Das Heilungsspiel: wie man Symptome als Spiel sehen kann
20.03.2016 Veröffentlicht von Stefanie Rösch Strategien 0 KommentareJane McGonigal ist Spieleentwicklerin für Computerspiele. Sie hatte einen schweren Unfall, der ihr schlimme Kopfschmerzen für über ein Jahr bescherte. Um sich nicht umzubringen, überlegte sie, wie sie mit den Schmerzen und anderen Beschwerden umgehen könnte und entwickelte daraus die Idee des Heilungsspiels, wie ich es nenne. Sie nennt es Super-Better, also Super-Besser 🙂
Ein wesentlicher Punkt ist, dass es ihr damit gelang, die Kopfschmerzen, die sie nicht ändern konnte, mit Humor in eine Herausforderung zu verwandeln, mit der sie umgehen konnte: Ein Spiel.
Die meisten Menschen spielen gerne. Wie alle spielen als Kindern. Spiel ist Lernen, Ablenkung, Unterhaltung und meist mit positiven Gefühlen wie Spaß verbunden. Das machte sie sich zu nutzen. Hier die Spielregeln:
In Rollenspielen haben die Spieler einen Avatar, eine geheime Identität, mit einem aussagekräftigen Namen, z.B. Stefanie, die Panik-Killerin. Spieler entwickeln sich weiter, entwickeln besondere Fähigkeiten, haben schon von vorneherein etwas, das größer ist als der Alltag, Superheldenqualitäten. Yeah!!
In den meisten Rollenspielen gibt es Mitspieler. Eine Gruppe erobert das Schloss gemeinsam, besiegt gemeinsam übermächtige Gegner und rettet so gemeinsam die Welt im Spiel. Im Heilungsspiel sucht man sich ebenfalls Mitspieler unter seinen Freunden. Es ist leichter, jemanden zu fragen, ob er mitspielt als ständig um Hilfe bitten zu müssen. Spielst Du mit mir?
Natürlich gibt es auch Gegner: Die Beschwerden, den Schmerz, die Angst, suizidale Gedanken, die bösen Jungs halt, welche die Welt bedrohen und in den Abgrund stürzen wollen. In der Welt des Heilungsspiels sind diese Bösen Jungs alles, was dazu führt, dass die Beschwerden sich verschlechtern. Aufgabe der Mitspieler ist es, die Spielleiterin (die mit den Beschwerden) dabei zu unterstützen, diese Faktoren zu erkennen und zu entlarven. Zum Beispiel:
Stefanie die Panik-Killerin bekommt es mit der Angst zu tun, wenn sie daran denkt, jemandem die Meinung sagen zu müssen, oder vor einer Gruppe sprechen zu müssen. Oder die Angst beginnt, wenn Sie sich vorstellt, wie wohl die nächste Angstattacke sich anfühlen wird. Oder, oder, oder. Die Mitspieler helfen, diese Augenblicke zu entdecken und zu benennen.
An der Stelle kommen die Power-ups ins Spiel. In jedem Rollenspiel gibt es Zaubertränke oder Krafttränke, die man nehmen kann, um sich vom Kampf mit den Gegnern zu erholen. Auch hier sind die Mitstreiter gefragt: Was hilft die Beschwerden zu verbessern, selbst wenn es nur für Sekunden ist? Zum Beispiel: Stefanie, die Panik-Killerin fühlt sich für einen Moment besser, wenn sie mit einer Freundin quatschen kann. Oder die Angst macht sich nicht so breit, wenn sie die Technik „Sicherer Ort“ anwendet bei den ersten Anzeichen von Angst. Oder wenn sie zu ihrer Angst sagt: „Hallo, da bist Du ja wieder.“
Die Spielleiterin und ihre Mitstreiter können so zusammen herausfinden, was genau die Gegner sind und was gegen den jeweiligen Gegner helfen kann. Außerdem können sie die Spielleiterin daran erinnern, Power-Ups zu benutzen, wenn die Spielleiterin so damit beschäftigt ist, mit den Gegnern zu kämpfen, dass sie schon ganz erschöpft ist. Dann braucht es Mitstreiter, die den Gegner für einen Weile beschäftigen, damit man einen Krafttrank einwerfen kann.
Versuchen Sie es. Spielen Sie sich gesund. Fragen beantworte ich gerne und hier noch das Originalvideo. Leider mal wieder in Englisch. Aber ich fand die Idee so gut, deswegen hier die Erläuterung des Spiels.
Natürlich enthält das Video noch weitere interessante Informationen für alle, die Englisch gut genug verstehen. Aber das schien mir erstmal das wichtigste zu sein.