„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Posts zum Tag "Symptome"

Jeder Mensch ist eine Stadt: Dissoziative Identitätsstörung in Bildern erklärt. (Teil 5)

17.07.2021 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare
Photo by intraNature from Pexels

Die Rolle von Auslösereizen / Triggern

Und dann kommt es nun auch häufiger vor, dass ich mich zum Beispiel zu Hause voll fertig von der Arbeit auf das Sofa schmeiße und mein Hund mir Trost und Halt gibt. Im nächsten Moment stehe ich plötzlich am Fluss in Outdoorkleidung, die ich zuvor nicht anhatte.

Eine Leserin

Bei diesen Erfahrungen geht es darum, darauf zu achten, was das Letzte ist, woran Sie sich erinnern, bevor sie „plötzlich“ woanders sind. In der Regel ist es so, dass es ein „Signal“, einen „Code“, also einen Auslösereiz für dieses Verhalten gibt. Das ist so, als wenn der Feind einem seiner Spione anruft und dem Spion den Befehl gibt, sich mit ihm da oder dort zu treffen. Daraufhin schmeißt der Spion Sie ins Dunkle-Loch-Gefängnis, zieht sich an und geht los. Es ist mühsam diesen Moment mitzubekommen. Aber im Grunde gibt es immer ein Signal (= Auslösereiz)

Bewusstlosigkeit als Symptom

Ich kippe auch öfter einfach um. Aber körperlich wurde alles abgeklärt. Da bin ich super fit.

EIne Leserin

Bewusstlosigkeit tritt als letzte Reaktion des Körpers auf zu viele Reize auf. Wenn die Bedrohung zu lange und zu schlimm ist, dann sagt der Körper und das Hirn: „Ich kann nicht mehr“ und zieht vollends die Sicherung raus. Dann hat die Stadt einen vollkommenen Stromausfall. Der Vorteil ist, dass in diesem Zustand, keine Erinnerungen mehr entstehen. Der Nachteil ist, dass Sie nicht wissen, was in dieser Zeit mit ihrer Stadt (= Körper) geschehen ist. Das ist für viele Menschen sehr belastend.

Wenn die Bewusstlosigkeit im Alltag auftritt, dann auch nur, wenn es einen Auslösereiz (= Trigger) dafür gibt. Insofern können Sie auch hier nur immer wieder überlegen, was das Letzte war, bevor Sie umgekippt sind. Vielleicht können Sie Ihr Bürger-Team um Hilfe bitten, sich besser erinnern zu können?

Mögliche Ursachen für Kopfschmerzen

Photo by Felix Mittermeier from Pexels

Dasselbe mit Kopfschmerzen, die ich eigentlich immer habe und mal mehr mal weniger und man medizinisch einfach nichts findet.

Eine Leserin

Kopfschmerzen sind sehr häufig, weil Traumafolgestörungen immer mit vermehrten Stressreaktionen und mit starker Anspannung einhergehen. Das heißt, die Kopfschmerzen können von der ständigen Anspannung sein. An dieser Stelle könnten Entspannungstechniken oder ganz normal ein Schmerzmittel helfen.

Kopfschmerzen können aber auch reiner Flashback (= Erinnerungsattacken = Fehlalarme) sein. Das würde bedeuten, dass etwas passiert ist, wobei sie ebenfalls Kopfschmerzen hatten. Also zum Beispiel kann ein Schlag Kopfschmerzen gemacht haben. Ein Schmerzmittel hilft bei dieser Art Kopfschmerzen oft nicht. Dafür werden die Kopfschmerzen besser, wenn es Ihnen gelingt, sich zu vergewissern, dass Sie jetzt gerade in Sicherheit sind. Also schauen Sie sich um, gehen Sie durch die Wohnung und reden Sie laut mit sich, was Sie sehen und hören und sagen Sie sich „Ich bin jetzt sicher. Es ist vorbei.“

Manchmal entstehen die Kopfschmerzen auch, weil einfach zu viel los ist im Kopf. Das macht dann auch zu viel Stress und damit Anspannung. Dann könnte sowas wie die Übung „Der Sichere Ort“ helfen, mit Ihrem Hund spielen oder Basteln. Etwas tun, das Sie gerne tun und worauf Sie sich konzentrieren können. Ein Schmerzmittel könnte hier möglicherweise auch helfen.

