Advent, die Zeit des Wartens, auf Weihnachten, auf Begegnungen mit Familien, Freunden, dem Christkind, Geschenken, Weihnachtsdeko und Weihnachtsgans.
Advent, die Zeit des Erwartens und des Er-Wartens.
Ich kenne viele Menschen, die von Weihnachten viel erwarten. Zum Beispiel, dass die Beziehungen, die das ganze Jahr über nicht funktionieren, es doch bitteschön an Weihnachten plötzlich tun. Schließlich ist das doch das Fest der Liebe, der erwarteten Liebe, der er-warteten Liebe.
Wir erwarten von anderen, dass sie uns geben, was wir uns wünschen: Die Erfüllung unserer Bedürfnisse, meist der Grundbedürfnisse. Wenn diese Wünsche dann nicht erfüllt werden, sind wir enttäuscht. Schließlich haben wir uns die Erfüllung doch verdient, indem wir sie uns er-wartet haben. Wir warten das ganze Jahr darauf und manchmal viele Jahre, nur um Jahr für Jahr wieder enttäuscht zu werden. Ent-täuscht. Konfrontiert mit der Realität und dem Schmerz Jahr für Jahr nicht erfüllter Wünsche und nicht erfüllter Erwartungen.
Lebenszeit mit Warten zu verbringen ist nicht unbedingt die sinnvollste aller Möglichkeiten, mit dem eigenen Leben umzugehen. Wir warten oft trotzdem. Aber vielleicht können wir dieses Jahr anfangen zu handeln, indem wir nicht mehr warten und keine Erwartungen haben, sondern so tun, als würden wir dem anderen das erste Mal begegnen, auch wenn es unser Partner, unsere Frau, unsere Kinder, unsere Eltern oder andere Verwandte und andere Menschen sind, denen wir in den kommenden Tagen begegnen. Vielleicht, können wir so tun, als sähen wir unser Gegenüber das erste Mal und als würden wir einem Menschen begegnen, den kennen zu lernen, interessant sein könnte.
Was dann wohl passiert?
So wünsche ich Ihnen eine erwartungs- und deswegen auch enttäuschungsfrei Weihnachtszeit.
Herzlichst, Ihre
Stefanie Rösch