Verliere ich die Kontrolle?
Wie kann man damit denn irgendwie umgehen? Ich habe das Gefühl, ich verliere die Kontrolle über mich und mein Leben und alles stürzt ein.
Eine Leserin
Das glaube ich, dass es sich so anfühlt, aber im Grunde ist es genau andersherum. All diese Beschwerden zeigen, dass Sie auf dem Weg Richtung Gesundheit sind. Je mehr Beschwerden Sie erstmal haben, desto mehr erfahren Sie über Ihre Stadt und Ihr Bürger-Team und über deren Berufe und Namen und was sonst noch so los ist in Ihrer Stadt. Das ist sozusagen das Traumatherapie-Paradox. Es wird Ihnen schlechter gehen bevor es spürbar besser wird. Eigentlich ist es kein Paradox. Im Grunde ist es logisch.
Eine Traumafolgestörung ist wie ein seelisches Humpeln.
Wenn Sie sich das Bein gebrochen haben (= Trauma) und es schief zusammenwächst, weil sie keine Hilfe bekommen haben, dann fangen Sie an zu Humpeln (= Beschwerden durch die Vernarbung und fehlende Heilbehandlung = Traumasymptome). Wenn Sie später zu einem Arzt gehen, wird der Ihnen sagen, dass eine Operation notwendig ist (= Therapie), bei der der Knochen wieder gebrochen wird (= Erinnerungen anschauen), um dann anschließend begradigt zu werden (= Erinnerungen verändern), damit der Knochen wieder heil werden kann (= Erinnerungen lösen keinen Fehlalarm mehr aus und machen keine unerträglichen Gefühle mehr). Das wird erstmal unangenehm. Eine Operation am Bein geht mit Schmerz einher. Eine Traumatherapie führt immer erstmal zu einer kurzfristigen Verschlechterung der Beschwerden und vor allem zu starken Gefühlen.
Das heißt, auch bei einem unbehandelten und krumm zusammengewachsenen Knochenbruch, haben Sie erstmal Schmerzen, bevor Sie wieder gesund werden. Bei einer Traumatherapie ist das genauso.
Eine traumatische Erfahrung wird in der Regel nicht sofort begleitet
Wenn es zu so schwerwiegenden Symptomen wie bei Ihnen kommt, dann gab es sehr wahrscheinlich nicht nur eine traumatische Erfahrung, sondern mehrere. Das ist so, wie wenn ein Kind mehrere Knochenbrüche hatte, die nicht behandelt wurden. Dann läuft es krumm und schief und hat immer mehr Beschwerden.
Wenn man die Folgen dieser Knochenbrüche im Erwachsenenalter dann irgendwann noch behandeln kann, dauert das auch seine Zeit und wird erstmal schlimm werden. Genau das gleiche gilt für psychische Verletzungen. Je mehr es sind, desto länger dauert der Heilungsweg. Es wird Ihnen immer erstmal schlechter gehen, bevor Sie gesund werden. Das ist die Wahrheit.
Wenn Sie dranbleiben, werden Sie gesund
Sie werden dann ein Bürger-Team haben, das Ihnen wieder die Regierungsgeschäfte überlässt. Das können Sie sich so vorstellen, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Ihrem Bürger-Team, die besonders mit der Sicherheit der Bürgermeisterin zu tun hatten, endlich in Rente gehen dürfen. Die Bürgermeisterin hat gelernt, die jeweilige Aufgabe selbst zu übernehmen. Wenn sie für Sicherheit sorgen kann, wird die Bürgermeisterin auch gelernt haben, das Leben zu genießen, das heißt Freude zu empfinden.
Es wird keine Spione mehr geben, die Ihnen das Leben schwer machen. Ihre Feinde werden Sie besiegt haben und sich erfolgreich wehren können, so wie alle anderen Menschen.
Versuchen Sie die Beschwerden also als das Heilungsjucken einer Schnittverletzung zu sehen. Dass Sie den Schwarzes-Loch-Zustand wahrnehmen und all die anderen „komischen“ Dinge bemerken, ist ein Zeichen, dass Sie das Humpeln bemerkt haben. Das ist der erste Schritt zur Heilung. Erst wenn Sie merken, wie es wirklich ist und wie es anders als bei anderen ist, können Sie gesund werden. Dabei geht es nicht um eine Diagnose, sondern darum, diese einzelnen Beschwerden wahrzunehmen und sorgsam anzuschauen. Da wo es geht nehmen Sie kleine Veränderungen vor, um Ihrem Bürger-Team zu beweisen, dass Sie die Regierungsgeschäfte wieder übernehmen möchten. Mit der Zeit wird Ihnen das immer besser gelingen und Sie werden ein wirkungsvollen Sicherheitskonzept einführen.
Nächste Woche …
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