Nächste Woche …

… fällt es anderen Menschen auf, dass etwas nicht stimmt und plötzlich tauchen auch noch unterschiedliche Handschriften in den Therapieaufschreiben auf. Wenn Sie den ganzen 15-seitigen Artikel zusammen mit weiteren Artikeln zum Thema, sowie exklusiven Arbeitsmaterialien im Umfang von insgesamt 40 Seiten Information lesen wollen, können Sie den Artikel für 3 Euro in unserem Shop kaufen.

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Ihre Stefanie Rösch

Jeder Mensch ist eine Stadt: Dissoziative Identitätsstörung in Bildern erklärt. (Teil 4)

10.07.2021 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare
Photo by Neale LaSalle from Pexels

Das Schwarze Loch in mir: Dissoziation und selbstverletzendes Verhalten

Nach der Konfrontation fühlen sich die Dissoziationen so an als wenn ich in ein schwarzes Loch falle und nichts mehr weiß. Am Anfang waren es ein paar Minuten und mittlerweile sind es Stunden, von denen ich nichts mehr weiß. In diesen schwarzen Löchern, wie ich sie nenne, kommt es häufig zu selbstverletzendem Verhalten.

Eine Leserin

Sich zu erinnern ruft alle Spione und Spitzel, aber auch die Täter im Außen auf den Plan. Wenn Sie sich erinnern und jemandem erzählen, was Ihnen passiert ist, ist das die größte Bedrohung für die Täter – innen wie außen. Für den Täter bedeutet es, dass er in Gefahr kommt, dass Sie ihn anzeigen. Er weiß, dass es falsch ist, was er tut oder tat. Er weiß, dass ein Gericht ihn zur Verantwortung ziehen würde. Das will er nicht. Deswegen wird er mit allen Mitteln versuchen, Sie daran zu hindern, sich zu erinnern oder mit jemandem darüber zu reden, was er Ihnen angetan hat oder tut.

Wenn Sie Hilfe holen, dann fordern sie den Städtevertrag zu gegenseitiger Hilfe ein. Das ist ihr Recht als deutsche Staatsbürgerin!

Täter behaupten gerne, dass sich selbst zu verletzten dazu führt, dass man als verrückt gilt und einem niemand mehr glaubt. Das reden Täter der Bürgermeisterin gerne ein. Damit sie gar nicht erst versucht, jemandem etwas davon zu erzählen, was die Täter tun oder getan haben.

Das Gegenteil ist der Fall. Alle Ihre Beschwerden zeigen nur, wie bedrohlich Ihr Leben war und möglicherweise noch ist. Wenn Sie sich selbst verletzten, dann kann es auch passieren, dass Sie sich dabei selbst so schwer verletzen, dass Sie daran sterben. Es würde dann als Selbstmord gelten, weswegen der Täter sich dann in Sicherheit wiegen würde.

Aus diesem Grund ist es wichtig, so früh wie möglich, eine Liste mit dem oder den Namen des Täters oder der Täter anzufertigen und die bei einer Person Ihres Vertrauens (Therapeutin oder Rechtsanwalt oder auch bei mir) zu hinterlegen mit der schriftlichen Vereinbarung, dass wenn Ihnen etwas geschieht, diese Namen an die Polizei gegeben werden. Das Kriterium könnte zum Beispiel sein, wenn Sie so schwer verletzt sind, dass Sie nicht mehr ansprechbar sind oder aber sich scheinbar umgebracht haben. Das legen Sie selbst mit ihrer Therapeutin fest.

Auf diese Weise spricht die Bürgermeisterin eine Gegendrohung aus, manchmal nur über die Spitzel, wenn Sie sich an den Feind nicht erinnert, weil das zu schrecklich ist. Alleine, dass ich diesen Vorschlag mache, kann schon dazu führen, dass die Spione wieder am Rad drehen. Aber das bedeutet nur, dass ich Recht habe.

Es bedeutet, dass die Spione und Feinde Angst vor Ihnen haben!

