„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

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PTBS, Teil 1: Posttraumatische Belastungsstörung: Was ist das?

28.09.2013 Veröffentlicht von Definitionen, Erklärungsmodelle 0 Kommentare

Ich möchte mit dem heutigen Artikel eine Reihe über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, PTB oder auch PTSD = Posttraumatic Stress Disorder) eröffnen. Ich werde Ihnen erklären, was wir als Psychotherapeuten darunter verstehen und ich werde Ihnen zeigen, wie ich meinen Klienten die Entstehung dieser besonderen Gruppe von Beschwerden, der wir diesen Namen gegeben haben, erkläre. Außerdem wird es Ideen dazu geben, wie Sie mit einem großen Teil der Beschwerden umgehen können.

Natürlich kann es notwendig werden, dass Sie sich professionelle Hilfe holen sollten. Selbst wenn Sie alle hier vorgestellten Ideen umsetzen, kann es sein, dass es psychologische Gründe dafür gibt, warum eine Übung für Sie nicht funktioniert und keine Besserung eintritt.

Dann kann Ihnen nur eine Fachfrau oder ein Fachmann weiterhelfen, der sich auf die Behandlung dieser Störung versteht. Wie Sie einen solchen finden, habe ich auf meiner Internetseite (TIZ-online.de: Psychotherapeutensuche) beschrieben.

Als Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) wird eine Gruppe von Beschwerden bezeichnet, die ein Mensch nach einem belastenden Lebensereignis entwickelt. Dieses Ereignis muss zwei Merkmale erfüllen.

1. Die betroffenen Person wird selbst mit dem Tod konfrontiert oder erlebt, wie jemand Drittes eine Begegnung mit dem Tod oder drohendem Tod hat. Auch ernsthafte Verletzung und sexuelle Gewalt fällt darunter.

2. Die betroffenen Personen erleben charakteristische Symptome wie (1) Wiedererleben, Änderungen in Verhalten (3) und Erleben (Emotionen), Stimmungsänderungen und negative Kognition, Veränderungen der Erregung (2) oder dissoziative Symptome.

In der Folge leidet die betroffene Person unter (1) sich aufdrängenden, unkontrollierbaren Erinnerungen an das Ereignis. Das geht einher mit (2) einer ständig wieder angefachten Stressreaktion, die zu Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und anderen Beschwerden führt. Und weil dies alles so unangenehm und verstörend ist, versucht die betroffene Person, (3) der Erinnerung und allem, was sie erinnert aus dem Weg zu gehen. Wir sprechen auch von (1) Wiedererleben, (2) Erhöhter Erregung und (3) Vermeidungsverhalten. Mehr zu den einzelnen Beschwerden in folgenden Artikeln.

Wenn diese Beschwerden auch 4 Wochen nach dem Ereignis noch andauern, oder aber erst viel später beginnen und dann 4 Wochen lang andauern, sprechen wir von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Bei vielen Menschen entstehen die Beschwerden innerhalb der ersten Wochen und klingen von alleine wieder ab (siehe: Trauma-Inflation: Ist jeder, der etwas Schlimmes erlebt, traumatisiert?). Erst wenn die Beschwerden länger als 4 Wochen andauern, sprechen wir Psychotherapeuten von einer PTBS und dann wäre es gut und sinnvoll, sich professionelle Unterstützung zu holen.

Sie können jetzt also für sich oder jemanden, den Sie kennen prüfen, ob das Ereignis, das Sie, der oder die erlebt hat, länger als vier Wochen her ist und die anschließend aufgetretenen Beschwerden schon länger als vier Wochen andauern.

Und in Vorbereitung auf die weiteren Artikel können Sie einmal eine Liste mit allen Beschwerden machen, die Sie an sich oder der Person, für die Sie das hier lesen, beobachten können.

Weiter zu PTBS 2

Trauma-Inflation: Ist jeder, der etwas Schlimmes erlebt, traumatisiert?

24.07.2013 Veröffentlicht von Definitionen 0 Kommentare

Ist jemand, der einen Verkehrsunfall erlebt, traumatisiert? Oder sind alle, die in Winnenden betroffen waren, traumatisiert? Glaubt man den Medien, dann ist das so. Jeder, der etwas Schreckliches, Unvorstellbares wie auch immer Schlimmes erlebt, ist traumatisiert.

Ich sehe das anders: Wer etwas Belastendes erlebt, der erlebt ersteinmal eine psychologische Krise. Das ist ein Ausnahmezustand auf allen Ebenen: in den Gedanken, in den Gefühlen und auch im Körper. Man kann es spüren, weil das Herz schnell schlägt, man fast außer Atem kommt, die Muskeln angespannt sind bis hin zum Zittern und die Gedanken sich um Leben und Tod drehen, man sich ohnmächtig fühlt und / oder große Angst hat.
Viele Ereignisse sind in der Lage, eine solche Reaktion auszulösen, aber die meisten Menschen können gut damit umgehen.

Wenn das Ereignis besonders bedrohlich war, wie eine Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, der gewaltsame Tod eines geliebten Menschen, ein schwerer Verkehrsunfall oder die Bedrohung am Leben durch einen Amoklauf, dann steigt das Risiko, dass ein Mensch diese Erfahrung nicht mehr alleine bewältigen kann. Aber nur das Risiko steigt.

Dem steht entgegen, dass etwa 75% aller Menschen, die einen schweren Verkehrsunfall erleben, das GUT überstehen. Genauso wie etwa 30% aller Frauen nach einer Vergewaltigung damit klarkommen, OHNE eine psychische Störung zu entwickeln.

Entwickelt jemand aufgrund einer belastenden Lebenserfahrung eine psychische Störung, dann spricht man davon, dass die Person traumatisiert ist. Das lässt sich meist erst Wochen nach der Belastungssituation feststellen.

Wenn Ihnen also etwas passiert ist, geben Sie sich die Zeit, mit der Belastung umzugehen und sich an die Veränderung, die dadurch eingetreten ist, zu gewöhnen und sie zu bewältigen. Lassen Sie sich wenige Tage nach dem Ereignis von niemandem einreden, Sie wären traumatisiert. Diese Einschätzung kann nur eine Fachperson vornehmen (dazu gehören qualifizierte Psychotherapeuten und qualifizierte Ärzte) und dazu erst nach 4 bis 6 Wochen. Es ist völlig normal einige Symptome nach einem belastenden Ereignis an sich zu entdecken. Das ist die Art und Weise wie unser Körper und unser Gehirn versuchen mit diesem Erlebnis umzugehen. Geben Sie den beiden die Zeit, welche es zweifelsfrei braucht, das Geschehene zu bewältigen.

Natürlich können Sie sich auch frühzeitig an einen Notfallpsychologen oder Notfallseelsorger wenden, wenn es Ihnen besonders schlecht geht und Sie mehr als 3 Nächte nicht schlafen konnten. Das kann helfen, dass die Krise schneller abklingt und präventiv gegen die Entstehung einer psychischen Störung wirken.

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