Neulich sagte eine Klientin „Ich konnte nichts sagen, aber ich habe es in meinem Kopfkino geübt.“
Was für eine hervorragende Beschreibung für das Mentale Training. Hans Eberspächer beschreibt diese Technik in seinem Buch „Gut sein, wenn’s drauf ankommt“ (Link folgt unten). Ursprünglich wurde sie für den Leistungssport entwickelt, also für Situationen, in denen Menschen unter maximalem Stress maximale Leistung bringen müssen. So wie Sie in Ihrem Alltag besonders dann, wenn Situationen schwierig werden oder neu sind.
Wann immer Sie etwas in Ihrem Verhalten ändern wollen und zum Beispiel Ihre Vermeidungsstrategien Sie davon abhalten, ist das Kopfkino eine super Methode, um den Widerständen in uns entgegen zu treten.
Mentales Training arbeitet mit Vorstellungen von unserem Verhalten. Die Version, mit der ich in Therapien und auch in meinem eigenen Leben immer wieder erfolgreiche Veränderungen erlebt habe, funktioniert ganz einfach folgendermaßen:
- Sie überlegen sich in einer ruhigen Minute, welches Verhalten Sie ändern wollen.
- Sie überlegen sich, wie Sie sich anders verhalten wollen. (neues Verhalten)
- Dann stellen Sie sich das neue Verhalten immer wieder vor. Als würden Sie einen Film in Ihrem Kopf ablaufen lassen. Wieder und wieder bis das neue Verhalten im Kopf „sitzt“. Die Vorstellung sollte so lebendig wie möglich sein, also bildlich, aber vielleicht gehören ja auch Bewegungen dazu, dann kann man sich die mit vorstellen, oder Gerüche oder Worte. Je detaillierter und genauer die Vorstellung, desto besser der Erfolg. Denn desto genauer die Vorstellungen, desto besser kann Ihr Gehirn die neuen Nervenverbindungen aufbauen, die Sie benötigen.
Wenn das neue Verhalten die Reaktion von anderen Menschen betrifft, dann stellen Sie sich deren Reaktionen mit vor. - Dann kommt das echte Verhalten dazu: Wenn es darum geht, neue Sätze zu benutzen, dann sagen Sie die neuen Sätze immer mal wieder laut vor sich her, damit Sie wissen, wie es sich anhören wird. Die neuen Sätze müssen sich vertraut anhören, wenn Sie sie sagen. Das üben Sie natürlich für sich allein.
- Geht es um ein neues Verhalten, dann zuerst in der Vorstellung üben und wenn sich das schon recht gut anfühlt und leicht zu denken ist, dann tun Sie es auch ein paar Mal allein für sich. Vielleicht fühlt es sich zuerst fremd und mechanisch an. Das ist normal, weil es ja neues Verhalten ist. Je öfter Sie es üben, desto gewohnter wird es und desto leichter wird es.
Jetzt sind Sie bestmöglich auf den Ernstfall vorbereitet und können das neue Verhalten immer öfter auch in Ihrem Alltag umsetzen.
Wichtig ist, zuerst nur im Kopf zu üben. Immer mal wieder, z.B. auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Rückweg vom Kindergarten. Während Sie im Bad sind oder auf dem Weg zum Einkauf. Unter der Dusche oder beim Rasieren. Es gibt viele Mini-Zeitfenster, in denen Sie das neue Verhalten im Kopfkino laufen lassen können.
Gute Erfolge habe ich auch damit gemacht, das Kopfkino unmittelbar vor einem schwierigen Gespräch einzusetzen. Selbst das kann schon helfen, die Nervosität zu senken, weil man sich vorbereitet weiß, zum Beispiel, indem man sämtliche Möglichkeiten vor einem schwierigen Gespräch im Kopf durchspielt. Das Gehirn ist dann angewärmt.
Also Film ab!
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