Photo by Min An from Pexels

Wenn das nicht stimmen würde, könnten Sie einfach sagen: „Gute Idee“ und die Namensliste anlegen und bei einer Person Ihres Vertrauens hinterlegen. Wenn Ihnen diese Idee große Angst macht, dann ist das ein Beweis dafür, dass ich Recht habe und die Spione in Panik geraten. Genau das ist der Beweis für die Existenz der Spione und auch dafür, dass die Namensliste ein erstklassiger Vorschlag zum Schutz der Stadt ist. Mir ist klar, dass das schwer ist und vielleicht eine Weile braucht, bis es möglich ist, damit anzufangen. Im ersten Schritt reicht es völlig, dass Sie anhand ihrer eigenen Reaktion selbst prüfen können, ob ich die Wahrheit sage oder nicht.

Das selbstverletzende Verhalten kann eine Art „Strafe“ der Spione dafür sein, dass Sie über Ihre Erinnerungen sprechen. Es kann auch ein verzweifelter Befreiungsversuch einiger aus dem Bürger-Team sein, um Sie aus dem Dunklen-Loch-Gefängnis zu befreien. Was genau es ist, werden Sie mit der Zeit in der Therapie und indem Sie immer wieder genau hinschauen, wenn es passiert, herausfinden. Das braucht Zeit.

Allerdings kam es dann Mitte November zu einem Arbeitsunfall und ich habe eine Gehirnerschütterung davongetragen und war bis Mitte Dezember krankgeschrieben.

Eine Leserin

Eine Gehirnerschütterung ist aus meiner Erfahrung keine Erklärung für Selbstverletzendes Verhalten wie Sie es beschreiben.

Zum Thema selbstverletzenden Verhalten habe ich vor einiger Zeit bereits einmal einen Artikel geschrieben. Wenn Sie wissen wollen, wie ich das mit dem Thema Notwehr gegen Innere Täter sehe, lesen hier weiter. Der Artikel ist in leicht überarbeiteter Form auch im Informationspaket enthalten.

Nächste Woche …

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Jeder Mensch ist eine Stadt: Dissoziative Identitätsstörung in Bildern erklärt. (Teil 3)

03.07.2021 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle 0 Kommentare
Photo by Johannes Plenio from Pexels

Die Stadt zurückerobern: Symptome erklärt

Ich hatte mit der Therapeutin besprochen, mich an eines der Traumata wagen zu wollen, um zu konfrontieren. Ich war soweit es ging stabil und habe ja meinen Hund an meiner Seite, der mir viel hilft.

Eine Leserin

Sich daran zu erinnern, was passiert ist, löst im Körper immer einen Alarm aus. Es wird immer unangenehm sein, weil die Bürgermeisterin verstehen will, was ihr Bürger-Team erlitten hat. Sie will verstehen, wie schlimm es für das Bürger-Team war. Denn das Bürger-Team hat ihr diese Aufgabe abgenommen, weil sie selbst es nicht mehr ertragen konnte. Weil sie als Bürgermeisterin nicht ertragen konnte, was der Feind ihr und ihrer Stadt angetan hat, hat das Bürger-Team die Bürgermeisterin in einen Panikraum in Sicherheit gebracht (= dissoziiert).

Wenn die Bürgermeisterin sich jetzt erinnern will, dann gefällt das weder den inneren Spitzeln und Spionen (= Täterintrojekte/ Groupis oder Bewältigungsverhalten, das bei näherer Betrachtung den Feind beschützt, wie zum Beispiel „sich nicht erinnern können“), noch dem Feind (= Täter/Täterinnen im Außen).

Deswegen kommt es zu mehr und stärkeren Beschwerden. Vor allem dann, wenn es im Außen noch Kontakt zu dem Täter oder den Tätern gibt. Feinde = Täter können natürlich auch weiblich sein, aber in der Mehrzahl sind es Männer.

Flashback und Schreckstarre

Vor der Konfrontation waren meine Dissoziationen teilweise anders. Sonst war ich einfach wie abwesend hab alles durch Nebel wahrgenommen oder an ganz anderen Orten im Kopf und zeitgleich bin ich stillgestanden.

