Es gibt einen eigenen Wikipediabeitrag zum Thema psychische Krise. Wen das interessiert, der darf dort gerne nachlesen.
Für mich und meine Klientinnen und Klienten ist eine Krise eine Situation, in der unsere bekannten, üblichen Bewältigungs- oder Problemlösungsstrategien versagen. Das bewirkt im ersten Moment Verunsicherung und, wenn wir die Situation als zunehmend bedrohlich empfinden, Angst bis hin zur Todesangst. Sind wir der lebensbedrohlich empfundenen Situation über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt, kommt noch Hilflosigkeit und Ohnmacht zur Todesangst hinzu. Dann schaltet das Hirn einzelne Funktionsbereiche ab (Notabschaltung). Überlebt man diese Erfahrung, kann es sein, dass man hinterher traumatisiert ist.
Es gibt viele Formen und Definitionen von Krisen.
Aber in meinem Empfinden ist all diesen (psychischen/ psychologischen) Krisen gemeinsam, dass wir mit einer Situation konfrontiert sind, die wir als unbekannt und neu wahrnehmen. Weil die Erfahrung neu ist, haben wir den Eindruck, wir könnten nicht damit umgehen. Das betrifft die aktuelle Corona-Krise genauso wie die Krise, die entsteht, wenn ich mich durch einen Kunden bedroht fühle oder bei einem Unfall verletze oder mit jemandem auf engem Raum leben muss, der mir immer wieder Gewalt androht und Gewalt mir gegenüber ausübt.
Eine Krise ist eine gesunde Reaktion
Zentral für mich ist, dass der psychologische Zustand der Krise ein gesunder Zustand ist. Er ist in meinen Augen deswegen gesund, weil wir ihn alle erleben. Wir gehen unterschiedlich damit um. Er dauert unterschiedlich lange, aber als Menschen kennen wir ihn alle: Diesen Moment der Überforderung. Es ist die natürliche Reaktion unseres Hirns und unseres Körpers auf Unbekanntes, auf mögliche Gefahren und Veränderungen, an die wir uns anpassen müssen.
Wir alle haben die Fähigkeit, Krisen gesund zu bewältigen. Wir sind Menschen. Wir sind dafür gemacht. Wir sind anpassungsfähig.
Jede Krise wird bewältigt, indem wir etwas Neues lernen.
Natürlich sind wir in unserem Leben unterschiedlich dabei unterstützt worden, Anpassungsfähigkeit zu lernen und zu üben. Das bedeutet, der eine hat mehr Strategien und die andere weniger. Deswegen kommen wir unterschiedlich gut mit Krisen klar.
Aber im Grunde heißt es nur, dass wir für jede Krise wieder neue Strategien lernen dürfen. Darum soll es in den nächsten Tagen und mit den nächsten Beiträgen gehen.
Konzentrieren wir uns gemeinsam, auf das, was wir tun können: Wir lernen neue Strategien!
Bleiben Sie gesund, werden Sie gesund und schauen Sie wieder vorbei. Ich wünsche Ihnen Kraft in dieser Zeit.
Ihre Stefanie Rösch