Die Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat, Lukas 14, 3). Das sagt an anderer Stelle nochmal eindeutig :

Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen. (Das Ährenraufen am Sabbat, Markus, 2, 27 )

Und die andere Frage, die ich mir gestellt habe ist, warum nimmt der Mann das Bett mit? Auch er konnte wissen, dass es Ärger gibt, wenn er am Sabbat mit dem Bett auf der Schulter rumläuft. Außer es war ihm nicht bewusst, welcher Tag war. Hat er einfach ohne zu überlegen getan, was der der ihn geheilt hat sagt? Aus Angst? Aus Ehrfurcht? Aus Gehorsam? Um Platz zu machen für den nächsten Kranken?

Was glauben Sie?

Recht auf Notwehr – auch gegen innere Täter

04.08.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Viele schwertraumatisierte Menschen kämpfen gegen innere Täteranteile. Wir Psychotherapeuten sprechen gerne von Täter-Introjekten, einfach gesagt Gedanken, Gefühle und Handlungen der betroffenen Person, welche dem Handeln, Fühlen und Denken des Täters/der Täter im Außen ähneln.

Ursprünglich übernahmen diese inneren Täteranteile eine positive Rolle. Sie schützten Betroffene vor vermehrter Gewalt oder z.B. auch davor, dass Drohungen des Täters von Gewalt gegen Dritte umgesetzt wurden.

Aber! Täterverhalten im Innen schützt auch immer die Täter im Außen. Denn selbstverletzendes Verhalten wird von Außen-Tätern dafür eingefordert, dass die betroffene Person sich irgendwelchen Regeln des Täters widersetzt, oft der Verschwiegenheit oder einer anderen Form der Unterwerfung. Diese Regeln schaffen Täter, damit sie nicht erwischt und von der Justiz für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden können. Das heißt, selbstverletzendes Verhalten in diesem Sinne ist Täterschutz.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Nicht alles selbstverletzende Verhalten ist als Täterschutz zu verstehen!

Und ganze wichtig: Täterschutz ist in diesem Sinne tatsächlich auch Schutz der Opfer, solange der oder die Täter Zugriff auf ihr Opfer haben.

Wenn es keinen Täterkontakt im Außen mehr gibt, kämpfen Betroffene trotzdem oft noch Jahre lang mit ihren inneren Tätern.

Ich kann sehen, dass innere Täteranteile ursprünglich positive Aufgaben haben. Trotzdem fand ich es naheliegend, dass für die innere Welt die gleichen Rechte und Gesetze gelten wie in der äußeren Welt.

Im Außen sind Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Nötigung, Entführung, Menschenhandel, Zwang zur Prostitution, Mord, Totschlag, Körperverletzung und schwere Körperverletzung (wenn eine Waffe im Spiel ist), Beleidigungen, Bedrohungen und andere Straftaten. Das Gesetz verbietet, dass ein Mensch einem anderen diese Dinge aufzwingt.

Damit wir uns schützen können, gibt es die Notwehr. Im Grunde ist es so, dass wenn jemand mich töten will, ich mein Leben verteidigen darf, auch wenn diese Verteidigung zum Tod meines Angreifers führt.

Das wäre der extremste Fall. Das deutsche Strafrecht erlaubt mir, mich zu wehren, auch wenn es dafür notwendig ist, selbst eine Straftat zu begehen. Also wenn jemand mich schlägt und ich nicht weglaufen kann, dann darf ich zurückschlagen. Wenn der andere dann eine blutige Nase hat, ist das zwar eine Körperverletzung, aber weil ich sie begangen habe, um mich zu wehren, ist sie gerechtfertigt. Das ist einfach gesagt und ohne Anspruch auf juristische Korrektheit. Im konkreten Einzelfall entscheidet so etwas ein Richter. Aber prinzipiell dürfen wir uns mit allen notwendigen Mitteln wehren.