Eine Leserin

Das klingt für mich nach einem Flashback mit einer Schreckstarre. Eine Form der Dissoziation. Schreckstarre, weil es so klingt als hätten sie sich im Außen nicht mehr bewegen können. Flashback, weil ich vermute, dass der andere Ort im Kopf ein Ort war, an dem Ihnen etwas Schlimmes passiert ist. Dass es sich wie durch einen Nebel anfühlt schützt Sie vor der Macht der Todesangst und der Hilflosigkeit, die in bedrohlichen Situationen erfahren werden. Diese Gefühle sind so überwältigend, dass unser Gehirn sie nicht aushalten kann und deswegen auf die Berufe von Bürgern zurückgreift, die dann mit einer Dissoziation aushelfen. Eine Dissoziation kann sich wie ein Nebel anfühlen, aber auch wie der Schwarze-Loch-Zustand. Das ist ein sehr abstrakter psychologischer Begriff, der viele verschiedene Bürger-Strategien zusammenfasst. Auf diese Weise kommen die Bürgerinnen und Bürger ihrer Bürgermeisterin zu Hilfe.

Was ist eine Dissoziation?

Der Begriff fasst verschiedene Beschreibungen von Beschwerden zusammen, bei denen die Person den Eindruck hat, die Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Welt oder des Ich in der Welt passen nicht recht zusammen. Für diese unangenehmen Empfindungen gibt es viele verschiedene Beschreibungen wie zum Beispiel: im Kopf an einem anderen Ort sein als der Körper im Außen ist, hinter der Wand sein, im Nebel sein, zu-sein, weg sein, es fühlt sich an wie im Film, unwirklich, fremd, wie ein Geist, nicht dazugehörig, nicht richtig da, weggesperrt, eingesperrt, Schwarzes Loch, in der Wolke.

Als Psychologinnen haben wir ebenfalls verschiedene, vor allem komplizierte Worte dafür. Ohne weiter alles ganz genau zu erklären, hier ein paar: Depersonalisation, Derealisation, Flashback, dissoziative Amnesie, Dissoziative Identitätsstörung. Wir benutzen diese Worte, um Untergruppen von Beschreibungen zu bilden. Je nachdem was Betroffene uns erzählen. Flashbacks sind Schilderungen, die sich auf belastende Erinnerungen beziehen. Amnesie bezieht sich auf Lücken in den Erinnerungen. Dissoziative Identität beschreibt das Erleben, dass es mehrere Persönlichkeiten innerhalb eines Körpers gibt. Derealisation beschreibt, dass die Umgebung oder Gegenstände als fremd oder komisch erlebt werden. Depersonalisation bringt zum Ausdruck, dass die Person sich selbst oder Teile ihres Körpers als fremd oder nicht dazugehörig empfindet. Dissoziation bedeutet grunsätzlich, es fällt etwas auseinander. Was dann fehlt, ist der Eindruck von Einheit oder Verbundenheit mit der Welt, sich selbst und anderen Menschen.

Nächste Woche …

… geht es um Schwarze Löcher, dissoziatives Erleben und selbstverletzendes Verhalten. Wenn Sie den ganzen 15-seitigen Artikel zusammen mit weiteren Artikeln zum Thema, sowie exklusiven Arbeitsmaterialien im Umfang von insgesamt 40 Seiten Information lesen wollen, können Sie den Artikel für 3 Euro in unserem Shop kaufen.

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Ihre Stefanie Rösch

Achtung Gott: Leserfrage: Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern? (1)

13.08.2016 Veröffentlicht von Achtung Gott!, Leserfragen 2 Kommentare

Ich bin Opfer von Missbrauch und Vernachlässigung und arbeite mit einer sehr guten Traumatherapeutin. Leider ist sie keine Christin. Ich aber schon. Mein Problem ist, ich bete das Vaterunser. Bei dem Wort „Vater“ denke ich „himmlischer Vater“. Das hat geholfen. Die Trennung zwischen den zwei unterschiedlichen Vätern.

