„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

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Was wäre wenn …..?

06.03.2015 Veröffentlicht von Lesestoff, Strategien 0 Kommentare

Der Möglichkeitssinn von Robert Musil: „Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberechtigung hat, dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; und wenn man ihm von irgendetwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.“

Kein ganz einfacher Text. Zumindest musste ich ihn mehrmals lesen, bis ich verstand, worum es geht. Oder zumindest eine Idee hatte, was er mir sagte.

Dann fand ich die Botschaft berauschend schön.

  • Wie wäre es, ich müsste nicht mehr fest davon überzeugt sein, dass der andere mir nicht glaubt, wenn ich ihm etwas erzähle?
  • Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt wäre, dass das Schweigen meines Partners Ausdruck dafür ist, dass er sich nicht für mich interessiert?
  • Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass die Welt sich gegen mich verschworen hat?
  • Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass mein Nachbar nur deswegen laut ist, weil er mich ärgern will?
  • Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass mein Partner mich nicht liebt, wenn er erst spät von der Arbeit nach Hause kommt?
  • Wie wäre es, wenn ich nicht mehr fest davon überzeugt sein müsste, dass ein Täter es ernst meint, wenn er sagt: „Ich bring Dich um, wenn Du nicht so tust wie ich das will.“?

Wie wäre es, wenn mir sofort tausend andere Erklärungen einfallen würden?

Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass der andere mir nicht glaubt,

  • weil er zu wenig Phantasie hat,
  • oder Angst davor hat, was ich ihm erzähle und dass es wahr sein könnte.
  • Wenn er es nicht glaubt, weil er andere Informationen hat, von denen ich nichts weiß.

Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Partner schweigt,

  • weil er mit dem, was ich tue oder sage überfordert ist
  • oder weil er so gestresst ist, dass er nicht mehr sprechen kann
  • oder er einfach müde ist und keine Lust hat zu reden
  • oder in Gedanken noch mit etwas beschäftigt ist und mich gar nicht gehört hat und deswegen nicht antwortet?

Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mir unangenehme oder belastende Dinge passieren,

  • weil ich einfach Pech hatte
  • oder die Menschen um mich herum feige sind
  • oder selbst schlechte Erfahrungen gemacht haben und mit sich selbst beschäftigt sind und sich deswegen nicht interessieren können
  • oder weil ich Mundgeruch habe
  • oder weil ich tue, was den anderen ein schlechtes Gefühl macht und sie mich deswegen nicht mögen und mich ignorieren? (neue Haltung/neuer Glaubenssatz: Jeder hat das Recht auf sein eigenes Problem –> siehe giftige Gedanken)

Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Nachbar laut ist,

  • weil er schwerhörig ist und selbst nicht hört, was er für einen Krach macht,
  • oder wenn er unzufrieden mit seinem Leben ist und das an seinen Möbeln rauslassen muss
  • oder ich einfach etwas geräuschempfindlich bin und die anderen Nachbarn den Krach gar nicht so laut empfinden
  • oder wenn mein Nachbar einfach ein Hobby hat, das er braucht, um seinen Stress abzubauen wie zum Beispiel Holzhacken?

Wie wäre es, wenn ich mir vorstellen könnte, dass mein Partner spät von der Arbeit heimkommt,

  • weil sein Chef ihm noch etwas aufgebrummt hat
  • oder es einen Notfall gegeben hat
  • oder einem Kollegen etwas Schlimmes passiert ist und mein Partner seinem Kollegen beistehen wollte.

Was wäre, wenn ich mir vorstellen könnte, dass ein Täter Angst hat vor mir

  • und dem Gefängnis und deswegen droht?
  • Wenn er nur droht in der Hoffnung, dass ich nichts sage, aber er genau weiß, dass er mich nie töten würde, egal wie sehr er versucht mich davon zu überzeugen, weil er weiß, dass ein Mord in den meisten Fällen aufgeklärt wird und er damit ins Gefängnis wandern würde?

Was wäre, wenn ich mir vorstellen könnte, dass ich die Welt nur auf die Weise sehe, die ich gelernt habe zu sehen, dass ich aber phantasiebegabt bin und mir viele andere Perspektiven und Sichtweisen vorstellen kann, die mir das Leben leichter machen?

Was wäre, wenn ich nicht glauben müsste, dass alles um mich herum mit mir zu tun hat, sondern im Gegenteil fast nichts bis gar nichts etwas mit mir zu tun hat sondern das Ergebnis dessen ist, was der andere gelernt hat zu sehen (ich nenne das kindlicher Größenwahnsinn)?

Es wäre unsere Möglichkeit auf Freiheit. Wahre Freiheit.

Der erste Schritt dazu? Entwickeln Sie Ihren Möglichkeitssinn!

Welche anderen Erklärungen können Sie sich vorstellen?
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