Ich bin der Meinung, dass das auch in der inneren Welt so gilt. Auf dieser Annahme aufbauend schlage ich imaginative Strategien vor, die ich gleich beschreiben werde. Jedoch, dafür, dass die folgenden Beschreibungen und Vorschläge funktionieren können, ist es meiner Meinung nach notwendig, dass es keinen Täterkontakt im Außen mehr gibt. Meine Erfahrung zeigt, dass es leichter und manchmal erst möglich ist, diese Techniken einzusetzen, wenn es jemanden – in der Regel eine erfahrene Therapeutin – gibt, die einen bei der Umsetzung unterstützt.

1.    Strategie: In Rente schicken an den sicheren Ort

Manche Innenpersonen, die einem „zum Schutz“ schaden wollen, kann man davon überzeugen, sich an ihrem sicheren Ort zur Ruhe zu setzen, also in Rente zu gehen. Ihre Aufgabe ist erledigt. Den äußeren Grund für ihr Dasein gibt es nicht mehr, weil es keinen Täterkontakt mehr gibt. Deswegen kann die Chefin oder können die Chefs des inneren Teams (diesen Begriff finde ich schöner und treffender als „System“ oder auch „Viele“) die Verantwortung dafür übernehmen, für die Sicherheit von allen zu sorgen. Das geht natürlich nur, wenn die Chefin oder die Chefs auch tatsächlich schon genug über gesundes Sicherheitsverhalten und Risikominimierung gelernt haben.

2.    Strategie: Schlafen legen, das künstliche Koma

Andere Innenpersonen wollen ihrem Team nicht wehtun, haben aber das Gefühl, es zu müssen, weil sie so große Angst vor jemandem haben (innen oder außen). Dann sind diese Innenpersonen oft froh, wenn sie eine Auszeit in einer inneren, sicheren Klinik/Hotel/sicherer Ort machen dürfen, wo sie im künstlichen Koma schlafen und sich ausruhen können. Wenn sie möchten können sie für eine begrenzte Zeit schlafen und wenn sie möchten auch mit Kopfhörern auf den Ohren. Von Band bekommen sie dann gesagt, dass sie jetzt sicher sind und dass die Chefin des inneren Teams die Verantwortung und Sorge für alle übernimmt und dafür, dass alle im Außen sicher sind.
Es kann notwendig sein, eine Innenperson als Akt der Notwehr mit Zwang Schlafen zu legen. Ich kann mir vorstellen, dass das nur mit Hilfe einer Therapeutin in der Außenwelt geht. Ich beschreibe das Vorgehen trotzdem:
Wenn eine Innenperson zwar niemandem schaden will, aber sich weigert, freiwillig einen Runde zu schlafen, bis sie sich nicht mehr gezwungen sieht, den anderen im Team zu schaden, dann sehe ich es als einen Akt der Notwehr an, diese Innenperson mit Zwang „schlafen zu legen“. Dafür wird diese Innenperson in der inneren Welt auf eine Liege gelegt, von Innen-Polizisten festgehalten und bekommt von einem Innen-Arzt ausschließlich auf Anweisung der Chefin des Teams eine Infusion gelegt und wird auch nur auf Anweisung der Teamchefs schlafen gelegt. Die Innenperson wird dabei (von der Therapeutin im Außen) begleitet und gestützt, auch wenn sie schimpft und fleht und zornt. Und immer daran denken, das ist ein Akt der Notwehr! Wenn die Innenperson sich sehr wehrt, kann das wie in der Außen-Welt eine Weile dauern und eine Menge Schlafmittel in der inneren Welt benötigen. Wenn die Innenperson schläft, wird sie an einen sicheren Ort verbracht, an dem gut für sie gesorgt wird, bis das Team/Chefin entscheidet, sie wieder aufzuwecken.

3.    Strategie: Notwehr: Raketisieren, die Reise ins schwarze Loch

Klienten und / oder das innere Team haben das Recht, sich gegen Täter-Anteile zu wehren, die jemanden aus dem Team im Innen oder im Außen verletzen wollen, sei es durch nicht essen und nicht trinken, nicht schlafen lassen, Erinnerungen hervorholen und immer wieder aktivieren, sich überfordern, sich schneiden, sich verbrennen, sich umbringen sollen oder irgendeine andere Form der Selbstverletzung.