Aber dann kommt „vergib unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..“ Ja, da ist das Problem. Ich spreche das aus, kann aber nicht vergeben – zumindest nicht umfassend. Wie soll ich etwas (umfassend) vergeben, was ich nicht weiß? Letztens wurde mir eine CD mit einer Predigt gegeben. Sie enthielt die Geschichte von dem Knecht dem von seinem Herrn ein riesiger Schaden vergeben worden ist und der kurz danach seinem Mitknecht eine kleine Sünde nicht vergab (Matthäus 18, 23 -25). Es tut weh, denn ich nehme meinen Glauben ernst. Ich würde mich freuen, Ihre Sicht zu lesen. Vielen Dank

Liebe Leserin,

Danke für Ihr Vertrauen und Ihre Frage. Vergebung ist tatsächlich ein Thema, das uns Christen immer wieder sehr beschäftigt und bei dem ich als Therapeutin immer wieder erlebe, dass man von Betroffenen erwartet, den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen.
Aus meiner Erfahrung heraus, ist Vergebung der letzte Schritt in einem oft langen Heilungsprozess. Nicht der erste. Folgende Überlegungen dazu:

1.    Die Unschuldsvermutung
Ich kann nur eine Schuld vergeben, wenn ich sicher weiß, ob etwas geschehen ist, das Schuld für den Verursacher bedeutet. Wenn ich es nicht sicher weiß, dann gehe ich persönlich erstmal von der Unschuldsvermutung aus: Was ich nicht erinnere, ist erstmal nicht geschehen. Wenn es in meiner Erinnerung oder in meinen Symptomen keinen Hinweis auf einen Schuldigen oder schuldhaftes Verhalten gibt, dann gehe ich davon aus, dass nichts geschehen ist. Ich muss nicht annehmen, dass mehr geschehen ist als ich erinnere. Das ist meine Entscheidung und diese Entscheidung fälle ich zu meinen und als Christin auch zu Gunsten des Täters. Die geschieht indem ich davon ausgehe: Wenn ich nichts erinnere, dann ist auch nichts geschehen, was mein Leben negativ beeinflusst. Im Grunde halte ich mich damit auch an unser Deutsches Recht.
Wenn ich mich dann irgendwann erinnere, dann setze ich mich damit auseinander. Wenn ich Beschwerden habe, dann habe ich Erinnerungen, egal auf welcher Ebene: Bilder, Geräusche oder Gesagtes, Gerüche, einen Geschmack oder auch eine Körpererinnerung. Dann muss ich mich damit auseinandersetzen.

2.    Anerkennen
Wenn ich erfahre, weil ich mich erinnere, dass ich zum Opfer gemacht wurde, dann ist der erste notwendige Schritt in der Heilung in meinen Augen die Anerkennung der Erfahrung: Es ist wirklich passiert. Das ist oft nicht einfach, weil der Mensch nicht möchte, dass schlimme Dinge passieren. Wir wollen nicht ohnmächtig sein und möchten am liebsten leugnen, was uns zugestoßen ist. Aber es ist wichtig sich selbst einzugestehen: Ja, das ist mir passiert.

3.    Verantwortung übernehmen
Der nächste Schritt ist für mich zu beobachten, welche Auswirkungen das Erlebte auf mich hat und welche Gefühle damit verbunden sind. Es gibt immer Ohnmacht, Wut und Angst. Manchmal gibt es auch verwirrendere Gefühle wie Erleichterung, Scham, Erregung. Es ist wichtig, alle Gefühle zu spüren und anzuerkennen, zu würdigen und auszudrücken. Dazu gehört für mich auch, die Verantwortung für diese Reaktionen und die Beschwerden zu übernehmen. Ich kann nicht schlafen, ich bin gereizt, ich falle immer wieder zurück in alte Verhaltensweisen, ich trinke, ich nehme Medikamente, ich habe die Erinnerungen, ich habe die Schmerzen, ich empfinde all das, also sind all diese Beschwerden allein meine Verantwortung. Das macht keine Aussage über die Schuld. Nur darüber, wer die Macht hat, Veränderung zu bewirken.

