Da psychische Grundbedürfnisse wie körperliche Grundbedürfnisse funktionieren, ist der Kreislauf grundsätzlich der gleiche. Jedoch die Folgen sind andere.
Der Spannungszustand hinsichtlich des Grundbedürfnisses Bindung/Liebe entsteht, wenn wir über eine gewisse Zeit keine Rückmeldung darüber haben, dass wir geliebt werden und zu einer Familie oder einer Gruppe von Menschen dazugehören, die uns lieben. Dann fühlen wir uns zunehmend „ungeliebt“ (Mangelzustand).
Für einen Säugling kann dies sogar zu einem lebensbedrohlichen und tödlichen Mangel werden. Es gibt Beobachtungen, dass Säuglinge, obwohl sie gefüttert und gewickelt werden, sterben, wenn sie keine emotionale Zuwendung bekommen.
Die Frage ist nun, wie Ihre Bewältigungsstrategien aussehen, was Sie gelernt haben, um diese Spannung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wissen Sie, was Sie tun, um Sich geliebt zu fühlen? Was Sie brauchen, um Sich geliebt zu fühlen?
Was haben Sie gelernt? Wie war das in Ihrer Familie? Haben Sie gesagt bekommen, dass Sie geliebt werden? War es spürbar, dass Sie geliebt werden? Wurden Sie in den Arm genommen? Hatte jemand Zeit für Sie? Hat Ihnen jemand geholfen, als Sie Hilfe brauchten? Bekamen Sie kleine Herzensgeschenke? Wurden Sie gelobt und bekamen Anerkennung selbst für Kleinigkeiten?
Gary Chapman hat das Konzept der 5 Sprachen der Liebe entwickelt. Demnach haben wir alle eine Muttersprache der Liebe. Die fünf Muttersprachen, die es gibt, nennt er:
- Lob und Anerkennung
- Zeitgeschenke / Zweisamkeit
- Geschenke, die von Herzen kommen
- Hilfsbereitschaft
- Zärtlichkeit / Körperkontakt
Spricht jemand Ihre Muttersprache der Liebe, dann fühlen Sie Sich geliebt. Wissen Sie, welche Liebessprache Ihre ist? Falls nicht, können Sie auf dieser Seite einen kostenlosen Test machen, welches Ihre Liebessprache ist. Es gibt auch eine Version für Singles.
Finden Sie heraus, was Ihre Liebessprache ist. Aber wichtiger noch, finden Sie heraus, welche Liebessprachen die Menschen in Ihrem Umfeld sprechen. Sie können dann jeden auf dieser Ebene ansprechen und ihm oder ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden. Das ist ein Anfang: Liebe schenken.
Wenn Sie Sich geliebt fühlen, ist dadurch das innere Gleichgewicht hergestellt.
Das Gute an diesem Bedürfnis ist, dass wir uns so eine Art Liebes-Fettpolster oder Liebes-Winterspeck zulegen können. Dr. Chapman nennt es unseren Liebestank. Die Vorstellung dahinter ist, dass Sie wie bei anderen Bedürfnissen auch, eine Weile ohne Liebesbekundungen von außen auskommen können, weil Sie durch das Immer-wieder-Auffüllen Ihres Liebestanks vor allem in der Kindheit gelernt haben, dass Sie liebenswert sind.
Auf Dauer jedoch benötigen wir als soziale Wesen die Rückmeldung von anderen.
In einer Zeit des Wartens, also wenn Sie auf Ihren Liebes-Winterspeck angewiesen sind, können Sie das Gefühl, liebenswert zu sein, aufrechterhalten, indem Sie Dinge unternehmen, die Ausdruck Ihrer Selbstliebe sind.
Je nach Liebesmuttersprache können das unterschiedliche Maßnahmen sein.
- Lob und Anerkennung: Loben Sie sich laut selbst. „Gut gemacht!“, gönnen Sie Sich eine Belohnung.
- Zeitgeschenke/Zweisamkeit: Schenken Sie Sich eine Beratung, eine Psychotherapie, suchen Sie Sich Leute, mit denen Sie Ihre Freizeit gestalten können, oder gönnen Sie Sich Einzelunterricht in etwas, das Sie schon immer mal lernen wollten.
- Geschenke, die von Herzen kommen: Erfüllen Sie Sich einen kleinen oder großen Traum, schenken Sie Sich selbst Kleinigkeiten, achten Sie auf die Schönheit am Wegrand.
- Hilfsbereitschaft: Gönnen Sie Sich Hilfe: fragen Sie jemanden um Unterstützung oder schenken Sie Sich eine Putzhilfe, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
- Zärtlichkeit/Körperkontakt: Gönnen Sie Sich Massagen oder bitten Sie eine Freundin oder einen Freund, Sie in den Arm zu nehmen, oder suchen Sie Sich eine Kuschelgruppe (z.B. Kuschelpartie).
Seien Sie erfinderisch, wie Sie gut zu sich selbst sein können, um Ihre Liebe zu Sich selbst auszudrücken.
Ich würde mich freuen, von ein paar weiteren Ideen zu hören.
Und was passiert, wenn es schief geht? Wenn wir niemanden hatten, der uns das Gefühl gab, geliebt zu sein?
Da es sich um ein überlebensnotwendiges Bedürfnis handelt, entwickeln Kinder ganz unterschiedliche Strategien, um sich ein bisschen geliebt fühlen zu dürfen. Sprechen die Eltern die Liebessprache des Kindes nicht, oder sind einfach aufgrund Abwesenheit oder Unfähigkeit nicht in der Lage, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieben, dann werden Kinder kreativ.
Eine verbreitete Überlebensstrategie ist es, herauszufinden, was der andere braucht oder will und das gegen „Liebe“ einzutauschen. Kinder machen den Haushalt, Kinder räumen ihr Zimmer auf, Kinder sind immer brav, Kinder trotzen und machen Ärger, Kinder werden aggressiv, Kinder sind gut in der Schule, weil es dafür Zuwendung gibt, Kinder sind für Ihre Eltern da, kümmern sich um deren Bedürfnisse und später dann um nur um die Bedürfnisse von anderen. Mädchen lernen, Sex mit Liebe zu verwechseln. Auch das ist relativ verbreitet. Kinder lernen also, dass sie etwas dafür tun müssen, um geliebt zu werden. Das ist meist anstrengend und selten befriedigend. Am Ende dieser ungünstigen Bewältigungsstrategien können schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen stehen.
Ideal wäre es, wenn Sie Sich um Ihrer Selbst wegen geliebt fühlen dürften. Wenn Sie so sein dürfen, wie Sie gerade sind und trotzdem von jemandem geliebt werden. So sollte es zwischen Eltern und Kindern sein. Leider haben wir in diesem Land immer noch zu viele verletzte und deswegen unfähige Eltern und damit reichlich Kinder, die sich nicht liebenswert finden.
Umso wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu lieben oder zu lernen, sich selbst zu lieben, wenn es sonst schon keiner tut oder getan hat, und sich selbst so zu akzeptieren, wie man gerade ist. Das ist eine Haltung sich selbst gegenüber, die in meiner Arbeit sehr zentral ist. Ein Glaubenssatz, den viele meiner Klienten üben, üben, üben dürfen (siehe auch Giftige Gedanken), um kindliche Überlebensstrategien mit erwachsene Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.
Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin.
Weiter bei Grundbedürfnisse 3.
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Hier geht es zur Homepage der 5 Sprachen der Liebe (auf Englisch)
Link zu 5 Sprachen der Liebe auf Wikipedia.
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