Jeder Mensch ist eine Stadt: Dissoziative Identitätsstörung in Bildern erklärt. (Teil 6)
24.07.2021 Veröffentlicht von Stefanie Rösch Erklärungsmodelle 0 KommentareAndere Menschen sagen, ich verhalte mich unerwartet
Als ich einmal dachte, ich wäre einfach nur dissoziiert und nicht ansprechbar gewesen wegen einem dieser schwarzen Löcher, sagte meine Kollegin mir hinterher, ich sei plötzlich sehr forsch gewesen und das hätte so gar nicht zu mir gepasst. Ich weiß von diesen 1,5h allerdings nichts mehr und weiß auch nicht, was ich gesagt haben soll.
Eine Leserin
Ich glaube Ihnen, dass das sehr irritierend ist. Wie wäre es, wenn Sie Ihre Kollegin bitten, in diesen Momenten mal zu fragen, wer Sie sind? Also mit wem Sie gerade redet. Sie könnten ihr auch die schriftliche(!!) Erlaubnis geben, eine Bild- oder Tonaufzeichnung zu machen, damit Sie sich das anschauen können. Das würde dazu gehören, dass Sie als Bürgermeisterin alle Bewohner Ihrer Stadt kennenlernen und ein Archiv anlegen wollen. Andere Städte (wie die Kollegin) könnten Sie dabei unterstützen. Auch wenn es seltsam klingt.
Im Grunde ist auch kurz vor diesem Schwarzen-Loch-Zustand irgendetwas passiert, was dazu geführt hat, dass eine Bürgerin oder ein Bürger oder einer der Spione sich genötigt gefühlt hat, das Heft in die Hand zu nehmen. Ihre Aufgabe ist herauszufinden, was das gewesen sein könnte. Was hat die Kollegin kurz zuvor gesagt? War es eine Kritik? Ein Vorwurf? Eine Unterstellung? Oder hat das Telefon geklingelt oder gab es sonst ein Geräusch? Oder war es ein bestimmtes Wort oder ein Tonfall? Achten Sie darauf so gut Sie können. Bitten Sie die Kolleginnen, auch darauf zu achten. So können Sie immer mehr Informationen sammeln und werden einen Schritt nach dem anderen erfahren, wer alles in Ihrer Stadt lebt. Und ja, das dauert und ja das ist erstmal beängstigend. Aber Sie werden das schaffen!! Denn was immer es notwendig gemacht hat, dass Ihr Bürger-Team Sie so schützt, liegt bereits hinter Ihnen. Das haben Sie gemeinsam schon überlebt. Jetzt geht es darum, sich zu erinnern. Je mehr Menschen Ihnen dabei helfen, desto besser.
Andere Handschriften
Als ich meine Therapieaufschriebe für die nächste Therapiesitzung ordnen wollte fiel mir auf, dass da teilweise Blätter beschrieben sind, die nicht meine Schrift haben, sondern komplett anders waren.
Eine Leserin
Das bedeutet doch im Zweifelsfall nur, dass jemand aus Ihrem Bürger-Team versucht, Sie zu unterstützen. Das ist so, als würden Sie Ihre unsichtbare Sekretärin noch nicht kennen. Aber vielleicht können Sie Ihr Bürger-Team mal fragen, wer denn da die Aufzeichnungen von der Therapie macht und dass Sie dankbar für die Unterstützung sind. Ja es ist irritierend. Aber alles zu ihrer Unterstützung. Da versucht jemand, Sie stark zu machen!
Wo bin ich, wenn ich ganz weg bin?
Ich verstehe das Ganze nicht. Mich überfordert es auch. Ich suche Erklärungen und habe überlegt, ob ich vielleicht in diesen schwarzen Löchern fremd gesteuert bin durch irgendeinen Anteil tief in mir, den ich nicht kenne.
Eine Leserin
Wenn Sie in diesem Schwarzen-Loch-Zustand sind, dann kümmert sich einer aus Ihrem Bürger-Team um die Sicherheit. Ihr Bürger-Team hat seine Bürgermeisterin in den Panikraum gebracht. Wenn Sie in diesen Zustand kommen, bedeutet das, dass jemand im Bürger-Team Alarm schlägt und das Bürger-Team oder ein Spion in Aktion tritt, um entweder Sie zu schützen oder den Feind. Sie werden erst mit der Zeit herausfinden, wann was geschieht. Das braucht Zeit, Geduld und Spucke, sprich viel Mut.
Kann das Jahre später erst entdeckt werden, dass man mehrere Persönlichkeiten hat?
Eine Leserin
Ja. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Dieses Bürger-Team arbeitet so geschickt, dass es niemand merkt. Schließlich gehören die alle zu Ihrer Stadt. Die kennen ihre Bürgermeisterin gut. Und insbesondere der Feind will nicht, dass jemand merkt, dass die Stadt nicht von der Bürgermeisterin regiert wird, sondern vom Feind und seinen Schergen. Deswegen achtet der Feind darauf, dass das Bürger-Team sich so verhält, dass keine andere Bürgermeisterin einer anderen Stadt etwas merkt.
Nächste Woche …
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Ihre Stefanie Rösch