4.    Heilung: Beschwerden besiegen
Niemand außer uns selbst kann die psychischen und körperlichen Folgen jeglicher Verletzung heilen– mit Gottes Hilfe. Gott hat uns die Macht zur Heilung mitgegeben: Der Körper heilt sich selbst. Behandler können nur die Bedingungen verbessern, manchmal bis zu dem Punkt, dass Heilung überhaupt erst möglich wird. So hat Gott uns auch die Fähigkeit zu einem gesunden und vernunftbegabten Geist gegeben (2. Timotheus 1,7), der es uns erlaubt, Macht über uns selbst zu haben. Wir sind zur (inneren) Freiheit berufen (Galather 5, 13 ff). Die Methoden der körperlichen Heilung hat unser Körper bereits mitbekommen. Für die psychologische Seite gibt es Psychotherapeuten, die einem heilsame Strategien beibringen.

5.    Vergebung: Erkennen, dass der Täter keine Macht hatte
Wenn es mir dann besser geht und ich die Folgen und Symptome bereits am Besiegen bin, dann kann ich mich nochmal der Ursache, dem Täter zuwenden. Dann aber hat er nicht mehr die Macht, weil ich mir die Macht über meine Gesundheit bereits erobert habe. Dann gibt es zwar noch eine Schuld, da der Täter die Ursache für mein Leid gesetzt hat, aber ich habe entschieden, was ich daraus mache. Jeden Tag wieder neu.
Was immer er bewirkt hat, darüber hatte er nie Macht, sondern immer nur ich. So gibt es nichts mehr, was der Täter tun kann, um seine Schuld zu begleichen. Denn die Symptome hätte er sowieso nie wegnehmen können. Das war immer mein Job und meine Freiheit als Betroffene oder Betroffnener.
Das ist der Zeitpunkt im Heilungsprozess, an dem ich vielleicht und hoffentlich erkennen kann, dass auch der Täter nur aus seiner Vergangenheit heraus gehandelt hat, sich vom Bösen hat zur Angst verführen lassen und aus der Angst heraus anderen Angst und Leid zugefügt hat. Wenn ich das erkenne, dann kann ich, das ist meine (Rösch) ganz, persönliche Erfahrung, anfangen zu vergeben. Dem Täter die Schuld zu erlassen, weil ich sehe, dass alles, was ich jetzt noch tue, ist mich selbst an den Täter zu binden, wenn ich weiter auf die Schuld schaue, die nicht beglichen werden kann. Ich mache mich selbst ohnmächtig. Ich unterstelle mich dem Täter und seinem Handeln, anstatt die Freiheit in Anspruch zu nehmen, die Gott mir zugesagt hat.
Ich stelle mir das so vor als wenn der Täter insolvent geworden ist. Da ist nichts mehr (Gerechtigkeit / Wiedergutmachung / Begleichung der Schuld) zu holen, weil der Täter (emotional, spirituell) bankrott ist. Also erlasse ich ihm seine Schuld und gebe die Schuld an Gott ab (bei der irdischen Insolvenz schalte ich die Behörden ein). Dadurch löse ich mich vom Täter. Ich kann weitergehen und jemand anderes kümmert sich um die Schuld. In unserem Fall Gott.

Ich vertraue – inzwischen – tief darauf, dass Gott für Gerechtigkeit sorgt, wo es uns nicht möglich ist. „In meinem Himmel“ ist ein Film, der mit dieser Gerechtigkeit endet, auch wenn das vielleicht nicht das Erzählziel des Filmemachers war. Aber es ist das, wie ich dieses Ende verstehe. Gott sorgt für Gerechtigkeit. Weitere Filme, die mir mit dem Thema Vergebung geholfen haben sind Grace Card (Filmbesprechung) und Philomena (Filmbesprechung).

Ich glaube auch, dass es einfach wichtig ist, genau das zu tun, was Sie getan haben: Andere zu fragen, wie sie mit diesem Thema umgehen um Gott auch auf diese Weise eine Möglichkeit zu geben, zu uns zu sprechen. Mal abgesehen davon, dass ich tief und fest glaube, dass Gott uns vor allem dann weiterhilft, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Solange wir es selbst lösen können, traut er uns zu, es auch selbst hinzukriegen. Er glaubt ja an uns. Er weiß, was wir können. Er hat uns geschaffen. Er hat seine ganz eigene Art, uns dann zu überraschen und zu ermutigen, wenn wir schon fast nicht mehr glauben wollen, dass er da ist.