Versucht ein Täteranteil jemanden zu töten, geht er das Risiko ein, dass sein Opfer sich ganz legal wehrt. Gleichzeitig geht der Täteranteil dabei auch bewusst das Risiko ein, selbst getötet zu werden. Es gibt Täteranteile, denen das sehr bewusst ist, dass sie sich selbst und alle anderen vom Team umbringen wollen und die nicht mit sich verhandeln lassen.

An der Stelle schlage ich dann vor, sich entsprechend zu wehren. Diese unbelehrbaren Täteranteile werden von den inneren Polzisten in eine Rakete gesetzt und warten dort darauf, bis die Chefin/das Team den Startknopf drückt, um die Rakete zu zünden. Die Rakete fliegt dann in ein Schwarzes Loch, wo alle auf Nimmer-Wiedersehen verschwinden. Ich nenne das Raketisieren.
Taucht die Sorge auf, dass jemand aus dem Schwarzen Loch zurückkehren könnte, dann sollte man sich klar machen, dass das zum einen nicht geht und dass im schwarzen Loch alles umgekehrt wird. Es ist die Rückseite vom Universum sozusagen, das heißt, dass alle „Bösen“ in „Gute“ verwandelt werden. Und für wen das passt, der schickt sie ins Schwarze Loch zu Gott, der kümmert sich dann schon um die Bösen.

Achtung Gott: Gott mein Psychotherapeut?

16.07.2013 Veröffentlicht von Achtung Gott! 0 Kommentare

„Ich dachte, Gott wäre mein Psychologe und deswegen brauche ich keine Psychotherapie“, höre ich immer wieder.

Ich frage mich dann, was ist so schlimm an Psychotherapie? Aber die eigentliche Frage ist, wie heilt oder hilft uns Gott? Welche Vorstellungen haben wir von Gott wenn es um Heilung geht?

Ich bin davon überzeugt, dass Gott in den meisten Fällen durch Menschen heilt. Ob es seine Propheten waren, die seine Wunder wirkten oder Jesus. Auch heute heilt er – nicht ausschließlich – durch Menschen. Dafür gibt es Psychotherapeuten, Seelsorger, Coaches, Ärzte, Lehrer, Freunde, Partner, Kinder und noch viele andere. Im Grunde könnte jeder Mensch, der uns begegnet, von Gott beauftragt sein, Heilung zu bringen. Möglicherweise haben Menschen in Heilberufen hier eine besondere Berufung, ob sie es nun wissen oder nicht.

Ich erzähle zu diesem Thema auch gerne die folgende Geschichte: Ein Mann sitzt auf seinem Balkon. Die Flutwelle treibt den Fluss neben seinem Haus über die Ufer und lässt das Wasser um das Haus herum steigen. Da kommt ein Feuerwehrauto vorbei. „Kommen Sie, wir bringen Sie in Sicherheit“, sagt der Feuerwehrmann auf der Drehleiter. Aber der Mann lehnt ab: „Gott wird mich retten.“ Das Wasser steigt weiter, so dass der Mann auf den Giebel seines Daches steigen muss. Ein Polizeiboot kommt vorbei und der Polizist bittet den Mann ins Boot zu steigen. „Nein“, sagt der Mann, „Gott wird mich retten.“ Nach einer kurzen Diskussion dreht das Boot ab und sammelt die verbliebenen Nachbarn des Mannes ein. Es regnet und regnet und schließlich treibt der Mann auf dem Wasser. Da sieht er plötzlich einen Rettungsring an sich vorbei schwimmen. Er denkt: „Nein, brauche ich nicht, Gott wird mich retten.“ Und ertrinkt.
Als er zu Gott kommt, ist er etwas verwirrt und fragt: „Vater, ich führte ein frommes Leben. Ich glaubte bis zuletzt an Dich. Warum hast du mich nicht gerettet?“ Gott schaute ihn mitfühlend an: „Ich habe Dir die Feuerwehr geschickt, die Polizei und einen Rettungsring. Was hätte ich noch machen sollen?“

Gott erwartet von uns, dass wir aktiv werden, dass wir uns klar für die Heilung entscheiden, dass wir heil sein wollen. Das bedeutet, dass wir für unsere Heilung arbeiten. Ein Weg zu zeigen, dass wir heil werden wollen, ist, sich eine geeignete Begleitung zu suchen.

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