Ich wünsche Ihnen und allen, die auch mit dem Thema Vergebung ringen, heilsame Begegnungen und Gottes Segen.

Ihre Stefanie Rösch

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Leserfrage: Angehörige von PTBS-Betroffenen stellen Fragen.

16.05.2016 Veröffentlicht von Leserfragen 1 Kommentare

Ich beschäftige mich seit ein paar Wochen mit dem Thema PTBS aber ich finde noch keine spezielle Hilfe für Partner/Angehörige eines PTBS-Betroffenen.
Es gibt so viele Fragen. Zum Beispiel möchte ich gerne wissen, wie ich als Angehörige so einem erkrankten Menschen begegnen soll oder sollte? Kann man als Angehöriger/ Partner auch eine Therapie begleiten oder sollte man das nicht tun? Wie geht man mit Betroffenen um? Oder kann eine partnerschaftliche Beziehung überhaupt funktionieren?

Liebe Leserin,

Danke für Ihre Fragen. Ich bin sicher, es gibt noch mehr Menschen, die diese Fragen haben und für Sie und alle anderen hier ein paar Antworten aus meiner Erfahrung.

(1) Wie kann ich als Angehörige so einem erkrankten Menschen begegnen?

So wie mit jedem anderen Menschen auch: Man nimmt ihn ernst und man unterstützt ihn, gesund zu werden. Allerdings nicht, indem man ihm ungefragt etwas oder gar alles abnimmt, wovor er Angst hat, sondern indem man ihn dabei überstützt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Machen Sie Betroffenen Mut sich professionelle Hilfe zu holen und motivieren dazu, sich den Ängsten zu stellen. Da kann es vorübergehend notwendig sein zu begleiten, aber das Ziel ist für mich immer, das Leben wieder alleine und selbstständig gestalten zu können.

(2) Kann man als Angehöriger/ Partner auch eine Therapie begleiten oder sollte man das nicht tun?

Klar kann man eine Traumatherapie begleiten. Vor allem kann man, wenn man gut angeleitet wird, den PTBS-Betroffenen dabei unterstützen, die Kontrolle über seine Symptome wiederzuerlangen und ihm helfen, seine Übungen (gegen Erinnerungen 1, gegen Erinnerungen 2) zu machen, die er, wie ich finde, von seinem Therapeuten für den Alltag bekommen sollte.

(3) Kann eine partnerschaftliche Beziehung überhaupt funktionieren?

Ja, es gibt ausreichend Berichte darüber, dass eine Partnerschaft funktioniert und funktionieren kann. Ich sehe es ja tagtäglich. Es braucht Geduld, Durchhaltevermögen und auch die Fähigkeit, sich gegen das Leid des anderen abzugrenzen und ihm, sein Problem und das Leid „zu lassen“. Das Leid ist Aufgabe des Betroffenen. Nur er oder sie kann das verändern. Als Angehöriger kann man die Hilflosigkeit mit aushalten, die eine traumatische Erfahrung in das Leben von Betroffenen bringt. Und man kann das Üben (siehe oben) unterstützen. Dann kann das gehen.

Aus meiner Erfahrung geht das so lange gut, wie der PTBS-Betroffene daran arbeitet, gesund zu werden. Wenn er in der Opferrolle verharrt, dann wird es in absehbarer Zeit meist schwierig für das Umfeld.

Was es auch behindert ist, wenn Angehörige selbst Lebenserfahrungen gemacht haben, die es ihnen schwer machen, dem anderen sein Leid zu lassen anstatt es auf die eine oder andere Art zu übernehmen oder durch sein (unbewusstes) Verhalten zu verlängern.

(4) Vielleicht haben Sie ja einen Tipp oder eine Buchempfehlung wie ich damit umgehen kann oder sollte?

Im Grunde müssten Sie die wichtigsten Informationen hier finden (PTBS kompakt). Darunter finden Sie auch eine Buchempfehlung.

Gerne dürfen Sie weitere Fragen schicken. Nutzen Sie dafür bitte das Kontaktformular.

Viel Erfolg!

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